Chipentwicklung fu127 ur Pixel - Prof. Dr. Norbert Wermes ...
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<strong>Chipentwicklung</strong> von <strong>Pixel</strong>-<br />
und Mikrostreifen-Detektorelektronik<br />
für den Teilchennachweis<br />
und biomedizinische Bildgebung<br />
von<br />
Manuel Koch<br />
Diplomarbeit in Physik<br />
angefertigt am<br />
Physikalischen Institut<br />
vorgelegt der<br />
Mathematisch-Nat<strong>ur</strong>wissenschaftlichen Fakultät<br />
der<br />
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität<br />
Bonn<br />
im Juli 2005
Ich versichere, dass ich diese Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als<br />
die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt sowie die Zitate kenntlich<br />
gemacht habe.<br />
Angenommen am: 28.07.2005<br />
Referent: <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. N. <strong>Wermes</strong><br />
Korreferent: Priv. Doz. <strong>Dr</strong>. P.-D. Eversheim
Inhaltsverzeichnis<br />
Einleitung : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 3<br />
1. Di erentielle Stromlogik : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 5<br />
1.1 CMOS-Logik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
1.2 Di erentielle Stromlogik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
1.2.1 Vorteile der di erentiellen Logik . . . . . . . . . . . . . 8<br />
1.2.2 Nachteile der di erentiellen Logik . . . . . . . . . . . . 9<br />
1.2.3 Schaltungen in di erentieller Logik . . . . . . . . . . . . 10<br />
2. Entwicklung von Signalverarbeitungselektronik für Compton-Polarimetrie<br />
: : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 15<br />
2.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
2.1.1 Compton-Polarimetrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
2.1.2 Messverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
2.1.3 Anforderungen an das Detektorsystem . . . . . . . . . . 16<br />
2.1.4 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
2.2 Aufbau der Signalverarbeitungselektronik . . . . . . . . . . . . . 18<br />
2.2.1 Analoge Signalverarbeitungskette . . . . . . . . . . . . . 18<br />
2.2.2 Digitale Signalverarbeitungskette . . . . . . . . . . . . . 19<br />
2.2.3 Zählerarchitekt<strong>ur</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
2.2.4 Serielle Datenausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
2.2.5 Kanal-Selektierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
2.2.6 Vervollständigung der Auslesekette . . . . . . . . . . . . 24<br />
2.2.7 Erweiterte Testmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
2.3 Erste Messergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
2.3.1 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
3. Zählende und integrierende Detektorelektronik für biomedizinische<br />
Bildgebung : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 29<br />
3.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
3.1.1 Einzelpulszählung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
3.1.2 Integration des Signalstromes . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
3.1.3 Nutzung beider Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
3.2 Funktionsprinzip des CIX-Chips . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
3.2.1 Digitalisierung des Signalstroms . . . . . . . . . . . . . 32
2<br />
3.2.2 Anforderungen an die Zählerarchitekt<strong>ur</strong> . . . . . . . . . 32<br />
3.2.3 Implementierung der Zählerstrukt<strong>ur</strong> . . . . . . . . . . . 35<br />
4. Messungen an Teststrukt<strong>ur</strong>en di erentieller Stromlogik : : : : : 37<br />
4.1 Aufbau des Testsystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
4.1.1 Funktionen des Testchips . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
4.1.2 Adapterplatine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
4.1.3 USB-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
4.1.4 Smart-Card . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
4.2 Eichung der Biasströme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
4.3 Messung von Verzögerungszeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
4.3.1 Messverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
4.3.2 Exemplarstreuung der Verzögerungszeiten . . . . . . . . 43<br />
4.3.3 Biasstromabhängigkeit der Verzögerungszeiten . . . . . . 43<br />
4.3.4 Bedeutung der Messergebnisse für den CIX-Prototypchip 44<br />
4.3.5 Leistungsverhalten der di erentiellen Logik . . . . . . . . 44<br />
4.4 Maximale Zählraten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
5. 3-Transistor-Ladungspumpe : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 49<br />
5.1 Beschreibung der Ladungspumpe . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
5.1.1 Grundprinzip der Ladungspumpe . . . . . . . . . . . . . 50<br />
5.1.2 E ekte höherer Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
5.2 Messungen der Ladungspumpeneigenschaften . . . . . . . . . . 53<br />
5.2.1 Linearität der Ladungspumpe . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />
5.2.2 Frequenzverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />
5.2.3 Stabilität bei Variation von Vout . . . . . . . . . . . . . 56<br />
5.3 Bewertung der Messung & Verbesserungen . . . . . . . . . . . . 56<br />
6. Zusammenfassung und Ausblick : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 59
Einleitung<br />
Detektoren für ionisierende Strahlung sind eines der Grundgerüste der experimentellen<br />
Teilchenphysik. Kontinuierliche Fortschritte und Entwicklungen in<br />
der Detektorphysik haben allerdings auch zu vielen Anwendungen au erhalb<br />
der Teilchenphysik geführt.<br />
Insbesondere sind Halbleiterdetektoren, die als moderne \Festkörper-Ionisationskammern"<br />
d<strong>ur</strong>ch ihre hohe Wechselwirkungswahrscheinlichkeit mit ionisierender<br />
Strahlung Vorteile bieten, aus vielen Gebieten der modernen Wissenschaften<br />
nicht mehr wegzudenken. Streifen- oder <strong>Pixel</strong>detektoren ermöglichen<br />
es, ortsaufgelöste Messungen mit µm-Genauigkeit d<strong>ur</strong>chzuführen.<br />
Die Röntgenbildgebung in Medizin, Sicherheitssystemen und Materialwissenschaften<br />
pro tiert besonders von modernen Halbleiterdetektoren. Mobile<br />
Detektorsysteme erlauben es, Werkstoffprüfungen ortsunabhängig d<strong>ur</strong>chzuführen.<br />
Sicherheitssysteme ermöglichen nicht n<strong>ur</strong> dreidimensionale Röntgenbildgebung<br />
von Objekten, sondern erkennen mittels spektroskopischen Verfahren<br />
gezielt chemische Verbindungen.<br />
In der Medizin wird die höhere Nachweise zienz und der grö ere dynamische<br />
Bereich von Halbleiterdetektoren gegenüber Film-Folien-Systemen geschätzt.<br />
Die daraus resultierende höhere Empfindlichkeit und der grö ere Belichtungsspielraum<br />
erlauben es, die Dosisbelastung für einen Patienten gering zu<br />
halten. Die schnelle Bildwiedergabe und die digitale Erfassung von Bilddaten<br />
ermöglicht Computertomographie, mittels welcher eine dreidimensionale<br />
Objektrekonstruktion möglich ist.<br />
Im Rahmen dieser Arbeit w<strong>ur</strong>den die modernen Methoden der <strong>Chipentwicklung</strong><br />
z<strong>ur</strong> Erstellung von Detektorelektronik für <strong>Pixel</strong>- und Mikrostreifendetektoren<br />
erlernt und angewendet. Für zwei Projekte, die sowohl teilchenphysikalische<br />
als auch für biomedizinische Anwendungen haben, w<strong>ur</strong>den Schaltungen<br />
entworfen und Chips fertiggestellt.<br />
Die Arbeit ist folgendermaßen gegliedert:<br />
Im ersten Kapitel wird eine spezielle Digitallogik-Familie vorgestellt.<br />
Bei der Entwicklung von integrierten analogen und digitalen Systemen<br />
müssen besondere Ma nahmen ergriffen werden, um sensible analoge<br />
Schaltungen vor kapazitivem Übersprechen d<strong>ur</strong>ch Digitalelektronik zu<br />
schützen. Insbesondere ist eine räumliche Trennung von analogen und<br />
digitalen Schaltungen bei <strong>Pixel</strong>- und Streifenchips nicht mehr möglich.
4<br />
Für alle digitalen Schaltungen, die im Rahmen dieser Arbeit erstellt<br />
w<strong>ur</strong>den, w<strong>ur</strong>de daher eine rauscharme differentielle Konstantstromlogik<br />
verwendet.<br />
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Entwicklung einer Signalverarbeitungselektronik<br />
für Compton-Polarimetrie, mit Schwerpunkt<br />
auf der Auslesearchitekt<strong>ur</strong>. Es handelt sich dabei um eine Detektorelektronik,<br />
die z<strong>ur</strong> Polarisationsmessung des Elektronenstrahls am Bonner<br />
Teilchenbeschleuniger ELSA eingesetzt werden soll.<br />
Die Entwicklung eines <strong>Pixel</strong>chips für biomedizinische Röntgenbildgebung<br />
wird im dritten Kapitel vorgestellt. Die hier beschriebene<br />
Detektorelektronik kombiniert das Zählen von Einzelpulsen und eine<br />
integrale Messung der absorbierten Röntgenleistung in einem Detektor.<br />
Für diesen <strong>Pixel</strong>chip w<strong>ur</strong>de eine Zähler- und Auslesearchitekt<strong>ur</strong> entwickelt,<br />
die simultanen Betrieb und Datenauslese mit minimaler Totzeit<br />
ermöglichen soll.<br />
Im vierten Kapitel werden Messungen beschrieben, die eine genauere<br />
Charakterisierung von asynchronen Binärzählern in differentieller<br />
Stromlogik erlauben. Hierzu w<strong>ur</strong>de ein Testchip erstellt und ein Messsystem<br />
aufgebaut.<br />
Die Entwicklung einer Ladungspumpe wird im fünften Kapitel beschrieben.<br />
Ladungspumpen sind Schaltungen, die eine de nierte Ladungsmenge<br />
in einen bestimmten Teil einer Schaltung injizieren. Hierzu w<strong>ur</strong>de<br />
ebenfalls eine Teststrukt<strong>ur</strong> entwickelt und vermessen. Messergebnisse<br />
werden vorgestellt.
1. Di erentielle Stromlogik<br />
Die Entwicklung von integrierten analogen und digitalen Systemen (mixedsignal-Systeme)<br />
stellt besondere Anforderungen an das Design. Sensible<br />
analoge Schaltungen sollen d<strong>ur</strong>ch digitale Schaltungen und Rauschen nicht<br />
beeinflusst werden. Ver<strong>ur</strong>sacher des Rauschens sind Übersprechen (crosstalk),<br />
instabile Versorgungsspannungen und Substrateinkopplungen. Die Rauschbeiträge<br />
dieser Effekte übersteigen thermisches Rauschen oder Schrotrauschen<br />
gewöhnlich um einige Größenordnungen.<br />
Übersprechen bezeichnet kapazitive Einkopplungen eines Signals auf benachbarte<br />
Leitungen. Diese Einkopplung ist proportional zum Spannungshub des<br />
Störsignals. Die Stärke der Kopplung wird d<strong>ur</strong>ch die Kapazität zwischen<br />
diesen Leitungen bestimmt. Falls die Leistungsaufnahme von Schaltungen<br />
vom Schaltsignal abhängig ist, so flie t in den Versorgungsleitungen ein nichtkonstanter<br />
Strom. Dieser Stromfluss führt wegen der ohmschen Widerstände<br />
der Zuleitungen zu einem Spannungsabfall der Versorgungsspannung (IRdrop)<br />
und zu einem Spannungsanstieg des Masse-Potentials (ground-bounce).<br />
Ma nahmen z<strong>ur</strong> Reduzierung des Rauschens bestehen in der räumlichen<br />
Trennung von analogen und digitalen Komponenten, Trennung von digitalen<br />
und analogen Versorgungsspannungen, oder Abschirmung der analogen<br />
Schaltungen. Übersprechen lässt sich zusätzlich d<strong>ur</strong>ch Verkleinern des Spannungshubs<br />
von digitalen Schaltungen reduzieren. Elektronik für <strong>Pixel</strong>- und<br />
Streifendetektoren integriert analoge und digitale Schaltungen auf engstem<br />
Raum. Daher ist hier häu g eine räumliche Trennung von Schaltungen nicht<br />
möglich. Das Problem des Übersprechens lässt sich d<strong>ur</strong>ch Verwendung einer<br />
differentiellen Konstantstromlogik für digitale Schaltungen anstelle von<br />
CMOS-Logik (complementary metal-oxide-semiconductor) abmildern.<br />
Im Rahmen dieser Arbeit w<strong>ur</strong>de eine spezielle differentielle Stromlogik [7]<br />
verwendet die im Folgenden vorgestellt werden soll.<br />
1.1 CMOS-Logik<br />
Ein Schaltvorgang an einem CMOS-Inverter (Abbildung 1.1) wird von einem<br />
hohen Stromfluss d<strong>ur</strong>ch einen der beiden Transistoren begleitet. Dieser Strom<br />
dient dem Umladen der Ausgangskapazität 1 . Zusätzlich kann Strom direkt<br />
1 Ausgangskapazitaten sind z.B. Eingangskapazitaten anderer Schaltelemente oder<br />
Kapazitaten der Zuleitungen
6 1. Di erentielle Stromlogik<br />
von der Versorgungsspannung Vdd nach Masse flie en, denn der p-Kanal- und<br />
der n-Kanal-Transistor leiten gleichzeitig für eine k<strong>ur</strong>ze Zeit während eines<br />
Schaltvorgangs. Der dynamische Stromfluss in CMOS-Schaltungen ver<strong>ur</strong>sacht<br />
Spannungsabfälle und kann analoge Schaltungen störend beein ussen. Der<br />
gro e Spannungshub der Signalpegel führt zu einem entsprechend gro em<br />
Übersprechen auf andere Schaltungsteile.<br />
pmos<br />
IN OUT<br />
nmos<br />
gnd<br />
vdd<br />
C Load<br />
Abbildung 1.1: ein p-Kanal- und n-Kanal-Transistor bilden einen CMOS-<br />
Inverter. Während eines Schaltvorgangs lädt ein Strom die Ausgangskapazität<br />
um.<br />
1.2 Di erentielle Stromlogik<br />
Abbildung 1.2 zeigt einen Inverter in di erentieller Stromlogik. Ein p-Kanal<br />
Transistor erzeugt einen konstanten Biasstrom I0. Dieser wird über ein<br />
differentielles Paar von Eingangstransistoren zu einer der beiden Lasten<br />
geleitet. Die Lasten wandeln gemä ihrer Strom-Spannungs-Kennlinie den<br />
Biasstrom I0 in eine Ausgangsspannung um. Eine ideale Last (Abbildung<br />
1.3) muss Signalpegel erzeugen, die z<strong>ur</strong> Ansteuerung der differentiellen Logik<br />
kompatibel sind. Diese Last sollte weiterhin einen konstanten Strom von I0=2<br />
aufnehmen, um eine Lastkapazität mit I0=2 umladen zu können. So lassen<br />
sich identische Anstiegs- und Abfallverhalten des Ausgangssignals erreichen 2 .<br />
Da der Spannungshub n<strong>ur</strong> geringfügig von dem Biasstrom abhängt, kann die<br />
Anstiegszeit des Ausgangssignals d<strong>ur</strong>ch Variation von I0 beein usst werden.<br />
2 Ware die Last hingegen ein ohmscher Widerstand R, so w<strong>ur</strong>de eine Lastkapazitat<br />
C mit der Zeitkonstanten RC entladen, das Aufladen von C ware jedoch vom Biasstrom<br />
abhangig.
1.2. Di erentielle Stromlogik 7<br />
D<br />
OUT<br />
I 0<br />
D<br />
OUT<br />
Abbildung 1.2: Ein Inverter in differentieller Stromlogik. Die Stromquelle<br />
wird d<strong>ur</strong>ch einen p-Kanal Transistor realisiert.<br />
I 0<br />
½ I 0<br />
I Last<br />
Vlo U high<br />
U Last<br />
Abbildung 1.3: Kennlinie einer idealen Last für die di erentielle Stromlogik.<br />
Vn<br />
Vlo<br />
Abbildung 1.4: Last bestehend aus n-Kanal Stromquelle und diode-connected<br />
n-Kanal Transistor.
8 1. Di erentielle Stromlogik<br />
Die verwendete Last (Abbildung 1.4) wird d<strong>ur</strong>ch eine Parallelschaltung eines<br />
n-Kanal Transistors als Stromquelle und einer Diode realisiert. D<strong>ur</strong>ch<br />
Erhöhen des So<strong>ur</strong>ce-Potentials Vlo der Stromquelle kann der untere Signalpegel<br />
erhöht und somit der Spannungshub zwischen niedrigem und hohem<br />
Signalpegel verringert werden. Die Stromquelle wird über eine Biasspannung<br />
auf I0=2 eingestellt. Bei der Diode handelt es sich um einen n-Kanal<br />
Transistor, bei dem <strong>Dr</strong>ain und Gate verbunden sind (diode-connected). Der<br />
obere Signalpegel ergibt sich über die Kennlinie dieser Diode aus dem Biasstrom<br />
I0 (Abbildung 1.5). Abbildung 1.6 zeigt gemessene Lastkennlinien für<br />
verschiedene Biasströme und Vlo-Spannungen.<br />
oberer Signalpegel<br />
Uhigh [V]<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0 2 4<br />
Biasstrom [µA]<br />
6 8 10<br />
Abbildung 1.5: Abhängigkeit des oberen Signalpegels Uhigh vom Biasstrom I0.<br />
Betriebsparameter<br />
Eine Schaltung in differentieller Stromlogik benötigt drei Versorgungsspannungen<br />
(Vddd, Vlo, Gnd) und zwei Biaspotentiale z<strong>ur</strong> Einstellung der p-Kanal<br />
Biastromquelle (Vp) und der n-Kanal Stromquellen in den Lasten (Vn). Diese<br />
Biaspotentiale können über Stromspiegel generiert werden (siehe auch Abbildung<br />
4.2). Der Arbeitsbereich für Vddd ist abhängig von der verwendeten<br />
Technologie 3 , hier liegt er im Bereich von 1,8V-3,3V bei einem üblichen Wert<br />
von 2,4V. In Simulationen wird für Vlo typischerweise 0,2V gewählt. Der<br />
Betrieb fertiger Chips zeigte, dass es erforderlich ist, diese Spannung für<br />
einen stabilen Betrieb zu reduzieren.<br />
1.2.1 Vorteile der di erentiellen Logik<br />
Die differentielle Stromlogik bietet gegenüber der CMOS-Logik Vorteile,<br />
die sie für die Verwendung in mixed-signal-Systemen attraktiv macht. Der<br />
3 Im Rahmen dieser Arbeit w<strong>ur</strong>de ausschließlich die AMS 0,35 µm CMOS (C35)<br />
Technologie verwendet [1].
1.2. Di erentielle Stromlogik 9<br />
]<br />
A<br />
µ<br />
[<br />
L IL<br />
ast<br />
aststrom<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Messung von Lastkennlinien<br />
für verschiedene Biasströme I 0<br />
Vlo = 0V<br />
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8<br />
Lastspannung U Last [V]<br />
Vlo = 0,2V<br />
3,5µA<br />
2,6µA<br />
1,8µA<br />
0,8µA<br />
Abbildung 1.6: Gemessene Lastkennlinien für verschiedene Biasströme I0 und<br />
Vlo-Spannungen von 0V bzw. 0,2V. Das Plateau stellt sich bei dem halben<br />
Biassstrom ein.<br />
konstante Stromfluss auch während eines Schaltvorgangs verhindert unregelmä<br />
ige Spannungsabfälle der Versorgungsspannungen. Differentielle<br />
Signale reduzieren elektromagnetische Abstrahlungen und vermindern Ladungsinjektionen<br />
in andere Schaltungen, weiterhin sind sie unemp ndlicher<br />
gegen äu ere Einflüsse. Es werden niedrigere Signalpegel für die differentielle<br />
Logik benötigt, dies reduziert Übersprechen. D<strong>ur</strong>ch Ändern von Vlo kann<br />
der Spannungshub der Signalpegel verringert und die Schaltgeschwindigkeit<br />
der differentiellen Logik erhöht werden.<br />
1.2.2 Nachteile der di erentiellen Logik<br />
Der ständige Stromfluss der differentiellen Logik führt zu einer ständigen<br />
Leistungsaufnahme. Die Leistungsaufnahme skaliert im Gegensatz z<strong>ur</strong> CMOS-<br />
Logik nicht mit der Schaltfrequenz. Bei Anwendungen mit moderaten Geschwindigkeitsanforderungen<br />
lassen sich die Logikgatter der differentiellen<br />
Logik jedoch mit Biasströmen von wenigen µA betreiben.<br />
Aufgrund der höheren Komplexität der Logikgatter vergrö ert sich die
10 1. Di erentielle Stromlogik<br />
benötigte Chipfläche, der Aufwand z<strong>ur</strong> Erstellung von Layouts 4 ist grö er.<br />
Zum einen verdoppeln sich d<strong>ur</strong>ch die di erentiellen Signale alle Signalleitungen,<br />
zum anderen führt die Notwendigkeit von drei Versorgungsspannungen<br />
und zwei Biaspotentialen oft zu komplexeren Layouts als in CMOS-Logik.<br />
Es existiert noch keine Möglichkeit, eine Hardwarebeschreibungssprache<br />
z<strong>ur</strong> Synthese von Schaltungen in differentieller Logik zu verwenden. Z<strong>ur</strong><br />
Simulation müssen solche Schaltungen wie analoge Elektronik behandelt<br />
werden, eine reine Logiksimulation ist bisher nicht möglich. Dies erhöht den<br />
Entwicklungsaufwand und ist fehleranfälliger.<br />
1.2.3 Schaltungen in di erentieller Logik<br />
Im Folgenden sollen einige Logikgatter, ein Latch (Speicherelement) und ein<br />
Tristate-Buffer (Bustreiber) vorgestellt werden.<br />
Logikgatter<br />
Das Grundprinzip der Implementation von Logikgattern in differentieller<br />
Logik besteht in der Umlenkung des Biasstromes in Abhängigkeit der Eingangspegel.<br />
Die Lasten wandeln diesen Strom in logische Pegel um. Das<br />
Vorhandensein des komplementären Signals vereinfacht manche Logikfunktionen.<br />
So ist ein logisches `UND' identisch zu einem `ODER', wenn sowohl<br />
Ausgang als auch Eingänge negiert werden 5 . Abbildung 1.7 zeigt die Schaltung<br />
für ein logisches `UND'.<br />
Latch<br />
Abbildung 1.8 zeigt die Schaltung eines Latches. Wird das Latch über das<br />
Load-Signal transparent geschaltet, entspricht der Ausgang dem Eingang.<br />
Im Speicherzustand stabilisiert eine Rückkopplung der Ausgänge auf ein<br />
differentielles Eingangspaar das Ausgangssignal.<br />
Tristate-Bu er<br />
Tristate-Bu er werden als Bustreiber verwendet, falls mehrere Sender einen<br />
gemeinsamen Bus z<strong>ur</strong> Datenübertragung nutzen müssen. Diese Bustreiber<br />
verfügen neben zwei logischen auch über einen hochohmigen Ausgangszustand.<br />
Z<strong>ur</strong> Realisierung eines hochohmigen Ausgangszustandes muss die<br />
differentielle Logik modifiziert werden. Die Tristate-Buffer verfügen über<br />
keine eigene Last und leiten n<strong>ur</strong> im aktiven Fall ihren Biasstrom auf den<br />
Bus. Im hochohmigen Fall wird der Biasstrom direkt nach Vlo geleitet. Der<br />
4 Als Layout wird die Umsetzung einer elektrischen Schaltung in geometrische Formen<br />
bezeichnet, d<strong>ur</strong>ch die Leiterbahnen, Transistoren, etc. de niert werden.<br />
5 A ∧ B = A ∨ B
1.2. Di erentielle Stromlogik 11<br />
A A<br />
B B<br />
OUT<br />
I 0<br />
OUT<br />
Abbildung 1.7: Schaltung eines logischen `UND' bzw. `ODER' in differentieller<br />
Logik.<br />
Bus wird mit einer einzigen Last abgeschlossen, um aus den Strömen wieder<br />
logische Pegel zu gewinnen. Abbildung 1.9 zeigt die Implementation<br />
des Tristate-Buffers. Z<strong>ur</strong> Reduzierung von Leckströmen im hochohmigen<br />
Zustand w<strong>ur</strong>den an den Ausgängen zusätzliche di erentielle Paare eingefügt.<br />
Diese reduzieren ebenfalls die kapazitive Einkopplung der Eingangssignale<br />
des Tristate-Bu ers auf den Bus. Simulationen zeigen einen Leckstrom eines<br />
hochohmigen Bustreibers auf den Bus von < 1nA.
12 1. Di erentielle Stromlogik<br />
Load Load<br />
D<br />
OUT<br />
I 0<br />
Abbildung 1.8: Schaltung eines Latches in differentieller Logik<br />
D<br />
OUT
1.2. Di erentielle Stromlogik 13<br />
EN<br />
D<br />
EN<br />
OUT<br />
EN<br />
EN<br />
bus bus<br />
OUT<br />
Abbildung 1.9: Ein Tristate-Bu er (Bustreiber) in di erentieller Logik. Im<br />
hochohmigen Ausgangszustand (EN=low) wird der Biasstrom I0 nach Vlo<br />
abgeführt, andernfalls auf den Bus geleitet. Die Lasten existieren n<strong>ur</strong> einmal<br />
pro Bus und werden daher auch als Busreceiver bezeichnet.<br />
I 0<br />
D<br />
EN<br />
Vlo<br />
EN
14 1. Di erentielle Stromlogik
2. Entwicklung einer neuen<br />
Signalverarbeitungselektronik für<br />
Compton-Polarimetrie<br />
2.1 Einleitung<br />
An der Bonner Elektronen Stretcher Anlage (ELSA) werden Doppelpolarisationsexperimente<br />
d<strong>ur</strong>chgeführt. Dazu werden spinpolarisierte Elektronen an<br />
polarisierten Targets gestreut. Dies erlaubt die Untersuchung der Spinstrukt<strong>ur</strong><br />
und der spinabhängigen Wirkungsquerschnitte der Target-Nukleonen.<br />
Will man einen polarisierten Elektronenstrahl z<strong>ur</strong> Verfügung stellen, wird<br />
neben der Quelle für die polarisierten Elektronen ein polarisationserhaltender<br />
Beschleunigungsprozess benötigt. Dazu ist es wichtig, schnelle Polarisationsmessungen<br />
d<strong>ur</strong>chzuführen, um Korrekt<strong>ur</strong>ma nahmen gegen depolarisierende<br />
Resonanzen optimieren zu können.<br />
2.1.1 Compton-Polarimetrie<br />
Die Methode der Compton-Polarimetrie basiert auf der Compton-Rückstreuung<br />
von zirkular polarisierten Photonen an einem Strahl polarisierter Elektronen.<br />
Wird die Polarisation der einfallenden Photonen von links-zirkular<br />
nach rechts-zirkular geändert, so entsteht aufgrund der spinabhängigen Streuamplitude<br />
eine Asymmetrie in der Verteilung der gestreuten Photonen. Für<br />
transversal polarisierte Elektronen führt dies zu einer Verschiebung des<br />
räumlichen Schwerpunktes des Rückstreupro ls. Diese gemessene Verschiebung<br />
(Asymmetrie A) ist proportional zum Polarisationsgrad der Elektronen<br />
Pe und der Photonen Pγ<br />
2.1.2 Messverfahren<br />
A / PePγ<br />
Ein links- bzw. rechtspolarisierter Laserstrahl wird auf den Elektronenstrahl<br />
gerichtet. Es kommt z<strong>ur</strong> Compton-Streuung, bei der die Photonen einen<br />
Lorentz-Boost aufgrund der hohen Elektronenenergien im GeV-Bereich erfahren.<br />
Der Rückstreukegel hat einem Öffnungswinkel von einigen mrad. Die<br />
Photonen werden 15m entfernt vom Wechselwirkungspunkt in einer Bleiplatte<br />
(2 Strahlungslängen dick) in e + e − -Paare konvertiert und können dann
16 2. Entwicklung von Signalverarbeitungselektronik für Compton-Polarimetrie<br />
e - (polarisiert)<br />
Laser<br />
Pb-<br />
Konverter<br />
Detektor<br />
Abbildung 2.1: Compton-Polarimetrie: Schematischer Aufbau<br />
von einem ortsau ösenden Detektor nachgewiesen werden (Abbildung 2.1).<br />
Die Verschiebung des Pro lschwerpunktes bei Inversion der Laserpolarisation<br />
und vollständig polarisiertem Elektronenstrahl beträgt ungefähr 60{70µm.<br />
Die Gesamtgrö e des <strong>Prof</strong>ils (Standardabweichung) ist abhängig von der<br />
Strahlenergie und beträgt ca. 4mm{6mm [4].<br />
2.1.3 Anforderungen an das Detektorsystem<br />
Da es nicht notwendig ist, individuelle Tre er der Rückstreuphotonen aufzuzeichnen,<br />
ist für das Compton-Polarimeter ein zählendes Streifendetektorsystem<br />
gut geeignet. Die einzelnen Signale jedes Detektorstreifens werden<br />
direkt von der Signalverarbeitungselektronik gezählt und am Ende des Messintervalls<br />
als Summe ausgelesen. Die erwartete Gesamtrate ist bei dieser<br />
Anwendung kleiner als 1MHz. Der Pro lschwerpunkt soll mit einer Genauigkeit<br />
von 1µm bestimmt werden können. Wird ein geeignetes Modell (vgl. [4])<br />
an die gemessene Verteilung angepasst, so reicht eine Streifenbreite von 50µm<br />
für die gewünschte Genauigkeit aus.<br />
2.1.4 Motivation<br />
Die in dieser Arbeit beschriebene Signalverarbeitungselektronik für Compton-<br />
Polarimetrie stellt eine Nachfolgeentwicklung zu einem Detektormodul dar,<br />
welches 1999 im Physikalischen Institutes der Universität Bonn entwickelt,<br />
aufgebaut und getestet w<strong>ur</strong>de [8, 13]. Auf einer Platine w<strong>ur</strong>de ein einseitiger<br />
Silizium-Streifendetektor mit kommerziellen Verstärkerchips und Zählerchip-<br />
Eigenentwicklungen verbunden. Der Streifendetektor 1 besitzt 768 Kanäle, von<br />
denen n<strong>ur</strong> jeder zweite ausgelesen w<strong>ur</strong>de. <strong>Dr</strong>ei Verstärkerchips des Typs IDE<br />
CA1 [9] und die Zählerchips mit jeweils 128 Kanälen w<strong>ur</strong>den parallel d<strong>ur</strong>ch<br />
Wirebonds (Ultraschall-Mikroschwei verbindungen) mit dem Streifendetektor<br />
verbunden.<br />
1 Micron Semiconductor Ltd.
2.1. Einleitung 17<br />
Eingang<br />
enable<br />
externes<br />
refresh<br />
1 14 15<br />
Abbildung 2.2: Zählerarchitekt<strong>ur</strong> des alten Zählerchips.<br />
Ausgang<br />
Da Unzulänglichkeiten der Zählerchips letztendlich ausschlaggebend für<br />
die Entwicklung eines neuen Chips waren, soll auf die Problematik näher<br />
eingegangen werden. Der Zählerchip w<strong>ur</strong>de in einem 2,4 µm-CMOS-Prozess<br />
hergestellt. [5] Er besteht aus 128 Zählern, die d<strong>ur</strong>ch ein 15-Bit Schieberegister<br />
mit linearer Rückkopplung realisiert w<strong>ur</strong>den. Fünfzehn synchron getaktete<br />
Flipflops bilden ein Schieberegister, bei dem das letzte und vorletzte Bit<br />
über eine logische XOR-Verknüpfung auf den Eingang des ersten Flipflop<br />
rückgekoppelt sind. Sofern der Anfangszustand des Schieberegisters ungleich<br />
Null ist, ändert es mit jedem Takt seinen Inhalt. Es d<strong>ur</strong>chläuft eine umkehrbar<br />
eindeutige pseudo-zufällige Bitsequenz der Länge 2 15 1 aus der mittels<br />
einer Lookup-Tabelle die Anzahl der Zähltakte berechnet werden kann. Z<strong>ur</strong><br />
Ermöglichung einer seriellen Auslese können alle 128 Schieberegister zu einem<br />
128 15-Bit Schieberegister in Reihe geschaltet werden. Abbildung 2.2 gibt<br />
einen Überblick über die alte Zählerarchitekt<strong>ur</strong>. Die Schieberegister bestehen<br />
aus dynamischen Flipflops. Diese verlieren ihren Informationsinhalt, wenn<br />
für eine bestimmte Zeit nicht getaktet w<strong>ur</strong>de. Um dies zu vermeiden, ist das<br />
Eingangstaktsignal eine logische Oder-Verknüpfung eines externen Refresh-<br />
Signals (ca. 1kHz) mit dem eigentlichen Eingangssignal. Weiterhin besteht<br />
die Möglichkeit den Zählereingang mittels eines externen Enable-Signals zu<br />
deaktivieren.<br />
Erste Hinweise auf ein Problem haben sich dad<strong>ur</strong>ch gezeigt, dass in den gemessenen<br />
Strahlpro len ab und zu einzelne Kanäle unkorrelierte Zählerstände<br />
aufwiesen. Als Ursache konnte die Pulsbreite des Eingangssignals der Zähler<br />
ausgemacht werden. Jedes Flip op benötigt eine minimale Pulsbreite seines<br />
Taktsignales um zu schalten. Herstellungsbedingte Parametervariationen<br />
führen zu einer Dispersion dieser minimal nötigen Pulsbreite. Diese Exemplarstreuung<br />
führt dazu, dass bei einem k<strong>ur</strong>zen Puls nicht alle Flipflops eines<br />
Zählers schalten. K<strong>ur</strong>ze Pulsbreiten entstehen z.B. d<strong>ur</strong>ch zwei schnell aufeinander<br />
folgende Detektorereignisse, können aber auch d<strong>ur</strong>ch eine unglückliche<br />
Phasenlage des Eingangssignals zu dem Refresh- bzw. Enable-Signal entstehen.<br />
Ein solches Ereignis führt zu einem neuen Zählerstand, der aufgrund der<br />
pseudo-zufälligen Nat<strong>ur</strong> der Zählsequenz nicht notwendigerweise in der Nähe<br />
des alten Zählerstandes liegen muss. Ein weiterer Nachteil des Zählerchips
18 2. Entwicklung von Signalverarbeitungselektronik für Compton-Polarimetrie<br />
ist die gro e Totzeit, die d<strong>ur</strong>ch die Auslese der 128 15-Bit entsteht, da die<br />
Zähler deaktiviert werden müssen, während sie seriell ausgelesen werden.<br />
Die Aufgabe eines neuen Designs der Zähler- und Ausleseelektronik ist es,<br />
das vorliegende Problem der Zähler zu lösen und simultanen Betrieb und<br />
Auslese bei einer möglichst einfachen Ansteuerung zu ermöglichen.<br />
2.2 Aufbau der Signalverarbeitungselektronik<br />
Um die Probleme des alten Systems zu lösen, w<strong>ur</strong>de ein neuer Chip entwickelt<br />
[11]. Die Trennung von Verstärkerchip und Zählerchip w<strong>ur</strong>de aufgehoben<br />
und beide Funktionen auf einem Chip integriert. Folgende Liste gibt einen<br />
Überblick über die wichtigsten Merkmale.<br />
128 individuelle Signalverarbeitungskanäle<br />
Analogdesign mit ladungsemp ndlichem Vorverstärker, zweistu gem<br />
CR-RC Shaper und Komparator<br />
I 2 C-Interface 2 z<strong>ur</strong> Konfig<strong>ur</strong>ation von Kontrollregistern und z<strong>ur</strong> Einstellung<br />
interner DAC s (Digital-Analog-Konverter)<br />
Abstand der Anschlusspads von 45,6µm ist kompatibel z<strong>ur</strong> IDE VA<br />
Familie [9]<br />
Umsetzung der digitalen Schaltungen vollständig in differentieller<br />
Stromlogik<br />
Vereinfachte Ansteuerung der digitalen Funktionen und der Datenauslese<br />
Simultaner Betrieb (Zählen) und Auslese der Daten ist möglich. Verringerung<br />
der Totzeit auf wenige Auslesetakte.<br />
Fertigung des Chips in AMS C35B4 0.35µm Technologie<br />
Im Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit w<strong>ur</strong>de der Digitalteil des Chips<br />
entwickelt und konzipiert. Besondere Herausforderungen bestanden in der<br />
ausschlie lichen Verwendung der differentiellen Stromlogik und der Erstellung<br />
von kompakten Designs z<strong>ur</strong> Einhaltung der vorgegebene Kanalbreite von<br />
40µm.<br />
Im Folgenden wird nach einem k<strong>ur</strong>zen Überblick über den Analogteil des<br />
Chips detaillierter auf die digitale Funktionalität eingegangen.<br />
2.2.1 Analoge Signalverarbeitungskette<br />
Die analogen Schaltungen w<strong>ur</strong>den im Rahmen der <strong>Chipentwicklung</strong> neu<br />
entworfen [10]. Der ladungsempfindliche Vorverstärker w<strong>ur</strong>de als gefaltete<br />
2 Der I 2 C-Bus (Abk<strong>ur</strong>zung f<strong>ur</strong> Inter Integrated-Circuit bus) ist ein von Philips in den<br />
80‘er Jahren entwickelter universeller Kontrollbus f<strong>ur</strong> Kommunikation zwischen diversen<br />
Systemkomponenten.
IN<br />
2.2. Aufbau der Signalverarbeitungselektronik 19<br />
R f1<br />
Cf1<br />
Rpz<br />
Cac<br />
R f2<br />
C f2<br />
Rf3<br />
Vorverstärker Shaper<br />
R f3<br />
Cf3<br />
ref<br />
U<br />
TRIMM<br />
DAC<br />
5-Bit<br />
-<br />
+<br />
Komparator<br />
Abbildung 2.3: Ladungsempfindlicher Vorverstärker, CR-RC-Shaper und<br />
Komparator bilden den analogen Teil des Chips.<br />
Kaskode implementiert. Ein zweistu ger CR-RC-Shaper (Hochpa -Tiefpa -<br />
Filter) erlaubt es eine Signalformung d<strong>ur</strong>chzuführen. Die gesamte Wechselspannungsverstärkung<br />
des Vorverstärkers und des Shapers beträgt ca. 50<br />
. Die Zeitkonstanten des Shapers sind im Bereich von 100-400ns einstellbar.<br />
Eine sogenannte Pole-Zero Kompensation vermeidet Unterschwinger im<br />
Signal nach dem Shaper und kann wahlweise deaktiviert werden. Das Ausgangssignal<br />
des Shapers wird von einem Komparator mit einer einstellbaren,<br />
globalen Schwelle verglichen. Dieser Komparator erzeugt ein Ausgangssignal<br />
mit den Pegeln der differentiellen Stromlogik und erlaubt so die Ansteuerung<br />
der Zähler. Um das Schaltverhalten der Komparatoren aller 128 Kanäle<br />
anzugleichen, lässt sich die Komparatorschwelle in jedem Kanal über einen<br />
5-Bit DAC feinjustieren.<br />
Es w<strong>ur</strong>den verschiedene Testmöglichkeiten implementiert. Über eine Injektionskapazität<br />
lassen sich unabhängig von einem angeschlossenen Sensor Ladungen<br />
in den Verstärkereingang injizieren. Die Ausgänge des Vorverstärkes<br />
und des Shapers können direkt über analoge Signalausgänge beobachtet<br />
werden. Abbildung 2.3 gibt einen schematischen Überblick über die analoge<br />
Signalverarbeitungskette des Chips.<br />
2.2.2 Digitale Signalverarbeitungskette<br />
Jeder Kanal verfügt über einen Zähler, ein Speicherlatch und Tristate-<br />
Bustreiber z<strong>ur</strong> Ausgabe der Daten auf einen internen parallelen Bus. Mittels<br />
eines parallel ladbaren Schieberegisters werden die Daten serialisiert. D<strong>ur</strong>ch<br />
eine Ablaufsteuerung wird eine kontinuierliche Datenausgabe ohne Wartetakte<br />
möglich, die d<strong>ur</strong>ch ein einziges externes Signal gestartet werden kann. Im<br />
Folgenden werden die Zählerarchitekt<strong>ur</strong>, serielle Datenausgabe und Ablaufsteuerung<br />
vorgestellt. Abbildung 2.4 zeigt einen Gesamtüberblick über den<br />
Digitalteil des Chips. In Abbildung 2.10 ist ein Pulsdiagramm der wichtigsten<br />
Zähler
20 2. Entwicklung von Signalverarbeitungselektronik für Compton-Polarimetrie<br />
Readout<br />
CK<br />
RowCK<br />
Schieberegister<br />
input<br />
Output<br />
Enable<br />
RowReset<br />
LoadLatch<br />
Sequencer<br />
CountEnable<br />
Kanal 0 (Zähler, Latches, Bustreiber)<br />
header<br />
Select<br />
Kanal 1<br />
Kanal 127<br />
3<br />
data[0..12]<br />
Schieberegister<br />
Schieberegister<br />
OUT<br />
Abbildung 2.4: Der Sequencer besteht aus dem Generator für die Kanalkennungen,<br />
und dem Frequenzteiler, dieser erzeugt das RowCK- und Select-Signal.<br />
Das LoadLatch- und RowReset-Signal sind mit den Readout-Signal identisch.<br />
Nacheinander wird jeder der 128 Kanäle z<strong>ur</strong> Datenausgabe selektiert.<br />
Zwei 16 Bit parallel ladbare Schieberegister serialisieren die gespeicherten<br />
Zählerstände und geben die Daten aus dem Chip aus.<br />
Signale dargestellt.<br />
2.2.3 Zählerarchitekt<strong>ur</strong><br />
Die Zähler werden in Form asynchroner Binärzähler (engl. ripple counter)<br />
realisiert. Asynchrone Binärzähler bestehen aus Flipflops, deren Ausgänge<br />
invertiert auf ihre Eingänge rückgekoppelt sind. Das erste Flipflop wird d<strong>ur</strong>ch<br />
das Eingangssignal getaktet (siehe Abbildung 2.5), jedes weitere Flipflop<br />
wird mit dem Ausgangssignal seines Vorgängers getaktet.<br />
Asynchrone Binärzähler können mit wesentlich höheren Raten arbeiten<br />
als synchrone Zähler, da sie nicht d<strong>ur</strong>ch die Laufzeit von Logikgattern<br />
limitiert sind. Die Flipflops sind statisch und speichern ihren Inhalt auch<br />
ohne regelmäßigen Refresh-Takt.<br />
Ein potentieller Nachteil der Zählerarchitekt<strong>ur</strong> besteht in der asynchronen<br />
Arbeitsweise. Der Zählerinhalt ist erst nach einer bestimmten Zeit (rippledelay)<br />
gültig. Dieses ripple-delay ist die Summe der D<strong>ur</strong>chlaufzeiten der<br />
einzelnen Flipflops.
2.2. Aufbau der Signalverarbeitungselektronik 21<br />
Zusätzlich besteht nicht die Gefahr, dass zu k<strong>ur</strong>ze Pulse am Eingang den<br />
Zählerstand zerstören. Ein solcher Puls am Eingang führt dazu, dass das<br />
erste Flipflop nicht schaltet. Der Zählerstand weicht um eins von dem wahren<br />
Wert ab, ausgeschlossen ist allerdings der Verlust des ganzen Zählerinhaltes.<br />
Ein asynchroner Binärzähler in differentieller Stromlogik bietet zusätzlich<br />
den Vorteil der Einstellbarkeit der maximal möglichen Eingangsrate über<br />
den Bias-Strom. Bei einer Leistungsaufnahme von 5µW pro Flipflop funktioniert<br />
der Zähler bis 10MHz. Eine Maximalrate von 150MHz wird bei<br />
einer Leistungsaufnahme von 16µW pro Flipflop erreicht. Die Leistungsaufnahme<br />
der Flipflops kann auf dem Chip d<strong>ur</strong>ch Änderung entsprechender<br />
DAC-Einstellungen angepasst werden.<br />
Implementation<br />
In jedem der 128 Kanäle be ndet sich ein 13-Bit asynchroner Binärzähler mit<br />
Rücksetzmöglichkeit. Das Z<strong>ur</strong>ücksetzen der Flipflops wird d<strong>ur</strong>ch das externe<br />
CountReset-Signal ausgelöst, und ist nicht von einem Taktsignal abhängig<br />
(asynchrones Clear).<br />
Um gleichzeitiges Zählen und Auslesen zu ermöglichen, müssen die Zählerstände<br />
in jedem Kanal zwischengespeichert werden. Dies leistet ein Latch<br />
welches parallel an jeden Zählerausgang angeschlossen ist. Der Ausgang jedes<br />
Latches ist über einen Tristate-Bu er (Bustreiber) mit einem 13-Bit breiten<br />
Bus verbunden.<br />
Z<strong>ur</strong> Speicherung des Zählerinhaltes in dem Latch muss die Gültigkeit des<br />
Zählerinhaltes sichergestellt sein. Dazu muss der Zählvorgang k<strong>ur</strong>zzeitig<br />
unterbrochen werden. Der Zählereingang ist logisch (UND) mit dem globalen<br />
CountEnable-Signal verknüpft. Dieses CountEnable-Signal erlaubt ferner die<br />
genaue zeitliche Festlegung der Messdauer. Einen schematischen Überblick<br />
der Zählerarchitekt<strong>ur</strong> gibt Abbildung 2.5.<br />
Für das Design der Zähler, Latches und Bustreiber gelten besondere Randbedingungen.<br />
Jeder der 128 Kanäle darf eine maximale Breite von 40µm nicht<br />
überschreiten, um den vorgegebenen Abstand der Anschlusspads einzuhalten.<br />
Hierzu w<strong>ur</strong>de eine Zelle entworfen, die ein Zähler-Flipflop, ein Latch<br />
und den Bustreiber integriert. Die 13-Bit breite Strukt<strong>ur</strong> entsteht d<strong>ur</strong>ch<br />
Aneinanderfügen von dreizehn identischen Zellen. Abbildung 2.6 zeigt das<br />
Layout.<br />
2.2.4 Serielle Datenausgabe<br />
Die Zählerstände der einzelnen Kanäle werden nach der Speicherung in den<br />
Latches nacheinander über die Bustreiber auf einen internen, 13 Bit breiten<br />
Bus getrieben. Die Daten sollen z<strong>ur</strong> Ausgabe aus dem Chip serialisiert werden,<br />
wobei eine kontinuierliche Datenausgabe ohne Wartetakte gewünscht wird.
22 2. Entwicklung von Signalverarbeitungselektronik für Compton-Polarimetrie<br />
CountEnable<br />
Input<br />
CountReset<br />
LoadLatch<br />
OutputEnable<br />
D Q<br />
0 1 12 Zähler<br />
RST<br />
D<br />
LD<br />
EN<br />
Q<br />
D Q<br />
RST<br />
data0 data12<br />
Bus<br />
D<br />
LD<br />
EN<br />
Q<br />
D Q<br />
RST<br />
D<br />
LD<br />
EN<br />
Q<br />
Latches<br />
Tristate<br />
Bustreiber<br />
Abbildung 2.5: Schematische Darstellung der Zählerarchitekt<strong>ur</strong> eines Kanals.<br />
Z<strong>ur</strong> Vereinfachung werden differentielle Signale n<strong>ur</strong> mit einer Leitung<br />
gekennzeichnet.<br />
Implementation<br />
Z<strong>ur</strong> Serialisierung werden parallel ladbare Schieberegister eingesetzt. Diese<br />
Schieberegister bestehen aus Flipflops, in deren erstes Latch ein Eingangsmultiplexer<br />
integriert w<strong>ur</strong>de.<br />
Die Geschwindigkeit der Bustreiber in den 128 Kanälen limitiert die Auslesegeschwindigkeit,<br />
da ihnen genug Zeit z<strong>ur</strong> Verfügung stehen muss, bis sich<br />
ihr Ausgang nach dem Umschalten auf den nächsten Kanal stabilisiert hat.<br />
Folgende Abschätzung soll dies verdeutlichen:<br />
Die internen Busleitungen sind ca. 5800µm lang bei einer Breite von<br />
0,6µm. Sie haben eine Gesamtkapazität von ca. 1200fF. Geht man<br />
davon aus, dass der Bustreiber mit 3µA Strom eine Lastkapazität<br />
umladen kann, und die typische Signalamplitude U=0,4V ist, so ist<br />
die benötigte Zeit zum Umladen dieser Kapazität nach t I = C U<br />
ca. 160ns. Dabei w<strong>ur</strong>de der Leitungswiderstand von ca. 700 nicht<br />
berücksichtigt. Daraus berechnet sich eine maximale Kanalfrequenz<br />
von ca. 6MHz.<br />
Um die Datenausgabe wegen der langsamen Bustreiber nicht d<strong>ur</strong>ch Wartetakte<br />
unterbrechen zu müssen, werden zwei parallel ladbare Schieberegister<br />
eingesetzt. Diese werden wechselweise mit dem Select-Signal (Ping-Pong-<br />
Prinzip) zwischen ‘parallel laden’ und ‘seriell schieben’ umgeschaltet. Die<br />
seriellen Ausgänge dieser beiden Schieberegister werden über einen Multiplexer<br />
zusammengefasst und mittels eines weiteren Flipflops nochmals mit dem
2.2. Aufbau der Signalverarbeitungselektronik 23<br />
vddd!<br />
Vlo!<br />
Vn<br />
gndd!<br />
gnd!<br />
Vp<br />
ResetCount<br />
VpBus<br />
OutputEnable<br />
CK(in) CK(out)<br />
LoadLatch<br />
Flipflop (Zähler) Bustreiber Latch<br />
Abbildung 2.6: Layout von Zähler-Flipflop, Latch und Bustreiber. Die Dimensionen<br />
der Zelle sind 25 × 30µm 2 (H×B). CK(in) und CK(out) bezeichnen<br />
den Takteingang und den Datenausgang des Flipflops.<br />
Ausgabetakt synchronisiert (Abbildung 2.7).<br />
Kanalkennung Die Schieberegister z<strong>ur</strong> seriellen Datenausgabe w<strong>ur</strong>den auf<br />
16 Bit Breite erweitert. Diese zusätzlichen Bits enthalten die niederwertigsten<br />
drei Bits der Nummer des Kanals, dessen Daten sich in dem Schieberegister<br />
befinden (z.B. ‘000’ für Kanal #24 oder ‘101’ für Kanal #29). Diese so<br />
genannte Kanalkennung erlaubt eine einfachere Orientierung in den seriellen<br />
Daten und vereinfachen so die Inbetriebnahme des Chips. Die Erweiterung<br />
auf 16 Bit vereinfacht ebenfalls die computerunterstützte Datennahme.<br />
BUS
24 2. Entwicklung von Signalverarbeitungselektronik für Compton-Polarimetrie<br />
CK<br />
Select<br />
interner Datenbus<br />
D<br />
0 1 12<br />
D Q<br />
Q D Q D Q<br />
D Q<br />
D Q<br />
serielle<br />
Ausgabe<br />
Abbildung 2.7: Zwei parallel ladbare Schieberegister arbeiten im Wechsel z<strong>ur</strong><br />
Serialisierung der Daten.<br />
2.2.5 Selektierung der Kanäle z<strong>ur</strong> Ausgabe<br />
Die Bustreiber der 128 Kanäle müssen nacheinander eingeschaltet werden,<br />
damit die gespeicherten Zählerinhalte von den parallel ladbaren Schieberegistern<br />
verarbeitet werden können. Nach jeweils 16 Auslesetakten muss der<br />
nächste Kanal aktiviert werden.<br />
Implementation<br />
Mittels eines 128-Bit Schieberegisters sollen die Kanäle selektiert werden<br />
(Abbildung 2.8). Dabei ist das erste Flip op invertiert an die 127 folgenden<br />
Flipflops angeschlossen. Die Ausgänge dieser Flipflops dienen z<strong>ur</strong> Aktivierung<br />
der Bustreiber (OutputEnable-Signal in Abbildung 2.5) der einzelnen Kanäle.<br />
Nach einem RowReset-Signal das OutputEnable-Signal für Kanal #0 aktiv.<br />
Mit jedem RowCK-Takt wird der nächste Kanal aktiviert. Folgendes Diagram<br />
illustriert dies.<br />
RowCK ��������������. . .<br />
RowReset �����������. . .<br />
OutputEnable #0 �����������. . .<br />
OutputEnable #1 �����������. . .<br />
OutputEnable #2 �����������. . .<br />
2.2.6 Vervollständigung der Auslesekette<br />
Z<strong>ur</strong> Vervollständigung der Auslesekette werden neben den bisher dargestellten<br />
Blöcken der Zählerarchitekt<strong>ur</strong>, der parallel ladbaren Schieberegister z<strong>ur</strong><br />
Datenausgabe und dem Schieberegister z<strong>ur</strong> Kanalselektierung auch die Signale<br />
LoadLatch, RowReset, RowCK und Select benötigt. Diese könnten extern<br />
generiert werden.
2.2. Aufbau der Signalverarbeitungselektronik 25<br />
1<br />
RowReset<br />
RowCK<br />
D Q<br />
RST<br />
D Q<br />
RST<br />
D Q<br />
RST<br />
OutputEnable 0<br />
OutputEnable 1<br />
OutputEnable 2<br />
Abbildung 2.8: Schieberegister z<strong>ur</strong> Aktivierung der Bustreiber der einzelnen<br />
Kanäle des Chips<br />
Z<strong>ur</strong> Vereinfachung der Ansteuerung wird ein Sequencer (Ablaufsteuerung)<br />
auf dem Chip die Generierung obiger Signale übernehmen. Ebenso wird<br />
dieser Sequencer die Kanalkennungen für die Datenausgabe erzeugen.<br />
Die Ansteuerung ist mittels eines einzigen Taktsignals (CK) und einem Signal<br />
zum Starten der Auslese (Readout) möglich. CountReset und CountEnable<br />
müssen zum Betrieb des Chips vom Anwender kon g<strong>ur</strong>ierbar bleiben, und<br />
sind ebenfalls als externe Signale realisiert.<br />
Implementation<br />
Das externe Readout-Signal wird direkt an die Leitungen für LoadLatch und<br />
RowReset angeschlossen. Der Anwender muss die Deaktivierung der Zähler sicherstellen<br />
(CountEnable = `0') während Readout gesetzt ist. Mit der fallenden<br />
Flanke von Readout speichern die Latches die aktuellen Zählerstände.<br />
Frequenzteiler<br />
Alle 16 Auslesetakte muss eine fallende Flanke für das RowCK-Signal erzeugt<br />
werden. RowCK soll also sechzehnfach gegenüber CK untersetzt sein<br />
( 1<br />
16CK). Bei jedem sechzehnten Auslesetakt muss sich das Select-Signal ändern,<br />
um das Ausgabe- Schieberegister zu wechseln, Select entspricht also 1<br />
32CK. Simulationen mit einem asynchronen Frequenzteiler haben gezeigt, dass die
26 2. Entwicklung von Signalverarbeitungselektronik für Compton-Polarimetrie<br />
CK<br />
½CK<br />
¼CK ⅛CK<br />
Abbildung 2.9: 3-Bit synchroner Binärzähler (exemplarisch). Ähnlich wie<br />
bei einem asynchronen Zähler wird der Ausgang der Flipflops negativ auf<br />
den Eingang rückgekoppelt. Mittels eines XOR wird diese Rückkopplung<br />
genau dann aktiv, wenn alle Ausgänge (UND) der vorherigen Flip ops auf<br />
`1' liegen.<br />
Phasenverschiebung der einzelnen Ausgänge aufgrund des ripple-delays nicht<br />
mehr akzeptabel war. In di erentieller Stromlogik w<strong>ur</strong>de daher ein synchroner<br />
5-Bit Binärzähler als Frequenzteiler implementiert (siehe auch Abbildung<br />
2.9).<br />
Der Frequenzteiler ist ein Vorwärtszähler und wird mit dem Readout-Signal<br />
auf Null gesetzt. Die Implementation als Vorwärtszähler bedeutet, dass die<br />
erste steigende Flanke des RowCK-Signals nach 8 CK-Takten erscheint, die<br />
erste Änderung des Select-Signals erst nach 16 CK-Takten. So ist sichergestellt,<br />
dass die Bustreiber des ersten Kanals (#0) 16 CK-Takte Zeit z<strong>ur</strong><br />
Stabilisierung ihrer Ausgänge haben. Allerdings führt dies z<strong>ur</strong> Ausgabe von<br />
17 Bit 3 ungültigen Daten zu Beginn der Auslese.<br />
Erzeugung der Kanalkennungen Aus Gründen der Ansteuerung wird zusätzlich<br />
ein 3-Bit asynchroner Zähler mit dem RowCK-Signal versorgt. Dieser<br />
Zähler d<strong>ur</strong>chläuft die Sequenz von ‘000’ bis ‘111’ und enthält somit die<br />
niederwertigsten drei Bits der Kanalnummer. Die Ausgänge dieses Zählers<br />
werden an die höchstwertigen Bits der Schieberegister z<strong>ur</strong> Datenausgabe<br />
angeschlossen.<br />
2.2.7 Erweiterte Testmöglichkeiten<br />
Um eine detaillierte Analyse der digitalen Funktionen zu ermöglichen, w<strong>ur</strong>den<br />
erweiterte Testmöglichkeiten eingebaut. Über die I 2 C-Schnittstelle lässt sich<br />
jedes vom Sequencer erzeugte Signal emulieren. Die Bustreiber in jedem<br />
einzelnen Kanal lassen sich ebenfalls manuell einschalten. Auf diese Weise<br />
lässt sich auf das 128-Bit Schieberegister verzichten und die Auslese kann<br />
blockweise getestet werden.<br />
3 16 Takte + 1 Takt d<strong>ur</strong>ch zusatzliches Flip op am Ausgang
CK<br />
RowCK<br />
Select<br />
2.3. Erste Messergebnisse 27<br />
CountEnable<br />
Readout<br />
16 16 16 16 16<br />
OUT 17 (ignore) D #0 0 0 0 D #1 0 0 1 D #2 0 1 0 D #3 0 1 1<br />
Abbildung 2.10: Pulsdiagram der wichtigsten Signale. Setzen von Readout<br />
speichert die Zählerstände und setzt Sequencer und Zeilen-Schieberegister<br />
z<strong>ur</strong>ück. Nach 17 CK-Takten liegen gültige Daten am Ausgang an. Alle<br />
Flip ops ändern mit der fallenden Flanke von CK ihren Ausgang, die Daten<br />
an OUT können also mit der steigenden Flanke von CK extern übernommen<br />
werden. Gezeigt sind die header-bits im Datenstrom an OUT. Die Verwendung<br />
von CountReset bleibt dem Anwender überlassen.<br />
2.3 Erste Messergebnisse<br />
Bei ersten Tests konnte die Funktionalität der analogen Schaltungen, der<br />
Zähler und der Auslesearchitekt<strong>ur</strong> gezeigt werden. Der Sequencer erzeugt<br />
korrekte Kanalkennungen und interne Steuersignale. Mittels der Injektion<br />
von Ladungspulsen in den Vorverstärker können Zählerstände reproduzierbar<br />
inkrementiert werden. Diese Zählerstände lassen sich speichern und auslesen.<br />
2.3.1 Ausblick<br />
Um ein vollständiges System z<strong>ur</strong> Compton-Polarimetrie aufzubauen ist eine<br />
weitergehende Charakterisierung des Digitalteils wichtig, die nicht Gegenstand<br />
der vorliegenden Arbeit war.<br />
Bestimmung der maximalen Auslesefrequenz<br />
Messung von `ripple-delays' der Zähler<br />
Bestimmung der minimalen Totzeit<br />
Einfluss der Auslese auf Rauschen der analogen Schaltungen
28 2. Entwicklung von Signalverarbeitungselektronik für Compton-Polarimetrie
3. Zählende und integrierende<br />
Detektorelektronik für biomedizinische<br />
Bildgebung<br />
3.1 Einleitung<br />
Die Röntgenbildgebung pro tiert besonders von modernen Halbleiterdetektoren.<br />
In der Medizin werden die höhere Nachweise zienz und der grö ere<br />
dynamische Bereich 1 von Halbleiterdetektoren gegenüber Film-Folien-Systemen<br />
geschätzt. Die daraus resultierende höhere Emp ndlichkeit und der<br />
grö ere Belichtungsspielraum erlauben es, die Strahlendosis bei gleichbleibender<br />
Bildqualität zu reduzieren. Dies führt indirekt zu einer niedrigeren<br />
Dosisbelastung für den Patienten. Die schnelle Bildwiedergabe, und die<br />
Möglichkeit Bilddaten digital zu erfassen, ermöglichen Computertomographie,<br />
mittels welcher eine dreidimensionale Objektrekonstruktion möglich<br />
ist.<br />
Die Signalverarbeitungselektronik für direkt konvertierende Halbleiterdetektoren<br />
z<strong>ur</strong> Detektion von Röntgenstrahlung implementiert häufig eine<br />
Einzelpulszählung der Photonen, oder alternativ dazu eine Integration des<br />
Signalstromes. Im Folgenden soll ein Konzept vorgestellt werden, welches<br />
beide Methoden, Zählung und Integration, vereint.<br />
Gegenstand dieser Arbeit war die Entwicklung einer Ladungspumpe (Kapitel<br />
5) und die Implementation einer e zienten Zählerstrukt<strong>ur</strong> (Kapitel 3.2.2)<br />
für einen auf diesem Konzept basierenden Prototypchip.<br />
3.1.1 Einzelpulszählung<br />
Z<strong>ur</strong> Einzelpulszählung von Photonen wird das verstärkte Signal eines Detektors<br />
d<strong>ur</strong>ch einen Komparator mit einer Schwelle verglichen und gezählt, falls<br />
es diese überschreitet. Bei hohen Signalraten kommt es vermehrt zu dicht<br />
aufeinander folgenden Pulsen, die nicht mehr unterschieden werden können.<br />
Das kleinste messbare Signal ist hingegen ein Photon pro Messintervall. Ohne<br />
die Verwendung von mehreren Schwellen, wie dies beispielsweise auf dem<br />
1 Der dynamischer Bereich eines bildgebenden Systems ist der Bereich, der einen<br />
deutlichen Bildkontrast aufweist.
30 3. Zählende und integrierende Detektorelektronik für biomedizinische Bildgebung<br />
MPEC-Chip [6] implementiert w<strong>ur</strong>de, lässt sich keine Aussage über das<br />
Energiespektrum der Photonen treffen.<br />
Der ATLAS-<strong>Pixel</strong>detektor implementiert eine Energiemessung von Einzelereignissen.<br />
Die Energieinformation wird in der Pulsbreite eines digitalen<br />
Signales kodiert und ist gleichbedeutend mit der Zeit, die das Spannungssignal<br />
des Vorverstärkerausgangs oberhalb der Komparatorschwelle liegt<br />
(time over threshold-Messung). Da in einem typischen Messintervall n<strong>ur</strong> ein<br />
Ereignis erwartet wird, handelt es sich bei dem ATLAS-<strong>Pixel</strong>detektor eher<br />
um ein integrierendes als zählendes Detektorsystem.<br />
3.1.2 Integration des Signalstromes<br />
D<strong>ur</strong>ch die Integration des Signalstroms wird die Gesamtenergie aller Photonen<br />
innerhalb eines Messintervalls bestimmt. Niedrige Signalströme lassen sich<br />
aufgrund verschiedener Rauschbeiträge n<strong>ur</strong> fehlerbehaftet messen. Die Messung<br />
hoher Signalströme, jenseits des Arbeitsbereiches der Einzelpulszählung,<br />
stellt jedoch kein Problem dar.<br />
3.1.3 Nutzung beider Methoden<br />
Um sowohl die Vorteile der Einzelpulszählung als auch die der Integration<br />
des Signalstromes zu nutzen, w<strong>ur</strong>de der CIX-Chip (counting and integrating<br />
x-ray) entwickelt, der beide Konzepte vereint [12]. Der dynamische Bereich<br />
soll so das Zählen einzelner Photonen und die Messung gro er Signalströme<br />
umfassen. Im Überlappungsbereich beider Methoden lässt sich die mittlere<br />
Energie pro Photon berechnen und eine spektrale Information erhalten.<br />
In der Medizin liefern integrierende Systeme, wie ein klassischer Röntgen lm,<br />
und zählende, auf Halbleiterdetektoren basierendeS Systeme verschiedenen<br />
Bildkontrast. Ursache hierfür ist die Variation der spektralen Absorption der<br />
Röntgenstrahlen bei unterschiedlichen Materialien wie Gewebe oder Knochen.<br />
Die Verwendung des CIX-Konzeptes für biomedizinische Bildgebung kann<br />
also diagnostische Vorteile bieten. Im Folgenden wird das Funktionsprinzip<br />
des CIX-Chips mit Schwerpunkt auf die Anforderungen an die Zählerstrukt<strong>ur</strong><br />
näher erläutert.<br />
3.2 Funktionsprinzip des CIX-Chips<br />
Ein neuer Prototypchip (CIX 0.2) w<strong>ur</strong>de entwickelt. Dieser verfügt über 64<br />
einzelne <strong>Pixel</strong>, die in einer 8×8-Matrix angeordnet sind. Jeder dieser <strong>Pixel</strong><br />
enthält analoge Schaltungen, die eine Einzelpulszählung und gleichzeitige<br />
Integration des Eingangssignals ermöglichen.<br />
Das Eingangsignal kann von Schaltkreisen z<strong>ur</strong> Ladungsinjektion simuliert<br />
werden oder von einem angeschlossenen Sensor stammen. Ein ladungsemp ndlicher<br />
Vorverstärker erzeugt ein z<strong>ur</strong> Ladung proportionales Spannungssignal
3.2. Funktionsprinzip des CIX-Chips 31<br />
Ladungspumpe<br />
Cintegrator<br />
Verstärker<br />
VSchwelle2<br />
- Rückkopplung Vorverstärker<br />
- Signalduplikation<br />
- Leckstromkompensation<br />
CRückkopplung<br />
Vorverstärker<br />
Signalquelle<br />
VSchwelle1<br />
Komparator<br />
+<br />
-<br />
Komparator<br />
+<br />
-<br />
- Kontrolllogik<br />
- Ladungszähler<br />
- Zeitzähler + Latches<br />
Einzelpulszähler<br />
Integrator<br />
Rückkopplung<br />
Einzelpulszählung<br />
Abbildung 3.1: CIX: Einzelpulszählung und Integration des Signalstromes<br />
welches von einem Komparator mit einer einstellbaren Schwelle verglichen<br />
wird. Bei Überschreiten der Schwelle wird der sogenannte Einzelpulszähler<br />
inkrementiert. Die Rückkopplungschaltkreise des ladungsemp ndlichen Vorverstärkers<br />
erfüllen zweierlei Aufgaben. Neben der Kompensation von auftretenden<br />
Detektorleckströmen wird das Eingangssignal zum Zweck der<br />
Integration dupliziert (siehe Abbildung 3.1).<br />
Der Integrator ist ein ladungsempfindlicher Verstärker mit einer Rückkopplungskapazität<br />
von 30fF, diese ist sechsfach grö er als die Rückkopplungskapazität<br />
des Vorverstärkers. Falls das Ausgangsspannungssignal des Integrators<br />
eine bestimmte Schwelle überschreitet, löst eine Kontrolllogik synchron<br />
zu einem externen Takt eine Ladungspumpe aus. Diese zieht eine einstellbare<br />
Ladungsmenge von der Rückkopplungskapazität ab.
32 3. Zählende und integrierende Detektorelektronik für biomedizinische Bildgebung<br />
3.2.1 Digitalisierung des Signalstroms<br />
Der Signalstrom wird aus der Anzahl der gepumpten Ladungspakete in einem<br />
Messintervall und der verstrichenen Zeit zwischen dem ersten und letzten<br />
Pumpzyklus bestimmt. Von einem Zähler (Ladungszähler) wird die Anzahl<br />
der gepumpten Ladungspakete aufgezeichnet. Das Integratortaktsignal wird<br />
z<strong>ur</strong> Inkrementierung eines weiteren Zählers (Zeitzähler) genutzt. Ein Latch<br />
speichert den Zählerstand des ersten Pumpens in dem Messintervall. Ein<br />
weiteres Latch speichert den aktuellen Zählerstand bei jedem Pumpen. Am<br />
Ende des Messintervalls enthält dieses Latch somit den Zeit-Zählerstand des<br />
letzten Pumpens. Aus der Di erenz der Latchinhalte nt, der Integratortaktfrequenz<br />
, der Anzahl der gepumpten Ladungspakete nQ und deren Grö e<br />
Q0 lässt sich der mittlere Signalstrom berechnen:<br />
I = nQQ0<br />
nt 1 /<br />
Geht man von einer Konstanten Ladungsmenge Q0 aus, so entsteht einzig<br />
d<strong>ur</strong>ch die Zeitquantisierung ein Fehler. Die hier beschriebene Form der<br />
Digitalisierung [3] besitzt die Eigenschaft, dass der relative Quantisierungsfehler<br />
wegen der Quotientenbildung im gesamten Messbereich näherungsweise<br />
konstant ist 2 .<br />
3.2.2 Anforderungen an die Zählerarchitekt<strong>ur</strong><br />
Die emp ndliche analoge Elektronik des CIX-Chips stellt hohe Anforderungen<br />
an das Rauschverhalten der digitalen Schaltungen. Die <strong>Pixel</strong>strukt<strong>ur</strong><br />
integriert analoge und digitale Komponenten ohne gro e räumliche Abstände.<br />
Um kapazitives Übersprechen zu reduzieren, wird die Zähler- und Auslesearchitekt<strong>ur</strong><br />
vollständig in differentieller Stromlogik implementiert.<br />
Jeder <strong>Pixel</strong> besitzt drei Zähler (Zeit-, Einzelpuls- und Ladungszähler), diese<br />
werden als asynchrone Binärzähler mit Resetfunktion realisiert. Für die<br />
Speicherung von Zeitmarken sind zwei Latches vorgesehen, welche direkt<br />
an den Zeitzähler angeschlossen werden. Die Inhalte der Einzelpuls- und<br />
Ladungszähler sowie die der beiden Latches sollen ausgelesen werden können.<br />
Die Totzeit während des Betriebes d<strong>ur</strong>ch die Auslese soll minimal werden, um<br />
die Strahlenbelastung eines Patienten bei einer medizinischen Anwendung zu<br />
reduzieren. Daher müssen, um gleichzeitigen Zählbetrieb und Datenauslese<br />
zu ermöglichen, die auszulesenden Daten im <strong>Pixel</strong> zwischengespeichert werden.<br />
Diese Zwischenspeicherung wird von vier Auslese-Latches ermöglicht.<br />
Diese vier Auslese-Latches werden über einen vierfach-Multiplexer und einen<br />
Tristate-Bustreiber an einen internen Bus angeschlossen.<br />
2 Im Gegensatz zu Analog-Digital-Konvertern (ADCs) mit aquidistanten Schwellen ist<br />
hier der absolute Fehler konstant (bestimmt d<strong>ur</strong>ch den Schwellenabstand), der relative<br />
Diskretisierungsfehler wachst jedoch f<strong>ur</strong> kleine Signale.
3.2. Funktionsprinzip des CIX-Chips 33<br />
Einzelpulszähler<br />
Ladungszähler<br />
Latch<br />
letztes Pumpen<br />
Zeit-Zähler<br />
Latch<br />
erstes Pumpen<br />
Ausleselatch<br />
Ausleselatch<br />
Ausleselatch<br />
Ausleselatch<br />
Multiplexer &<br />
Bustreiber<br />
Abbildung 3.2: Schematische Darstellung der Zählerarchitekt<strong>ur</strong> in einem<br />
<strong>Pixel</strong>.<br />
Abbildung 3.2 zeigt einen schematischen Überblick über die Zählerarchitekt<strong>ur</strong>.<br />
Jeweils acht <strong>Pixel</strong> in der gleichen Spalte nutzen einen gemeinsamen Bus. Abbildung<br />
3.3 zeigt einen detaillierteren Aufbau eines Bits der Zählerarchitekt<strong>ur</strong>.<br />
Die Serialisierung der Daten z<strong>ur</strong> Ausgabe erfolgt wie in Kapitel 2.2.4 beschrieben.<br />
Grö e der Zähler<br />
Alle Zähler und Latches werden als 16 Bit breite Strukt<strong>ur</strong>en ausgelegt. Die<br />
Frage nach der tatsächlich notwendigen Grö e der Zähler und Latches hängt<br />
von den Randbedingungen wie maximale Auslesegeschwindigkeit, maximaler<br />
Signalstrom, maximal mögliche Zeit-Zählerfrequenz und maximale Dauer<br />
des Messintervalls ab. Ein Ziel dieses Prototyp-Chips ist es, eine Aussage<br />
über genau diese Parameter zu tre en. Die Zähler w<strong>ur</strong>den gro zügig dimensioniert,<br />
damit sie auch bei langen Messintervallen oder hohen Frequenzen<br />
nicht limitierend wirken. Die Auslese der Daten w<strong>ur</strong>de so konzipiert, dass<br />
höchstwertige Bits nicht ausgelesen werden müssen. Dies kann verwendet<br />
werden, um kleinere Zähler zu simulieren oder die Dauer der Auslese zu<br />
reduzieren.<br />
Besonderheiten der Zählerarchitekt<strong>ur</strong><br />
Da die Zähler- und Auslesearchitekt<strong>ur</strong> der im Kapitel 2.2 beschriebenen<br />
\Signalverarbeitungselektronik für Compton-Polarimetrie" ähnelt, soll im Fol-<br />
16
34 3. Zählende und integrierende Detektorelektronik für biomedizinische Bildgebung<br />
Input<br />
Readout<br />
Input<br />
OUT<br />
Select<br />
OutputEN<br />
TimeLastLatch<br />
Input<br />
Readout<br />
Time1stLatch<br />
D Q<br />
Q D<br />
LD<br />
D Q<br />
D Q<br />
Q D<br />
LD<br />
1<br />
0<br />
3<br />
2<br />
Q D Q D<br />
LD<br />
Q D Q D<br />
LD<br />
A<br />
LD<br />
A<br />
LD<br />
Einzelpulszähler<br />
2 Ausleselatches<br />
Ladungszähler<br />
Multiplexer & Bustreiber<br />
Ausgang auf Bus<br />
Latch für Zeitpunkt des<br />
letzten Pumpens &<br />
Ausleselatch A<br />
Zeit-Zähler<br />
Latch für Zeitpunkt des<br />
ersten Pumpens &<br />
Ausleselatch A<br />
Abbildung 3.3: Zählerarchitekt<strong>ur</strong> in einem <strong>Pixel</strong>, gezeigt ist ein Bit, die<br />
Resetanschlüsse der Zähler-Flip ops sind nicht eingetragen. Z<strong>ur</strong> Illustration<br />
ist das Layout dieser Schaltung gegenübergestellt (Größe 12 × 200µm).
3.2. Funktionsprinzip des CIX-Chips 35<br />
genden n<strong>ur</strong> auf die besonderen Anforderungen für den CIX-Chip eingegangen<br />
werden.<br />
Motivation<br />
Der Zählerstand des Zeit-Zählers wird jedesmal gespeichert, wenn die Integrator-Ladungspumpe<br />
ausgelöst wird. Die Ladungspumpe arbeitet synchron<br />
zu der Integratortaktfrequenz, diese gibt die maximale Pumpfrequenz vor<br />
und dient auch z<strong>ur</strong> Inkrementierung des Zeit-Zählers. Der Zeit-Zähler hat<br />
als asynchroner Binärzähler ein ripple-delay. Für diese Zeitspanne ist der<br />
Zählerinhalt nach einem Eingangstakt ungültig.<br />
Da zum Zeitpunkt des Speicherns des Zählerinhaltes die Gültigkeit der Daten<br />
sichergestellt sein muss, limitiert das ripple-delay die maximale Integratortaktfrequenz.<br />
Ein Synchronzähler wäre prinzipiell für diese Aufgabe besser<br />
geeignet, dieser benötigt allerdings aufgrund eines grö eren Schaltungsaufwandes<br />
eine wesentlich größere Layout-Fläche.<br />
3.2.3 Implementierung der Zählerstrukt<strong>ur</strong><br />
D<strong>ur</strong>ch Simulationen konnte gezeigt werden, dass der (alte) Zählerinhalt sicher<br />
gespeichert wird, wenn der Eingangstakt des Zählers und das Speichersignal<br />
des Latches synchron eintreffen. Dies ist jedoch potentiell riskant, da auf<br />
dem Chip Signallaufzeiten eine geringfügige Verzögerung des Speichersignals<br />
bedingen können. Selbst mit einer sehr geringen Frequenz wäre dann kein<br />
sicheres Speichern des Zeit-Zählers möglich. Z<strong>ur</strong> Umgehung dieses Problems<br />
lässt sich die Phasenbeziehung des Speichersignals zum Eingangstakt des<br />
Zeit-Zählers von 0 ◦ auf 180 ◦ ändern. Dies impliziert eine Verringerung der<br />
Zählfrequenz, da für die Stabilisierung des Zählerinhaltes nun n<strong>ur</strong> noch die<br />
Hälfte der Zeit z<strong>ur</strong> Verfügung steht. Auf Kosten der Zeitau ösung lässt sich<br />
so aber ein sicherer Betrieb erreichen.<br />
Die Layouts w<strong>ur</strong>den in Hinblick auf parasitäre Kapazitäten und Grö e optimiert.<br />
Insbesondere w<strong>ur</strong>den die parasitären Kapazitäten für di erentielle<br />
Signalleitungen angeglichen, um ein gleiches Schaltverhalten beider Signalausgänge<br />
zu erreichen. Die Layouterstellung unterliegt bei einem <strong>Pixel</strong>chip<br />
besonderen Randbedingungen. Eine festgelegte <strong>Pixel</strong>grö e muss eingehalten<br />
werden, hierfür müssen kompakte Layouts erstellt werden. Beispielsweise<br />
konnte d<strong>ur</strong>ch geometrische Veränderungen der Lasten der differentiellen<br />
Logik (Abbildung 3.4) Fläche eingespart werden. Abbildung 3.3 zeigt das<br />
Layout eines Bits der Zählerarchitekt<strong>ur</strong>.
36 3. Zählende und integrierende Detektorelektronik für biomedizinische Bildgebung<br />
diode-connected<br />
n-mos<br />
Stromquelle<br />
Vlo<br />
Vn<br />
gndd!<br />
Eingänge<br />
(a) (b)<br />
Abbildung 3.4: Im Layout ist die Breite von Schaltungen in differentieller<br />
Logik oft d<strong>ur</strong>ch die Breite der Lastelemente vorgegeben. (a) zeigt zwei parallele<br />
Lastelemente. In (b) w<strong>ur</strong>den bei vier Lastelementen gemeinsame So<strong>ur</strong>ceund<br />
<strong>Dr</strong>ainanschlüsse zusammengefasst und die Transistoren platzsparend<br />
angeordnet. Dad<strong>ur</strong>ch konnte die Breite von z.B. Flipflops bei gleichbleibender<br />
Höhe um ca. 20% reduziert werden.
4. Messungen an Teststrukt<strong>ur</strong>en z<strong>ur</strong><br />
Charakterisierung von Zählern in<br />
di erentieller Stromlogik<br />
Z<strong>ur</strong> Charakterisierung von Zählern in differentieller Stromlogik w<strong>ur</strong>de im<br />
Rahmen dieser Arbeit ein Testchip entwickelt. Dieser erlaubt neben der Messung<br />
des ripple-delays auch die Bestimmung der maximalen Zählfrequenzen,<br />
und eine Funktionsüberprüfung der parallel ladbaren seriellen Schieberegister.<br />
Im Folgenden werden der Testchip und der Messaufbau beschrieben, danach<br />
werden Messungen und Ergebnisse dargestellt.<br />
4.1 Aufbau des Testsystems<br />
4.1.1 Funktionen des Testchips<br />
Z<strong>ur</strong> Messung der maximalen Zählfrequenzen verfügt der Testchip über einen<br />
16-Bit Zähler mit Resetmöglichkeit. Dessen höchstwertiges Bit kann ausgelesen<br />
werden. Ein weiterer Zähler w<strong>ur</strong>de identisch zu dem Zeit-Zähler des<br />
CIX-Testchips implementiert (siehe Abbildung 3.3). An diesen 16-Bit Zähler<br />
sind zwei Latches parallel angeschlossen. Eines dieser Latches kann über<br />
ein parallel ladbares Schieberegister ausgelesen werden, das andere Latch<br />
stellt lediglich eine kapazitive Last für die Zählerausgänge dar und erfüllt<br />
keine weitere Funktion. Abbildung 4.1 zeigt die Zähler und Auslesekette des<br />
Testchips.<br />
Die Auslese von Zählerständen erlaubt die Bestimmung einer Bit-Fehlerrate<br />
der Zähler und Auslesekette. Der Zählerinhalt lässt sich speichern, selbst wenn<br />
dieser aufgrund des ripple-delays einen ungültigen Inhalt aufweisen sollte.<br />
Eine Analyse der Zählerstände erlaubt Rückschlüsse auf das ripple-delay.<br />
Stromspiegel wie in Abbildung 4.2 w<strong>ur</strong>den integriert, um die Bias-Spannungen<br />
für die differentielle Logik zu erzeugen. Mittels externer Stromquellen<br />
lässt sich so die Leistungsaufnahme der differentiellen Logik steuern und überwachen.<br />
Die Bias-Spannungen für die p-Kanal Stromquellen und die n-Kanal<br />
Lasten der differentiellen Logik lassen sich getrennt regeln. Jeder differentielle<br />
Logikausgang des Testchips w<strong>ur</strong>de mit einem Verstärker z<strong>ur</strong> Entkopplung<br />
von externen Lasten versehen. So ist sichergestellt, dass die kapazitive Last<br />
der Anschlusspads, Wirebonds und Platinen-Leiterbahnen keinen Einfluss
38 4. Messungen an Teststrukt<strong>ur</strong>en di erentieller Stromlogik<br />
CK<br />
Reset<br />
CK<br />
Reset<br />
Load<br />
CK<br />
Select<br />
D Q<br />
1 2 16<br />
RST<br />
D Q<br />
1 2 16<br />
RST<br />
D<br />
LD<br />
Q<br />
D Q<br />
1<br />
D Q<br />
RST<br />
D Q<br />
RST<br />
D<br />
LD<br />
Q<br />
D Q<br />
1<br />
D Q<br />
RST<br />
D Q<br />
RST<br />
D<br />
LD<br />
Q<br />
D Q<br />
1<br />
OUT<br />
Zähler 1<br />
Zähler 2<br />
Latch<br />
Data<br />
Schieberegister<br />
Abbildung 4.1: Zähler und Auslesekette des Testchips. Die Ausgänge des<br />
zweiten Zählers sind über ein weiteres Latch kapazitiv belastet.<br />
100<br />
ILogicN<br />
0.7<br />
0.6<br />
Vlo<br />
Vn<br />
ILogicP<br />
25<br />
1<br />
50<br />
0.7<br />
0.6<br />
vddd!<br />
Abbildung 4.2: Stromspiegel z<strong>ur</strong> Erzeugung von Biaspotentialen der differentiellen<br />
Logik wie sie auf dem Testchip und auch generell für Simulationen<br />
genutzt werden. Die Zahlenangaben bezeichnen das Verhältnis Breite/Länge<br />
und Multiplizität der Transistoren.<br />
25<br />
1<br />
Vp
4.1. Aufbau des Testsystems 39<br />
Testchip<br />
Adapterplatine<br />
SmartCard<br />
USB-System<br />
Abbildung 4.3: Aufbau des Testsystems bestehend aus Adapterplatine, USB-<br />
System und Smartcard<br />
auf die Messungen hat. Dieser Verstärker w<strong>ur</strong>de als Parallelschaltung von<br />
zwanzig Invertern in differentieller Logik implementiert.<br />
4.1.2 Adapterplatine<br />
Der Testchip w<strong>ur</strong>de in einem Chipträger befestigt und mit Wirebonds angeschlossen.<br />
Eine Platine w<strong>ur</strong>de erstellt, die einen Adapter-Sockel für das<br />
Chip-Gehäuse enthält. Diese Platine stellt Anschlüsse für die Spannungs- und<br />
Stromversorgung, für externe Pulsgeneratoren und für das USB-System z<strong>ur</strong><br />
Verfügung. Z<strong>ur</strong> Erzeugung differentieller Eingangssignale mit Signalpegeln der<br />
differentiellen Logik werden auf der Platine analoge Multiplexer eingesetzt,<br />
die mittels eines CMOS-kompatiblen Steuersignals zwischen einstellbaren<br />
Spannungspegeln schalten. Ein Komparator am Ausgang des parallel ladbaren<br />
Schieberegisters wandelt die differentiellen Signale in CMOS-Signale<br />
um.<br />
4.1.3 USB-System<br />
Das USB 1 -System [14] stellt die Schnittstelle zwischen dem Testchip und<br />
einem Computer dar. Es handelt sich dabei um eine Platine mit USB-<br />
Schnittstelle, USB-Mikrokontroller und einem FPGA (field programmable<br />
1 USB: universal serial bus
40 4. Messungen an Teststrukt<strong>ur</strong>en di erentieller Stromlogik<br />
gate array). Das USB-System verfügt weiterhin über eine I 2 C- und SPI-Bus-<br />
Schnittstelle 2 .<br />
Bei dem FPGA handelt es sich um einen Logikschaltkreis, welcher mittels<br />
einer Hardware-Beschreibungssprache frei programmierbar ist. Dieser Baustein<br />
ermöglicht die Erzeugung der Ansteuerungssequenzen des Testchips und<br />
anderer externer Geräte, und fungiert als eine Datentransfer-Schnittstelle<br />
zwischen Testchip und Computer.<br />
4.1.4 Smart-Card<br />
Die sogenannte Smart-Card ist eine mittels dem SPI-Bus angesteuerte Erweiterung<br />
des USB-Systems. Diese Platine stellt acht SMUs (so<strong>ur</strong>ce-meas<strong>ur</strong>e<br />
unit, Strom- und Spannungsquellen mit Überwachung) und drei weitere<br />
Spannungsquellen z<strong>ur</strong> Verfügung. Die SMUs dienen primär z<strong>ur</strong> präzisen<br />
Spannungs- und Stromeinstellung. Die SMUs der Smartcard erzeugen die<br />
Biasströme für den Testchip und die Schaltpegel für die differentielle Logik.<br />
<strong>Dr</strong>ei weitere Spannungsquellen werden z<strong>ur</strong> Leistungsversorgung des Testchips,<br />
der Multiplexer und des Komparators auf der Adapterplatine eingesetzt. Alle<br />
Ströme und Spannungen lassen sich d<strong>ur</strong>ch Software regeln und messen.<br />
4.2 Eichung der Biasströme<br />
Die hier verwendeten Stromspiegel z<strong>ur</strong> Erzeugung der Bias-Spannungen<br />
(Abbildung 4.2) arbeiten bedingt d<strong>ur</strong>ch die endlichen Ausgangswiderstände<br />
der Transistoren n<strong>ur</strong> näherungsweise linear. D<strong>ur</strong>ch den Herstellungsproze<br />
ver<strong>ur</strong>sachte Variationen in Grö en und Flächenverhältnissen (mismatch) von<br />
Transistoren führen ebenfalls zu einer Abweichung von dem eingestellten Untersetzungsverhältnis<br />
von 1 : 50. Die genauen Biasströme der differentiellen<br />
Logik w<strong>ur</strong>den in Abhängigkeit des von der Smartcard erzeugten Stroms gemessen.<br />
An einem der Ausgangsverstärker w<strong>ur</strong>den die differentiellen Ausgänge<br />
k<strong>ur</strong>zgeschlossen und über ein Strommessgerät 3 mit Masse verbunden (Abbildung<br />
4.4). Die n-Kanal Lasten der differentiellen Logik w<strong>ur</strong>den deaktiviert.<br />
Die Strommessung gegen Masse stellt sicher, dass kein Strom über die als<br />
Diode geschalteten Transistoren flie t. Der endliche Ausgangswiderstand<br />
der Schaltung führt zu einem erhöhten Strom uss bei Strommessung gegen<br />
Masse. Der Ausgangswiderstand ist allerdings sehr gro (>9M ), da die<br />
Eingangstransistoren des Inverters eine Kaskode für die Stromquelle bilden.<br />
Simulationen ergaben eine vernachlässigbare Abweichung von 20nA bei einem<br />
Strom von 8µA pro Inverter. Die Leistungsaufnahme P von Schaltungen wird<br />
zu P = U I0 berechnet, wobei U die Versorgungsspannung von 2,4V ist. Die<br />
2 Der SPI-Bus (Serial Peripheral Interface) ist ein serielles Bussystem ahnlich dem<br />
I 2 C-Bus<br />
3 Keithley SMU 2400
0.7<br />
0.6<br />
Vlo<br />
0.7<br />
0.6<br />
4.3. Messung von Verzögerungszeiten 41<br />
hier verwendeten Flip ops in differentieller Logik besteht aus zwei Latches,<br />
hier gilt PFlip op = 2 U I0.<br />
Vp<br />
vddd!<br />
high low<br />
deaktivierte Lasten<br />
I 0<br />
externe<br />
Strommessung<br />
Abbildung 4.4: An einem Inverter wird der Biasstrom I0 gemessen.<br />
4.3 Messung von Verzögerungszeiten<br />
Die Verzögerungszeiten einzelner Flipflops 4 werden in Abhängigkeit der Leistungsaufnahme<br />
gemessen. Daraus lässt sich das ripple-delay eines 16 Bit<br />
Zählers bestimmen und Aussagen über die maximal mögliche Betriebsfrequenz<br />
des CIX-Testchips treffen.<br />
4.3.1 Messverfahren<br />
Der Zähler wird mit einem Wert geladen. Mit einer zeitlichen Verzögerung<br />
t nach dem letzten Eingangstakt wird der Zählerinhalt in dem Latch<br />
gespeichert und ausgelesen Vlo (Abbildung 4.5). Als Wert wird 2<br />
Vlo<br />
15 gewählt. Der<br />
letzte Eingangstakt ändert also den Zählerinhalt von 215 1 (0x7FFF) auf<br />
215 (0x8000), dabei ändert sich jedes Bit des Zählers. Tabelle 4.1 zeigt den<br />
zeitlichen Ablauf dieser Änderung mit seinen 16 möglichen Zwischenschritten.<br />
Jeder dieser Zustände kann d<strong>ur</strong>ch Variation des Speicherzeitpunktes des<br />
Latches t gespeichert und später ausgelesen werden.<br />
Um Fehlereinflüsse zu vermeiden, w<strong>ur</strong>de zunächst die Verlässlichkeit der<br />
vollständigen Auslesekette geprüft. Dazu w<strong>ur</strong>de der Zähler wiederholt mit<br />
4 Flipflops in der Konfig<strong>ur</strong>ation eines asynchronen Binarzahlers identisch zu dem Zeit-<br />
Zahler des CIX 0.2 Prototypchips<br />
A<br />
50 A Hair per<br />
Yes; and a sing<br />
Could you bu<br />
And peradven<br />
51 Whose sec<br />
Running Quic<br />
Taking all shap<br />
They change a<br />
52 A moment<br />
Immerst of Da<br />
Which, for the<br />
He doth Hims<br />
53 But if in va<br />
Of Earth, and<br />
You gaze TO-D<br />
TO-MORROW,<br />
54 Waste not<br />
Of This and Th<br />
Better be jocu<br />
Than sadden a<br />
55 You know,<br />
I made a Seco<br />
Divorced old b<br />
And took the<br />
56 For Is and<br />
And UP-AND-<br />
Of all that one<br />
was never dee<br />
57 Ah, by my<br />
Reduce the Ye<br />
'Twas only str<br />
Unborn To-mo<br />
58 And lately<br />
Came shining<br />
Bearing a Vess<br />
He bid me tas<br />
59 The Grape<br />
The Two-and-<br />
The sovereign<br />
Life's leaden m<br />
60 The might<br />
That all the m<br />
Of Fears and S<br />
Scatters befor<br />
61 Why, be th<br />
Blaspheme th<br />
A Blessing, we<br />
And if a C<strong>ur</strong>se<br />
62 I must abju<br />
Scared by som<br />
Or l<strong>ur</strong>ed with<br />
To fill the Cup<br />
63 Of threats<br />
One thing at l<br />
One thing is c<br />
The Flower th<br />
64 Strange, is<br />
Before us pass<br />
Not one ret<strong>ur</strong><br />
Which to disco<br />
65 The Revela<br />
Who rose befo<br />
Are all but Sto<br />
They told thei<br />
66 I sent my S<br />
Some letter o<br />
And by and b<br />
And answer'd<br />
67 Heav'n bu<br />
And Hell the S
42 4. Messungen an Teststrukt<strong>ur</strong>en di erentieller Stromlogik<br />
Zähler-Eingangssignal<br />
Latch-Speichersignal<br />
letzter<br />
Takt<br />
Δt<br />
Abbildung 4.5: Die Zähler ip ops ändern ihren Zustand letztmalig mit der<br />
fallenden Flanke des letzten Taktes. Das Latch friert seinen Inhalt mit der<br />
fallenden Flanke des Speichersignals ein.<br />
Zustand Zählerstand<br />
MSB LSB<br />
0 0111 1111 1111 1111 0x7FFF<br />
1 0111 1111 1111 1110<br />
2 0111 1111 1111 1100<br />
3 0111 1111 1111 1000<br />
. . . .<br />
13 0110 0000 0000 0000<br />
14 0100 0000 0000 0000<br />
15 0000 0000 0000 0000<br />
16 1000 0000 0000 0000 0x8000<br />
Tabelle 4.1: Zeitliche Abfolge der Zählerstandsänderung von 2 15 1 (0x7FFF)<br />
auf 2 15 (0x8000)<br />
einer Zufallszahl im Bereich von 0 bis 2 16 1 geladen und anschlie end<br />
ausgelesen. Bei diesen Langzeittests traten keine Fehler auf, die Bitfehlerrate<br />
konnte zu kleiner als 1; 7 10 −8 bestimmt werden.<br />
Z<strong>ur</strong> D<strong>ur</strong>chführung dieser Messung w<strong>ur</strong>de für den FPGA-Prozessor des USB-<br />
Systems eine Zustandsmaschine implementiert. Diese erzeugt das Eingangsund<br />
Resetsignal für den Zähler und steuert die Datenauslese. Das Speichersignal,<br />
ausgelöst d<strong>ur</strong>ch ein Triggersignal der Zustandsmaschine, wird<br />
von einem Pulsgenerator erzeugt. Ein Computer übernimmt die Einstellung<br />
der Bias-Ströme über die Smartcard, die Einstellung der Zeit t über den<br />
Pulsgenerator und die Auswertung der Zählerstände. Die z<strong>ur</strong>ückgelesenen<br />
Zählerstände werden in die in Tabelle 4.1 benannten Zuständen übersetzt.<br />
Für jede eingestellte Zeit t wird die Messung mehrfach wiederholt. Eine<br />
absolute Bestimmung der Zeit t ist nicht möglich, da der Einfluss von<br />
Signallaufzeiten nicht exakt bestimmt werden kann. Relative Zeiten zwischen<br />
zwei Zuständen lassen sich jedoch ohne diesen Fehler angeben.
4.3. Messung von Verzögerungszeiten 43<br />
Verzögerungszeit [ns]<br />
12<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
Chip 1<br />
Chip 2<br />
Chip 3<br />
Anzahl<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />
Flipflop Nr.<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Bias-Strom 2,63µA (12,65µW)<br />
Vddd 2,4V, Vlo 0V<br />
0<br />
4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Verzögerungszeit [ns]<br />
Abbildung 4.6: Exemplarstreuung der Verzögerungszeiten. Links einzelne<br />
Messwerte von drei Chips, rechts Histogramm aller Messwerte<br />
4.3.2 Exemplarstreuung der Verzögerungszeiten<br />
Um einen Überblick über die Exemplarstreuung der Verzögerungszeiten<br />
zu erhalten, w<strong>ur</strong>de zunächst für einen festen Bias-Strom von 2,63µA eine<br />
Messung d<strong>ur</strong>chgeführt. Die mittlere Verzögerungszeit der 16 Flipflops ergibt<br />
sich zu (6; 7 1; 4)ns. Um sicherzustellen, dass die unterschiedlichen<br />
Verzögerungszeiten nicht d<strong>ur</strong>ch Besonderheiten im Layout auftreten, w<strong>ur</strong>den<br />
die Verzögerungszeiten auf zwei weiteren Exemplaren des Testchips unter<br />
gleichen Bedingungen gemessen. Der Vergleich mit diesen anderen Exemplaren<br />
zeigte keine systematischen Abweichungen der einzelnen Flipflops<br />
vom Mittelwert. Abbildung 4.6 (rechts) zeigt die Verteilung der Messwerte.<br />
Statistische Prozessvariationen sind die wahrscheinlichste Ursache für die<br />
gemessene Exemplarstreuung.<br />
4.3.3 Biasstromabhängigkeit der Verzögerungszeiten<br />
Die Verzögerungszeit der Flipflops w<strong>ur</strong>de in Abhängigkeit des Biasstroms<br />
gemessen. Der Biasstrom w<strong>ur</strong>de von 1,4µA bis 8,3µA in 85 Schritten variiert.<br />
Die Zeit t w<strong>ur</strong>de mit einer Schrittweite von 400ps geändert. Aus<br />
den Messreihen w<strong>ur</strong>den die Verzögerungszeiten der 16 Flipflops für die jeweilige<br />
Biaseinstellung extrahiert. Daraus w<strong>ur</strong>de der Mittelwert und die<br />
Standardabweichung (1 -Exemplarstreuung) berechnet. Abbildung 4.7 zeigt<br />
die Messergebnisse.
44 4. Messungen an Teststrukt<strong>ur</strong>en di erentieller Stromlogik<br />
Verzögerungszeit pro Flipflop [ns]<br />
12<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
Leistung pro Flipflop [µW]<br />
5 10 15 20 25 30 35 40<br />
Messung von Verzögerungszeiten<br />
an 16 Flipflops<br />
Vddd 2,4V, Vlo 0V<br />
D<strong>ur</strong>chschnitt<br />
1σ Exemplarstreuung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
Biasstrom [µA]<br />
Abbildung 4.7: Mittlere Verzögerungszeit in Abhängigkeit vom Biasstrom I0.<br />
4.3.4 Bedeutung der Messergebnisse für den CIX-Prototypchip<br />
Der Inhalt des Zeitzählers des CIX-Prototypchips wird potentiell mit jedem<br />
Eingangstakt auch in einem Latch gespeichert. Um das Speichern eines<br />
gültigen Zählerinhaltes sicherzustellen, darf die Taktperiode des Integratortaktsignals<br />
nicht kleiner sein als das maximale ripple-delay des Zählers.<br />
Abbildung 4.8 zeigt die resultierende, maximal mögliche Betriebsfrequenz des<br />
Zeitzählers in Abhängigkeit des Biasstroms. Bei 16 Bit breiten Zählern lässt<br />
sich eine Integratortaktrate von 20MHz bei einem Biasstrom von ca. 7,5µA<br />
erreichen. Die Leistungsaufnahme des Digitalteils eines <strong>Pixel</strong>s berechnet sich<br />
aus der Anzahl der einzelnen Gatter in differentieller Logik, multipliziert mit<br />
dem Biasstrom und der Versorgungsspannung von typischerweise 2,4V. Die<br />
Biaseinstellung des Zeitzählers lässt sich getrennt von den anderen Schaltungen<br />
regeln (vgl. Abbildung 3.3). In einem typischen Szenario, bei dem der<br />
Zeitzähler mit einem Biasstrom von 7,5µA, und die anderen Schaltungen mit<br />
3µA versorgt werden, beträgt die Leistungsaufnahme 1,7mW pro <strong>Pixel</strong>.<br />
4.3.5 Leistungsverhalten der di erentiellen Logik<br />
Das Produkt aus Verzögerungszeit und Leistungsaufnahme (power-delay<br />
product) ist ein Ma für das Leistungsverhalten einer Schaltung. Ein geringes<br />
power-delay product bedeutet eine bessere Umsetzung von elektrischer<br />
Leistung in Geschwindigkeit. Das power-delay product wird häu g genutzt
4.3. Messung von Verzögerungszeiten 45<br />
maximale Betriebsfrequenz [MHz]<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
Leistung pro Flipflop [µW]<br />
5 10 15 20 25 30 35 40<br />
maximale Betriebsfrequenz des<br />
CIX Zeit-Zählers bei einer Breite von<br />
16 Bit<br />
12 Bit<br />
Vddd=2,4V Vlo=0V<br />
5<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
Biasstrom I 0 [µA]<br />
Abbildung 4.8: Maximal mögliche Integratortaktrate als Funktion der Leistungsaufnahme<br />
des Zeitzählers, berechnet aus den in Abbildung 4.7 gezeigten<br />
Verzögerungszeiten.<br />
um verschiedene Prozesstechnologien miteinander zu vergleichen.<br />
Für CMOS-Schaltungen ist das power-delay product in erster Näherung<br />
konstant unter Variation der Leistung. Wird beispielsweise d<strong>ur</strong>ch einen<br />
CMOS-Inverter eine Kapazität umgeladen, so geschieht dies, bestimmt d<strong>ur</strong>ch<br />
die Transistorausgangskennlinien, mit einem weitgehend konstanten Strom.<br />
Daraus folgt, dass die RC-Zeit, welche letztendlich die Verzögerungszeit und<br />
somit die maximale Schaltgeschwindigkeit bestimmt, antiproportional zum<br />
Strom ist. Bei CMOS-Schaltungen lässt sich die Leistung d<strong>ur</strong>ch Variation<br />
der Transistorgrößen beeinflussen.<br />
Aus den Messdaten w<strong>ur</strong>de das power-delay product berechnet (Abbildung<br />
4.9). Es fällt näherungsweise linear mit der Verzögerungszeit, bei niedrigen<br />
Biasströmen ist also die Umsetzung von Leistung in Geschwindigkeit besser<br />
als bei hohen. Geht man auch bei der differentiellen Logik davon aus, dass die<br />
Verzögerungszeit td d<strong>ur</strong>ch das Umladen einer kapazitiven Last C am Ausgang<br />
mit einem konstanten Strom Iload bestimmt ist, so sind diese Größen über<br />
Iload td = C U<br />
verknüpft. Der Spannungshub U entspricht der Differenz der Schaltpegel.<br />
Der untere Schaltpegel wird d<strong>ur</strong>ch die Wahl von Vlo hier auf 0V festgelegt,<br />
der obere Schaltpegel Uhigh hängt vom Biasstrom I0 ab (siehe Abbildung
46 4. Messungen an Teststrukt<strong>ur</strong>en di erentieller Stromlogik<br />
power-delay product [µW ns]<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
power-delay product<br />
von Flipflops<br />
Biasstrom I 0 [µA]<br />
2 4 6 8 10 12<br />
Verzögerungszeit [ns]<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
U high( I0<br />
)<br />
I 0 = - 0, 46 + 32, 89 ´<br />
delay<br />
0,05 0,10 0,15 0,20 0,25<br />
Anstiegsgeschwindigkeit<br />
U /delay [V/ns]<br />
high<br />
Abbildung 4.9: Power-delay product von Flipflops und Korrekt<strong>ur</strong> bezüglich<br />
der variablen Schaltpegel.<br />
1.5). Es folgt unter den Annahmen, dass die Schaltpegel erreicht werden und<br />
den Schaltschwellen entsprechen, sowie Iload = 1<br />
2 I0:<br />
I0 td / Uhigh (I0)<br />
) I0 = K Uhigh (I0)<br />
Um dies zu überprüfen w<strong>ur</strong>de I0 gegen<br />
td<br />
� Uhigh(I0)<br />
td<br />
� 5 grafisch aufgetragen<br />
(Abbildung 4.9). Die berechnete Fitgerade weist einen Achsenabschnitt von<br />
a0 = 0; 45µA auf und wird d<strong>ur</strong>ch folgende Beziehung beschrieben:<br />
(I0 a0) td<br />
Uhigh (I0)<br />
= K<br />
Der Term I0 td ist proportional zum power-delay product, Proportionalitätsfaktor<br />
ist die Versorgungsspannung Vddd. Die Messung ergibt, dass<br />
dieses Produkt konstant ist, sofern es hinsichtlich der variablen Schaltpegel<br />
korrigiert wird und ein konstanter O set a0 zu dem Biasstrom addiert wird.<br />
Dieser konstante O set des Biasstroms I0 von a0 = 0; 46µA ist schwierig<br />
zu erklären. Dies kann daran liegen, dass der Strom Iload in der Realität<br />
5 Dies entspricht der Spannungs-Anstiegsgeschwindigkeit am Ausgang des Flip ops
4.4. Maximale Zählraten 47<br />
nicht exakt 1<br />
2I0 entspricht. Nicht auszuschlie en ist auch, dass die Stromspiegel<br />
z<strong>ur</strong> Erzeugung der Biaspotentiale (Abbildung 4.2) aufgrund von<br />
Prozessvariationen nicht exakt ein Stromverhältnis von 1 : 1<br />
2 einstellen.<br />
Z<strong>ur</strong> weiteren Klärung des nicht-konstanten power-delay product könnten<br />
weitere Messungen hilfreich sein. Zum einen w<strong>ur</strong>den Variationen der Vlo-<br />
Spannung noch nicht eingehend untersucht, zum anderen sollten die von den<br />
Stromspiegeln erzeugten Biasspannungen mit Simulationsdaten verglichen<br />
werden. Ebenfalls sollten die Messungen an einfachen Invertern d<strong>ur</strong>chgeführt<br />
und mit den Ergebnissen der Messungen an Flipflops abgeglichen werden.<br />
Diese vorgeschlagenen Messungen erfordern Modi kationen des Testsystems,<br />
und liegen leider nicht mehr im zeitlichen Rahmen dieser Arbeit.<br />
4.4 Maximale Zählraten<br />
In Abhängigkeit von der Leistungsaufnahme wird die maximal mögliche<br />
Zählrate eines 16-Bit Zählers bestimmt. Der Zähler wird zunächst z<strong>ur</strong>ückgesetzt,<br />
danach erzeugt ein Pulsgenerator 216 1 Eingangstakte mit einer<br />
vorgegebenen Frequenz. Das höchstwertige Bit des Zählers kann über das USB-<br />
System ausgelesen werden. Es gibt Auskunft darüber, ob bei einem einzigen<br />
weiteren Takt ein Zählerüberlauf statt ndet. Ändert sich das höchstwertige<br />
Bit von `1' auf `0', so w<strong>ur</strong>den die insgesamt 216 Eingangstakte korrekt gezählt.<br />
Die Biasströme der differentiellen Logik können von einem Computer automatisch<br />
variiert werden. Für eine fest eingestellte Frequenz lässt sich so der<br />
minimale Strom für einen sicheren Betrieb bestimmen. Abbildung 4.10 zeigt<br />
eine solche Messung bei 150MHz Eingangsfrequenz.<br />
Messreihen w<strong>ur</strong>den für Frequenzen von 10MHz bis 150MHz aufgenommen.<br />
Aus diesen Daten w<strong>ur</strong>den die minimalen Bias-Ströme extrahiert, die einen<br />
sicheren Betrieb des Zählers ermöglichen. Die maximale Zählrate wird in<br />
gro em Ma e von der Geschwindigkeit des ersten Flipflops dominiert. Bereits<br />
das zweite Flipflop wird n<strong>ur</strong> noch mit dem halben Eingangstakt getaktet.<br />
Die Messung der Verzögerungszeiten zeigt, dass die Geschwindigkeiten der<br />
Flipflops stark streuen. Um eine allgemeingültigere Aussage zu gewinnen,<br />
wird aus den gemessenen d<strong>ur</strong>chschnittlichen Verzögerungszeiten td die maximale<br />
Schaltfrequenz nach = 1 berechnet, und in Abbildung 4.11 der<br />
td<br />
Einzelmessung an einem 16-Bit Zähler gegenübergestellt. Die Ergebnisse<br />
legen nahe, dass es sich bei dem Eingangs-Flip op des untersuchten Zählers<br />
um ein Exemplar mit eher großer Verzögerungszeit handelt.
48 4. Messungen an Teststrukt<strong>ur</strong>en di erentieller Stromlogik<br />
Zähler-Fehlerrate [%]<br />
0<br />
20<br />
40<br />
60<br />
80<br />
100<br />
Leistung pro Flipflop [µW]<br />
15,6 15,7 15,8 15,9<br />
Eingangsfrequenz 150MHz<br />
Vddd 2.4V, Vlo 0V<br />
150 Messungen pro Punkt<br />
3,24 3,26 3,28 3,30 3,32<br />
Biasstrom [µA]<br />
Abbildung 4.10: Funktionstest eines asynchronen Binärzählers bei 150MHz<br />
Eingangstakt.<br />
Periodendauer [ns]<br />
-- 50,00 25,00 16,67 12,50 10,00 8,33 7,14 6,25 5,56<br />
18<br />
Leistung vs. Frequenz bei sicherer Zählerfunktion<br />
3,75<br />
16 Eingangsfrequenz 10-150MHz<br />
Vddd 2.4V, Vlo 0V<br />
3,33<br />
14<br />
2,92<br />
Leistung pro Flipflop [µW]<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
16 Bit Zähler<br />
Berechnet aus Verzögerungszeiten<br />
1σ-Exemplarstreuung<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180<br />
Frequenz [MHz]<br />
2,50<br />
2,08<br />
1,67<br />
1,25<br />
Abbildung 4.11: Maximal mögliche Zählrate in Abhängigkeit des Biasstroms,<br />
gemessen an einem 16-Bit Zähler (schwarz) und berechnet aus<br />
Verzögerungszeiten (rot). Die Zähler benötigten einen minimalen Biasstrom<br />
von ca. 1,2µA.<br />
Bias-Strom [µA]
5. 3-Transistor-Ladungspumpe<br />
Ladungspumpen sind Schaltungen, die eine de nierte Ladungsmenge in einen<br />
bestimmten Knoten injizieren 1 . Einfache Ladungspumpen sind beispielsweise<br />
eine getaktete Stromquelle, oder eine Kapazität, die zyklisch zwischen zwei<br />
Potentialen hin und hergeschaltet wird (Abbildung 5.1). Der Integrator des<br />
CIX-Prototypchips setzt eine Ladungspumpe zum Entladen einer Integrationskapazität<br />
ein (siehe Kapitel 3.2). Für diese Anwendung w<strong>ur</strong>de eine<br />
sogenannte 3-Transistor-Ladungspumpe entwickelt die im Folgenden genauer<br />
beschrieben werden soll. Die beiden anderen Typen der Ladungspumpe<br />
stehen auf dem CIX-Chip ebenfalls alternativ z<strong>ur</strong> Auswahl.<br />
C<br />
Abbildung 5.1: Eine getaktete Stromquelle und eine switched-capacitor-<br />
Ladungspumpe sind bereits auf dem CIX-Chip implementiert.<br />
5.1 Beschreibung der Ladungspumpe<br />
Die in dieser Arbeit untersuchte 3-Transistor-Ladungspumpe besteht aus<br />
einer Kapazität, und einer Serienschaltung zweier n-Kanal Transistoren (MN1,<br />
MN2) und einem p-Kanal Transistor (MP1) (Abbildung 5.2). Sie pumpt eine<br />
d<strong>ur</strong>ch die Gatespannungen Vg1 und Vg2 der Transistoren MN1 und MN2<br />
definierte Ladungsmenge vom Reset-Eingang zum Ausgang Vout 2 . Mittels<br />
dieser Gatespannungen wird der Spannungshub U an der zwischen den n-<br />
Kanal Transistoren liegenden Kapazität C eingestellt. Daraus ergibt sich nach<br />
Q = C U die Ladungsmenge pro Pumpzyklus. D<strong>ur</strong>ch Setzen des activelow<br />
Reset-Signals am Eingang wird die Ladungspumpe in einen de nierten<br />
Ausgangszustand gebracht. Der Transistor MP1 dient als Schalter, der den<br />
1 Es handelt sich hierbei nicht um DC-DC-Spannungswandler, diese werden<br />
ublicherweise auch als Ladungspumpen bezeichnet<br />
2 Elektronen fließen von Reset nach Vout, positive Ladungen (‘Locher’) von Vout nach<br />
Reset.
(a)<br />
(b)<br />
(c)<br />
50 5. 3-Transistor-Ladungspumpe<br />
Reset<br />
Load<br />
Load<br />
V out<br />
V g2 -V th<br />
V g1 -V th<br />
Vg1<br />
Vg2<br />
MN1 MN2 MP1<br />
C<br />
Cpar<br />
Inject<br />
Vg1 Vg2 Pump<br />
Abbildung 5.2: 3-Transistor-Ladungspumpe<br />
gepumpte Ladung<br />
Reset<br />
Inject<br />
Vp VC VC<br />
C<br />
Vg1 Vg2 Pump<br />
C<br />
Vp<br />
Reset Ladezyklus Pumpen<br />
Vout<br />
Vout<br />
Vout<br />
Abbildung 5.3: Signalverläufe an der 3-Transistor-Ladungspumpe. Gezeigt<br />
sind das Reset- und Inject-Signal, die gepumpte Ladung am Ausgang Vout,<br />
und der Potentialverlauf VC und VP.<br />
Fluss der Ladungsmenge Q in den Ausgangsknoten letztendlich auslöst.<br />
Inject- und Reset-Signal dürfen sich nicht überlappen.<br />
5.1.1 Grundprinzip der Ladungspumpe<br />
Ein vereinfachtes Modell der Ladungspumpe geht von folgenden Annahmen<br />
aus:<br />
Zeit
5.1. Beschreibung der Ladungspumpe 51<br />
Die Transistoren MN1 und MN2 verhalten sich wie ideale Schalter.<br />
Sie leiten, falls ihre Gate-So<strong>ur</strong>ce-Spannung Vgs grö er als die Schwellenspannung<br />
Vth ist, andernfalls sperren sie. Sie fungieren also als<br />
`Schwelle', die über die Gatespannung regelbar ist.<br />
Der Transistor MP1 dient n<strong>ur</strong> als Schalter, um die Injektion der Ladung<br />
auszulösen.<br />
Das Reset-Signal schaltet zwischen 0V (`low') und Vout (`high').<br />
Das Ausgangspotential Vout wird extern d<strong>ur</strong>ch eine Spannungsquelle<br />
konstant gehalten.<br />
Für eine korrekte Funktion der Ladungspumpe dürfen die Transistoren MN1<br />
und MN2 nicht beide sperren:<br />
Vg2 > Vg1 > Vth<br />
Das Ausgangspotential muss ausreichend hoch sein:<br />
(5.1)<br />
Vout > Vg2 Vth (5.2)<br />
Der Ablauf eines Pumpzyklus besteht aus drei Schritten (vergleiche auch<br />
Abbildung 5.2 und Abbildung 5.3).<br />
Reset Das Reset-Signal am Eingang ist `low', MP1 sperrt. Der Transistor MN1<br />
leitet, es folgt VC=VP=0V. Die Kapazität C ist vollständig entladen.<br />
Ladephase Das Reset-Signal wird auf `high' geändert. MP1 sperrt weiterhin.<br />
Bei den n-Kanal Transistoren ist nun So<strong>ur</strong>ce und <strong>Dr</strong>ain vertauscht. 3<br />
Von Reset flie t Strom d<strong>ur</strong>ch MN1 und MN2, die Kapazität C wird<br />
geladen. MN1 sperrt sobald Vgs < Vth gilt. Daraus ergibt sich das<br />
Potential an VC und VP zu:<br />
VC = VP = Vg1 Vth<br />
Ladungsinjektion Das Reset-Signal bleibt `high', MP1 leitet nun. Es gilt nun<br />
VP=Vout. So<strong>ur</strong>ce und <strong>Dr</strong>ain des Transistors MN2 kehren sich erneut<br />
um. Die Kapazität entlädt sich auf den Ausgangsknoten. Das Potential<br />
VC steigt, bis der Transistor MN2 sperrt. Dies ist der Fall bei:<br />
VC = Vg2 Vth<br />
Damit ergibt sich die gepumpte Ladungsmenge aus der Grö e der Kapazität<br />
C und der Potentialdifferenz VC während eines Pumpvorgangs.<br />
Q = C [(Vg2 Vth) (Vg1 Vth)] = C (Vg2 Vg1) (5.3)<br />
Die Ladungsmenge Q wird also n<strong>ur</strong> von der Differenz der Gatespannungen Vg2<br />
und Vg1 bestimmt. Basierend auf diesem Modell lassen sich die wichtigsten<br />
Eigenschaften wie folgt zusammenfassen:<br />
3 Die Bezeichnungen So<strong>ur</strong>ce und <strong>Dr</strong>ain werden d<strong>ur</strong>ch die Potentialverhaltnisse am<br />
Transistor festgelegt.
52 5. 3-Transistor-Ladungspumpe<br />
Die gepumpte Ladungsmenge Q ergibt sich aus der Kapazität C, und<br />
der Differenz der Gatespannungen Vg2 und Vg1.<br />
Eine Änderung des Ausgangspotentials Vout hat keinen Einfluss auf<br />
die gepumpte Ladung Q.<br />
Die Pumpe arbeitet frequenzunabhängig.<br />
5.1.2 E ekte höherer Ordnung<br />
Verschiedene Effekte haben einen Einfluss auf die Linearität der Ladungspumpe.<br />
Im Folgenden soll der Bulkeffekt der Transistoren und der Ein uss<br />
parasitärer Kapazitäten k<strong>ur</strong>z vorgestellt werden.<br />
Bulke ekt<br />
Die Schwellenspannung Vth eines MOS-Transistors ist abhängig von der<br />
So<strong>ur</strong>ce-Bulk-Spannung VSB. Dieser sogenannte Bulkeffekt tritt immer dann<br />
auf, wenn VSB 6= 0 ist. Näherungsweise gilt:<br />
Vth = Vth0 +<br />
� �2 f + VSB<br />
� 2 f<br />
�<br />
(5.4)<br />
Hierbei ist 0:5 p V und f = kT<br />
e− ln ni �<br />
eine Funktion der intrinsischen<br />
Ladungsträgerkonzentration ni und Dotierungskonzentration n + . Bei den<br />
beiden n-Kanal-Transistoren der Ladungspumpe spielt der Bulke ekt eine<br />
wichtige Rolle. Die maximal auftretenden So<strong>ur</strong>ce-Bulk-Spannungen können<br />
Vout erreichen. Sind die Schwellenspannungen der Transistoren nicht mehr<br />
identisch, lässt sich Gleichung (5.3) nicht mehr anwenden. Die Schwellenspannungen<br />
von MN1 und MN2 lassen sich vereinfacht als Funktion der<br />
Gatespannungen verstehen, da bei der Ladungspumpe die So<strong>ur</strong>cespannungen<br />
von den Gatespannungen abhängen.<br />
Parasitäre Kapazitäten<br />
� n +<br />
Q = C [Vg2 Vg1 (Vth (Vg2) Vth (Vg1))]<br />
Zusätzlich zu der Kapazität C existieren auch Ausgangskapazitäten der<br />
Transistoren MN1 und MN2. Diese Kapazitäten variieren geringfügig mit dem<br />
Potential VC und führen zu weiteren Abweichungen vom idealen Verhalten.<br />
Eine Änderung des Ausgangspotentials Vout hat zweierlei Auswirkungen.<br />
Zum einen ändert sich der Arbeitsbereich der Ladungspumpe. Es kann keine<br />
Ladung gepumpt werden, sofern das Ausgangspotential Vout kleiner ist als<br />
VC nach der Ladephase. Weiterhin haben selbst unter Berücksichtigung der<br />
Bedingung (5.2) Schwankungen von Vout Konsequenzen für die Genauigkeit
5.2. Messungen der Ladungspumpeneigenschaften 53<br />
6u 0.6u<br />
200<br />
Spannungsquellen<br />
200<br />
Pulser<br />
200<br />
4V 0V 4V 0V 4V 0V<br />
Vg1 Vg2 Pump<br />
6u 6u 0.6u<br />
0.5u<br />
Load Vout<br />
100.27fF<br />
Chip<br />
Platine<br />
SMU<br />
Abbildung 5.4: Testsystem für die 3-Transistor-Ladungspumpe. Die Zahlenangaben<br />
an den Transistoren geben die gezeichneten Dimensionen der Gates<br />
an. Zum Schutz der Eingänge des Chips vor elektrostatischen Entladungen<br />
w<strong>ur</strong>den auf der Platine Schutzdioden und Serienwiderstände angebracht.<br />
der Ladungspumpe. D<strong>ur</strong>ch die parasitäre Kapazität Cpar zwischen MN2 und<br />
MP1 erhält man man einen weiteren Beitrag Qpar z<strong>ur</strong> gepumpten Ladung:<br />
Qpar = Cpar (Vout Vg1 + Vth (Vg1))<br />
Diese Kapazität Cpar setzt sich zusammen aus den Ausgangskapazitäten<br />
von MN2 und MP1, und den d<strong>ur</strong>ch das Layout bestimmten parasitären<br />
Kapazitäten.<br />
5.2 Messungen der Ladungspumpeneigenschaften<br />
Im Rahmen dieser Arbeit w<strong>ur</strong>de ein Testchip für die 3-Transistor-Ladungspumpe<br />
erstellt und Messungen d<strong>ur</strong>chgeführt. Abbildung 5.4 zeigt den Aufbau<br />
des Testsystems.<br />
5.2.1 Linearität der Ladungspumpe<br />
Für feste Werte von Vout und Vg1 w<strong>ur</strong>de die gepumpte Ladung als Funktion<br />
von Vg1 gemessen. Abbildung 5.5 zeigt die Messergebnisse. Aus dem<br />
Anstieg der K<strong>ur</strong>ve ergibt sich mittels einer Geradenanpassung die Grö e der<br />
effektiven Kapazität zu 102; 5fF mit einem Fehler des Fits von pm0; 03fF.<br />
Der Designwert der gezeichneten Kapazität C beträgt 100; 3fF. Hierzu sind<br />
noch die Ausgangskapazitäten der Transistoren MN1 und MN2 zu addieren,<br />
diese sind jeweils kleiner 5fF. Das Ergebnis liegt im Rahmen der Variationen
54 5. 3-Transistor-Ladungspumpe<br />
Ladung [fC]<br />
325<br />
300<br />
275<br />
250<br />
225<br />
200<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
3-Transistor-Ladungspumpe (Messung)<br />
V g1 = 700mV; V OUT = 2400mV; Pumpfrequenz 2.5MHz<br />
Messung (102.49 ± 0.03) fC/V<br />
-25<br />
0<br />
0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500<br />
V g2 [mV]<br />
Abbildung 5.5: Ladungsmessung mit konstanter Vg1-Spannung. Die rote<br />
K<strong>ur</strong>ve zeigt die Ableitung der Messdaten.<br />
des Herstellungsprozesses [2]. Für die gezeichnete Kapazität C w<strong>ur</strong>de mit<br />
einer Kapazität im Bereich von 91fF{111fF gerechnet. Das Messergebnis<br />
liegt hiernach also an der niedrigeren Grenze des Toleranzbereichs. Um<br />
den Einfluss des Bulkeffekts zu bestimmen (Formel 5.4), w<strong>ur</strong>de neben einer<br />
linearen Anpassung der Form y = A + Bx noch eine Anpassung mit<br />
y = A + Bx + C p x d<strong>ur</strong>chgeführt. Diese Funktion beschreibt die Messdaten<br />
wesentlich besser als eine lineare oder quadratische Anpassung. Abbildung<br />
5.6 zeigt die Abweichung der Messdaten von den beiden Funktionen.<br />
Bei konstanter Vg2-Spannung und variabler Vg1-Spannung zeigt die Ladungspumpe<br />
grö ere Abweichungen von einem linearen Verhalten (Abbildung 5.5).<br />
In diesem Fall muss der Bulkeffekt beider n-Kanal Transistoren berücksichtigt<br />
werden. In obigem Fall, bei Variation von Vg2, kann der Bulkeffekt von MN1<br />
für die Messung ignoriert werden.<br />
5.2.2 Frequenzverhalten<br />
Die Abhängigkeit der Ladung von der Pumpfrequenz w<strong>ur</strong>de im Bereich von<br />
500Hz{12MHz gemessen bei sonst konstanten Parametern gemessen. Der<br />
gemessene Pumpstrom liegt dabei im Bereich von 15pA{840nA. Die Messergebnisse<br />
in Abbildung 5.8 zeigen, dass die gepumpte Ladung weitgehend<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Ladungszunahme pro 100mV V g2 in 1000e -
5.2. Messungen der Ladungspumpeneigenschaften 55<br />
Abweichung [fC]<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
-0,5<br />
y = A + Bx<br />
Chi^2/DoF = 0.29622<br />
A -39.30(5)<br />
B 0.10249(3)<br />
-1,0<br />
500 1000 1500 2000 2500 3000<br />
V g2 [mV]<br />
y = A + Bx + Cx 1/2<br />
Chi^2/DoF = 0.00712<br />
A -21.27(9)<br />
B 0.11286(5)<br />
C -0.878(5)<br />
Abbildung 5.6: An die Messdaten aus Abbildung 5.5 w<strong>ur</strong>den verschiedene<br />
Funktionen angepasst. Gezeigt sind die Abweichungen der Messdaten von<br />
einer linearen Funktion (rot) und einer Funktion der Art y = A + Bx + C p x<br />
(blau)<br />
Ladung [fC]<br />
325<br />
300<br />
275<br />
250<br />
225<br />
200<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
3-Transistor-Ladungspumpe (Messung)<br />
V g2 = 2000mV; V OUT = 2400mV; Pumpfrequenz 2.5MHz<br />
Messung -(116.88± 0.05) fC/V<br />
-25<br />
-100<br />
0 500 1000 1500 2000 2500<br />
V g1 [mV]<br />
Abbildung 5.7: Ladungsmessung mit konstanter Vg2-Spannung.<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
-60<br />
-70<br />
-80<br />
-90<br />
Ladungszunahme pro 100mV V g1 in 1000e -
56 5. 3-Transistor-Ladungspumpe<br />
Ladung [fC]<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
Pump-Strom<br />
100p 1n 10n 100n<br />
korrigierte Werte (+51pA)<br />
Messdaten<br />
V g1 = 700mV; V g2 = 1000mV; V OUT = 2400mV<br />
1k 10k 100k 1M 10M<br />
Pumpfrequenz [Hz]<br />
Abbildung 5.8: Frequenzverhalten der 3-Transistor-Ladungspumpe. Die Messdaten<br />
(schwarz) w<strong>ur</strong>den um den Leerlaufstrom des So<strong>ur</strong>cemeters korrigiert<br />
(rot).<br />
frequenzunabhängig ist. Bei hohen Frequenzen treten Resonanzen auf, diese<br />
sind möglicherweise d<strong>ur</strong>ch den relativ einfachen Messaufbau zu erklären.<br />
5.2.3 Stabilität bei Variation von Vout<br />
Die parasitäre Kapazität Cpar (Abbildung 5.2) bedingt eine gewisse Abhängigkeit<br />
der gepumpten Ladung von dem Ausgangspotential Vout. Aus der Messung<br />
w<strong>ur</strong>de (siehe Abbildung 5.9) w<strong>ur</strong>de Cpar zu 14; 3fF bestimmt. Dies<br />
entspricht ungefähr 15% der Kapazität C und kann somit zu merklichen<br />
Beinträchtigungen führen, falls gegen ein variables Ausgangspotential Ladung<br />
gepumpt wird. Die Ausgangskapazitäten der Transistoren MN2 und MP1<br />
haben einen Anteil von circa 10fF an der parasitären Kapazität.<br />
5.3 Bewertung der Messung & Verbesserungen<br />
Die Messungen zeigen, dass sich das vorgestellte Konzept z<strong>ur</strong> Umsetzung<br />
einer Ladungspumpe eignet. Die auftretenden Nichtlinaritäten bei Variation<br />
von Vg2 lassen sich d<strong>ur</strong>ch den Bulkeffekt der Transistoren erklären. Die<br />
angegebene Anpassungsfunktion eignet sich z<strong>ur</strong> Eichung der 3-Transistor-<br />
Ladungspumpe. Die parasitäre Kapazität Cpar beträgt ungefähr 15% der<br />
eingebauten Kapazität C, dad<strong>ur</strong>ch ist Stabilität bei Variation von Vout<br />
beeinträchtigt. Für den Einsatz als Ladungspumpe z<strong>ur</strong> Digitalisierung des
5.3. Bewertung der Messung & Verbesserungen 57<br />
Ladung [fC]<br />
170<br />
165<br />
160<br />
155<br />
150<br />
Simulation 11.5 fC/V<br />
Messung 14.3 fC/V<br />
3-Transistor-Ladungspumpe (Messung)<br />
V g1 = 700mV; V g2 = 2000mV<br />
Pumpfrequenz 2.5MHz<br />
1800 1900 2000 2100 2200 2300 2400<br />
V OUT [mV]<br />
Abbildung 5.9: Stabilität der gepumpten Ladung gegen Variation von Vout.<br />
Signalstroms auf dem CIX-Chip (Kapitel 3.2) ist dies jedoch nicht von gro er<br />
Bedeutung, da das Ausgangspotential Vout dort d<strong>ur</strong>ch die Rückkopplung eines<br />
Verstärkers konstant gehalten wird. Für den CIX-Chip w<strong>ur</strong>den als Reaktion<br />
auf diese Messergebnisse einige Verbesserungen umgesetzt. Beispielsweise<br />
w<strong>ur</strong>de d<strong>ur</strong>ch Änderungen der Transistoren und des Layouts Cpar auf ca. 9fF<br />
reduziert 4 .<br />
4 Abschatzung d<strong>ur</strong>ch Simulationen und Extraktion von Layout-Kapazitaten
58 5. 3-Transistor-Ladungspumpe
6. Zusammenfassung und Ausblick<br />
Im Rahmen dieser Arbeit w<strong>ur</strong>den für biomedizinische Bildgebung und für<br />
eine teilchenphysikalische Anwendung Detektorelektronik konzipiert und<br />
entwickelt.<br />
Für Compton-Polarimetrie w<strong>ur</strong>de eine Zähler- und Auslesearchitekt<strong>ur</strong> entwickelt.<br />
Diese w<strong>ur</strong>de vollständig in einer rauscharmen Logikfamilie implementiert,<br />
die simultanen Betrieb und Datenauslese mit minimaler Totzeit<br />
ermöglicht. Erste Tests des Chips konnten bereits die korrekte Funktion<br />
der Schaltungen bestätigen. Dies zeigt, dass es prinzipiell möglich ist, die<br />
digitalen Funktionen einer solchen Signalverarbeitungselektronik vollständig<br />
in der differentiellen Stromlogik zu realisieren. Es steht noch aus, Eigenschaften<br />
wie die maximale Auslesefrequenz und die minimale Totzeit zu<br />
bestimmen. Ebenfalls muss der Einfluss der Auslese auf das Rauschen der<br />
analogen Schaltungen gemessen werden. In naher Zukunft soll, basierend auf<br />
diesem Chip, ein Detektorsystem aufgebaut werden. Dieses wird dann die<br />
Polarisationsmessung des Elektronenstrahls am Bonner Teilchenbeschleuniger<br />
ELSA übernehmen.<br />
Für biomedizinische Bildgebung w<strong>ur</strong>de an der Entwicklung eines <strong>Pixel</strong>chips<br />
mitgearbeitet. Der CIX-Chip kombiniert das Zählen von Einzelpulsen und<br />
eine integrale Messung der absorbierten Röntgenleistung. Im Rahmen dieser<br />
Arbeit w<strong>ur</strong>de die Zähler- und Auslesearchitekt<strong>ur</strong> implementiert, eine<br />
Ladungspumpe entwickelt und Messungen an Teststrukt<strong>ur</strong>en d<strong>ur</strong>chgeführt.<br />
Basierend auf den Erfahrungen, die bei der Entwicklung der Detektorelektronik<br />
für Compton-Polarimetrie gewonnen w<strong>ur</strong>den, konnten für den CIX-Chip<br />
bereits Verbesserungen in der Zähler- und Auslesearchitekt<strong>ur</strong> vorgenommen<br />
werden.<br />
Ein Testchip w<strong>ur</strong>de entwickelt um asynchrone Binärzähler in differentieller<br />
Logik genauer zu untersuchen. Hierfür w<strong>ur</strong>de eigenständig ein Testsystem<br />
aufgebaut, eine Platine gefertigt und Software für Messaufgaben entwickelt.<br />
Das Leistungsverhalten von Zählern w<strong>ur</strong>de gemessen, die Messergebnisse sind<br />
im Kontext der di erentiellen Logik weitgehend verstanden. Dieser Testchip<br />
diente auch z<strong>ur</strong> Bestimmung von geeigneten Betriebsparametern für den<br />
CIX-Chip, diese konnten erfolgreich ermittelt werden.<br />
Eine 3-Transistor-Ladungspumpe w<strong>ur</strong>de für den Einsatz auf dem CIX-Chip<br />
entwickelt. Hierfür w<strong>ur</strong>de eine ebenfalls ein Testchip gefertigt und Messungen<br />
d<strong>ur</strong>chgeführt. Es konnte gezeigt werden, dass die Ladungspumpe nahezu<br />
linear und frequenzunabhängig arbeitet. Auftretende Nichtlinearitäten sind
60 6. Zusammenfassung und Ausblick<br />
dabei verstanden und können bei einer Eichung berücksichtigt werden.<br />
Im Rahmen des CIX-Projektes ist bereits mit dem Aufbau eines Testsystems<br />
begonnen worden. Neben der Funktionsüberprüfung der digitalen Schaltungen,<br />
und einer allgemeinen Charakterisierung des Chips wird es sehr<br />
interessant sein, Rauschmessungen an der 3-Transistor-Ladungspumpe d<strong>ur</strong>chzuführen.<br />
Langfristig soll der CIX-Chip weiterentwickelt werden, um letztendlich<br />
den Aufbau eines bildgebenden Systems zu ermöglichen.
Literat<strong>ur</strong>verzeichnis<br />
[1] austriamicrosystems AG, http://www.austrianmicrosystems.com<br />
[2] austriamicrosystems AG, 0.35µm CMOS C35 Process Parameters, Document<br />
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[9] Integrated Detector Electronics AS, http://www.ideas.no<br />
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DPG Vortrag T703.6, Berlin 2005
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[15] J.Wittschen, Messung der Elektronenstrahlpolarisation mit dem<br />
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