Krisenberatung und Krisenbegleitung Teil II - Schulpsychologie
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9 ABHÄNGIGKEIT<br />
(aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie)<br />
Lebenskrise - Adoleszenz<br />
Die Begriffe Abhängigkeit, Sucht <strong>und</strong> Missbrauch werden vielfach bedeutungsgleich verwendet:<br />
Als Abusus (lat.) oder Missbrauch bezeichnet man den übermäßigen Konsum einer oder mehrerer Drogen.<br />
Hierzu zählen Medikamente, Alkohol, Nikotin, Analgetika, Tranquilizer, Amphetamine, Psychotrope Substanzen<br />
wie Opiate, Cannabisprodukte, Schnüffelstoffe, LSD, Kokain, Heroin oder Crack. Die aufgeführten<br />
Substanzen führen – in jeweils unterschiedlicher Ausprägung – zuerst zur Gewöhnung, dann zu psychischer<br />
<strong>und</strong> schließlich zu körperlicher Abhängigkeit.<br />
Der Begriff Abhängigkeit (umgangssprachlich: Sucht) steht in der Medizin <strong>und</strong> klinischen Psychologie für<br />
das unabweisbare Verlangen nach bestimmten Stoffen oder Verhaltensformen, durch die ein kurzfristig<br />
befriedigender Erlebniszustand erreicht wird. Diesem Verlangen werden nach Verständnis der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />
die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung einer<br />
Persönlichkeit <strong>und</strong> kann die sozialen Bindungen <strong>und</strong> die sozialen Chancen eines Individuums beeinträchtigen<br />
oder zerstören, was sehr häufig der Fall ist. Abhängigkeit wird von der WHO als Krankheit<br />
eingestuft [1]<strong>und</strong> nicht als Willens- oder Charakterschwäche.<br />
Die WHO definiert Abhängigkeit als „einen seelischen, eventuell auch körperlichen Zustand, der dadurch<br />
charakterisiert ist, dass ein dringendes Verlangen oder unbezwingbares Bedürfnis besteht, sich die entsprechende<br />
Substanz fortgesetzt <strong>und</strong> periodisch zuzuführen.“<br />
Im offiziellen Sprachgebrauch der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO) existierte der Begriff „Sucht“ von<br />
1957 bis 1963. Danach wurde er durch „Missbrauch“ <strong>und</strong> „Abhängigkeit“ ersetzt. In wissenschaftlichen<br />
Arbeiten wird der Begriff „Sucht“ daher seltener verwendet. Umgangssprachlich werden Abhängigkeit<br />
<strong>und</strong> Sucht synonym verwendet, Das Wort „Sucht“ ist weit verbreitet.<br />
Wortherkunft<br />
Das Wort „Sucht“ (germ. suhti-, ahd. suht, suft, mhd. suht) ist nicht verwandt mit „suchen“. Es geht auf<br />
„siechen“ (ahd. siechen, mhd. siuchan) zurück, das Leiden an einer Krankheit. Im heutigen Sprachgebrauch<br />
ist das Adjektiv „siech“ (vergleiche auch engl. sick) nur noch regional gebräuchlich.<br />
Bereits 1888 definierte Meyers Konversationslexikon „Sucht“ als ein in der Medizin veraltetes Wort, das<br />
früher ganz allgemein Krankheit bedeutete. Heute wird „Sucht“ in der Jugendsprache im Sinne von Bedürfnis,<br />
„Sucht nach etwas“ verwendet („habe eine Sucht auf“). In zusammengesetzter Form kommt es<br />
in vielen Kontexten der Alltagssprache vor: Schwindsucht, Wassersucht, Fettsucht, Fallsucht, Gelbsucht,<br />
Mondsucht, Trunksucht, Sehnsucht, „Naschsucht“, „Suchtbeziehung“, „Suchttherapie“.<br />
Das Adjektiv „süchtig“ kennzeichnet stoffabhängige <strong>und</strong> stoffunabhängige Suchtbeziehungen in konkreter<br />
wie auch übertragener Bedeutung in unterschiedlichsten Zusammenhängen („kokainsüchtig“, „süchtig<br />
nach Liebe“, „eifersüchtig“, „publicitysüchtig“).<br />
9.1 Stoffgeb<strong>und</strong>ene vs. nicht-stoffgeb<strong>und</strong>ene Abhängigkeit<br />
Den sogenannten stoffgeb<strong>und</strong>enen Abhängigkeiten (z. B. der körperlichen Alkohol-, Nikotin-, Heroinabhängigkeit<br />
sowie der psychischen Cannabis- <strong>und</strong> Kokainsucht) kommt dabei eine repräsentative Bedeutung<br />
zu. Sie veranschaulichen in drastischer, aber zugleich auch einschränkender Weise eine Erscheinung,<br />
der man auf fast allen Gebieten des menschlichen Erlebens <strong>und</strong> Verhaltens begegnen kann. Ob Arbeiten,<br />
Sammeln, Kaufen, Spielen, Essen oder Sexualität – fast jede Form menschlichen Interesses kann<br />
sich zu einer Abhängigkeit steigern, der Krankheitswert zukommt (=nicht-stoffgeb<strong>und</strong>ene Abhängigkeit).<br />
Bei den letztgenannten Abhängigkeiten spricht man von Verhaltenssüchten. Übermäßig ausgeprägte Persönlichkeitseigenschaften<br />
wie Machtstreben oder Bindungsbedürfnis werden dagegen als Bestandteil von<br />
Persönlichkeitsstörungen angesehen.<br />
Dr. Hans Smoliner: Lebenskrise - Adoleszenz 22