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Titelthema: Moosfrösche

TitelthemaRotscheiben-Rindenfrosch, Thelodermarhododiscus (Liu & Hu, 1962)Der Rotscheiben-Rindenfrosch zählt mit etwa 3 cm Körperlängeebenfalls zu den kleineren Moosfrosch-Arten. Auch fürdiese Art wurde die Zugehörigkeit zur Gattung Thelodermalange diskutiert. So wurde die Spezies ursprünglich in der GattungPhilautus beschrieben. Phylogenetische Analysen habenjedoch die Zugehörigkeit zu Theloderma bestätigt, und interessanterweisescheinen die nächsten Verwandten die „echten“Moosfrösche T. bicolor und T. corticale zu sein (Poyarkov et al.2015). Der kleine Froschlurch gilt als relativ weit verbreitet,und man findet ihn im südlichen China (Provinzen Hunan,Fujian, Guangdong, Jiangxi, Guangxi sowie wahrscheinlichGuizhou und im östlichen Yunnan) und nördlichen Vietnam(Provinzen Kon Tum, Lao Cai). Es wird jedoch davon ausgegangen,dass das Verbreitungsgebiet noch größer ist unddie Art auch an anderen Orten, gerade in angrenzenden Gebieten,zu finden ist (Mian et al. 2017). Die Populationen ausdem Grenzgebiet Vietnam/China (Provinzen Yunnan und HaGiang) wurden kürzlich als eigenständige Art, T. hekouenseDu et al., 2022, beschrieben (Foto siehe Artenliste auf Seite 67in diesem Heft). Theloderma rhododiscus bewohnt Waldgebietein Lagen zwischen 830 und ca. 1.700 m ü. NN. Sonst ist überdie Art leider verhältnismäßig wenig bekannt. So bleibt wohlauch noch abzuwarten, ob zukünftige umfassende phylogenetischeUntersuchungen nicht auch noch weitere kryptischeDiversität bei diesem Taxon aufzeigen.Auch Theloderma rhododiscus zählt zu den kleinen MoosfröschenFoto: I. RechDerzeit wird T. rhododiscus von der IUCN als „least concern“mit rückläufigem Populationstrend eingestuft (Status2022). Ihr geschätztes Verbreitungsgebiet beträgt ca.259.250 km². In dieser Kategorisierung wurden allerdingsnoch die Populationen von T. hekouense einbezogen.Die von mir gepflegten Tiere scheinen auf Exemplare vonDayaoshan (Guangxi-Provinz, China) zurückzugehen.Derzeit pflege ich die Frösche in zwei verschiedenen Setups.Die Faunabox mit den Maßen 35 x 18 x 20 cm verfügtdurch den halboffenen Deckel über eine sehr gute Belüftung.Die Box steht, wie meine anderen Aufzuchtboxen,im Badezimmer bei relativ kühlem Klima (ca. 12–25 °C),und sie ist lediglich mit einigen Korkaufbauten ausgestattet.Das Terrarium mit den Maßen 40 x 40 x 60 cm verfügtdagegen über eine eher spärliche Ventilation und steht ineinem relativ warmen Raum (ca. 20–28 °C). Das Becken istebenfalls mit zahlreichen Korkstücken strukturiert, weistaber im Vergleich zur Faunabox eine dichtere Bepflanzungauf. Bisher funktionieren beide Haltungsmethoden problemlos.Allerdings gab es bisher nur im Terrarium Nachwuchs.Die Quappen scheinen relativ schnell zu wachsen.Die Frösche sind durch ihre Färbung und Hautstruktur extremgut auf der Korkrinde getarnt, und so ist es manchmaletwas schwierig, sie zu beobachten. Sie halten sich vorwiegendim Übergangsbereich von Korkrinde und Wasser auf,um bei Gefahr schnell abtauchen zu können.Vietnam-Flechtenfrosch, Theloderma(Stelladerma) vietnamense Poyarkov etal., 2015Theloderma stellatum (Taylor, 1962) und T. vietnamensegehören mit ca. 4 cm Körperlänge zu den mittelgroßenMoosfröschen und bilden zusammen mit T. horridum dieUntergattung Stelladerma innerhalb der Gattung Theloderma.Lange Zeit wurde nicht erkannt, dass es sich beiT. stellatum und T. vietnamense um zwei verschiedene Taxahandelt. Während T. stellatum vermutlich das südlicheThailand (jedoch nicht die Halbinsel) von den ProvinzenUthai Thani bis nach Nakor Ratchasrima und südlich bisnach Trat und Chanthaburi bis ins südwestliche Kambodscha(Cardamom-Berge) und den Nationalpark PhnomKulen (nördliches Kambodscha) bewohnt, ist T. vietnamensein Süd- und Zentral-Vietnam, dem angrenzenden Kambodscha(Mondol Kiri) und möglicherweise auch bis inszentrale Laos und den Osten Thailands zu finden. Da sichdie beiden Arten jedoch äußerlich extrem ähneln und esbereits Fehlbestimmungen gab, die gefundenen Tiere aberi. d. R. nur morphologisch, aber nicht genetisch bestimmtwurden, ist die genaue Verbreitungsgrenze zwischen beidenArten unklar. Aufgrund der Schwerpunktverbreitungbeider Spezies möchte ich hier zusätzlich zu dem von Kunzet al. (2010) vorgeschlagenen Trivialnamen Schwimmhaut-Flechtenfroschfür T. stellatum und T. vietnamensedie Namen Vietnam-Flechtenfrosch (T. vietnamense) undThai-Flechtenfrosch (T. stellatum) vorschlagen.Aufgrund der hohen morphologischen Ähnlichkeit ist dieUnterscheidung der beiden Schwesterarten, wie erwähnt,24

Titelthemaaber eher selten zu finden ist, wasdaran liegt, dass ihre Mikrohabitate(wassergefüllte Baumhöhlen) häufignur in Primärwäldern vorhandensind. Auch T. stellatum wird von derIUCN aufgrund ihres recht großenVerbreitungsgebiets (ca. 361.600 km²)als „least concern“, ebenfalls mit rückläufigemPopulationstrend, eingestuft(Stand 2016). Es wird zwar daraufhingewiesen, dass die Art bisher nurbis 180 m ü. NN gefunden wurde, essei jedoch davon auszugehen, dass sieebenfalls wie T. vietnamense auch indeutlich höheren Lagen zu finden ist.Vor etwa vier Jahren konnte ich mehrereExemplare, die mir als T. vietnalikationenzu T. stellatum oft aber eigentlichauf T. vietnamense beziehen,ist es nicht leicht erkennbar, inwieweitsich die Biologie, das Habitat und andereBeobachtungen zwischen denTaxa unterscheiden. Es scheint jedoch,als würde T. stellatum sehr ähnlicheAnsprüche und Verhaltensweisen wieseine Schwesterart zeigen.Da T. vietnamense ein recht großes Verbreitungsgebietbewohnt, das auf ca.408.600 km², jedoch mit rückläufigemPopulationstrend, geschätzt wird,wird die Art seit 2016 von der IUCNals „least concern“ eingestuft. Poyarkovet al. (2015) erwähnen, dass sietrotz des großen VerbreitungsgebietsTheloderma vietnamense Foto: I. Rechäußerst schwierig. Poyarkov et al.(2015) konnten bei einem Vergleichbeider Arten feststellen, dass T. stellatumsignifikant längere Beine, einestärkere Ausprägung der Schwimmhäutean Händen und Füßen sowieein anderes Farbmuster aufweist.So sind die dunklen, hell gesäumtenZeichnungselemente auf dem Rückenbei T. stellatum dreiblättrig angeordnet,während sie bei T. vietnamenseein umgedrehtes V oder U darstellen.Die Bauchseite von T. stellatum ist,verglichen mit seiner Schwester, eherheller und wird von dickeren, unregelmäßigen,weißen bis bläulichen, sternförmigenFlecken geziert, die meistmiteinander verbunden sind und zueiner Netzzeichnung übergehen. DieKehle weist im Vergleich deutlicheweiße Flecken auf. Bei T. vietnamenseist die Ventralseite tendenziell dunklergefärbt, mit einer nicht so deutlich ausgeprägtenNetzzeichnung. Die Kehleweist zudem weniger und eher bläulichePunkte auf. Für Bilder sowie einedetaillierte Beschreibung sei hier aufdie Originalpublikation von Poyarkovet al. (2015) verwiesen. All diese Merkmalesind ohne den direkten Vergleichjedoch nur sehr schwer einzuschätzen.Es ist davon auszugehen, dass es mittlerweilebeide Arten in unseren Terrariengibt oder zumindest gab, da auchimmer wieder Importe aus den jeweiligenRegionen kamen.Theloderma vietnamense ist ein Bewohnerdes immergrünen und monsungeprägten,teils laubabwerfendenRegenwalds in Flachlandlagen bis1.500 m ü. NN, wobei der Verbreitungsschwerpunktbis 800 m ü. NNliegt. Die Habitate sind meist vongeschlossenem Kronendach geprägt,und die Tiere finden sich stets in derNähe wassergefüllter Baumhöhlenoder auch in menschengemachtenSekundärhabitaten wie in wassergefülltenFässern im Wald. Diesenatürlichen oder auch künstlichenWasseransammlungen werden dannvon einer Gruppe bewohnt, meistbestehend aus einem Männchen undzwei bis drei Weibchen. Das Männchenruft meist in der Nähe der Höhleoder direkt in dieser. Gelege bestehenaus c. 4–8 Eiern. Da sich gerade Pub-25

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