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Titelthema: Moosfrösche

Titelthemalassen, um die

Titelthemalassen, um die Artzugehörigkeit zu ermitteln. Da ich imRahmen einer Forschungsarbeit am Zoologischen ForschungsmuseumKoenig (Leibniz-Institut zur Analyse desBiodiversitätswandels, ZFMK in Bonn) eine genauere Identifikationbenötigt habe, hatte ich auf die letztgenannte Methodezurückgegriffen. So hat sich in der Tat herausgestellt,dass beide von mir betreuten Gruppen von T. asperumeigentlich T. albopunctatum sind und deren Ursprungslokalitätauf Sa Pa (Vietnam) bzw. das südliche China zurückgeht.Gehalten werden die Frösche in zwei verschiedenen Setups.Die Faunabox (38 x 20 x 28 cm) verfügt im Vergleich zumTerrarium (40 x 40 x 60 cm) über eine deutlich bessere Belüftung.Die Fröschchen werden dort unter den oben beschriebenenBedingungen erfolgreich gepflegt und vermehrt. DieBesatzdichte beträgt etwa 7–15 Tiere. Die Temperatur beträgtje nach Jahres- und Tageszeit zwischen ca. 18 °C und27 °C. Das Becken wird nur unregelmäßig und meist beistarken Regenfällen besprüht. Eine Vermehrung findet wiebei den meisten Theloderma-Arten vor allem von Frühling bisHerbst statt, solange die Temperaturen nicht zu heiß sind.Goldener Rindenfrosch, Thelodermaauratum Poyarkov et al., 2018Der Goldene Rindenfrosch, T. auratum, ist erst 2018 beschriebenworden. Es handelt sich um eine kleine Spezies,die auf den ersten Blick leichte Ähnlichkeit zu T. palliatumzeigt und endemisch im immergrünen Bergwald desTay-Nguyen-Plateaus in Zentral-Vietnam zu finden ist. DieArt ist bislang nur aus ungestörtem Primärwald mit einemmehrstöckigen Kronendach und dichtem Unterwuchs zwischen800 und 1.400 m ü. NN bekannt. Genetische Analysenhaben gezeigt, dass T. auratum das Schwestertaxon vonT. palliatum bildet. Auch wenn sich die beiden Arten morphologischleicht ähneln, zeigen sie doch ein ganz anderesVerhaltensrepertoire. So sind T. auratum um ein Vielfachesflinker und sprunghafter als ihre plumpe Schwesterart. DerEine Vermehrung findet bei den meistenTheloderma-Arten vor allem von Frühlingbis Herbst stattwissenschaftliche Artname sowie auch die englische Benennung„Golden Bug-eyed Frog“ leitet sich, wie zu erwarten,von der goldenen oder eher gelblichen Dorsalfärbungab, und so möchte ich hier auch den deutschen TrivialnamenGoldener Rindenfrosch zum Gebrauch vorschlagen.Die Art wird seit 2021 von der IUCN als „vulnerable“ mitrückläufigem Populationstrend eingestuft. Ihr Verbreitungsgebiet(extent of occurrence) wird auf ca. 19.290 km 2geschätzt. Diese Schätzung schließt Gebiete ein, in denendie Art bisher noch nicht nachgewiesen ist, aber vermutetwird. Da das Taxon bisher nur aus Primärwäldern bekanntist, stellen möglicherweise Habitatzerstörung und andereFormen von anthropogenem Druck eine Bedrohung dar.Theloderma auratum Foto: P. GinalIm Dezember 2019 erhielt ich im Rahmen eines Forschungsprojektsam Museum Koenig in Bonn zehn Jungtiere dieserArt, die ich zuerst in einer großen Faunabox mit den Maßen38 x 20 x 28 cm pflegte. Diese war mit einigen Korkstückensowie kleineren Rankpflanzen ausgestattet. Der Behälterwurde in einem dauerhaft warmen (ca. 20–28 °C) Terrarienraummit relativ hoher Luftfeuchtigkeit direkt an einerFensterbank (ohne direkten Sonneneinfall!) aufgestellt.Bereits am ersten Tag zeigten die Frösche eine hohe Rufbereitschaft,was auch schnell in den ersten Nachzuchterfolgenresultierte. Poyarkov et al. (2018) dokumentieren einerelativ kleine Gelegegröße von lediglich ein oder zwei bismaximal drei Eiern pro Gelege, was ich bestätigen kann.In der Regel werden innerhalb von mehreren Tagen oderWochen jedoch mehrere Gelege abgesetzt.Aus Platzgründen zogen die Tiere nach einigen Monatenin ein Terrarium mit den Maßen 40 x 40 x 60 cm, das eineähnliche Einrichtung aufwies wie die Faunabox. Auch hierwurde sich sehr rege vermehrt. Aus ungeklärten Gründengab es innerhalb von nur wenigen Tagen jedoch einen Komplettverlustaller erwachsenen Tiere, den lediglich die Kaulquappenüberlebten. Die verbliebenen vier, mittlerweileebenfalls ausgewachsenen Tiere habe ich anschließend ineinem kleinen Falltürterrarium mit den Maßen 20 x 20 x40 cm aufgezogen. Auch dieses Becken ist relativ einfacheingerichtet und enthält neben einigen Kork aufbauten lediglicheine Efeutute. Auch dieses Terrarium scheint den20

TitelthemaAnsprüchen der Art zu genügen, jedoch kam es nie zur Reproduktion.Als ich die Gruppe schließlich in ein anderesBecken mit den Maßen 30 x 30 x 20 cm überführte, stelltesich auch der Nachzuchterfolg ein. Leider scheint sich dieArt, zumindest unter meinen Haltungsbedingungen, jedochrelativ langsam zu vermehren.Bambus-Rindenfrosch,Theloderma laeve (Smith, 1924)Beim Bambus-Rindenfrosch, T. laeve, handelt es sich ebenfallsum eine der kleineren, schlankeren Moosfroscharten(< 3 cm), deren taxonomischer Status wie bei vielen kleinenThelodermen stark debattiert wurde. Ursprünglich wurdedas Taxon als Philautus laevis aus Sui Kat, Langbian-Plateau(1.000 m ü. NN), aus der Provinz Lam Dong in Süd-Vietnambeschrieben. Später wurde sie dann aufgrund von morphologischenund ethologischen Aspekten in die Gattung Thelodermagestellt. So zeigt T. laeve eine zweifarbige Iris unddas für Moosfrösche typische Reproduktionsverhalten (Ablaichenin wassergefüllten Baumhöhlen). Und obwohl dieArt im Gegensatz zu den meisten anderen Theloderma-Arteneine vollständig glatte Hautstruktur aufweist, haben genetischeUntersuchungen die Zugehörigkeit zur Gattung bestätigt(für Details siehe Poyarkov et al. 2015). Deutlich späterbeschrieben Orlov et al. (2012) eine weitere kleine Theloderma-Artaus dem Flachland (100–400 m ü. NN) der südlichenVorgebirge des Langbian-Plateaus (Provinzen Dak Nong,Binh Phuoc und Lam Dong) als T. bambusicolum, welche allerdingsmorphologisch nicht von T. laeve zu unterscheidenist und in geographischer Nähe zu dieser vorkommt. DaherTheloderma laeve, ein kleiner Vertreter der MoosfröscheFoto: I. Rechgilt T. bambusicolum mittlerweile auch als Synonym vonT. laeve. Zwischenzeitlich wurde der Name T. laeve abernoch fälschlicherweise für einige wohl unbeschriebeneTaxa aus dem T.-truongsonense-Komplex verwendet, undso herrscht noch große Unklarheit darüber, wie weit sichdie Verbreitung dieser Art erstreckt. Mittlerweile wurdenbereits weitere Populationen aus Zentral- und Süd-Vietnamzwischen 125 und 1.400 m ü. NN entdeckt, und eswird vermutet, dass die Art bis ins angrenzende Laos undKambodscha vorkommt.Theloderma laeve ist vor allem eine Art des tropischen Tiefland-Monsunwalds,die sowohl im Primärwald wie auchin gestörten Habitaten zu finden ist. Die Spezies scheintstark mit dem Vorkommen von Bambus assoziiert zu sein,was sich auch im wissenschaftlichen Namen bambusicolumwiderspiegelt, der so viel wie „bambusbewohnend“bedeutet. Auch wenn das eigentlich gültige Artepithetonlaeve (= glatt), das sich auf die für Thelodermen erstaunlichglatte Haut bezieht, ebenfalls ein sehr treffender Name fürdiese Art ist, möchte ich an dieser Stelle Verwirrung mitdem Glatten Rindenfrosch (T. licin) vermeiden. Aus diesemGrund möchte ich hier auch den deutschen TrivialnamenBambus-Rindenfrosch vorschlagen.Theloderma laeve setzt recht kleine Gelege von lediglichein bis drei Eiern ab, was wohl, wie auch bei den anderenArten, eine Anpassung an die sehr kleinen Larvengewässer(wassergefüllte Bambushöhlen) darstellt. Thelodermalaeve ist neben T. asperum/albopunctatum eine der wenigenArten der Familie Rhacophoridae, bei der das sogenannteFoot-flagging-Verhalten beobachtet wurde. Bei dieser Formder visuellen Kommunikation strecken die Männchen nacheiner vorangegangenen Rufserie erst langsam ihr linkesHinterbein aus und vollziehen eine Winkbewegung. Anschließendwird dies dann mit dem rechten Hinterbeinwiederholt. Meist springen die Männchen nach diesemVerhalten an einen anderen Sitzplatz, wo dann das ganzeProzedere wiederholt wird (Orlov et al. 2012). Leider istdie genaue Bedeutung dieses Verhaltens noch weitestgehendunklar. Es scheint aber wohl eine Form der innerartlichenKommunikation darzustellen.Seit 2021 wird die Art von der IUCN aufgrund ihres großenVerbreitungsgebiets als „least concern“ mit rückläufigemPopulationstrend eingestuft. Ihr „extent of occurrence“wird auf 141.740 km 2 geschätzt. In die Berechnung flossenjedoch Gebiete ein, in denen die Art bisher noch nicht nachgewiesenwurde, aber vermutet wird.Aufgrund der geringen Körpergröße lässt sich diese Speziesbereits in recht kleinen Terrarien pflegen. So halteich meine Zuchtgruppe von etwa sieben Tieren in einemFalltürterrarium mit den Maßen 30 x 30 x 20 cm. An derunteren Front sowie an der Oberseite befindet sich einschmales Lochblech zur Belüftung. Auch dieses Beckenist lediglich mit einigen Korkstücken sowie einer Efeututeeingerichtet.Nach meiner Erfahrung ist die Art bei richtiger Haltung,wie auch fast alle anderen Thelodermen, sehr temperaturtolerant.Einen Großteil der Jungtiere ziehe ich in einer21

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