CARE - Hindenburger Stadtzeitschrift für Mönchengladbach und ...
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STADTGESPRÄCH<br />
„Die Pfl ege braucht ein besseres Image.“<br />
Der Geschäftsführer des ASB Regionalverbands <strong>Mönchengladbach</strong>/<br />
Viersen e. V. im HINDENBURGER-GESPRÄCH über den Pfl egenotstand<br />
<strong>und</strong> den baldigen Wegfall des Zivildienstes.<br />
Beschreiben Sie das Leistungsspektrum des<br />
ASB <strong>und</strong> die Art seiner Finanzierung.<br />
Wir bewirtschaften neun Kernfelder: Das sind<br />
zum einen der Hauswirtschafts- <strong>und</strong> Betreuungsdienst,<br />
der ambulante Pfl egedienst mit<br />
Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Behandlungspfl ege <strong>und</strong> der Hausnotruf<br />
– also eine Art „R<strong>und</strong>um-Sorglos-Paket“<br />
zur ambulanten Versorgung. Unser Ambulantes<br />
Betreutes Wohnen gewährt Hilfe zur Selbsthilfe<br />
hauptsächlich <strong>für</strong> Menschen mit psychischen Erkrankungen.<br />
Wir sind in der Erste-Hilfe-Breitenausbildung<br />
tätig <strong>und</strong> decken den Bereich des Katastrophenschutzes<br />
ab,<br />
mit dessen Einheiten<br />
wir auch Sanitätsdienste<br />
bei Veranstaltungen<br />
leisten. Mit unseren 18<br />
Plätzen in der Tagespfl<br />
ege bieten wir eine<br />
Einrichtung, in der älte-<br />
re Menschen ihren Tag strukturiert <strong>und</strong> gut<br />
gepfl egt verbringen können. Diese Menschen<br />
möchten in ihrer häuslichen Umgebung bleiben<br />
<strong>und</strong> sind pfl egebedürftig, aber nicht in<br />
dem Maße, dass sie eine stationäre Betreuung<br />
bräuchten. Außerdem haben wir noch unser<br />
Café als Begegnungsstätte, das hauptsächlich<br />
von älteren Herrschaften genutzt wird.<br />
Als klassische Hilfsorganisation erwirtschaften<br />
wir Gelder durch unsere operativen Dienste,<br />
aber wir sind auf Mitgliedsbeiträge angewie-<br />
10<br />
Maik Hell<br />
» Das Geld reicht<br />
vorne <strong>und</strong> hinten<br />
nicht. «<br />
sen. B<strong>und</strong>esweit wird der ASB von 1,1 Millionen<br />
Mitgliedern unterstützt. Neben den ehrenamtlich<br />
Tätigen haben wir also reine Fördermitglieder,<br />
die durch ihre monatlichen Beiträge die<br />
Durchführung unserer satzungsgemäßen Aufgaben<br />
ermöglichen.<br />
Wie ist das zahlenmäßige Verhältnis von<br />
hauptamtlich zu ehrenamtlich Beschäftigten<br />
<strong>und</strong> welche Einsatzmöglichkeiten bieten sich<br />
<strong>für</strong> ehrenamtliche Mitarbeiter?<br />
Wir beschäftigen etwa 40 hauptamtliche <strong>und</strong><br />
100 ehrenamtliche Mit-<br />
arbeiter. Das Arbeiten<br />
geht Hand in Hand,<br />
normalerwiese können<br />
Sie ehrenamtlich Tätige<br />
von hauptamtlich Beschäftigten<br />
nicht unterscheiden.<br />
Wer sich ehrenamtlich<br />
engagieren möchte, kann dies z. B.<br />
im Hauswirtschafts- <strong>und</strong> Betreuungsdienst tun:<br />
Als Alltagshelfer im Haushalt über Einkaufsdienstleistung<br />
bis hin zu Hilfestellung bei Arztbesuchen<br />
oder Behördengängen. Das haben<br />
früher die Zivildienstleistenden gemacht, jetzt<br />
müssen wir sehen, wie wir das hinbekommen.<br />
Nachwuchssorgen quälen uns bei der Einsatzeinheit.<br />
Früher konnte man sich, statt einen regulären<br />
Zivildienst zu leisten, in einer solchen<br />
Einheit verpfl ichten, das gibt es heute alles<br />
nicht mehr. Es wird zunehmend schwieriger, die<br />
notwendige personelle Stärke vorzuhalten. Dabei<br />
bieten wir den Leuten, die zu uns kommen,<br />
die Möglichkeit, sich medizinisch, technisch<br />
oder einsatztaktisch fortzubilden. Sie können<br />
z. B. <strong>für</strong> die Einsatzeinheit NRW bis zum Rettungssanitäter<br />
ausgebildet werden. Oder man<br />
qualifi ziert sich zur Ausbilderin oder zum Ausbilder<br />
<strong>für</strong> Erste Hilfe <strong>und</strong> führt dann Kurse<br />
durch. Oder engagiert sich in unserem Café<br />
oder als Jugendleiter bei der Arbeiter-Samariter-Jugend.<br />
Die Einsatzmöglichkeiten sind also<br />
vielfältig, manchmal ergeben sich daraus auch<br />
hauptamtliche Beschäftigungsverhältnisse.<br />
Welche Rolle spielt die ASJ, die Arbeiter-<br />
Samariter-Jugend, bei der Nachwuchsrekrutierung?<br />
Eigentlich eine sehr große Rolle, wenn ich nur<br />
jemanden hätte, der sich um unsere Jugend<br />
kümmert. Wir suchen händeringend eine ehrenamtliche<br />
Kraft, die sich in der Jugendarbeit<br />
engagiert. Wir können uns keine volle Stelle <strong>für</strong><br />
einen Jugendwart oder eine Gruppenleitung<br />
leisten <strong>und</strong> sind auf ehrenamtliche Hilfe <strong>und</strong><br />
die Ideen der Menschen angewiesen. Momentan<br />
könnte man bei uns von einer kleinen ASJ<br />
sprechen, wir haben z. B. im Gymnasium an der<br />
Gartenstraße einige Jugendliche <strong>für</strong> den Schulsanitätsdienst<br />
ausgebildet. Ein paar der ehemaligen<br />
Schüler sind jetzt noch bei uns aktiv.<br />
Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit anderen<br />
Hilfsorganisationen?<br />
Die fünf großen Hilfsorganisationen unterscheiden<br />
sich nur in Nuancen. Beispielsweise sind<br />
die Johanniter <strong>und</strong> Malteser kirchlich geprägt,<br />
während der ASB aus der Arbeiterbewegung<br />
kommt <strong>und</strong> konfessionell sowie parteipolitisch<br />
ungeb<strong>und</strong>en ist. Die Zusammenarbeit ist vor allem<br />
in der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr<br />
immens wichtig, weil keine Organisation mehr<br />
über viele Mitglieder verfügt. Wir bilden z. B.<br />
gemeinsam mit den Johannitern eine Rufbereitschaft,<br />
um im Bedarfsfall die Betreuung von Personen<br />
<strong>und</strong> Einsatzkräften sicherzustellen. Auch<br />
in den anderen Bereichen ergänzen wir uns.<br />
Worin bestehen die größten Herausforderungen,<br />
die Pfl ege älterer Menschen betreffend,<br />
<strong>und</strong> wo sehen Sie mögliche Lösungen?<br />
Das ganz große Thema ist der Personalmangel.<br />
Vor geraumer Zeit war der Pfl egenotstand einmal<br />
in aller M<strong>und</strong>e <strong>und</strong> an diesem Problem hat<br />
sich nichts geändert. Die Menschen werden immer<br />
älter <strong>und</strong> es gibt nicht genug Personal, um<br />
dem wachsenden Pfl egebedarf Herr zu werden.<br />
Der Pfl egenotstand ist da <strong>und</strong> wird auch schlimmer<br />
werden. Das Ansehen <strong>und</strong> auch die Bezahlung<br />
der Pfl egeberufe müssen einfach steigen,<br />
weil das <strong>für</strong>chterlich wichtige Jobs sind. Aber<br />
alle Sozialkassen haben das Problem, dass sie<br />
nicht genügend Einnahmen generieren können,<br />
<strong>für</strong> das, was sie eigentlich ausgeben müss-