Bernhard Blanke: Aktivierender Staat - aktive Bürgergesellschaft ...
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<strong>Bernhard</strong> <strong>Blanke</strong>: <strong>Aktivierender</strong> <strong>Staat</strong> – <strong>aktive</strong> <strong>Bürgergesellschaft</strong><br />
Wirtschaftlichkeit (§§ 135ff SGB V) ist ein Ansatz, der als Versuch gelesen werden<br />
kann, institutionelle Selbstbeschäftigung und Selbstverständigung zielorientiert auf<br />
Dauer zu stellen. Er knüpft von der Grundidee her an den Eigenrationalitäten und<br />
Eigenaktivitäten der Akteure an und bringt sie in dialogischen Foren der<br />
Selbstbeschäftigung, des Lernens – aber auch der Selbstkontrolle - zusammen<br />
(Diskussion konkreter Qualitäts-, Effizienz- und Effektivitätskonzepte; Diskussion von<br />
Zielen, Schwerpunkten und Prioritäten; Erhöhung von Transparenz; Entwicklung<br />
evidenzbasierter Leitlinien und Standards). Im Falle der Qualitätssteuerung regt der<br />
<strong>Staat</strong> eine Art zielgeleiteten Kooperationsverbund der verschiedenen Akteure mit ihren<br />
je spezifischen Interessen an, dessen Aufgabe die der Produkt-, Struktur- und<br />
Prozessoptimierung in Permanenz ist. Politik unterstellt vielfältige<br />
Produktivitätsreserven im gegebenen System der Leistungserbringung und -verwaltung<br />
und bindet diese Prozess- und Produktionsperspektive rück an eine Diskussion über die<br />
‚Produkte‘ selbst (und damit auch an das kontingente, sich selbst oft nicht gewisse<br />
medizinische Wissen). Und schließlich werden das ‚Produkt’ und der Leistungsprozess<br />
als solche zunehmend zu einem Wettbewerbsfaktor, der mit Instrumenten wie dem<br />
Benchmarking auf der Basis von Qualitätsmanagement (Einrichtungsqualität) messbar<br />
und kommunizierbar ist (Wettbewerb um bessere Lösungen; Transparenz;<br />
Wahlentscheidungen). Effizienz wird hier nicht zu einem betriebswirtschaftlichen<br />
Selbstzweck oder zum Vehikel einer schleichenden Privatisierung, sondern allein auf<br />
das gemeinsame Produkt und seine Qualität hin bezogen.<br />
Der <strong>Staat</strong> setzt an Selbststeuerungsmechanismen des Gesundheitssystems an und<br />
bezieht das Institutionensystem in seiner Eigendynamik aktiv mit ein in den Prozess der<br />
Problembewältigung. Er setzt den normativen Stachel und zwingt das System zur<br />
Selbstverständigung darüber, wie eine hohe Qualität bei gleichzeitig effektiverem und<br />
effizienterem Umgang mit knappen Ressourcen erreicht werden kann. Die Akteure<br />
werden neu und verändert in einen dialogischen Prozess der Selbstthematisierung, der<br />
kooperativen Aufgabenwahrnehmung und der kontinuierlichen Leistungsverbesserung<br />
eingebunden, in dessen Verlauf Qualitätsstandards, Prozesse, Ergebnisse und<br />
Verantwortlichkeiten innerhalb des Systems transparent gemacht werden sollen. Politik<br />
schafft damit produktive Verwirrung (und sicher auch produktiven Streit) bei den in<br />
ihren Routinen, Eigeninteressen und Machstrukturen festgefahrenen Akteuren des<br />
Gesundheitssystems. Damit wird aber auch die Rollenverteilungs- und<br />
Verantwortlichkeitsstruktur des Aktivierenden <strong>Staat</strong>es wie folgt wieder sichtbar:<br />
Der Politik obliegt in einem solchen Konzept der Verantwortungsteilung<br />
unabdingbar die Setzung des Rechtsrahmens, die Vorgabe klarer, im Diskurs<br />
entwickelter und den Akteuren Handlungs- und Planungssicherheit gebender Ziele, der<br />
Dialog über Strategien sowie die Vorgabe von Strukturen. Politische Führung, in sich<br />
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