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Sozialbericht 2010 Armut im Kanton Bern Fakten, Zahlen und ...

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12<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe der <strong>Sozialbericht</strong>erstattung des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong><br />

Die Auseinandersetzung mit der sozialen Lage der <strong>Bern</strong>er Bevölkerung setzt zunächst<br />

voraus, einige Gr<strong>und</strong>begriffe zu definieren: 11<br />

Soziale Ungleichheit<br />

Soziale Ungleichheit bezeichnet Formen von ungleicher Verteilung der wichtigen sozialen<br />

Güter <strong>und</strong> Lebenschancen. In jeder Gesellschaft gibt es soziale Ungleichheiten, sie<br />

können aber sehr unterschiedlich ausgeprägt sein <strong>und</strong> gelebt werden. So unterschiedlich<br />

soziale Ungleichheiten sein können, so vielfältig <strong>und</strong> komplex sind die Mechanismen,<br />

die sie aufrechterhalten, verstärken <strong>und</strong> in Frage stellen.<br />

Soziale Ungleichheiten können gr<strong>und</strong>sätzlich alle Gesellschaftsschichten <strong>und</strong> Altersgruppen<br />

betreffen <strong>und</strong> bestehen in den verschiedensten D<strong>im</strong>ensionen. Das Leben in<br />

Stadt <strong>und</strong> Land etwa folgt deutlich unterschiedlichen Mustern. Auch ob jemand einen<br />

Lohn bezieht oder einen eigenen Betrieb führt, macht prägende Unterschiede aus. Diese<br />

Beispiele zeigen, dass Ungleichheiten unvermeidlich <strong>und</strong> längst nicht <strong>im</strong>mer problematisch<br />

<strong>und</strong> demnach auch nicht <strong>im</strong>mer in Frage zu stellen sind. Sie werden dann<br />

in Frage gestellt, wenn sie nicht auf freier Wahl beruhen, als gesellschaftspolitisch nicht<br />

akzeptabel betrachtet werden oder besonders verletzliche Gruppen wie beispielsweise<br />

Kinder oder Menschen mit Behinderung betreffen. Dies gilt für soziale Ungleichheiten<br />

wie ethnische Diskr<strong>im</strong>inierung, ungleiche Bildungs- <strong>und</strong> Berufschancen <strong>und</strong> ungleichen<br />

Zugang zum Ges<strong>und</strong>heitssystem. Eine besonders problematische Art sozialer Ungleichheit<br />

ist die <strong>Armut</strong>, da sie die Entwicklungschancen von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen beeinträchtigt<br />

<strong>und</strong> dadurch häufig von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird.<br />

<strong>Armut</strong><br />

Der zentrale Begriff der <strong>Armut</strong> ist derart vielschichtig, dass eine klar umrissene Begriffsdefinition<br />

mit konkreten Abgrenzungskriterien kaum zu formulieren ist. Immerhin sollen<br />

an dieser Stelle ein paar gr<strong>und</strong>legende Abgrenzungen der Begriffe <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong>sgrenze<br />

dargelegt werden:<br />

Eine erste wesentliche Unterscheidung ist diejenige zwischen absoluter <strong>und</strong> relativer<br />

<strong>Armut</strong>. Die absolute <strong>Armut</strong> wird unabhängig vom gesellschaftlichen Umfeld definiert <strong>und</strong><br />

umfasst nur die Befriedigung der elementaren<br />

Bedürfnisse wie Nahrung, Kleidung<br />

<strong>und</strong> Obdach.<br />

Die relative <strong>Armut</strong> hingegen ist abhängig<br />

vom gesellschaftlichen Umfeld einer<br />

Person: Sie gilt als arm, wenn sie <strong>im</strong> Vergleich<br />

zu den Menschen in ihrem Umfeld<br />

(z. B. Land, <strong>Kanton</strong>) aus finanziellen Gründen<br />

ein stark eingeschränktes Leben führen<br />

muss.<br />

<strong>Armut</strong> wird also nicht unmittelbar als<br />

Problem der Unterversorgung mit überlebenswichtigen<br />

Gütern verstanden, sondern<br />

als eine extreme Ausprägung sozialer<br />

Ungleichheit. In der <strong>Armut</strong>sdiskussion in<br />

europäischen Ländern ist mit <strong>Armut</strong> <strong>im</strong>plizit<br />

<strong>im</strong>mer die relative <strong>Armut</strong> gemeint – so<br />

auch in diesem Bericht.<br />

11 Gr<strong>und</strong>begriffe werden in Anlehnung an den ersten <strong>Bern</strong>er <strong>Sozialbericht</strong> definiert, wobei einerseits einzelne<br />

Begriffe übernommen <strong>und</strong> auf die Situation Jugendlicher <strong>und</strong> junger Erwachsener fokussiert werden<br />

<strong>und</strong> andererseits weitere Begriffe eingeführt werden.

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