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Krisenberatung und Krisenbegleitung Teil II - Schulpsychologie

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Lebenskrise - Adoleszenz<br />

9.7 Begleitkrankheiten (Komorbidität)<br />

9.7.1 Psychische Begleitkrankheiten<br />

Neben dem Abhängigkeitssyndrom (bei Alkohol ICD-10-Code F10.2) gibt es eine Reihe von körperlichen<br />

<strong>und</strong> psychischen Begleitkrankheiten. Alkoholismus bedingt weitere Krankheiten; viele Menschen mit Persönlichkeitsstörungen<br />

<strong>und</strong> psychischen Krankheiten werden süchtig.<br />

– Häufige psychische Begleitkrankheiten sind Angststörungen, Depression, Anpassungsstörungen<br />

sowie Persönlichkeitsstörungen <strong>und</strong> Psychosen.<br />

– Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung werden oft abhängig.<br />

– Oft kann eine Posttraumatische Belastungsstörung Ursache der Abhängigkeit sein. Diese zeigt sich<br />

u. U. mit ähnlichen Symptomen einer Borderline-Persönlichkeitsstörung.<br />

– Alkohol, Amphetamine, Medikamente <strong>und</strong> psychoaktive Drogen wie LSD <strong>und</strong> Cannabis können eine<br />

Psychose bzw. eine Drogenpsychose auslösen (bzw. durch starke Entzugserscheinungen bei einer<br />

körperlichen Abhängigkeit kann es zu Delir kommen).<br />

Das Vorhandensein von psychischen Begleitstörungen ist nicht zwingend, sie können aber unter Umständen<br />

den Verlauf <strong>und</strong> die Prognose der Suchterkrankung stark beeinflussen.<br />

Oft lässt sich nicht mehr sagen was Ursache <strong>und</strong> was Wirkung ist, weil die Betroffenen meist sehr spät<br />

Hilfe suchen oder auffällig werden. Einig ist sich die Fachwelt aber, dass eine Psychotherapie ohne Entzug<br />

kein Sinn hat, genauso wenig wie Entzug ohne Psychotherapie. Also erst (stationäre) Entgiftung,<br />

dann Therapie.<br />

Das fortschreitende Unterdrücken von der selbstständigen Suche im nüchternen Zustand nach Problemlösungen<br />

führt oft zu „sozialer Inkompetenz“, so das viele an der Abhängigkeit erkrankte oft Symptome<br />

von Persönlichkeitsstörungen aufweisen, sie können keine Belastungen mehr ertragen.<br />

9.7.2 Physische Begleitkrankheiten<br />

Je nach Art, Dauer <strong>und</strong> Menge des Konsum – in erster Linie – toxischer Substanzen, unterschiedlich. So<br />

beispielsweise:<br />

– AIDS<br />

– Hepatitis<br />

– Korsakow-Syndrom<br />

– Delirium Tremens<br />

– Leberzirrhose<br />

Bei psychischer Abhängigkeit – also nicht von toxischen Substanzen – wie Essstörungen z. B.<br />

– Psychosomatiken / Hypochondrie<br />

– Herz-Kreislauferkrankungen<br />

– Entwicklungsverzögerung<br />

– Ausbleiben der Menstruation<br />

– Temporäre Impotenz<br />

– vorzeitige Hautalterung<br />

9.8 Abhängigkeitsbehandlung<br />

1. körperlicher Entzug des Suchtmittels (Entgiftung)<br />

2. psychotherapeutische Behandlung (Langzeitentwöhnung) in einer Fachklinik (Psychosomatische<br />

Klinik)<br />

3. Mitbehandlung der Angehörigen/Bezugspersonen<br />

4. Mitarbeit in Selbsthilfegruppe (zumindest für einige Jahre unabdingbar) z. B. Anonyme Alkoholiker<br />

Das oberste Behandlungsziel ist der dauerhafte Verzicht auf die abhängigkeitserzeugende Mittel. Dazu<br />

sollten in der psychotherapeutischen Behandlung die Persönlichkeitsdefizite entweder durch „Nachreifung“<br />

verringert oder ein anderer Umgang damit erlernt werden. Nur dann ist der Patient in der Lage, auf<br />

das Mittel, von dem er abhängig ist, zu verzichten, da er z. B. zu seinen Defiziten stehen kann.<br />

Dr. Hans Smoliner: Lebenskrise - Adoleszenz 27

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