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Prof. Dr. Mintken WS 09/10 Dr. Monika Emde Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 24 Das Neue Steuerungsmodell (NSM) der KGSt wird in den Kommunen nur zögerlich eingeführt. Wie ist das zu erklären? (Explanandum) Als Explanans sind mindestens eine Gesetzmäßigkeit und mindestens eine Anfangs- bzw. Randbedingung erforderlich. 78 In diesem Fall wäre eine Gesetzmäßigkeit: Organisatorische Reformen werden nur bereitwillig umgesetzt, wenn sie von den Organisationsangehörigen akzeptiert werden. Randbedingung: Die Akzeptanz des NSM bei den Beschäftigten der Kommunen ist gering. Ergebnis nach den Regeln der Logik also: Weil die Akzeptanz des NSM gering ist, ergeben sich zwangsläufig Umsetzungsverzögerungen. 79 Liegt keine deterministische Gesetzmäßigkeit vor, sondern nur eine statistische Gesetz- mäßigkeit (genauer: probabilistische 80 Gesetzmäßigkeit, z.B. „mit einer Wahrscheinlich- keit von 90 %“) vor, ist keine logische Ableitung möglich, sondern eine Bestätigung auf induktiv-statistischem Wege. Das Explanandum wird mit einem bestimmten Grad der Wahrscheinlichkeit („induktive Wahrscheinlichkeit“) durch das Explanans bestätigt (z.B. 90 %). 81 Erfahrungswissenschaftliche Methoden können zur Erklärung von Sachverhalten beitra- gen, indem Gesetzesaussagen formuliert werden sowie das Explanandum und die Aus- gangs- bzw. Randbedingungen erhoben werden mit dem Ziel, zutreffende Schlüsse zu ziehen. 82 78 79 80 81 82 Sowohl die Gesetzesaussage als auch die Bedingung müssen wahr sein, sozialwissenschaftliche Gesetzesaussagen beruhen aber tatsächlich häufig auf Erfahrungen, die zwar gut belegt sein mögen, aber noch ein gewisses „Restrisiko“ enthalten (streng genommen „nicht-deterministische Gesetzesaussagen“), hierdurch ist eine Fehlerquelle gegeben. Eine weitere Fehlerquelle ergibt sich daraus, dass die Randbedingungen nicht immer fehlerfrei ermittelt werden können. Die KGSt wäre also gut beraten gewesen, wenn sie sich von Anfang an um die Akzeptanz des Modells bei den Beschäftigten bemüht hätte. Probabilistisch … wahrscheinlich, glaubwürdig. Vgl. OPP 2005a, S. 52 – 59. Vgl. OPP 2005b. Projekt Verwaltungswissenschaft Universität Kassel Prof.Dr.Mintken@t-online.de
Prof. Dr. Mintken WS 09/10 Dr. Monika Emde Wissenschaftstheorie und Verwaltungswissenschaft Seite 25 Im Fall des nicht-empirischen Vorgehens mit dem Ziel des „Verstehens“ tritt an die Stelle des Explanandums ein „Interpretandum“. Ein derartiges „Verstehen“ hat vor allem eine heuristische 83 Funktion, es ist keine Alternative zum „Erklären“ mit empirischen Methoden. Häufig besteht ein Forschungsprozess aus einer Kombination von empirischen und nicht-empirischen Vorgehensweisen: Von „Theorien“ ausgehend wird ein bestimmter Ausschnitt der „Welt“ beobachtet und beschrieben, um aus diesen Ergebnissen Schlüsse für die Weiterentwicklung des Theorie-Bestandes zu ziehen. 83 Heuristisch … erfinderisch, das Suchen und Auffinden betreffend. Projekt Verwaltungswissenschaft Universität Kassel Prof.Dr.Mintken@t-online.de
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