27.02.2013 Aufrufe

VDWF im Dialog 1/2012

VDWF im Dialog 1/2012

VDWF im Dialog 1/2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

30 <strong>VDWF</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong> 1/<strong>2012</strong><br />

Schutzschichten für Spritz gusswerkzeuge<br />

mit optischer Oberflächenqualität<br />

von Dipl.­Ing. Kyriakos Georgiadis MBA<br />

LED­Beleuchtungsoptiken mit höchster Oberfl<br />

ächenqualität reduzieren Lichtstreuung.<br />

Optische Oberflächenqualitäten werden<br />

heute bei vielen Produkten gefordert,<br />

um dem Kunden ein «attraktives<br />

Ergebnis» mit hoher Qualitätsanmutung<br />

zu bieten. Beispiele für hochglänzende<br />

Oberflächen finden sich <strong>im</strong><br />

Automobil­Interieur oder <strong>im</strong> Bereich<br />

der Haushaltselektronik. Doch hinter<br />

dem Fertigungsprozess verbergen sich<br />

ganz besondere Herausforderungen.<br />

Zum einen müssen die produzierten<br />

Oberflächen absolut fehlerfrei sein –<br />

und dies über eine große Stückzahl<br />

hinweg. Zum anderen dürfen die Fertigungskosten<br />

nicht explodieren.<br />

Glänzende Oberflächen stellen besondere<br />

Herausforderungen an die Fertigungsprozesse.<br />

Auf der einen Seite steigen<br />

die Anforderungen der Kunden, da<br />

kleinste Defekte direkt bemerkbar werden.<br />

Auf der anderen Seite gibt es auch<br />

besondere Herausforderungen aus prozesstechnologischer<br />

Sicht. So verursachen<br />

hochglanzpolierte Oberflächen oft<br />

höhere Entformungskräfte durch den<br />

engeren Kontakt zwischen Form und<br />

Kunststoff.<br />

Und auch die Schmierung wird zu einem<br />

großen Problem, wenn dadurch die<br />

Oberflächenqualität beeinträchtigt wird.<br />

Daher wächst entsprechend die Anzahl<br />

der Ausschussteile sowie die Häufigkeit<br />

von Reinigungszyklen und Wartungsintervallen.<br />

Zusätzlich dazu müssen die<br />

Prozesse an einer <strong>im</strong>mer größeren Vielfalt<br />

von Materialien mit verschiedenen<br />

Eigenschaften (Farbe, Zusammensetzung<br />

etc.) angepasst werden. Diese Probleme<br />

können weitestgehend durch die Anwendung<br />

angepasster Schutzschichten auf<br />

die Werkzeugoberflächen effizient behoben<br />

werden.<br />

Das Fraunhofer IPT arbeitet seit mehreren<br />

Jahren an der Herstellung von hochpräzisen<br />

Glasoptiken durch das Präzisionsblankpressen.<br />

Ähnlich zum Spritzguss<br />

wird dort heißes Glas (450 – 650°C) zwischen<br />

zwei Formwerkzeugen zu einer<br />

Linse geformt. Dazu müssen auf den<br />

Werkzeugen spezielle Beschichtungen<br />

abgeschieden werden, welche die optischen<br />

Oberflächen schützen und eine<br />

Glasanhaftung verhindern. Je nach Glassorte<br />

kommen keramische Beschichtungen<br />

(z. B. CrN, CrAlN), Edelmetallschichten<br />

(Platin, Iridium) oder Kohlenstoffschichten<br />

(DLC) zum Einsatz.<br />

Diese Beschichtungen sind gezielt für<br />

gute mechanische Eigenschaften und<br />

geringe chemische Reaktivität bei sehr<br />

hohen Temperaturen opt<strong>im</strong>iert, ohne<br />

dabei die Oberflächenqualität (Rauheit<br />

< 2 nm Ra) und das Profil (Formgenauigkeit<br />

< 200 nm PV) der optischen Oberflächen<br />

zu beeinflussen. Dadurch wird<br />

nicht nur die Standzeit der Werkzeuge<br />

erhöht, sondern auch der Glasbruch<br />

wegen Spannungen bei der Entformung<br />

vermieden. Das Fraunhofer IPT ist derzeit<br />

der einzige Anbieter von Beschichtungen<br />

für diese Anwendung in Europa.<br />

Die dabei angewandten Produktionsprozesse<br />

und gesammelten Erfahrungen<br />

können auch für den Spritzguss von<br />

Komponenten mit optischen Oberflächen<br />

und hohen Qualitätsanforderungen übertragen<br />

werden. Dort erhöhen angepasste<br />

Schutzschichten die Standzeit der Werkzeuge<br />

deutlich, indem sie Korrosion<br />

sowie abrasiven und adhäsiven Verschleiß<br />

reduzieren.<br />

Da alle drei Beschichtungsarten durch<br />

ihre chemische Passivität viel beständiger<br />

sind als die üblicherweise eingesetzten<br />

Stähle und Metalllegierungen, werden<br />

Probleme auf der Oberfläche durch Oxidation<br />

und Korrosion vermieden. Wichtig<br />

ist dabei, dass die Beschichtung besonders<br />

dicht und defektfrei ist, um das<br />

Substrat bei der Fertigung zu schützen.<br />

Darüber hinaus verfügen vor allem die<br />

keramischen und kohlenstoffbasierten<br />

Beschichtungen über eine viel höhere<br />

Härte als der «übliche» Werkzeugstahl, was<br />

einen abrasiven Verschleiß <strong>im</strong> Prozess ver­<br />

hindert. Dies ist ein wesentlicher Vorteil –<br />

gerade wenn es um die Herstellung von<br />

Hochglanzoberflächen geht, auf denen<br />

jede Abriebstelle zu sehen ist. Durch die<br />

mechanischen Eigenschaften der Beschichtungen<br />

wird je nach Prozess auch eine<br />

deutliche Erhöhung der Druckkraft und<br />

Reduzierung der Zykluszeit ermöglicht.<br />

Eine weitere wichtige Eigenschaft der<br />

Beschichtungen ist, dass diese einen zum<br />

Teil erheblich geringeren Reibungskoeffizienten<br />

haben. Dies trifft vor allem für DLC­<br />

Beschichtungen zu. Dadurch werden die<br />

Entformungskräfte und der damit verbundene<br />

adhäsive Verschleiß reduziert. Die<br />

Schmiermittelmenge kann reduziert werden,<br />

was neben geringeren Kosten und<br />

weniger Reinigungsaufwand auch die<br />

Oberflächenqualität verbessern kann.<br />

Ein Alleinstellungsmerkmal des Fraunhofer<br />

IPT ist die Sputter­PVD­Beschichtungsanlage,<br />

die für diese Bearbeitung<br />

solcher Werkzeuge eingesetzt wird. In<br />

ihr wird die Beschichtung Atomlage auf<br />

Atomlage aufgebaut. Diese Anlage wurde<br />

speziell modifiziert, um die Defektdichte<br />

zu min<strong>im</strong>ieren. Darüber hinaus befindet<br />

sich die Beschichtungsanlage zusammen<br />

mit einer spezialisierten Reinigungsanlage<br />

in einem Reinraum, um Kontamination<br />

der Werkzeuge durch Staubpartikel, die<br />

zu Defektstellen führen, zu vermeiden.<br />

Staubpartikel, Metallabplatzungen in<br />

der Beschichtungskammer oder gar prozessbedingte<br />

Abscheidung von Atomclustern<br />

auf der Werkzeugoberfläche<br />

führen zu mit bloßem Auge nicht sichtbaren<br />

Defektstellen auf der beschichteten<br />

Oberfläche <strong>im</strong> µm­Bereich. Diese Defektstellen<br />

reduzieren nicht nur die Oberflächenqualität,<br />

sondern sind auch die<br />

Ke<strong>im</strong>stellen, die den Verschleiß der Werkzeuge<br />

<strong>im</strong> Einsatz beschleunigen. Durch<br />

die Maschinen­ und Prozessopt<strong>im</strong>ierung<br />

am Fraunhofer IPT wurde eine Reduzierung<br />

dieser Defektstellen um etwa das<br />

100­Fache erzielt. | Dipl.­Ing. Kyriakos<br />

Georgiadis MBA, Fraunhofer­Institut<br />

für Produktionstechnologie IPT, Aachen<br />

Schichtstruktur und Oberfl ächenqualität einer<br />

CrN­Beschichtung <strong>im</strong> Rasterelektronenmikroskop<br />

Durch plasmaunterstützte Beschichtungsprozesse<br />

können Formwerkzeuge die Abformung von<br />

hochglanzpolierten Bauteilen ohne Qualitätsverlust<br />

gewährleisten.<br />

Freiformoptik aus PMMA<br />

1 µm

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!