Bibliotheken im Wandel: Ist die „virtuelle Zweigstelle“ Konkurrenz ...

Kulzer, Gudrun: Bibliotheken im Wandel 33
ZunÉchst wurde ein Pre-Interview mit einer Kollegin durchgefÄhrt, die Projektleiterin fÄr die
Einrichtung der virtuellen Bibliothek in ihrer Einrichtung ist. Aufgrund dieses Interviews wur-
de die Frage nach dem verÉnderten Medienverhalten herausgenommen und die Firmenan-
bieter bzw. der Projektleiter nicht explizit angesprochen. Die Frage nach dem Angebot und
der QualitÉt des Angebotes wurde in einer Frage zusammengefasst. Mit aufgenommen zu
den Einstiegsfragen wurden einige ErgÉnzungsfragen, um bei kurzen knappen Antworten
entsprechend nachfragen zu kÑnnen.
„Die Experten besitzen aufgrund ihres Status besondere Kompetenzen bzw. Äben eine
Funktion aus, die sie legitimiert, ihre Handlungsorientierungen und Situationsdefinitionen
durchsetzungsfÉhig zu machen. Sie tragen Verantwortung fÄr die Implementierung bzw. die
Kontrolle Äber eine ProblemlÑsung und haben privilegierten Zugang zu Informationen Äber
Entscheidungsprozesse und Personengruppen“ (s. Bogner 2005, S. 66, 73).
Der ausfÄhrliche Interviewleitfaden wird in Anhang III dargestellt.
10 Kernaussagen der interviewten Experten
Aus den interessanten und aufschlussreichen Interviews, welche die Meinungen, EindrÄ-
cke, Erfahrungen und WÄnsche der Interviewpartner in Bezug auf die virtuelle Bibliothek
wiedergaben, wurden vier Aussagen ausgewÉhlt und ausgewertet.
GrÄnde fÄr ein virtuelles Angebot
Angebot und QualitÉt der virtuellen Bibliothek
ErschlieÖung der Zielgruppen
Zukunft der Bibliotheken
10.1 BeweggrÉnde fÉr das virtuelle Angebot
Bevor die Interviewpartner zum Angebot und der QualitÉt der virtuellen Bibliothek bzw. zur
Zielgruppengewinnung befragt wurden, stellte sich zu Beginn des Interviews die grundsÉtz-
liche Frage nach der Intention fÄr dieses Angebot. Diese ist seitens der Bibliotheksleitungen
sehr wichtig, da sie die Zielrichtung der Bibliothek im Auge haben.
10.1.1 FÉr Bibliotheken hat Imagegewinn oberste PrioritÇt
äbereinstimmend waren alle drei Bibliotheksleitungen der Meinung, dass die virtuelle Biblio-
thek ein „starker Imagefaktor“ sei. Die Bibliothek wÄrde in ein „positives Licht“ gerÄckt und
mÄsse diese Gelegenheit wahrnehmen, um auch zukÄnftig weiter bestehen zu kÑnnen. Das
Angebot ist so attraktiv, dass auch mÑgliche Sponsoren die Bibliothek als modernen Dienst-
leistungsbetrieb betrachten. AuÖerdem Éndern sich die BedÄrfnisse der Bibliothekskunden
und es reicht nicht mehr aus, sein Hauptaugenmerk auf die Ausleihe von BÄchern zu set-
zen. Eine Bibliotheksleitung merkte an, dass es „3 Millionen Internetnutzer pro Jahr“ gibt.
Diese wachsende Zahl bedeute fÄr sie, dass die Menschen Informationen immer hÉufiger
aus dem Internet nutzen und die Bibliothek darauf reagieren muss, wenn sie nicht „aus-
trocknen“ will. Ein weiteres wichtiges Argument fÄr eine der befragten Personen war die