August/September 2003 - Der Fels
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Spalter am Werk<br />
Zu den finanziellen Schwierigkeiten<br />
der „Donum Vitae Beratung“<br />
schreibt Karl Gugler in der<br />
Augsburger Allgemeinen Zeitung<br />
vom 28.06.<strong>2003</strong> einen aufschlußreichen<br />
Leserbrief: „... nun schlägt<br />
die Stunder der Wahrheit für zwei<br />
katholischen Istitutionen: Erstens<br />
für den Diözesanrat, der sich schon<br />
vor zwei Jahren mit 82 Prozent<br />
Mehrheit für »Donum Vitae« eingesetzt<br />
hat; er sollte jetzt den Bischof<br />
auffordern, zumindest jene »Donum-Vitae«-Stellen,<br />
die in unserer<br />
Diözese liegen, künftig auch mit<br />
Diözesanmitteln zu unterstützen.<br />
Zweitens für die Laien im Kirchensteuer-Ausschuss:<br />
Sie können<br />
mit ihrer Mehrheit verhindern, dass<br />
der Wille des Bischofs allein<br />
»Donum Vitae« von finanziellen<br />
Zuwendungen ausschließt.“<br />
Man muss wissen, dass Karl<br />
Gugler ein Aktivist der Kirchenvolksbegehrer<br />
(„Wir sind Kirche“)<br />
ist. Er versucht nun mit Zuckerbrot<br />
und Peitsche für „Donum Vitae“<br />
Geld einzutreiben. „Donum Vitae“<br />
wurde gegründet, nachdem der<br />
Papst die deutschen Bischöfe unmissverständlich<br />
aufgefordert hatte,<br />
sich aus dem staatlichen System<br />
der Schwangerenberatung mit Erteilung<br />
des sogenannten Scheins<br />
zurückzuziehen, weil dieser Schein<br />
die straffreie Tötung ermöglicht.<br />
Die Gründung von „Donum Vitae“,<br />
das weiterhin Scheine ausstellt,<br />
wurde vom Augsburger Diözesanrat<br />
und zuvor schon vom Zentralkomitee<br />
der deutschen Katholiken<br />
(ZdK) mit 160 gegen 16 Stimmen<br />
befürwortet.<br />
<strong>Der</strong> Leserbrief von Karl Gugler<br />
deckt auf: <strong>Der</strong> Augsburger Diözesanrat,<br />
wie auch das ZdK, steht<br />
mit einer Mehrheit von 82% im Gegensatz<br />
zum obersten Lehramt und<br />
zum Kirchenrecht. Nach allen Erfahrungen<br />
der Kirchengeschichte ist<br />
von solchen Gremien kein Beitrag<br />
zur Überwindung der Glaubensund<br />
Kirchenkrise zu erwarten. Denn<br />
wirkliche Reformen gibt es nur in,<br />
aber nicht neben oder gar gegen die<br />
Kirche; anders ausgedrückt: es gibt<br />
Reformen nur mit dem Papst, dem<br />
Fundament der Einheit der Kirche.<br />
ZdK und Diözesanrat, die immer<br />
wieder behaupten, sie würden für<br />
Auf<br />
dem<br />
Prüfstand<br />
die Katholiken sprechen, tun dies<br />
in Wirklichkeit nicht. Wäre es<br />
anders, müssten sie nicht beim Staat<br />
um finanzielle Hilfe zur Finanzierung<br />
der „Donum Vitae“-Beratung<br />
betteln. Die Abhängigkeit vom Staat<br />
wird ZdK und Diözesanrat noch<br />
staatskonformer machen. In der Frage<br />
der Revision der geltenden<br />
Abtreibungsregelung, die vom Bundesverfassungsgericht<br />
vorgesehen<br />
ist, wenn die Abtreibungsziffern<br />
nicht sinken, hat der Staat vom ZdK<br />
oder vom Diözesanrat von<br />
Augsburg nichts zu befürchten.<br />
Diözesanrat und Kirchensteuerausschuss<br />
sollen nun den Bischof<br />
zwingen, dass er Gelder für Donum<br />
Vitae zur Verfügung stellt. Damit<br />
würde er sich gegen den Papst und<br />
gegen das Kirchenrecht stellen. <strong>Der</strong><br />
Augsburger Bischof hat aber<br />
glücklicherweise mit „Pro Vita“ eine<br />
eigene Institution zum Schutz des<br />
Lebens gegründet, die keine<br />
„Scheine“ ausstellt. Die Kirchenvolksbegehrer<br />
wollen jetzt die Spaltung<br />
der Katholiken in Kauf nehmen,<br />
denn sie wissen, dass die Gewährung<br />
von Kirchensteuermitteln<br />
für „Donum Vitae“ die romtreuen<br />
Katholiken in einen Kirchensteuerstreik<br />
treiben würde.<br />
Prof. Dr. Hubert Gindert<br />
Die schlimmen „konservativen<br />
Katholiken“<br />
Es gibt Journalisten, die schrecken<br />
vor keinem Mittel zurück, wenn sie<br />
befürchten, die Lufthoheit über ihren<br />
Gläubigen zu verlieren. Und, da<br />
sie ihr Handwerk beherrschen, wissen<br />
sie, in welche Ecke man diejenigen<br />
stellen muss, die wirksam getroffen<br />
werden sollen, nämlich in<br />
das der Verharmlosung des Nationalsozialismus.<br />
Ein solches Glanz-<br />
stück der Manipulation hat sich<br />
Matthias Drobinski mit seinem Bericht<br />
„Konservative Katholiken trafen<br />
sich in Fulda“ geleistet. (SZ 5./<br />
6.7.03)<br />
Was ist passiert? <strong>Der</strong> Fuldaer Bischof<br />
Algermissen sagte am 20. Juni<br />
in seiner Predigt beim Anfangsgottesdienst<br />
des Kongresses „Freude<br />
am Glauben“ über die Nazis:<br />
„Zwar ist das Tausendjährige Reich<br />
des Nationasozialismus schon nach<br />
zwölf Jahren wieder verschwunden.<br />
Es hat aber eine geistige und intellektuelle<br />
Trümmerlandschaft hinterlassen.<br />
Schlimmer sind die moralischen<br />
und geistlichen Trümmer, der<br />
Verlust grundlegender menschlicher<br />
und christlicher Werte. Es gibt<br />
nicht nur die äußere Umweltverschmutzung;<br />
es gibt auch eine moralische<br />
und geistliche Umweltverschmutzung.<br />
Täuschen wir uns<br />
nicht! Die Feinde des Christentums<br />
und der Kirche sind auch heute am<br />
Werk. Sie tun ihr Werk nicht mehr<br />
so plump, sondern viel raffinierter<br />
als es im Dritten Reich geschah“.<br />
Diese Aussage, z.B. der Verlust<br />
menschlicher und christlicher Werte<br />
ist eindeutig und statistisch belegbar<br />
in der Zerrüttung von Ehe<br />
und Familie, der steigenden Zahl<br />
der Scheidungswaisen, der Abtreibung,<br />
der Ausbreitung der Pornografie<br />
etc. <strong>Der</strong> Fuldaer Bischof hat<br />
auf diese Situation hingewiesen und<br />
an ein Tabu gerührt. Drobinski<br />
macht daraus eine „demokratieverachtende<br />
und die NS-Opfer verachtende<br />
Predigt“ und fragt – um<br />
einen Popanz aufzubauen – „Sind<br />
Angriffskrieg, Judenvernichtung<br />
und Christenverfolgung der Nazis<br />
weniger schlimm als ein wie immer<br />
gearteter „Verlust der christlichen<br />
Werte“? Was in diesem durchsichtigen<br />
Manöver angeprangert werden<br />
soll, ist der Verstoß des Bischofs<br />
gegen die political correctness. Ginge<br />
es Drobinski um Judenvernichtung<br />
oder Christenverfolgung<br />
durch die Nazis, so hätte er in seinem<br />
Bericht erwähnen müssen, dass<br />
Kardinal Lustiger von Paris, ein<br />
Jude, dessen Mutter im KZ umkam,<br />
den Schlussgottesdienst hielt und<br />
auf dem Kongress eine unübersehbare<br />
Schauwand zu die katholischen<br />
NS-Opfer zu sehen war. Er<br />
tat es nicht. Man merkt die Absicht<br />
und man ist verstimmt.<br />
Prof. Dr. Hubert Gindert<br />
264 DER FELS 8-9/<strong>2003</strong>