Rahmenkonzept medizinische Rehabilitation
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8 Leitlinien und Qualitätssicherung<br />
8.1 Leitlinien<br />
Im deutschen Gesundheitswesen haben Leitlinien seit Mitte der 90-er Jahre einen<br />
hohen Stellenwert erlangt. Mit Leitlinien soll vor allem die Versorgungsqualität<br />
an den aktuellen wissenschaftlichen Stand angepasst und nachhaltig verbessert<br />
werden.<br />
Für die <strong>Rehabilitation</strong> stellen Leitlinien ein wichtiges Instrument dar, um das<br />
schnell wachsende rehabilitationsspezifische Fachwissen systematisch zu erfassen<br />
und zu praxisbezogenen Handlungsempfehlungen aufzubereiten. Damit können<br />
Behandlungsabläufe effizienter gestaltet werden. Ziel ist eine hohe und homogene<br />
Versorgungsqualität in der Reha-Praxis.<br />
8.1.1 Begriff und Zielsetzungen<br />
Leitlinien sind systematisch entwickelte, wissenschaftlich begründete und praxisorientierte<br />
Entscheidungshilfen für eine angemessene Vorgehensweise in Diagnostik<br />
und Therapie bei speziellen Gesundheitsproblemen. Sie sind Orientierungshilfen im<br />
Sinne eines Handlungs- und Entscheidungskorridors, von dem in begründeten Fällen<br />
abgewichen werden kann oder sogar muss. Damit unterscheiden sich Leitlinien<br />
hinsichtlich ihrer Verbindlichkeit von Richtlinien und Standards.<br />
Leitlinien dienen der Sicherung und Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung.<br />
Sie sollen zu einer ökonomisch angemessenen ärztlichen und therapeutischen<br />
Vorgehensweise anleiten und motivieren. Mit ihrer Hilfe können unerwünschte bzw.<br />
unbegründete Variationen in der Behandlungspraxis und Qualitätsschwankungen<br />
in der Versorgung vermindert werden. Es geht auch darum, unwirksame Therapien<br />
und nicht notwendige Diagnostik zu vermeiden. Der Nutzen für die Öffentlichkeit<br />
(Patienten, Kostenträger, Verordnungsgeber, Fachöffentlichkeit u. a.) liegt in der<br />
Information über notwendige und allgemein übliche ärztliche Maßnahmen bei<br />
speziellen Gesundheitsrisiken und Gesundheitsstörungen.<br />
Leitlinien tragen zu mehr Transparenz bei, indem die wissenschaftlichen Grundlagen<br />
für die Therapieempfehlungen benannt werden. Sie helfen, die Prinzipien der<br />
evidenzbasierten Medizin in die Praxis umzusetzen. Damit Leitlinien den aktuellen<br />
wissenschaftlichen Stand widerspiegeln, müssen sie regelmäßig aktualisiert werden.<br />
8.1.2 Evidenzbasierte Medizin<br />
Grundlage von Leitlinien ist die Evidenzbasierte Medizin, als der gewissenhafte,<br />
ausdrückliche und vernünftige Gebrauch der gegenwärtig besten externen, wissenschaftlichen<br />
Evidenz für Entscheidungen in der <strong>medizinische</strong>n Versorgung. Nach<br />
festen Verfahrensregeln werden wissenschaftliche Informationen zu diagnostischen<br />
oder therapeutischen Verfahren auf ihre Aussagekraft und klinische Relevanz<br />
überprüft. Dabei wird die individuelle klinische Expertise mit der bestmöglichen<br />
externen Evidenz aus systematischer Forschung zusammengeführt.<br />
Individuelle klinische Expertise meint hier das Können und die Urteilskraft, die<br />
Ärztinnen und Ärzte durch ihre Ausbildung, Erfahrung und klinische Praxis erwerben.<br />
Unter der besten verfügbaren externen Evidenz wird klinisch relevante Forschung,<br />
insbesondere <strong>medizinische</strong> Grundlagenforschung, aber auch patientenorientierte<br />
Forschung zur Genauigkeit diagnostischer Verfahren (zur Aussagekraft prognostischer<br />
Faktoren) und zur Wirksamkeit und Sicherheit therapeutischer, rehabilitativer und<br />
präventiver Maßnahmen verstanden.<br />
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