August/September 2003 - Der Fels
August/September 2003 - Der Fels
August/September 2003 - Der Fels
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es sozusagen „ausgezogen“. Die<br />
„Weihe“, sein Geheimnis – und das<br />
Mysterium des Priesters ist so groß<br />
wie das der Eucharistie – ist weg.<br />
Jetzt sieht man, dass dahinter nichts<br />
ist. Es ist der gleiche Mensch wie alle<br />
anderen; also kann eigentlich jeder<br />
tun, was der Priester tut. Brauchen<br />
wir also noch Priester (oder Priesterinnen)?<br />
„Weder das eine noch das<br />
andere“, schreibt einer. Und bestimmte<br />
Theologen suchen zu beweisen,<br />
dass Christus weder eine<br />
Kirche gründen, noch Priester weihen<br />
wollte. Also!<br />
<strong>Der</strong> eigentliche Bruch bestand natürlich<br />
in der Umdrehung des Altares.<br />
Wenn ich mich um 180° drehe,<br />
so ist rechts und links vertauscht. <strong>Der</strong><br />
Mensch steht dann in der Mitte, nicht<br />
mehr Gott. Die selbst produzierten liturgischen<br />
Texte zeigen das rundum.<br />
Das kann nicht gut gehen. „Das<br />
Maß aller Dinge ist der Mensch.“ Das<br />
ist nicht falsch. Aber das Maß des<br />
Menschen ist nicht er selbst, sondern<br />
Gott. Gott! Jesus, der Menschensohn,<br />
der Gottessohn. <strong>Der</strong> Sinn und das Ziel<br />
des Menschen liegen nicht in ihm,<br />
sondern darüber! Wenn man das<br />
nicht mehr weiß, verliert der Mensch<br />
seinen eigentlichen Wert. <strong>Der</strong> Wert<br />
des Menschenlebens war nie so gering<br />
wie heute. „Genug vom Menschen<br />
geredet. Es ist Zeit, an Gott zu<br />
denken!“ (Andrej Sinjaroske, er war<br />
sieben Jahr im Gulag).<br />
Liebe Brüder und Schwestern,<br />
glaubet nicht, ich wollte heute versuchen,<br />
das Rad zurückzudrehen. Das<br />
ist ohnehin unmöglich; der Versuch<br />
einer Restauration würde der Kirche<br />
und den Gläubigen nur schweren<br />
Schaden zufügen. Omnia instaurare<br />
in Christo: So lautete das Programm<br />
des hl. Papstes Pius X., der einer erste<br />
Liturgieerneuerung durchführte.<br />
Instaurare ... in Christo, von innen<br />
heraus erneuern, von Christus her!<br />
(Darum braucht auch die Liturgiereform<br />
des 2. Vatikanums noch eine<br />
Erneuerung – von innen her. „<strong>Der</strong><br />
Geist ist es, der lebendig macht“, sagt<br />
Christus, „das Fleisch nützt nichts“ (Jo<br />
6,63) Aus tiefem Glauben, mit großer<br />
Ehrfurcht, im Geist der Anbetung<br />
müssen wir die heilige Eucharistie<br />
feiern, die Sakramente (celebrare<br />
heißt feiern). Wir feiern heute immer,<br />
wir feiern alles. Aber celebrare, feiern,<br />
heißt doch nicht nur „Festliches-<br />
Tun in großer Gemeinde“, sondern<br />
mehr noch „rühmen, preisen, verherr-<br />
lichen“. Das erste und letzte Ziel jeglicher<br />
liturgischer Handlung ist und<br />
bleibt die Anbetung.<br />
Was können wir jetzt, heute, tun?<br />
Ihr, die „Anhänger der alten Liturgie“?<br />
Dieser beleidigende Ausdruck darf<br />
nicht mehr verwendet werden – auch<br />
nicht von Seiten Roms. Es können<br />
nur jene gemeint sein, die die lateinische<br />
tridentinische Liturgie hochschätzen<br />
und aus ihr große Kraft<br />
schöpfen. <strong>Der</strong> Heilige Vater hat schon<br />
vor Jahren gefordert: „<strong>Der</strong> Zugang zur<br />
tridentischen Liturgie sollte den Gläubigen<br />
leicht gemacht werden.“ Am<br />
Zug sind die Bischöfe.<br />
Die Gnadenkapelle in Altötting, das<br />
Ziel der Wallfahrer<br />
Mir selber und den Priestern, die<br />
nach einem Weg suchen, was sie jetzt<br />
tun könnten, sage ich: ich feiere jeden<br />
Gottesdienst für Gott und genau<br />
so, wie die Kirche es vorschreibt. Aber<br />
ich bemühe mich, jeden Tag neu, mit<br />
immer tieferer Ehrfurcht, mit immer<br />
größerem Glauben, aus immer stärkerer<br />
Liebe das Heilige zu Tun. Ja,<br />
ich möchte selber eine lebendige Opfergabe<br />
werden in Christus zum Lob<br />
seiner Herrlichkeit“ (4. Hochgebet).<br />
Verzeiht – ich bin noch weit weg<br />
davon, aber ich möchte es.<br />
3. Gibt es ein Heilmittel für die heutige<br />
Not, für die Krankheit der Kirche,<br />
einen Trost in unserem Leiden?<br />
Ich glaube schon. Ich meine die Anbetung<br />
der Eucharistie außerhalb der<br />
hl. Messe. Die Anbetung des allerheiligsten<br />
Sakramentes, die Anbetung<br />
vor dem ausgesetzten Allerheiligsten.<br />
Es kommt die Zeit – und sie ist<br />
schon da – in der infolge der Priesternot<br />
die Feier der Eucharistie zur Seltenheit<br />
wird. Wir verschleudern ja die<br />
Sakramente, wir missbrauchen die hl.<br />
Messe zur Verschönerung irgendeines<br />
Festes. Darum wird sie uns genommen<br />
werden. Es muss sein. Aber diese<br />
Not kann eine heilsame werden.<br />
Nur müssen wir diese Not bestehen,<br />
wir dürfen nicht ausweichen und auf<br />
keinen Fall Ersatz schaffen durch<br />
irgendwelche Gottesdienste, die die<br />
hl. Messe erübrigen. Es wäre gut –<br />
m. E. heute schon die Zahl der Gottesdienste<br />
(am Sonntag) zu halbieren<br />
und die Anbetung zu verdoppeln. Die<br />
hl. Messe wird ja trotz all der Bemühungen,<br />
sie jedem bekömmlich und<br />
schmackhaft zu machen, immer weniger<br />
geschätzt.<br />
<strong>Der</strong> „Volksaltar“ wird also immer<br />
öfter leer bleiben. Aber Jesus verlässt<br />
uns nicht. Er ist und bleibt im allerheiligsten<br />
Altarsakrament gegenwärtig<br />
„als Gott und Mensch mit Fleisch<br />
und Blut“. Wir müssen uns nun<br />
wieder dem Sakramentsaltar zuwenden,<br />
den Tabernakel öffnen, alle Kerzen<br />
anzünden. Auf den leeren Altar<br />
würde ich einen leeren Kelch hinstellen.<br />
Das Gebet müsste aber immer<br />
drängender werden: „Herr, bleibe bei<br />
uns! Verstoß uns nicht, obwohl dich<br />
immer mehr verlassen. Schenke uns<br />
noch soviel Zeit, dass wir umkehren<br />
können“ (hl. Kommunion).<br />
Die Anbetung des heiligsten Sakramentes<br />
ist eine große Kraft – nein,<br />
sie ist die größte Kraft. „Es gibt keine<br />
stärkere Kraft als das Gebet vor<br />
dem ausgesetzten Allerheiligsten“<br />
(Sr. Briege Mc Kenna). „Oh wie<br />
schön ist dieses Werk ... wie groß die<br />
Anbetung durch die Priester ...!“<br />
(Joh.M. Vianney). Kann der Priester<br />
ein stärkeres Glaubenszeugnis geben<br />
als wenn er, der soeben die Hostie<br />
konsekriert hat, dann davor auf die<br />
Knie fällt?<br />
Liebe Brüder und Schwestern!<br />
„Ecclesia de Eucharistia (vivit)“. Die<br />
Kirche lebt von der Eucharistie. <strong>Der</strong><br />
Priester lebt von der Eucharistie.<br />
Unser Glaube lebt von der Eucharistie.<br />
Wir beten an. Ave verum<br />
corpus natum de Maria virgine. Und<br />
sie, ja sie, die Jungfrau, Unsere Liebe<br />
Frau von Altötting, sie ist unsere<br />
Hoffnung. „Sei gegrüßt, o Königin,<br />
Mutter der Barmherzigkeit, unser<br />
Leben, unsere Süßigkeit und unsere<br />
Hoffnung – sei gegrüßt! <br />
240 DER FELS 8-9/<strong>2003</strong>