27.09.2012 Aufrufe

Sozialbericht 2010 Armut im Kanton Bern Fakten, Zahlen und ...

Sozialbericht 2010 Armut im Kanton Bern Fakten, Zahlen und ...

Sozialbericht 2010 Armut im Kanton Bern Fakten, Zahlen und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

3.3<br />

Wiedereintritte <strong>und</strong> kumulierte Dauer der <strong>Armut</strong>sgefährdung<br />

Bisher stand die ununterbrochene Dauer einer <strong>Armut</strong>sgefährdung <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong>,<br />

was leicht dazu führen kann, die <strong>Armut</strong>sgefährdung zu unterschätzen. 60 Es ist nämlich<br />

durchaus möglich, dass eine Person nach einem raschen Ausstieg wieder in die <strong>Armut</strong><br />

zurückfällt. Auch können verhältnismässig geringe Einkommenssteigerungen dazu<br />

führen, dass nahe der <strong>Armut</strong>sgrenze lebende Personen statistisch betrachtet für kurze<br />

Zeit aus der <strong>Armut</strong>sbevölkerung gehoben werden, ohne dass sich ihre Lebensrealität<br />

massgeblich ändert.<br />

Tabelle 3 zeigt die Austrittskohorten der Jahre 2002 bis 2007 <strong>und</strong> die Wahrscheinlichkeiten<br />

eines Wiedereintritts. Eine Person gilt als «ausgetreten», wenn sie <strong>im</strong> Vorjahr<br />

in einem Haushalt mit einem Einkommen unterhalb der <strong>Armut</strong>sgefährdungsgrenze lebte<br />

<strong>und</strong> sich danach aus der <strong>Armut</strong> zu befreien vermochte. Berücksichtigt sind einzig Personen,<br />

für die vom Zeitpunkt des Austritts bis ins Jahr 2008 lückenlose Steuerangaben<br />

vorliegen. Tabelle 3 belegt, dass sich r<strong>und</strong> ein Fünftel aller Personen, die den Austritt<br />

aus der <strong>Armut</strong>sgefährdung geschafft haben, bereits <strong>im</strong> Folgejahr wieder in einer finanziell<br />

prekären Situation befinden. Zwei Jahre später schwankt die Wiedereintrittsquote<br />

zwischen 7,8 Prozent <strong>und</strong> 10,4 Prozent. Über einen Zeitraum von vier bis sechs Jahren<br />

betrachtet gelingt es 43 bis 48 Prozent aller ehemals armutsgefährdeten Personen nicht,<br />

ihre finanzielle Situation zu stabilisieren.<br />

Tabelle 3<br />

Wiedereintrittswahrscheinlichkeiten der Austrittskohorten 2002 – 2007<br />

Austrittsjahr Anzahl<br />

Wiedereintritt nach … Jahren<br />

Austritte 1 2 3 4 5 6 Total<br />

2002 8 654 20,9 % 7,8 % 6,0 % 4,5 % 2,5 % 3,5 % 45,2 %<br />

2003 9 588 22,4 % 8,4 % 6,9 % 4,1 % 6,1 % 47,8 %<br />

2004 9 132 22,5 % 10,3 % 5,1 % 5,4 % 43,2 %<br />

2005 9 360 24,0 % 9,7 % 7,4 % 41,1 %<br />

2006 9 393 21,8 % 10,4 % 32,2 %<br />

2007 10 593 25,2 % 25,2 %<br />

Durchschnitt 20,9 % 8,8 % 6,1 % 4,6 % 4,1 % 3,6 %<br />

Gr<strong>und</strong>gesamtheit: Personen ab 27 Jahren mit vollständigen Steuerdaten vom Vorjahr des Austritts bis<br />

zum Jahr 2008.<br />

Quelle: Steuerverwaltung des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong><br />

Lesebeispiel: Von 8654 Personen, die <strong>im</strong> Jahr 2002 die <strong>Armut</strong>sgefährdung überw<strong>und</strong>en haben (2. Spalte<br />

von links; 1. Zeile von oben), traten 20,9 Prozent nach einem Jahr wieder in die <strong>Armut</strong> ein (3. Spalte von<br />

links; 1. Zeile von oben). Von den verbleibenden Personen waren <strong>im</strong> nächsten (zweiten) Jahr 7,8 Prozent<br />

wieder arm oder armutsgefährdet (4. Spalte von links; 1. Zeile von oben). Von den weiter verbleibenden<br />

Personen waren <strong>im</strong> folgenden (dritten) Jahr 6,0 Prozent wieder arm oder armutsgefährdet (5. Spalte von<br />

links; 1. Zeile von oben).<br />

Angesichts der beträchtlichen Wiedereintrittsquote erscheint es fragwürdig, die Dauer<br />

der <strong>Armut</strong>sgefährdung lediglich für einzelne, ununterbrochene Phasen zu ermitteln.<br />

Zuverlässiger ist es, Wiedereintritte zu berücksichtigen <strong>und</strong> verschiedene Phasen von<br />

<strong>Armut</strong>sgefährdung zusammenzuzählen (zu kumulieren). Für die Eintrittskohorte 2002<br />

beispielsweise beläuft sich die kumulierte <strong>Armut</strong>sgefährdungsdauer (bis ins Jahr 2008)<br />

<strong>im</strong> Durchschnitt auf 3,7 Jahre. Sie ist damit um r<strong>und</strong> einen Viertel grösser als die durchschnittliche<br />

Dauer der ununterbrochenen <strong>Armut</strong>sgefährdungsphase derselben Eintrittskohorte<br />

(2,9 Jahre). Bei den Eintrittskohorten jüngeren Datums sind die Unterschiede<br />

weniger stark ausgeprägt. Dies ist auf den kürzeren Beobachtungszeitraum (Eintritt bis<br />

2008) zurückzuführen.<br />

60 Stevens 1999.<br />

43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!