Krisenberatung und Krisenbegleitung Teil II - Schulpsychologie
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Lebenskrise - Adoleszenz<br />
1 DIE STUFEN DER PSYCHOSOZIALEN ENTWICKLUNG<br />
(nach Erikson, 1994)<br />
Ungefähres Alter Konflikt Angemessene Lösung Unangemessene Lösung<br />
0–11 LMo/2 Jahre<br />
11LMo/2–3 Jahre<br />
3–6 Jahre<br />
6 Jahre–Pubertät<br />
Jugend<br />
(Adoleszenz)<br />
Junges<br />
Erwachsenenalter<br />
Mittleres<br />
Erwachsenenalter<br />
Höheres<br />
Erwachsenenalter<br />
Vertrauen vs.<br />
Misstrauen<br />
Autonomie vs.<br />
Selbstzweifel<br />
Initiative vs.<br />
Schuld<br />
Kompetenz vs.<br />
Minderwertigkeit<br />
Identität vs.<br />
Rollendiffusion<br />
Intimität vs.<br />
Isolierung<br />
Generativität vs.<br />
Stagnation<br />
Ich-Integrität vs.<br />
Verzweiflung<br />
Stabiles (gr<strong>und</strong>legendes) Sicherheitsbewusstsein<br />
Selbstwahrnehmung als Handelnde(r),<br />
als fähig zur Körperbeherrschung<br />
<strong>und</strong> als Verursacher<br />
von Geschehnissen<br />
Vertrauen auf eigene Initiative<br />
<strong>und</strong> Kreativität<br />
Vertrauen auf angemessene<br />
gr<strong>und</strong>legende soziale <strong>und</strong> intellektuelle<br />
Fähigkeiten<br />
Festes Vertrauen in die eigene<br />
Person<br />
Fähigkeit zur Nähe <strong>und</strong> zur<br />
Bindung an jemand anderen<br />
Interesse an Familie, Gesellschaft,<br />
künftigen Generationen,<br />
das über unmittelbar<br />
persönliche Belange hinausgeht<br />
Gefühl der Ganzheit, gr<strong>und</strong>legende<br />
Zufriedenheit mit<br />
dem Leben<br />
Unsicherheit, Angst<br />
Zweifel an der eigenen Fähigkeit<br />
zur Kontrolle über Ereignisse<br />
Gefühl fehlenden Selbstwertes<br />
Mangelndes Selbstvertrauen,<br />
Gefühl des Versagens<br />
Wahrnehmung des Selbst als<br />
bruchstückhaft; schwankendes,<br />
unsicheres Selbstbewusstsein<br />
Gefühl der Einsamkeit, des<br />
Abgetrenntseins; Leugnung<br />
des Bedürfnisses nach Nähe<br />
Selbstbezogene Interessen;<br />
fehlende Orientierung an der<br />
Zukunft<br />
Gefühl der Vergeblichkeit,<br />
Enttäuschung<br />
Erikson beschreibt die Entwicklung der kindlichen bzw. der menschlichen Identität (ohne jedoch den<br />
Identitätsbegriff an sich jemals wirklich zu erläutern). Diese entfaltet sich im Spannungsfeld zwischen den<br />
Bedürfnissen <strong>und</strong> Wünschen des Kindes als Individuum <strong>und</strong> den, sich im Laufe der Entwicklung permanent<br />
verändernden, Anforderungen der sozialen Umwelt. Eriksons Entwicklungstheorie spricht damit den<br />
Beziehungen/der Interaktion des Kindes mit seiner personalen (<strong>und</strong> gegenständlichen) Umwelt eine tragende<br />
Rolle zu. Innerhalb seiner Entwicklung durchläuft der Mensch phasenspezifische Krisen <strong>und</strong><br />
Konflikte, welche durch die Konfrontation mit den gegensätzlichen Anforderungen <strong>und</strong> Bedürfnissen<br />
ausgelöst werden <strong>und</strong> deren Bewältigung Erikson als Entwicklungsaufgabe bezeichnet.<br />
Jede der acht Stufen stellt einen Konflikt dar, mit dem das Individuum sich aktiv auseinander setzt. (Die<br />
Altersangaben sind Richtwerte <strong>und</strong> nicht absolut zu sehen.) Die Stufenfolge ist dabei unumkehrbar <strong>und</strong><br />
universal. Die erfolgreiche Bewältigung einer Entwicklungsstufe ist für die Bewältigung der nächsten zwar<br />
nicht unbedingt erforderlich, aber hilfreich. Die vorangegangenen Phasen bilden somit das F<strong>und</strong>ament für<br />
die kommenden Phasen, <strong>und</strong> angesammelte Erfahrungen werden verwendet, um neue Identitätskrisen zu<br />
verarbeiten. Dabei wird ein Konflikt nie vollständig gelöst, sondern bleibt ein Leben lang aktuell. Für die<br />
Entwicklung ist es aber notwendig, dass er auf einer bestimmten Stufe ausreichend bearbeitet wird, um<br />
die nächste Stufe erfolgreich zu bewältigen.<br />
Dr. Hans Smoliner: Lebenskrise - Adoleszenz 1