Teil 4 (1,0 MB) - Verpackungs-Rundschau

Auswirkungen der neuen CEN-Normen
Wenn man im Beisein von Vertretern
der Verpackungsindustrie
den Begriff CEN-Verpackungsnormen
erwähnt, bekommen die meisten
Anwesenden glasige Augen.
Warum? Obwohl die Normen bereits
seit Jahren ein Diskussionsthema
sind, wissen nur sehr wenige, was sie
beinhalten oder welchen Zweck sie
haben. Für unsere Industrie sind sie
jedoch von Bedeutung.
Inzwischen ist es noch wichtiger als
jemals zuvor, sich mit den CEN-Normen
auseinander zu setzen. Im April
dieses Jahres werden die nationalen
Normenorganisationen von 19 europäischen
Ländern über ihre Verabschiedung
abstimmen. Wenn alles
nach Plan läuft, wird Europa bis zur
Jahresmitte endlich über Normen
verfügen, die sich mit den ökologischen
Aspekten von Verpackungen
befassen. Die Auswirkungen auf die
Verpackungskette werden dramatisch
sein.
Ob man sie begrüßt oder nicht – und
es gibt gute Gründe dafür, sie zu begrüßen
– wird jedes Unternehmen,
das in irgendeiner Form mit dem Inverkehrbringen
von Verpackungen
und abgepackten Waren in Europa zu
tun hat, von diesen Normen berührt.
Es ist also unbedingt notwendig, diese
Normen und ihre Auswirkungen
auf das Geschäftsleben zu verstehen.
Grundlegende Anforderungen
für Verpackungen
Die Erstellung dieser Normen wurde
durch die Verabschiedung der EU-
Richtlinie über Verpackungen und
Verpackungsabfälle im Jahr 1994
ausgelöst. Obwohl man gemeinhin
annimmt, dass es sich bei dieser
Richtlinie um die Verwertung von Verpackungen
handelt, besteht die ökologische
Zielsetzung in Wahrheit darin,
die Auswirkungen von Verpackungen
auf die Umwelt zu vermeiden
bzw. zu verringern. Die Verwertung
bzw. die stoffliche Verwertung (Recycling)
von Verpackungsabfällen stellt
lediglich ein Mittel zu diesem Zweck
dar.
Als die Richtlinie verabschiedet wurde,
hat man eingesehen, dass es ein
unmögliches Unterfangen wäre, alle
Fragen der ökologischen Aspekte von
Verpackungen bis ins Detail zu regeln.
Stattdessen wurde deshalb ein
Anhang hinzugefügt, der die so genannten
grundlegenden Anforderungen
für Verpackungen festlegt.
Die zu Grunde liegenden Grundsätze
besagen, dass:
■ Verpackungsgewicht und –volumen
auf das Mindestmaß beschränkt
werden sollten, das zur Erhaltung der
Sicherheit und zur Akzeptanz des abgepackten
Produkts erforderlich ist;
■ die Auswirkungen auf die Umwelt
von schädlichen und anderen gefähr-
lichen Substanzen durch Verpackungen
am Ende ihres Lebenszyklus auf
ein Mindestmaß beschränkt werden
sollten;
■ Verpackungen für eine stoffliche
Verwertung, eine energetische Verwertung
oder eine biologische Verwertung
oder aber für eine Wiederverwendung
geeignet sein sollten,
wenn eine Wiederverwendung beabsichtigt
wird.
Auch wenn die Richtlinie uns sagt,
welche ökologischen Anforderungen
es gibt, informiert sie uns nicht darüber,
wie Verpackungen konstruiert
und spezifiziert werden müssen, um
diesen gesetzlichen Vorschriften zu
entsprechen. Die CEN-Normen sind
erstellt worden, um uns zu zeigen,
wie wir die Richtlinie einhalten können.
Die Normen sind von CEN-Arbeitsgruppen
(bestehend aus Fachleuten
der Verpackungsindustrie, Regierungsbeamten
und Vertretern von
Nicht-Regierungsorganisationen)
gemäß einem mit der Europäischen
Kommission vereinbarten Auftrag
vorbereitet worden. Da es keine nationalen
Normen zu diesem Thema
Verpackungs-Rundschau 4/2000 59