Der 49-Jährige ist Inhaber der Zepf Lasertechnik in Seitingen-oberflacht. Das Unternehmen, das zwischen rottweil und Tuttlingen nahe der Autobahn A 81 liegt, hat sich darauf spezialisiert, filigrane zwei- und dreidimensionale Blechteile zu fertigen. Aus Stahl, Kupferlegierungen, Titan, Aluminium oder keramischen Werkstoffen — wie es der Kunde eben wünscht. „Es gibt keine unangenehmen Materialien“, sagt Zepf, „nur unangenehme Materialstärken.“ Blechchirurgen an der lasermaschine Als Beispiel wählt Zepf eine Anpressfeder, die er leicht mit der Spitze seines Zeigefingers verdecken könnte: An einem abgekanteten Steg, der nicht länger und dicker als eine Ameise ist, sitzen zwei filigrane, rechteckige rahmen, die wie Flügel abstehen. An den Enden der beiden Flügel ragt jeweils ein Steg empor, der kaum einen Millimeter hoch ist. „Den Großteil des Werkstücks konnten wir problemlos abkanten oder laserfeinschneiden“, erzählt Zepf. „Aber für die feinen Stege an den Enden gab es keine passenden Biegewerkzeuge.“ Also schweißten Zepfs Mitarbeiter eine Halterung an die Mini-Stege, um sie daran gut festhalten zu können. Die Stege wiederum schweißten sie von Hand an die Flügel. Anschließend entfernten sie die Halterung rückstandsfrei per Laserstrahl. Den Aufwand, der da getrieben wurde, sieht man der kleinen Andruckfeder nicht mehr an. Hätte der Kunde große Stückzahlen gebraucht, wäre er wohl zu einem Unternehmen mit entsprechenden Pressen gegangen. Aber der Kunde benötigte eben nur 20 dieser Anpressfedern — jede Massenfertigung wäre unwirtschaftlich gewesen. Solche Kleinserien, aber auch Prototypen und Muster sind die Spezialität von Zepf Lasertechnik. Das Unternehmen arbeitet deshalb auch viel mit Konstruktionsbüros zusammen. Inhaber Wolfgang Zepf ist Maschinenbauer, damals ein Ausbildungsberuf, der heute unter dem Namen Feinwerkmechaniker fortlebt. Zepf machte seinen Meister und arbeitete in verschiedenen Blech verarbeitenden Unternehmen, zuletzt als Fertigungsleiter. In dieser Zeit eignete er sich auch sein betriebswirtschaftliches Wissen an, das ihm heute als Unternehmer zugutekommt. In die Selbstständigkeit startete Zepf vor allem mit Kunden aus der Chirurgietechnik. > Minimalist für feinste Arbeiten Name: Zepf Lasertechnik GmbH & Co. KG, Seitingen-Oberflacht Gegründet: 1993 Mitarbeiter: 20 Angebot: Laserfeinschneiden und -schweißen. Komplettbearbeitung von Blechteilen (Laserschneiden, Stanzen, Nibbeln, Umformen) von Blechstärken zwischen 0,01 und 4 Millimeter. Zertifizierung: ISO 9001. Kunden: Maschinenbau, Werkzeug- und Prototypenbau, Chirurgie und Feinwerktechnik, Elektrotechnik u. a. Maschinen: Vier 4-Achsen- und 5-Achsen-Bearbeitungszentren sowie zwei Handarbeitsplätze mit Festkörperlasern, TRUMATIC 3000 L (TruMatic 3000), TrumaBend E 35 Kontakt: www.zepf-lasertechnik.de <strong>Express</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>06</strong> Keimfreie Genauigkeit In der Chirurgie kommt es darauf an, dass Werkstücke porenfrei sind, damit sich nirgends Keime einnisten können. Eine Anforderung, für die das Laserschweißen geradezu prädestiniert ist. Früher wurde zumeist gelötet, und auch heute arbeitet mancher der Mitbewerber in solchen Fällen mit dem Lötkolben. Nicht zuletzt, weil ein Lötarbeitsplatz hundert Mal billiger ist als ein Laserarbeitsplatz. Aber: „Sie wissen beispielsweise nicht, wie weit das Lot tatsächlich in die Lötstelle eindringt“, gibt Zepf zu bedenken. Und: Löten ist Handarbeit, mit allen Qualitätsschwankungen, die dies mit sich bringt. Wolfgang Zepf deutet auf ein langes Stahlröhrchen mit viereinhalb Millimeter Durchmesser, an das auf beiden Seiten je ein röhrchen mit 0,9 Millimeter Durchmesser geschweißt ist. Es handelt sich um die mechanische Führung eines operationsinstruments für minimal-invasive Eingriffe. Durch das dickere rohr wird der Lichtleiter geführt, durch die beiden dünnen röhren laufen die Seilzüge, über die der Chirurg das operationsbesteck bedient. „Beim Laserschweißen eines solchen Teils ist keine Nachbearbeitung erforderlich, und direkt beim Schweißen überprüfen wir, ob die Naht porenfrei ist.“ Damit sich das Trägerrohr beim Laserschweißen nur kontrolliert verformt, teilten Zepfs Mitarbeiter den Strahl auf: So ließen sich beide röhrchen zeitgleich ans Trägerrohr schweißen. „Und das im Gegensatz zum Löten bei jedem Teil in derselben Qualität — schließlich handelt es sich ja um eine Serienfertigung“, betont Zepf. Mit den 13 Jahren Erfahrung im rücken, die das Unternehmen inzwischen besitzt, fühlt sich Wolfgang Zepf für so ziemlich alle feinmechanischen Kniffligkeiten bei Blechen gerüstet. Nur einmal, in den Anfangsjahren, musste er einen Auftrag zurückgeben. „Ansonsten haben wir noch alles hinbekommen — auch wenn es mal bis tief in die Nacht dauerte“, sagt er. „Geht nicht, gibt’s nicht.“ > Ihre Fragen beantwortet: Steffen Henzler, Telefon: +49 (0) 7156 303 – 1344, E-Mail: steffen.henzler@de.<strong>trumpf</strong>.<strong>com</strong>
„es gibt keine unangenehmen Materialien, nur unangenehme Materialstärken.“ Der Chirurg unter den Laserspezialisten: Wolfgang Zepfs Betrieb ist auf alles Kleine und Feine spezialisiert, das höchste Präzision verlangt. FEINBEARBEITUNG <strong>Express</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>06</strong>