22 ZOOM Foto: Walter Sianos „Acid Jazz und Soul waren das große Ding und das hat mich musikalisch schon sehr geprägt.“ einen guten Austausch mit regionalen Festivals wie dem Bardentreffen in Nürnberg, mit dem wir stets versuchen, Synergien herzustellen. Festivals für globale Musik sind keine Seltenheit. Inwiefern unterscheidet sich das Water & Sound-Festival von üblichen World-Music Events? Das Festival will das Publikum mit außergewöhnlicher, jedoch schlagkräftiger globaler Musik jenseits des Mainstreams herausfordern und gewinnen. Wir versuchen immer auch Connections zwischen lokalen und internationalen Künstler:innen herzustellen und stehen im ständigen Austausch mit lokalen Communities. Durch die Verknüpfung mit Wasser greifen wir einen weiteren globalen Themenbereich auf, der ökologische Zusammenhänge behandelt und sich gut zum bisherigen Konzept fügt. Durch das Rahmenprogramm in Kooperation mit dem Welterbe-Büro ist eine thematische Vertiefung möglich, damit haben wir fast schon ein Alleinstellungsmerkmal und es trifft den Nerv der Zeit. Schließlich wurde Augsburg wegen seines Wassermanagement-Systems 2019 mit dem Titel UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet. Augsburg erlebt gerade einen grandiosen Kultursommer. Wenn du 20 Jahre zurückblickst, was hat sich verändert? Es hat sich viel getan und es wurde und wird auch hart dafür gekämpft, Brücken zwischen der sogenannten herkömmlichen Hochkultur und der Pop-, Sub-, Interkultur zu schlagen. Früher war eine Kooperation zwischen Theater und Popkultur schwierig. Ich kann mich noch an eine Situation erinnern, als ein Auftritt der Band Gustav im letzten Moment im Foyer des Theaters gecancelt wurde, weil die damalige Intendanz Bangen vor dem jungen Publikum und um ihren Teppich hatte. So etwas würde heute nicht mehr passieren, es herrscht ein ganz anderes Selbstverständnis. In Augsburg sind heute Dinge möglich, die früher undenkbar waren. Aber es gibt noch viel zu tun. Neben dem eigenen Anspruch hat man bei der Künstlerauswahl auch eine große Verantwortung. Gab es Momente, in denen es dir heiß geworden ist? Heiß wurde mir bei der letzten Brechtnacht 2020 im Kongress am Park, als bei vollem Haus der Rechner von The Notwist nicht mehr ging und keiner wusste, ob das Konzert überhaupt noch stattfinden kann. Zum Glück konnten wir eine Lösung finden. Was das Booking betrifft, bin ich schon jemand, der sich ständig hinterfragt. Ich bin sehr selbstkritisch, mein Ziel ist es immer Künstler:innen auszuwählen, die eine besondere Relevanz haben. Wann ist ein Festival ein Erfolg? Wenn die Musik fantastisch und das Publikum glücklich ist. Deine Formate sind so angelegt, dass die Leute nicht allein wegen des Hauptacts kommen, sondern weil sie wissen, dass es auch viel darüber hinaus zu entdecken gibt. Es war tatsächlich keine Selbstverständlichkeit, dass es funktionieren würde, aber hinter dem Festival der Kulturen steckt eine langfristige Strategie und ein Konzept. Die Idee war es von Beginn an, Künstler zu buchen, die nicht jeder kennt, die aber durch ihre Qualität überzeugen. Das Augsburger Publikum ist viel offener, als man denkt. Gibt es nach so langer Zeit noch unerfüllte Träume? Anders gefragt: Was für ein Festival wäre für dich das Größte der Gefühle? Es gibt eine großartige Band aus Südkorea, ADG7, die ich schon lange buchen will. Bisher hat das leider noch nicht geklappt, aber es sieht gut aus für 2023. Mein großer Traum ist aber eher die langfristige Strategie und dass die Festivals noch lange erfolgreich laufen. Und ich freue mich auf ein besonderes Projekt beim nächsten Brechtfestival, welches wir wahrscheinlich zusammen mit Markus Acher von The Notwist realisieren werden. (ws)
Foto: Brooke Cagle, Tributary Studio, Arkansas ZOOM 23 Jetzt App Herunterladen Langeweile ? gibts hier nicht ! augsburgs größter terminkalender. magazin kostenlos erhältlich an über 500 Auslagestellen oder unter www.neue-szene.de