SMS Meer GmbH - Metall-web.de
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Numerische Berechnung <strong>de</strong>r<br />
Umformung von Aluminiumblechen<br />
mittels Kunststoffschmelzedruck<br />
Behrens, B.-A. (1); Bouguecha, A. (2); Götze, T. (3)<br />
Im Rahmen dieser Arbeit wird die numerische Simulation eines wirkmedienbasierten<br />
Blechumformprozesses vorgestellt. Hierbei wird das scherraten- und temperaturabhängige<br />
Fließverhalten <strong>de</strong>r Kunststoffschmelze berücksichtigt, die das aktive<br />
Umformelement im Herstellungsprozess darstellt. Infolge <strong>de</strong>s Wirkmediendrucks<br />
wird das Umformformverhalten <strong>de</strong>r als Blechwerkstoff eingesetzten Aluminiumlegierung<br />
AlMg3 numerisch abgebil<strong>de</strong>t. Die Berechnungsergebnisse zeigen insbeson<strong>de</strong>re<br />
für die Blech<strong>de</strong>formation eine gute Übereinstimmung mit <strong>de</strong>r Realität.<br />
Ein Verfahren zur Herstellung<br />
hybri<strong>de</strong>r Kunststoff-Blech-Bauteile<br />
ist das so genannte ‚Polymer<br />
Injection Forming’ (PIF). Dieses<br />
Herstellungsverfahren zeichnet sich<br />
dadurch aus, dass die Kunststoffschmelze<br />
während <strong>de</strong>r Blechumformung als aktives<br />
Umformelement dient. Nach <strong>de</strong>r Umformung<br />
<strong>de</strong>s Blechs härtet <strong>de</strong>r schmelzflüssige<br />
Kunststoff aus und bil<strong>de</strong>t mit <strong>de</strong>m Blech<br />
über einen geometrischen Hinterschnitt,<br />
einer Perforation o<strong>de</strong>r durch einen thermisch<br />
aktivierten Haftvermittler einen<br />
hybri<strong>de</strong>n Bauteilverbund. Mit <strong>de</strong>m von<br />
<strong>de</strong>r Firma CORUS entwickelten Verfahren<br />
[1] lassen sich die zuvor getrennten<br />
Herstellungsstufen <strong>de</strong>r Blechumformung<br />
und <strong>de</strong>m anschließen<strong>de</strong>m Hinterspritzen<br />
<strong>de</strong>r Kunststoffschmelze kombinieren und<br />
somit effektiv Kosten einsparen.<br />
Neben <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Verbundpartner<br />
ermöglicht die unbegrenzte Formgebungsvielfalt<br />
<strong>de</strong>r Kunststoffschmelze<br />
eine individuelle Gestaltungsfreiheit<br />
METALL | 65. Jahrgang | X-X/2011 1-2/2011<br />
und hinsichtlich <strong>de</strong>s späteren Anfor<strong>de</strong>rungsprofils<br />
optimierte Werkstoffeigenschaften<br />
<strong>de</strong>s Bauteils. Mit <strong>de</strong>m Einsatz<br />
von Leichtmetallen, wie z.B. Aluminium,<br />
wird <strong>de</strong>r Leichtbaucharakter <strong>de</strong>r Hybridbauteilverbun<strong>de</strong><br />
unterstützt.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Kosten- und<br />
Gewichtseinsparungen wird diese Art<br />
von Hybridbauteilen vermehrt im Fahrzeuginnenraum,<br />
in Haushaltsgeräten und<br />
in <strong>de</strong>r Unterhaltungselektronik eingesetzt<br />
[2, 3]. Dabei wird häufig <strong>de</strong>r Kunststoff als<br />
Trägermaterial und das <strong>Metall</strong> als Oberfläche<br />
(Haptik und Optik) eingesetzt. An<br />
die Herstellung dieser Bauteilverbun<strong>de</strong><br />
wer<strong>de</strong>n allerdings hohe Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
gestellt.<br />
Wie bereits erwähnt, ermöglicht das<br />
PIF-Verfahren die wirkmedienbasierte<br />
Blechumformung mittels <strong>de</strong>r Kunststoffschmelze.<br />
Hierbei interagieren zwei<br />
Materialien mit unterschiedlichen temperaturabhängigenWerkstoffeigenschaften.<br />
Unter diesen Gesichtspunkten ist eine<br />
Bild 1: Temperaturabhängiges Materialverhalten <strong>de</strong>r betrachteten Werkstofffehler<br />
METALL-FORSCHUNG<br />
METALL-RUBRIK<br />
Produktentwicklung nur durch ein hohes<br />
Maß an Wissen hinsichtlich <strong>de</strong>r Werkstoffauswahl<br />
und <strong>de</strong>r Prozessparameter<br />
zu gewährleisten, die ohne mo<strong>de</strong>rne technische<br />
Hilfsmittel schwer zu bestimmen<br />
sind und daher zu hohen Entwicklungszeiten<br />
führen.<br />
Mit Hilfe <strong>de</strong>r Finite-Element Metho<strong>de</strong><br />
(FEM) lässt sich während <strong>de</strong>r Entwicklungsphase<br />
eine zielsichere Bauteilgestaltung<br />
erreichen. Damit wird eine<br />
Reduzierung <strong>de</strong>r Entwicklungszeiten<br />
gewährleistet und die freigesetzten Ressourcen<br />
können an<strong>de</strong>rweitig eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r FE-Simulation <strong>de</strong>s wirkmedienbasierten<br />
Blechumformprozesses<br />
muss das temperaturabhängige Fließverhalten<br />
<strong>de</strong>r Kunststoffschmelze sowie<br />
die <strong>Metall</strong>komponente, welche ebenfalls<br />
ein temperaturabhängiges Materialverhalten<br />
aufzeigt, berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Sowohl experimentelle als auch numerische<br />
Untersuchungen auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r<br />
gekoppelten Spritzgieß-Blechumformung<br />
wer<strong>de</strong>n in [2, 4, 5] durchgeführt. Im Rahmen<br />
dieser Arbeit wird das Umformverhalten<br />
von Aluminiumblechen unter <strong>de</strong>m<br />
schmelzflüssigen Wirkmediendruck mittels<br />
<strong>de</strong>r FEM numerisch abgebil<strong>de</strong>t. Das<br />
gekoppelte Schmelz- und Strukturverhalten<br />
in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Temperatur wird<br />
Tabelle 1: Thermische Materialkennwerte<br />
<strong>de</strong>r betrachteten Werkstoffe<br />
mit <strong>de</strong>m FE-System LS-DYNA berechnet.<br />
Für die Validierung <strong>de</strong>r Berechnungen<br />
wer<strong>de</strong>n zum Vergleich experimentelle<br />
Daten aus <strong>de</strong>r Literatur herangezogen<br />
und <strong>de</strong>n Simulationsergebnissen<br />
gegenübergestellt.<br />
Werkstoffcharakterisierung<br />
Das Fließverhalten <strong>de</strong>r Kunststoffschmelze<br />
ist eine wichtige Randbedingung in<br />
<strong>de</strong>r numerischen Abbildung <strong>de</strong>s PIF-<br />
Verfahrens. Das strukturviskose Materialverhalten<br />
zeichnet sich dahingehend<br />
aus, dass mit zunehmen<strong>de</strong>r Scherrate die<br />
Viskosität bzw. <strong>de</strong>r Fließwi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r<br />
Schmelzflüssigkeit abnimmt. Darüber<br />
hinaus nimmt die Viskosität mit steigen<strong>de</strong>r<br />
Temperatur ab. In Bild 1 (links) sind<br />
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