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Bernhard Blanke: Aktivierender Staat - aktive Bürgergesellschaft ...

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<strong>Bernhard</strong> <strong>Blanke</strong>: <strong>Aktivierender</strong> <strong>Staat</strong> – <strong>aktive</strong> <strong>Bürgergesellschaft</strong><br />

ist, ein korporatistisches System in ein dialog- und konsensfähiges Handlungsmuster<br />

zu transformieren. Dort ist es in einer schweren Krisensituation gelungen, was<br />

Diskurstheoretiker wie Thomas Saretzki so formulieren: „(...) den zu einem Problem<br />

verfügbaren ‚Argumentationshaushalt’ möglichst vollständig zusammenzutragen,<br />

nach rationalen Kriterien zu strukturieren und in einer argumentativen Synthese zu<br />

integrieren”;<br />

• eine stärkere Kooperation in der Leistungserbringung, insbesondere bezüglich der<br />

Qualität der Leistung, voranzutreiben ist. Dies kann vornehmlich durch eine<br />

Modernisierungspolitik verfolgt werden, welche zum Ziel hat, die Produkt- und<br />

Prozessoptimierung dadurch voranzutreiben, dass die Leistungserbringer unter<br />

Wettbewerbsdruck gesetzt werden. Dies setzt voraus, dass sie nicht selbst im<br />

Verhandlungsspiel über Umfang und allgemeine Zielrichtung wesentlich<br />

„mitbestimmen” können („angebotsinduzierte Nachfrage” [Heinz Lampert]). Hier<br />

bietet sich u. a. das Modell des purchaser-provider-splits an, mit der Möglichkeit<br />

quasi-marktlicher Angebotsstrukturen (Le Grand/Glennerster 1994);<br />

• die Koproduktion stärker auf den <strong>aktive</strong>n, selbstverantwortlichen Bürger/Klienten<br />

setzen muss, der mit unterstützter (wenn es aus privaten Ressourcen nicht möglich<br />

ist) und größerer Wahlfreiheit ausgestattet wird, zugleich aber mehr in die<br />

Verantwortung für die Wirkungen genommen wird.<br />

Das Konzept vom Aktivierenden <strong>Staat</strong> bedeutet also nicht schlicht weniger <strong>Staat</strong>,<br />

sondern einen anderen, seine Verantwortung für die Entwicklung des gesellschaftlichen<br />

Zusammenhangs (soziale Inklusion) wahrnehmenden, aber zugleich strategisch<br />

differenziert die „Bürger“ samt ihre Organisationen in die Pflicht nehmenden <strong>Staat</strong>.<br />

Diese strategische Differenzierung ist die Kernaufgabe einer „aktivierenden“ Politik.<br />

Bei unspezifischer Förderung jeder Art von „Bürgerengagement“ kann der <strong>Staat</strong><br />

nämlich in eine „Aktivierungsfalle“ geraten: Bürgerinnen und Bürger sind heute –<br />

zumal, wenn sie über die Ressourcen verfügen – immer mobiler geworden. Die<br />

Überspringung von Rollendifferenzierungen und die strategische Nutzung<br />

verschiedener „principal-agent-Beziehungen“ (Williamson 1990) kann dazu führen,<br />

dass „der <strong>Staat</strong>“ in ein Hase- und Igel-Spiel verstrickt wird, wo die Bürger „immer<br />

schon da sind“, zumal dann, wenn die „<strong>Staat</strong>smitarbeiter“ entdecken, dass sie ja<br />

eigentlich auch Bürger sind und beginnen, sich zu aktivieren (<strong>Blanke</strong>/Schridde 2001).<br />

Diesem Spiel kann – schließlich – am besten durch eine Strategie der Transparenz, einer<br />

neuen Art der accountability, der Rechenschaftslegung, der „öffentlichen Deliberation“<br />

(Claus Leggewie) begegnet werden, in dem sich alle <strong>aktive</strong>n Bürger verantworten<br />

müssen.<br />

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