30. Mai bis 12. Juni 2010 - Kirchenblatt
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Jugendseite<br />
*<br />
Agnell Rickenmann ist in Solothurn aufgewachsen<br />
und hat schon vieles erlebt. Nach dem Gymnasium in<br />
der Klosterschule Einsiedeln studierte er in Rom<br />
Theologie; er wurde 1989 von Kardinal Ratzinger,<br />
dem jetzigen Papst Benedikt XVI., zum Priester<br />
geweiht. Er war Vikar an der Dreifaltigkeitskirche in<br />
Bern, wo er mit der Drogenszene konfrontiert wurde.<br />
Danach folgte die Zeit als Pfarrer in Risch am<br />
Zugersee. Von 2000 <strong>bis</strong> 2006 war er Generalsekretär<br />
der Bischofskonferenz. Seit 2007 ist Agnell Rickenmann<br />
Pfarrer in Oberdorf. Er ist auch Lehrbeauftragter<br />
an der Uni Fribourg und an der theologischen<br />
Schule in Einsiedeln. Mit Jahrgang 1963 ist er einer<br />
der jüngeren Priester in unserer Gegend.<br />
AZA<br />
4500 Solothurn<br />
<strong>Kirchenblatt</strong> 12| <strong>2010</strong><br />
«Ein spannendes Abenteuer»<br />
Interview DANIELE SUPINO<br />
Pfarrer Agnell Rickenmann erzählt,<br />
warum er Priester wurde und was<br />
er über die Jugendlichen denkt.<br />
Warum sind Sie Pfarrer geworden?<br />
Ich bin sicher als Kind vom gläubigen Beispiel<br />
meiner Eltern geprägt worden. In<br />
der Schulzeit hatte ich ein Schlüsselerlebnis:<br />
An einem Sonntag war die Kirche in<br />
Einsiedeln zum Bersten voll mit Pilgern,<br />
und ich erinnere mich noch gut, wie ich<br />
dachte: «Entweder haben die da alle einen<br />
Sprung in der Schüssel oder ich habe<br />
etwas Wichtiges noch nicht verstanden.»<br />
Ich spürte in mir dann auch nicht den<br />
Drang nach einem Durchschnittsleben<br />
mit Karriere, Familie, Haus bauen, sondern<br />
eher, dass ich nach Uneigennutz<br />
und Weite verlangte. Dazu erlebte ich positive<br />
Priesterbilder, wie beispielsweise<br />
den Cousin meiner Mutter, Pater Agnell<br />
Lüthi oder die Mönche von Einsiedeln. Bei<br />
ihnen machte ich die Erfahrung, dass der<br />
Glaube den Geist nicht einengt, sondern<br />
ihn erweitert.<br />
Wie war Ihr Verhältnis zu Gott in Ihrer Jugend?<br />
Als Kind war ich nicht speziell gerne in<br />
der Kirche, ich war auch nicht Ministrant.<br />
Erst als Jugendlicher machte ich die Erfahrung,<br />
dass Gott nicht weit entfernt ist,<br />
sondern in mir und um mich ist.<br />
Und wie stellen Sie sich Gott vor?<br />
Gott ist für mich ein unendlich liebendes<br />
Du, das Licht, Geborgenheit und Liebe<br />
spendet und mit dem ich spreche. Bilder,<br />
die mir in den Sinn kommen sind: ein Vater<br />
oder eine Mutter, die dich in den Arm<br />
nehmen oder ein guter Hirt, der das Schaf<br />
auf die Schulter nimmt.<br />
Klassenfoto der Stiftsschule Einsiedeln<br />
mit Agnell Rickenmann, zweiter, vorne links.<br />
Als junger Pfarrer von Risch<br />
auf der Pilgerreise in Rom.<br />
Wie sehen Sie die Jugendlichen von heute?<br />
Viele Jugendliche sind sehr offen und positiv<br />
dem Leben gegenüber eingestellt.<br />
Ich merke aber, dass dort, wo christliche<br />
Werte fehlen, die Angst um die Zukunft,<br />
um die Arbeit, um die Schule, oder vor<br />
Gewalt eher in den Vordergrund rücken.<br />
Manchen fehlen dann Werte wie Hoffnung<br />
oder Nächstenliebe. Deshalb wünsche<br />
ich den Jugendlichen, dass sie überzeugende<br />
Leute erleben, die ihnen Werte<br />
vermitteln, die auf langfristige Erfüllung<br />
der Wünsche angelegt sind. Die Einstellung,<br />
«ich will Genuss, und zwar sofort»,<br />
stimmt mich kritisch. Man sollte auch verzichten<br />
können, damit man dauerhaftes<br />
Glück erleben kann.<br />
Haben Sie eine Botschaft an die Jugend?<br />
Meine Botschaft an die Jungen lautet:<br />
«Schaut auf die frohmachende Kraft unseres<br />
Glaubens. Lasst euch nicht von kircheninternen<br />
Problemen oder Streitfragen<br />
vom Wesentlichen ablenken. ‹Mit<br />
Gott sein› ist ein spannendes Abenteuer.<br />
Habt deswegen den Mut, gegen den<br />
Strom zu schwimmen und nehmt euch<br />
Zeit für den, dem wir alles verdanken, damit<br />
unser Leben nicht hohl und leer ist.»<br />
Das vollständige Interview kann man<br />
auf www.kirchenblatt.ch lesen.