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Der Setting-Ansatz in der Gesundheitsförderung ... - Bibliothek - WZB

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man ist mit ihr vertraut, ohne jedoch über sie auf reflektierte Weise Bescheid zu<br />

wissen. 2 In <strong>der</strong> von Husserl ausgehenden Phänomenologie ist die radikale Subjekt-<br />

Objekt Trennung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Philosophie <strong>in</strong> Frage gestellt worden. Nach Husserl<br />

s<strong>in</strong>d Subjekt und Objekt immer schon mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden. Subjekte seien<br />

<strong>in</strong> ihrer Lebenspraxis <strong>der</strong> Welt gegenüber nicht neutral und distanziert, son<strong>der</strong>n ihre<br />

Wahrnehmungen und Handlungen seien auf die Welt h<strong>in</strong> orientiert und <strong>in</strong> ihr<br />

präsent.<br />

Das Husserl'sche Konzept <strong>der</strong> Lebenswelt hat für die Diskussion um den <strong>Sett<strong>in</strong>g</strong>-<strong>Ansatz</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong>direkten E<strong>in</strong>fluss gehabt. <strong>Der</strong><br />

Kerngedanke, dass Stil und Typik <strong>der</strong> Lebenswelt auf die <strong>in</strong> ihr lebenden Subjekte<br />

verweisen, ist für verhältnisorientierte Präventions- und Gesundheitsför<strong>der</strong>ungsansätze<br />

charakteristisch. E<strong>in</strong>e Ontologie <strong>der</strong> Lebenswelt könnte – auf die Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

bezogen – bedeuten, die komplexen Zusammenhänge zwischen<br />

<strong>der</strong> Lebenswelt, den (<strong>in</strong>ter)subjektiven Verhaltensweisen und <strong>der</strong> Motivation<br />

des/<strong>der</strong> Subjekte für diese Verhaltensweisen zu berücksichtigen – e<strong>in</strong>e For<strong>der</strong>ung,<br />

die vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Diskussion um die Vorzüge verhaltens- o<strong>der</strong> verhältnisorientierter<br />

Gesundheitsför<strong>der</strong>ungs- und Präventionsansätze anhält. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus kann geschlussfolgert werden, dass Prävention und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

nicht nur mit Hilfe technischer, quantitativer o<strong>der</strong> mathematischer Methoden praktiziert<br />

werden können. Vielmehr müssen sie an den konkreten Problemen <strong>der</strong> Menschen<br />

ansetzen, also <strong>in</strong> ihrer Lebenswelt.<br />

3.2 Strukturen <strong>der</strong> Lebenswelt bei Alfred Schütz<br />

In Anlehnung an den Lebenswelt-Begriff Husserls g<strong>in</strong>g Alfred Schütz (1899-1959)<br />

davon aus, dass Menschen <strong>in</strong> ihrer sozialen Umwelt Natur, Kultur und Gesellschaft<br />

erfahren, auf sie E<strong>in</strong>fluss nehmen können und von ihnen bee<strong>in</strong>flusst werden.<br />

Schütz geht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Untersuchung „Strukturen <strong>der</strong> Lebenswelt“ (Schütz, 2003)<br />

von folgenden Grundannahmen aus: Die Weltstruktur, <strong>in</strong> <strong>der</strong> wir leben, sei ebenso<br />

e<strong>in</strong>er Konstanz unterworfen wie die Gültigkeit unserer Erfahrung von <strong>der</strong> Welt und<br />

unserem Vermögen, auf die Welt und <strong>in</strong> ihr zu wirken. Schütz untersuchte die<br />

Grundstrukturen <strong>der</strong> Lebenswelt. Er unterscheidet die „Aufschichtung <strong>der</strong> Lebenswelt“<br />

<strong>in</strong> drei Perspektiven:<br />

– die Perspektive <strong>der</strong> erfahrenen und erfahrbaren Lebenswelt im Jetzt,<br />

– die vormals <strong>in</strong> Reichweite bef<strong>in</strong>dliche Welt, die ich wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Reichweite<br />

br<strong>in</strong>gen könnte o<strong>der</strong> auch nicht,<br />

– das Segment <strong>der</strong> Welt, das nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen Reichweite ist, noch jemals<br />

war, welches aber <strong>in</strong> die aktuelle Reichweite gebracht werden könnte.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus begreift Schütz die „so genannte“ Struktur <strong>der</strong> Sozialwelt als<br />

Teil <strong>der</strong> Grundstruktur <strong>der</strong> Lebenswelt. Die „Schichte <strong>der</strong> sozialen Lebenswelt <strong>in</strong><br />

unmittelbarer Reichweite des Subjektes ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Verständnis die soziale Um-<br />

2 E<strong>in</strong> Teil unserer Lebenswelt kann zum Beispiel unser Weg zur U-Bahn se<strong>in</strong>, den wir gehen,<br />

ohne ihn aber auf e<strong>in</strong>em Plan korrekt zeichnen zu können.<br />

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