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Rahmenkonzept medizinische Rehabilitation

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2 Grundlagen und Aufgaben der <strong>Rehabilitation</strong><br />

2.1 Konzeptionelles Bezugssystem<br />

Alle modernen Definitionen des Begriffs der <strong>Rehabilitation</strong> basieren auf dem<br />

Krankheitsfolgenmodell der Internationalen Klassifikation der Schädigungen,<br />

Fähigkeitsstörungen und (sozialen) Beeinträchtigungen (ICIDH) der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) 2 von 1980. Dieses Modell wurde mit der Nachfolgerin<br />

der ICIDH, der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung<br />

und Gesundheit (ICF) der WHO 3 von 2001 erheblich erweitert und damit der<br />

Lebenswirklichkeit der Betroffenen besser angepasst. Insbesondere wird nun der<br />

gesamte Lebenshintergrund berücksichtigt. Im Neunten Buch des Sozialgesetzbuches<br />

(SGB IX) – <strong>Rehabilitation</strong> und Teilhabe behinderter Menschen – wurden wesentliche<br />

Aspekte der ICF unter Berücksichtigung der in Deutschland historisch gewachsenen<br />

und anerkannten Besonderheiten aufgenommen.<br />

2.1.1 „Funktionale Gesundheit“ als Ansatz der <strong>Rehabilitation</strong><br />

Der wichtigste Grundbegriff der ICF ist der Begriff der funktionalen Gesundheit 4 .<br />

Danach gilt eine Person als funktional gesund, wenn vor ihrem gesamten Lebenshintergrund<br />

(Konzept der Kontextfaktoren)<br />

1. ihre körperlichen Funktionen (einschließlich des geistigen und seelischen<br />

Bereichs) und ihre Körperstrukturen allgemein anerkannten (statistischen)<br />

Normen entsprechen (Konzepte der Körperfunktionen und -strukturen),<br />

2. sie all das tut oder tun kann, was von einem Menschen ohne<br />

Gesundheitsproblem (Gesundheitsproblem im Sinn der ICD 5 ) erwartet wird<br />

(Konzept der Aktivitäten), und<br />

3. sie ihr Dasein in allen Lebensbereichen, die ihr wichtig sind, in der Weise<br />

und dem Umfang entfalten kann, wie es von einem Menschen ohne<br />

Beeinträchtigung der Körperfunktionen oder -strukturen oder der Aktivitäten<br />

erwartet wird (Konzept der Teilhabe an Lebensbereichen).<br />

Der ICF-Begriff der „Funktionsfähigkeit“ umfasst alle Aspekte der funktionalen<br />

Gesundheit. Mit dem Begriff der funktionalen Gesundheit wird die rein bio-<strong>medizinische</strong><br />

Betrachtungsweise verlassen. Zusätzlich zu den bio-<strong>medizinische</strong>n Aspekten<br />

(Körperfunktionen und -strukturen), die die Ebene des Organismus betreffen, werden<br />

Aspekte des Menschen als handelndes Subjekt (Aktivitäten) und als selbstbestimmtes<br />

und gleichberechtigtes Subjekt in Gesellschaft und Umwelt (Teilhabe) einbezogen.<br />

Diese Sichtweise ist für die <strong>Rehabilitation</strong> von zentraler Bedeutung. Die genannten<br />

Aspekte gleichsam umhüllend werden die Kontextfaktoren der betreffenden Person,<br />

d. h. alle externen Gegebenheiten der Welt, in der sie lebt (z. B. Verfügbarkeit von<br />

Teilzeitarbeitsplätzen) sowie ihre persönlichen Eigenschaften und Attribute (z. B.<br />

Alter, Geschlecht, Ausbildung, Motivation, Leistungsbereitschaft) in die Betrachtung<br />

einbezogen. Beides, die Umweltfaktoren und die personbezogenen Faktoren, sind auch<br />

bei der <strong>Rehabilitation</strong> zu berücksichtigen (z. B. Hilfsmittel, angepasste Technologien,<br />

Arbeitsplatzanpassung). Kontextfaktoren können sich positiv insbesondere auf die<br />

Teilhabe an Lebensbereichen auswirken (Förderfaktoren, z. B. soziale Unterstützung,<br />

„gebraucht zu werden“, gute Leistungsbereitschaft der Person) oder negativ (Barrieren,<br />

z. B. fehlende Teilzeitarbeitsplätze, Migration, Einschränkung der kognitiven<br />

Fähigkeiten, mangelnde Motivation der Person).<br />

2 World Health Organization (1980): International Classification of Impairments, Disabilities and Handicaps (ICIDH). Geneva.<br />

Deutsche Version: Weltgesundheitsorganisation (199 ): Internationale Klassifikation der Schädigungen, Fähigkeitsstörungen und Beein-<br />

trächtigungen (ICIDH). Berlin: Ullstein Mosby (vergriffen).<br />

World Health Organization (2001): International Classification of Functioning, Disability and Health. Geneva.<br />

Deutsche Version: Deutsches Institut für <strong>medizinische</strong> Dokumentation und Information (Hrsg) (200 ): Internationale Klassifikation der<br />

Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Siehe im Internet unter: www.dimdi.de (Klassifikationen - ICF).<br />

Schuntermann, M. F. (2007): Einführung in die ICF. 2. überarbeitete Auflage. Landsberg: ecomed Medizin.<br />

Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information DIMDI (Hrsg.) (2007): Internationale statistische Klassifikation der<br />

Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag. Siehe im Internet unter: www.dimdi.de<br />

(Klassifikation - ICD).

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