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Sozialbericht 2010 Armut im Kanton Bern Fakten, Zahlen und ...

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tergr<strong>und</strong> müssen sozial <strong>und</strong> schulisch möglichst rasch <strong>und</strong> effektiv integriert werden.<br />

• Gerade bei Kindern mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind schulische Schwächen oft eine<br />

Folge von sprachlichen Defiziten. Ihre schulische Integration kann bereits <strong>im</strong> Vorschulalter<br />

in Kinderkrippen gefördert werden, da sie in diesem Rahmen bereits in einem<br />

frühen Alter die lokale Sprache erlernen.<br />

• Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> einem unsicheren Aufenthaltsstatus leben<br />

in einer besonders prekären Situation. Die soziale Integration ist besonders schwierig,<br />

da ihnen offiziell zu verstehen gegeben wird, dass sie nicht hierbleiben können.<br />

Erhalten sie dann nach Jahren den Entscheid, dass sie nun doch bleiben können, ist<br />

das Integrationsdefizit oft schon zu gross, als dass es innert nützlicher Frist <strong>und</strong> mit<br />

machbarem Aufwand behoben werden könnte. In diesem Bereich wird noch viel zu<br />

wenig unternommen.<br />

• Junge Erwachsene in der Sozialhilfe haben oft keine nachobligatorische Ausbildung<br />

<strong>und</strong> eine Biografie, die geprägt ist von schwierigen Lebensphasen <strong>und</strong> Brüchen<br />

(Scheidung der Eltern, Wechsel des Wohnorts, familiäre Schwierigkeiten).<br />

• Diskontinuität <strong>im</strong> Lebens- <strong>und</strong> Bildungsverlauf sowie ein fehlendes soziales Umfeld,<br />

das die Jugendlichen in kritischen Situationen auffangen könnte, sind wichtige Gründe<br />

für prekäre Lebenssituationen.<br />

Jean Christophe Schwaab<br />

• Eine fehlende nachobligatorische Bildung als Hauptgr<strong>und</strong> für eine hohe <strong>Armut</strong>sgefährdung.<br />

Daher unterstützt die EKKJ gr<strong>und</strong>sätzlich das Ziel der EDK, dass 95 Prozent<br />

der Jugendlichen einen Sek II-Abschluss haben sollen, geht aber noch weiter<br />

<strong>und</strong> fordert eine Quote von 99 oder 100 Prozent.<br />

• Jugendliche aus bildungsfernen Schichten <strong>und</strong>/oder mit Migrationshintergr<strong>und</strong> haben<br />

besondere Mühe, den Zugang zur nachobligatorischen Bildung zu haben.<br />

• Der erste Übergang von der obligatorischen Schule in die Berufsbildung ist entscheidend,<br />

denn da gibt es ein strukturelles Problem (zu wenig Ausbildungsplätze, insbesondere<br />

für die Lernschwächeren). Für schulschwache Jugendliche sind daher niederschwellige<br />

Angebote, wie Attestlehren, sehr wichtig, da ihnen diese den Einstieg<br />

in die Berufswelt ermöglichen.<br />

• Die Schwierigkeiten be<strong>im</strong> Übergang von der Berufsbildung ins Erwerbsleben sind vor<br />

allem konjunktureller Natur. Die Arbeitslosigkeit der 20- bis 24-Jährigen wird sich bei<br />

einer Erholung der Wirtschaft rasch reduzieren. Problematisch sind die fünf Prozent,<br />

die in dieser Zeit den Anschluss an den ersten Arbeitsmarkt verpassen <strong>und</strong> ihn auch<br />

auf lange Frist nicht mehr finden werden.<br />

• Prekäre Arbeitsverhältnisse sind ein weiterer Risikofaktor, von dem insbesondere Personen<br />

ohne nachobligatorische Ausbildung betroffen sind. In jüngster Zeit trifft es vermehrt<br />

auch Personen mit einem guten Bildungsabschluss, die be<strong>im</strong> Einstieg ins Berufsleben<br />

ein Praktikum an das nächste reihen <strong>und</strong> nie die Gelegenheit bekommen,<br />

sich in einem «richtigen» Job zu bewähren. Eine lange Praktikumsphase birgt das<br />

Risiko, dass die beruflichen Qualifikationen der Jugendlichen abgewertet werden.<br />

• Viele Frauen wählen <strong>im</strong>mer noch typische Frauenberufe, die tendenziell weniger gut<br />

bezahlt sind <strong>und</strong> weniger gute Aufstiegschancen sowie Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

bieten.<br />

<strong>Bern</strong>hard Weber / Markus Weber<br />

• Jugendliche leben häufiger in Situationen, die per se ein erhöhtes <strong>Armut</strong>srisiko mit<br />

sich bringen: Sie leben noch bei ihren Eltern (Familien sind armutsgefährdet) oder sie<br />

sind erst vor Kurzem ausgezogen <strong>und</strong> müssen einen eigenen Haushalt gründen. Je<br />

früher sie dies tun, desto geringer ist ihre Bildung, <strong>und</strong> geringe Bildung ist wiederum<br />

per se ein Hauptmerkmal für eine erhöhte <strong>Armut</strong>sgefährdung.<br />

• Die erhöhte <strong>Armut</strong>sgefährdung von Jugendlichen ist nicht pr<strong>im</strong>är auf ihr Alter zurückzuführen,<br />

sondern vielmehr auf Ausbildungslosigkeit oder tiefe Bildung.<br />

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