Rahmenkonzept medizinische Rehabilitation
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10 <strong>Rehabilitation</strong>swissenschaften und Forschung<br />
Vorrangige Themen der <strong>Rehabilitation</strong>swissenschaften sind Entstehung, Verlauf und<br />
Prognose von Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit und Teilhabe in Gesellschaft<br />
und Beruf unter Berücksichtigung der Kontextfaktoren, die Entwicklung und<br />
Evaluation von Assessmentverfahren und rehabilitativen Interventionen sowie die<br />
Weiterentwicklung des Reha-Systems unter sich verändernden gesellschaftlichen<br />
und ökonomischen Rahmenbedingungen. Grundlage ist dabei das bio-psycho-soziale<br />
Modell der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und<br />
Gesundheit (ICF) der WHO (vgl. Abschnitt 2.1). Der interdisziplinäre Forschungsansatz<br />
in den <strong>Rehabilitation</strong>swissenschaften leitet sich letztlich aus der insbesondere durch<br />
die ICF begründeten ganzheitlichen Ausrichtung der <strong>Rehabilitation</strong> ab.<br />
Im Hinblick auf die Besonderheiten ihres Forschungsgegenstandes stellen sich<br />
folgende inhaltlichen und strukturellen Anforderungen an die <strong>Rehabilitation</strong>swissenschaften:<br />
2<br />
> bio-psycho-soziales Prozessmodell als theoretische Grundlage,<br />
> interdisziplinäre Zusammenarbeit,<br />
> Vernetzung von Theorie, Forschung und Praxis,<br />
> Kommunikation und Austausch zwischen Praxis, Forschung und Trägern<br />
der <strong>Rehabilitation</strong>.<br />
Die <strong>Rehabilitation</strong>swissenschaften haben sich mittlerweile zu einer eigenständigen<br />
Fachdisziplin mit einem Gegenstandskatalog und einer charakteristischen Methodik<br />
entwickelt. Grundlage für diese Eigenständigkeit ist eine dynamische Entwicklung der<br />
infrastrukturellen Rahmenbedingungen seit Mitte der 90-er Jahre.<br />
10.1 <strong>Rehabilitation</strong>swissenschaftliche Infrastruktur<br />
Ein wesentlicher Bestandteil dieser rehabilitationswissenschaftlichen Infrastruktur<br />
sind Forschungsinstitute oder -abteilungen, die unter Beteiligung der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung, aber auch unabhängig davon an den Universitäten geschaffen<br />
wurden. Dazu zählen auch mehrere Stiftungslehrstühle bzw. -professuren. Diese<br />
Entwicklung wird flankiert durch eine Reihe von Kooperationsvereinbarungen<br />
zwischen <strong>Rehabilitation</strong>strägern und Universitäten, durch die Gründung zahlreicher<br />
regionaler Fördervereine zur Unterstützung der <strong>Rehabilitation</strong>sforschung sowie<br />
auch durch das zunehmende Interesse bestehender <strong>medizinische</strong>r und nicht-<strong>medizinische</strong>r<br />
Lehrstühle an der <strong>Rehabilitation</strong>sforschung. Daneben sind auch einige<br />
außeruniversitäre Forschungseinheiten entstanden.<br />
Durch die Gründung der „Deutschen Gesellschaft für <strong>Rehabilitation</strong>swissenschaften“<br />
(DGRW) ist eine eigenständige rehabilitationswissenschaftliche Fachgesellschaft<br />
entstanden. Darin drückt sich nicht zuletzt das gewachsene wissenschaftliche<br />
Interesse an der <strong>Rehabilitation</strong> aus. Die DGRW ist in ihrem Selbstverständnis der<br />
Förderung einer interdisziplinären Forschung und Lehre sowie der Verbreitung<br />
und Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die rehabilitative Praxis verpflichtet.<br />
Neben der DGRW haben sich weitere rehabilitationswissenschaftliche<br />
Fachgesellschaften oder <strong>Rehabilitation</strong>ssektionen in <strong>medizinische</strong>n Fachgesellschaften<br />
gegründet, in denen auch Reha-Kliniker ihre Expertise einbringen können und sollten.<br />
Ein wichtiger Kristallisationspunkt der <strong>Rehabilitation</strong>swissenschaften ist das jährlich<br />
stattfindende <strong>Rehabilitation</strong>swissenschaftliche Kolloquium. Mit durchschnittlich 800<br />
bis 900 Teilnehmern ist das Kolloquium der größte rehabilitationswissenschaftliche<br />
Kongress in Deutschland. Das Kolloquium wird vom Bereich Reha-Wissenschaften<br />
der Deutschen Rentenversicherung Bund in Zusammenarbeit mit einzelnen