August/September 2003 - Der Fels
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Christen im christlichen Glauben<br />
beten, sind alle Gebete der Christen<br />
auch trinitarische Gebete, auch wenn<br />
die Dreifaltigkeit nicht eigens genannt<br />
ist. z. B. wird folgendes Gebet<br />
zitiert:<br />
„Gott, unser Vater, hilf uns, dass<br />
wir immer mehr einander achten lernen;<br />
gib uns Kraft zum Frieden in<br />
der Familie, am Arbeitsplatz, in der<br />
Freizeit. Lass Männer und Frauen,<br />
Junge und Alte, Menschen verschiedener<br />
Überzeugung einander ertragen<br />
und einander Gutes tun. Dies<br />
erbitten wir durch Christus, unsern<br />
Herrn.“ In dem Gebet wird der Heilige<br />
Geist nicht genannt. Aber beten<br />
kann man nur im Heiligen Geist.<br />
Wer ist im folgenden Gebet der<br />
Herr aller Herren? Ist dieses Gebet<br />
ein evangelisches, katholisches, jüdisches<br />
oder muslimisches Gebet?<br />
Es steht im Gotteslob (31.2):<br />
„Herr aller Herren, du willst, dass<br />
die Menschen miteinander in Frieden<br />
leben. Wir bitten dich, zeige den<br />
Politikern, wie sie Spannungen lösen<br />
und neue Kriege verhindern<br />
können. Lass die Verhandlungen<br />
unter den Nationen der Verständigung<br />
dienen und führe die Bemühung<br />
um Abrüstung zum Erfolg. Wir<br />
bitten dich um gerechte Lösung der<br />
Konflikte, die Ost und West, Nord<br />
und Süd, Farbige und Weiße, arme<br />
und reiche Völker voneinander trennen.<br />
Lass nicht zu, dass wir mitmachen,<br />
wenn Hass und Feindschaft<br />
Menschen gegeneinander treiben.<br />
Hilf uns Frieden halten, weil du mit<br />
uns Frieden gemacht hast.“<br />
Eine Frage mag der Leser selber<br />
beantworten. Können ein Jude, ein<br />
Moslem das Vaterunser sprechen? Ist<br />
in unserem Vaterunser die Trinität<br />
ausdrücklich erwähnt? Aus christlicher<br />
Sicht ist das Vaterunser dennoch<br />
ein trinitarisches Gebet, wenn es<br />
expressis verbis auch keine diesbezügliche<br />
Formulierung enthält.<br />
9<br />
Die Leitlinien für multireligiöse<br />
Feiern sind im Glauben und in<br />
der Praxis der Kirche abgesichert.<br />
Die Leitlinien nehmen in ihren<br />
Ausführungen Bezug auf das Dekret<br />
Nostra aetate des 2. Vatikan. Kon-<br />
Friedensgipfel in Assisi 24.1.2002<br />
Papst Johannes Paul II. begrüßt die<br />
Vertreter der Religionen auf dem<br />
Vorplatz der Franziskusbasilika<br />
zils, beziehen die Erklärung über die<br />
Religionsfreiheit Dignitatis humanae<br />
ein und erläutern präzise die Aussagen<br />
und das Tun des gegenwärtigen<br />
Papstes.<br />
„Die Erklärung des Konzils über<br />
das Verhältnis der Kirche zu den<br />
nichtchristlichen Religionen Nostra<br />
aetate ist dafür so etwas wie die<br />
Programmschrift geworden. Dabei<br />
ist unübersehbar, dass der Papst<br />
selbst nicht erst seit dem berühmten<br />
Friedensgebet in Assisi im Jahr 1986,<br />
sondern in seiner gesamten Verkündigung<br />
dem interreligiösen Dialog<br />
sehr viel mehr Bedeutung eingeräumt<br />
hat, als durchschnittlich bekannt<br />
ist.“<br />
‚Schon in der Einladung zum<br />
Treffen der Religionen in Assisi hatte<br />
Papst Johannes Paul II. die Absicht<br />
geäußert, „eine Weltgebetsbewegung<br />
für den Frieden ins Leben<br />
zu rufen, die über die Grenzen<br />
der einzelnen Nationen hinweg die<br />
Gläubigen aller Religionen einbezieht<br />
und die ganze Erde umfassen<br />
soll‘. Damit übereinstimmend gewann<br />
das Ereignis von Assisi den<br />
Charakter eines Modells, an dem<br />
sich andere Begegnungen im Rahmen<br />
des interreligiösen Dialogs orientieren<br />
konnten. Als typisch erschien<br />
dabei der Verzicht auf ein<br />
gemeinsam gesprochenes Gebet,<br />
um die unterschiedlichen Gottesvorstellungen<br />
zu respektieren. <strong>Der</strong><br />
tragende Gedanke war das gemeinsame<br />
Anliegen des Friedens, um der<br />
Weltöffentlichkeit die tiefere Zusammengehörigkeit<br />
der Menschheit in<br />
der einen und einzigen Heilsgeschichte<br />
Gottes mit allen Menschen<br />
guten Willens, wie sie der christlichen<br />
Überzeugung entspricht, zu<br />
dokumentieren.“<br />
Dazu passt, was aus dem Sekretariat<br />
der Deutschen Bischofskonferenz<br />
bekannt wurde: „Soweit<br />
ihre »der Leitlinien Anm. d. Red«<br />
DER FELS 8-9/<strong>2003</strong> 243