Bernhard Blanke: Aktivierender Staat - aktive Bürgergesellschaft ...
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<strong>Bernhard</strong> <strong>Blanke</strong>: <strong>Aktivierender</strong> <strong>Staat</strong> – <strong>aktive</strong> <strong>Bürgergesellschaft</strong><br />
sich Zielkonflikte auftun zwischen den politisch und verwaltungsmäßig definierten<br />
Zielen und den individuellen Präferenzen/Zielen der Konsumenten/Klientel. Somit<br />
schält sich ein Kerngedanke der Aktivierung heraus: Kosten- und<br />
Leistungsverantwortung sind nicht nur zwischen Politik und Verwaltung, sondern auch<br />
innerhalb des administrativen Systems und gegenüber den Kunden/Bürgern transparent<br />
zu gestalten. Eine derart klare Zuordnung der Verantwortung bildet eine wesentliche<br />
Voraussetzung für eine Optimierung der einzelnen Prozessstufen.<br />
Dabei ist die Optimierung der inneradministrativen Prozesse in der Sozialpolitik<br />
zwar notwendig, aber nicht hinreichend. Viele sozialpolitische Angebote zeichnen sich<br />
dadurch aus, dass sie ihre Nachfrage erst schaffen müssen. Zum einen hat Sozialpolitik<br />
es oftmals mit einer Klientel zu tun, die ihre Bedürfnisse weniger deutlich artikulieren<br />
kann, so dass ihr im Sinne einer Fürsorgeverpflichtung die Leistungen nahe gebracht<br />
werden müssen. Zum anderen zeichnen sich sozialpolitische Maßnahmen häufig<br />
dadurch aus, dass ihr Ziel ist, individuelle Maßnahmen zu fördern, um der Gesellschaft<br />
insgesamt zu nutzen. Daher muss der Prozess der Leistungserbringung über das<br />
unmittelbare Angebot hinausgehen und deren Inanspruchnahme bei der Konzipierung<br />
und Optimierung der Leistungen mit einschließen. Zugleich ist zu berücksichtigen, dass<br />
die Inanspruchnahme der Leistungen zu den gewünschten Ergebnissen führt. Dabei sind<br />
auch die Nebenwirkungen der Maßnahmen zu beachten und mit der Outcome-<br />
Zielsetzung, also den intendierten Wirkungen, in Einklang zu bringen.<br />
Ausgehend vom betriebswirtschaftlichen Konzept der „Leistungskette” lässt sich der<br />
gesamte Produktionsprozess sozialer Dienstleistungen in einzelne miteinander<br />
verknüpfte Teilprozesse zerlegen. Am Konzept der Leistungskette orientierte<br />
Produktionsprozesse erfordern neue Organisationsmodelle - im Rahmen der<br />
Modernisierung etablierter „<strong>Staat</strong>lichkeit“. Ohne Anpassung der<br />
Organisationsstrukturen führt die häufig beobachtete Einführung neuer Instrumente nur<br />
dazu, dass sie dem klassisch bürokratischen Modell eingepasst werden und/oder schlicht<br />
„leer laufen“ und dann eher zu neuerlichen Blockaden führen.<br />
8. Geteilte Verantwortung und Leistungsaktivierung: weitere<br />
Kernelemente des Aktivierenden <strong>Staat</strong>es<br />
Während im öffentlichen Diskurs „Aktivierung” häufig nur mit „<strong>Staat</strong>sentlastung”<br />
interpretiert wird, besteht der Kern des Konzeptes vom Aktivierenden <strong>Staat</strong> in der neuen<br />
Mischung aus staatlicher Gesamtverantwortung und „bürgerlicher“ Selbsttätigkeit, mit<br />
einer Orientierung an der „kontinuierlichen Verbesserung“ der Leistungsketten. Der<br />
Begriff der Verantwortungsteilung legt allerdings ein Missverständnis nahe: als ginge es<br />
um „Zuständigkeiten”. Dies ist nicht gemeint, sondern – wie es im internationalen<br />
Sprachgebrauch formuliert wird – shared responsibility, d. h. geteilte Verantwortung.<br />
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