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Der Setting-Ansatz in der Gesundheitsförderung ... - Bibliothek - WZB

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Entwicklung. Sie bestehe aus dem Wissen und <strong>der</strong> Reflexion <strong>der</strong> Zeitlichkeit <strong>der</strong><br />

eigenen Existenz.<br />

Lew<strong>in</strong> entwickelt mit dem Begriff des Lebensraums e<strong>in</strong> ökologisches Konzept.<br />

Das heißt, <strong>der</strong> Lebensraum umfasst hier nicht nur das Wissen über die eigene Existenz<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wie auch immer gestalteten Umwelt, son<strong>der</strong>n auch das Handeln <strong>in</strong><br />

dieser Umwelt. Handeln – so Lew<strong>in</strong> – erfolge dabei über die vom Subjekt <strong>der</strong> Umwelt<br />

zugewiesenen Bedeutungsstruktur (Lew<strong>in</strong>, 1982; Oerter, 2002). Die Gesamtheit<br />

<strong>der</strong> Welt sei für das Individuum jedoch von ger<strong>in</strong>gerem Interesse. Für Lew<strong>in</strong> ist<br />

die „Grenzzone“ des Lebensraumes relevant, <strong>der</strong> durch Elemente <strong>der</strong> physischen<br />

o<strong>der</strong> sozialen Welt bee<strong>in</strong>flusst werde. Dies geschehe zumeist über die Grenzzone<br />

des Lebensraumes, etwa <strong>der</strong> Vorgang <strong>der</strong> Wahrnehmung durch physische Reize.<br />

Im Kontext <strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung respektive <strong>der</strong> Diskussion um den <strong>Sett<strong>in</strong>g</strong>-<strong>Ansatz</strong><br />

ist <strong>der</strong> Lebensraum oft nichts an<strong>der</strong>es als e<strong>in</strong> objektivierbarer Teil <strong>der</strong><br />

Welt. Das Lebensraumkonzept von Lew<strong>in</strong> ist h<strong>in</strong>gegen auf Bedeutungszuweisung<br />

ausgerichtet. Für die Gesundheitsför<strong>der</strong>ung und die Entwicklung des <strong>Sett<strong>in</strong>g</strong>-<br />

<strong>Ansatz</strong>es könnte e<strong>in</strong> Interesse dar<strong>in</strong> bestehen, die Erkenntnisse Lew<strong>in</strong>s (Konstruktion<br />

des Lebensraums durch Bedeutungszuweisung) für sehr kle<strong>in</strong>e Lebensräume<br />

– zum Beispiel den Lebensrum Familie – nutzbar zu machen. E<strong>in</strong>e pauschale Abgrenzung<br />

des Lebensraumes von <strong>der</strong> Lebenswelt sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

eher ungünstig und für Theorie und Praxis <strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung wenig<br />

gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend zu se<strong>in</strong>.<br />

3.4 Lebensraum-Begriff bei Jürgen Habermas<br />

Im Rahmen se<strong>in</strong>er „Theorie des kommunikativen Handelns“ (Habermas, 1981)<br />

stützte sich Jürgen Habermas unter an<strong>der</strong>em auf den Begriff <strong>der</strong> Lebenswelt. Er<br />

versteht se<strong>in</strong> Konzept als grundlegende Erneuerung e<strong>in</strong>er kritischen Gesellschaftstheorie.<br />

Nach Habermas s<strong>in</strong>d die Fundamentalnormen e<strong>in</strong>er kritischen Gesellschaftstheorie<br />

<strong>in</strong> den Strukturen sprachlicher Kommunikation enthalten, weil sprechende<br />

Akteure <strong>in</strong> ihrer Kommunikation die Norm <strong>der</strong> Verständigung <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />

nicht entsprechend voraussetzen müssen. Sprache sei somit stets <strong>in</strong> den Realitätsbezug<br />

<strong>der</strong> Lebenswelt e<strong>in</strong>gebettet. Mögliche Sprechhandlungen werden von<br />

Habermas <strong>in</strong> drei Klassen e<strong>in</strong>geteilt:<br />

Indem <strong>der</strong> Sprechende e<strong>in</strong>en Sachverhalt mit konstativen Sprechhandlungen<br />

wie<strong>der</strong>gibt, beziehe er sich auf die objektive Welt. Mit den regulativen Sprechhandlungen<br />

stelle <strong>der</strong> Sprechende e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terpersonale Beziehung her, das heißt er bezieht<br />

sich auf die soziale Welt. Repräsentative Sprechhandlungen zielten auf die<br />

subjektive Welt ab. Durch repräsentative Sprechhandlungen würden sich Individuen<br />

an<strong>der</strong>en Individuen verhüllen o<strong>der</strong> offenbaren. In den drei Sprechhandlungen<br />

seien jeweils unterschiedliche Geltungsansprüche enthalten. Während Konstativa<br />

e<strong>in</strong>en Wahrheitsanspruch implizierten, be<strong>in</strong>halteten Regulativa e<strong>in</strong>en Richtigkeitsanspruch.<br />

Repräsentativa verfolgten e<strong>in</strong>en Wahrhaftigkeitsanspruch. Alle drei Gel-<br />

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