Rahmenkonzept medizinische Rehabilitation
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5.5.3 Physiotherapie und Physikalische Therapie<br />
Krankengymnastik, Sport- und Bewegungstherapie, Balneo-, Klima-, Hydro- und<br />
Elektrotherapie sowie Massage werden im Folgenden unter den Begriffen „Physiotherapie“<br />
und „Physikalische Therapie“ zusammengefasst.<br />
5.5.3.1 Physiotherapie (Krankengymnastik)<br />
Die Physiotherapie (Krankengymnastik) wird auf die jeweilige aktuelle Symptomatik<br />
und Leistungsfähigkeit der Rehabilitanden ausgerichtet und dient der Anregung<br />
bzw. Förderung gestörter physiologischer Funktionen. Auch kann es erforderlich<br />
sein, ggf. mit Unterstützung von Hilfsmitteln, Ersatzfunktionen zu erarbeiten. Dazu<br />
werden vor allem speziell modifizierte aktive und passive Bewegungsübungen sowie<br />
Funktionstraining auf neurophysiologischer Grundlage eingesetzt. Zur Sicherung des<br />
Behandlungserfolgs ist es außerdem unerlässlich, die Rehabilitanden zu schulen,<br />
damit erforderliche Übungselemente auch zu Hause fortgeführt werden können.<br />
Hauptindikationen sind insbesondere Folgen von degenerativen oder entzündlichen<br />
Veränderungen und von Verletzungen, Schlaganfallfolgen sowie Fehlhaltungen und die<br />
postoperative Mobilisierung.<br />
5.5.3.2 Sport- und Bewegungstherapie<br />
Bei der Sport- und Bewegungstherapie geht es vorwiegend um eine aktive, den<br />
ganzen Körper beanspruchende Bewegung mit dem Ziel der Steigerung von Ausdauer,<br />
Koordination, Flexibilität und Kraft zur Erhaltung bzw. Verbesserung der<br />
Leistungsfähigkeit. Allgemeine sportbezogene Programme sollen darüber hinaus zur<br />
langfristigen regelmäßigen Sportausübung motivieren. Spezielle Programme zielen<br />
auf spezifische Verbesserungen einzelner motorischer Fähigkeiten. Gleichzeitig dient<br />
die Sport- und Bewegungstherapie der Erprobung der körperlichen Belastbarkeit<br />
im Hinblick auf das Erwerbsleben. Sie kann in verschiedenen Formen erfolgen, als<br />
Ergometertherapie, Sequenztraining, Lauftraining, Gymnastik, Schwimmen, alters-<br />
und krankheitsadäquate Spiele u. a.<br />
5.5.3.3 Physikalische Therapie<br />
Unter physikalischer Therapie versteht man allgemein die Anregung oder gezielte<br />
Behandlung gestörter physiologischer Funktionen mit physikalischen Mitteln. Dazu<br />
gehören z. B. die Hydrotherapie (therapeutische Anwendung von Wasser), die<br />
Thermotherapie (therapeutische Anwendung von Wärme und Kälte), die Klima-<br />
herapie (therapeutische Nutzung klimatischer Verhältnisse), die Balneotherapie<br />
(therapeutische Anwendung ortsspezifischer Heilmittel), die Elektrotherapie (therapeutische<br />
Anwendung des elektrischen Stroms) sowie die Massage.<br />
Physikalische Therapien wie z. B. Massagen, Packungen und Bäder wirken vorwiegend<br />
entspannend und lockernd. Sie können zur Schmerzlinderung sowie zur<br />
Einleitung einer aktiven Therapie dienen. Speziell hydrotherapeutische Maßnahmen<br />
können durch adaptative Effekte auch zu einer allgemeinen Stabilisierung von<br />
Körperfunktionen beitragen. Massage wirkt je nach Durchführung tonisierend oder<br />
detonisierend und wird zur Durchblutungsverbesserung, Entstauung sowie zur<br />
lokalen Muskelrelaxation eingesetzt. Bei bestimmten Indikationen gehören solche<br />
physikalischen Therapien auch zu den gezielt einzusetzenden krankheitsspezifischen<br />
Therapiemaßnahmen (z. B. Packungen zur Durchführung von Kältetherapie bei<br />
entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, Elektrotherapie bei Lähmungen).<br />
Ein wesentlicher Aspekt der Physiotherapie und der Physikalischen Therapie ist auch<br />
die Förderung einer differenzierten Selbstwahrnehmung und das Erleben eines<br />
positiven Körpergefühls, auch unter Bedingungen einer Erkrankung oder Behinderung.<br />
Belastung und Aktivierung wirken therapeutisch einer unerwünschten, primär<br />
auf Schonung bedachten Passivität entgegen. Die Rehabilitanden sollten daher grundsätzlich<br />
zur aktiven Muskeltätigkeit (wie z. B. im Rahmen der Sport- und Bewegungstherapie<br />
bzw. der Krankengymnastik) angeregt werden. Gleichzeitig muss allerdings<br />
darauf geachtet werden, dass eine Überlastung und Überaktivierung vermieden wird,