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Sozialbericht 2010 Armut im Kanton Bern Fakten, Zahlen und ...

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3 Dynamik der <strong>Armut</strong><br />

38<br />

Wichtigstes in Kürze<br />

• Personen, die alleinerziehend werden, haben ein 18mal<br />

höheres Risiko, arm zu werden, als Personen,<br />

die ununterbrochen in einem Einpersonenhaushalt<br />

leben (3.1).<br />

• Je länger eine Person armutsgefährdet ist, desto geringer<br />

sind die Chancen, dass sich ihre finanzielle Situation<br />

verbessert: R<strong>und</strong> 40 Prozent der Personen, die<br />

neu armutsgefährdet sind, vermögen sich in der Regel<br />

nach einem Jahr aus der <strong>Armut</strong> zu lösen. Bei 30 Prozent<br />

der Personen wird die <strong>Armut</strong>sgefährdung zwei<br />

bis vier Jahre andauern. Weitere 30 Prozent werden<br />

fünf oder mehr Jahre armutsgefährdet bleiben (3.2).<br />

• Für viele <strong>Armut</strong>sbetroffene ist <strong>Armut</strong> ein wiederkehrendes<br />

Ereignis: R<strong>und</strong> 40 Prozent der Personen, die<br />

eine <strong>Armut</strong>ssituation überwinden, sind <strong>im</strong> Verlauf der<br />

nächsten vier Jahre wieder mit sehr knappen finanziellen<br />

Mitteln konfrontiert (3.3).<br />

• Personen, die 2002 neu armutsgefährdet waren, verbrachten<br />

bis Ende 2008 <strong>im</strong> Durchschnitt 3,7 Jahre<br />

unter der <strong>Armut</strong>sgefährdungsgrenze (3.3).<br />

Die bisherigen Analysen haben das Ausmass der <strong>Armut</strong>sgefährdung (<strong>Armut</strong>sgefährdungsquote,<br />

<strong>Armut</strong>sgefährdungslücke) zu einem best<strong>im</strong>mten Zeitpunkt ermittelt <strong>und</strong> die<br />

Entwicklung dieser Kennzahlen <strong>im</strong> Verlauf der Zeit betrachtet. Die Steuerdaten erlauben<br />

jedoch Analysen, die darüber hinausreichen <strong>und</strong> die individuellen Verläufe einzelner<br />

Personen in <strong>und</strong> aus der <strong>Armut</strong>sgefährdung nachzeichnen. 57 Damit können Fragen zur<br />

Dynamik der <strong>Armut</strong>, aber auch zu deren Gründen <strong>und</strong> Dauer beantwortet werden.<br />

Für diese Art von Auswertungen werden nicht mehr die verfügbaren Einkommen von<br />

Haushalten, sondern von einzelnen Personen betrachtet. Denn das verfügbare Haushaltseinkommen<br />

lässt sich nicht über die Zeit verfolgen, da sich Haushalte über die<br />

Jahre erweitern, verkleinern, zusammenschliessen oder auseinanderbrechen.<br />

Abbildung 11 verdeutlicht die Dynamiken, die in den vergangenen Jahren zu einem<br />

Anstieg der <strong>Armut</strong>sgefährdung geführt haben. Sie zeigt zum einen die «Herkunft» von<br />

Personen, die in einem gegebenen Jahr armutsgefährdet sind. Dabei unterscheidet sie<br />

drei Gruppen: (1) Personen, die bereits <strong>im</strong> Vorjahr armutsgefährdet waren, (2) Personen,<br />

die <strong>im</strong> Vorjahr nicht armutsgefährdet waren, (3) Personen, die <strong>im</strong> Vorjahr noch nicht <strong>im</strong><br />

<strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong> steuerpflichtig waren <strong>und</strong> deren frühere finanzielle Verhältnisse deshalb<br />

unbekannt sind. Diese letzten beiden Gruppen kann man als «Eintritte» in die <strong>Armut</strong>sgefährdung<br />

bezeichnen. Zum anderen geht aus der Abbildung hervor, wie viele Personen<br />

von einem Jahr zum anderen nicht mehr als armutsgefährdet gelten. Auch da gilt es,<br />

zwei Gruppen zu unterscheiden: (1) Personen, die <strong>im</strong> Vorjahr armutsgefährdet waren <strong>und</strong><br />

es <strong>im</strong> Beobachtungsjahr nicht mehr sind; (2) Personen, die <strong>im</strong> Vorjahr armutsgefährdet<br />

waren <strong>und</strong> <strong>im</strong> Beobachtungsjahr nicht mehr <strong>im</strong> <strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong> steuerpflichtig sind. Beide<br />

Gruppen kann man zusammen als «Austritte» aus der <strong>Armut</strong>sgefährdung bezeichnen.<br />

Es zeigt sich nun, dass die Zahl der Eintritte in <strong>Armut</strong>ssituationen – mit Ausnahme des<br />

Jahres 2003 – stets grösser war als die Zahl der Austritte. Parallel dazu stieg die Zahl der<br />

Personen, die bereits <strong>im</strong> Vorjahr arm oder armutsgefährdet waren, beständig leicht an.<br />

57 Bane/Ellwood 1986, Stevens 1999, Antolin/Dang/Oxley 1999, für die Schweiz: Bauer/Streuli 2001, Tillmann/Budowski<br />

2006.

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