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SOLARBRIEF - SFV

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Sollten wir uns für diese Lösung entscheiden, so müssten<br />

wir beachten: Die Anbindung außernationaler Speicher durch<br />

Stromleitungen an die Europäischen Solar- und Windanlagen<br />

müsste sieben mal mehr Leistung als die europäische<br />

Höchstleistung (abzüglich Wasserkraft-, Geothermie- und<br />

Bioreststoff-Energie) übertragen können.<br />

Pumpspeicherkraftwerke in Norwegen als Speicher<br />

für deutschen Solar- und Windstrom?<br />

Nach den Erläuterungen zu den Bildern 1 und 2 ist es zunächst<br />

selbstverständlich, dass die Stromspeicher so nahe bei<br />

den Erzeugern von Wind- und Sonnenstrom platziert werden<br />

sollen, wie nur irgend möglich - also möglichst dezentral.<br />

Großspeicher im Ausland, fern von den deutschen Erzeugern,<br />

wären hingegen eine Ausnahme, die besonders begründet<br />

werden müsste.<br />

Vom Sachverständigenrat für Umweltfragen wird dennoch<br />

die Errichtung von großen Pumpspeicherkraftwerken (PSK)<br />

in Norwegen empfohlen. Dieser Vorschlag ergibt sich daraus,<br />

dass sich der Sachverständigenrat für die technische<br />

Lösung der Energiespeicherung in Pumpspeicherkraftwerken<br />

entschieden hat und diese Technik in Deutschland nicht unterzubringen<br />

ist. Wir werden Überlegungen zur besonderen<br />

Eignung in einem gesonderten Beitrag zu den Vor- und Nachteilen<br />

der verschiedenen Speichertechniken weiter ausführen.<br />

Pumpspeicherkraftwerke in der erforderlichen Größe können<br />

wegen der geologischen Besonderheiten nur in einer relativ<br />

unbewohnten, gebirgigen und wasserreichen Region Europas<br />

errichtet werden. Und ihr Vorteil muss so groß sein, dass man<br />

deshalb bereit ist, zusätzliche Fernübertragungsleitungen zu<br />

fi nanzieren, die sonst nicht erforderlich wären.<br />

Zu bedenken ist, dass jede Verlegung von Seekabeln in<br />

HGÜ-Technik (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung)<br />

unabhängig von ihrer Übertragungsleistung bereits einen erheblichen<br />

Finanzierungsaufwand verlangt. Jede nachträgliche<br />

Verstärkung der Leitungen durch Parallelverlegung weiterer<br />

Kabel verlangt wieder den selben hohen Sockelbetrag. Insgesamt<br />

kommt es deshalb billiger, wenn man von vornherein<br />

gleich Kabel mit der endgültig notwendigen Übertragungsleistung<br />

verlegt. Es ist deswegen geraten, eine zuverlässige<br />

Abschätzung der in Norwegen möglichen Speicherkapazitäten<br />

vorzunehmen, bevor man beginnt, die norwegischen<br />

Speicher mit dem deutschen Übertragungsnetz zu verbinden.<br />

Hier kommt es nicht nur auf die notwendige Einspeicher- und<br />

Ausspeicherleistung an, sondern auch auf das Fassungsvermögen<br />

der Speicher (die speicherbare Energiemenge)<br />

an. Es wäre nämlich fatal, wenn sich erst im Verlauf späterer<br />

Jahre herausstellen würde, dass der Platz für die erhofften<br />

Pumpspeicherkraftwerke in Norwegen nicht ausreicht und<br />

man aber in der irrtümlichen Hoffnung auf diese Lösung die<br />

Entwicklung und den Bau anderer Speichertypen im eigenen<br />

Land vernachlässigt hätte. Damit darf man nicht so lange<br />

warten, bis sich schließlich die Begrenztheit der norwegischen<br />

Lösung in der Praxis erweist. Dass hier nicht die vollständige<br />

Lösung des Speicherproblems zu erwarten ist, möchten wir<br />

mit den folgenden Überlegungen plausibel machen:<br />

Pumpspeicherkraftwerke benötigen viel Platz, ausreichende<br />

Höhenunterschiede, große Beckenvolumina, ökologische Toleranz<br />

gegen häufi ge drastische Wasserspiegeländerungen<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

und genügend Wasser im Unterbecken. Diese Bedingungen<br />

lassen sich in Deutschland nicht erfüllen. Selbst das größte<br />

Pumpspeicherkraftwerk Deutschlands in Goldisthal ist erheblich<br />

zu klein. Es könnte Deutschland nur 8 Minuten lang mit<br />

Strom versorgen. Alle deutschen Pumpspeicherkraftwerke<br />

gemeinsam könnten Deutschland noch nicht einmal eine<br />

Stunde lang vollständig mit Strom versorgen.<br />

Hier die theoretisch notwendigen Abmessungen [1] alleine<br />

für einen Ein-Tages-Energiespeicher für Deutschland. Zum<br />

Vergleich in Klammern die Werte von Goldisthal [2].<br />

• mittlere Fallhöhe 1000 m (Goldisthal 300 m)<br />

• Wasserspiegelschwankung 30 m (Goldisthal 20 m)<br />

• Fläche des Oberbeckens 50 km² (Goldisthal 0,55 km²)<br />

• Fläche des Unterbeckens 50 km² (Goldisthal 0.78 km²)<br />

Damit ergibt sich ein Flächenbedarf von über 100 km²<br />

für einen Ein-Tages-Energiespeicher für Deutschland in<br />

PSK-Technik. Aber nicht nur deutsche Planer denken an<br />

Pumspeicherkraftwerke in Norwegen. Auch die Niederlande<br />

und Belgien haben keine Geländeformationen für größere<br />

Pumpspeicherkraftwerke.<br />

Zu bedenken ist, dass man nicht nur für einen Tag, sondern<br />

für weit mehr als nur einen Tag ohne Wind- und Solarstrom<br />

vorsorgen muss. Schätzungen, wieviele Tage es sein müssen,<br />

liegen weit auseinander. Von Pessimisten werden sogar Werte<br />

von 40 Tagen ohne nennenswerte Erzeugung von Wind- und<br />

Sonnenstrom genannt.<br />

Wer für diesen riesigen Speicherstrombedarf eine große<br />

Zahl solcher 100 km² Tagesspeicher in Norwegen errichten<br />

will, muss prüfen, ob sich dort dafür überhaupt genügend<br />

geeignete Geländeformationen anbieten. Ein Blick auf die<br />

Karte von Norwegen lässt Zweifel aufkommen, ob dort überhaupt<br />

eine große Zahl von großen Pumpspeicherkraftwerken<br />

unterzubringen sind. Auch sei in diesem Zusammenhang an<br />

die internationalen Proteste der Umweltschützer gegen alle<br />

bisherigen großen Staudamm-Projekte erinnert.<br />

Solange keine Garantie dafür gegeben werden kann, dass<br />

die norwegische Lösung sämtliche deutschen Stromspeicherprobleme<br />

lösen wird, wäre es fahrlässig, die energische<br />

Entwicklung anderer Alternativen zu vernachlässigen.<br />

In einem gesonderten Beitrag werden wir auf andere Alternativen<br />

eingehen.<br />

Quellen:<br />

Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

[1] Die speicherbare Energiemenge eines Pumpspeicherkraftwerks<br />

lässt sich näherungsweise und ohne Berücksichtigung<br />

des Wirkungsgrades ermitteln aus folgendem Produkt:<br />

Oberfläche des Oberbeckens bei halbgefülltem Zustand<br />

* Höhendifferenz zwischen Höchstwasserstand und<br />

Niedrigwasserstand * Höhendifferenz zwischen mittlerem<br />

Wasserstand und Wasserstand im Unterbecken * Dichte<br />

von Wasser * Erdbeschleunigung.<br />

[2] Daten zum PSK Goldisthal<br />

(WvF)<br />

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