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Der Setting-Ansatz in der Gesundheitsförderung ... - Bibliothek - WZB

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sem Zusammenhang e<strong>in</strong>en Beitrag zur Verr<strong>in</strong>gerung von psychischen Störungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de leisten. 8<br />

Neben direkten, mediz<strong>in</strong>isch orientierten Interventionsformen fanden <strong>in</strong>direkte<br />

Präventionsmaßnahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>depsychologie somit zunehmend Berücksichtigung.<br />

<strong>Sett<strong>in</strong>g</strong>bezogene primärpräventive Interventionsmaßnahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de zielen <strong>in</strong> diesem Verständnis somit vor allem auf die Verän<strong>der</strong>ung des<br />

Lebensraumes ab.<br />

Die Erkenntnisse <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>depsychologie waren auch e<strong>in</strong>e Antwort auf die <strong>in</strong><br />

den 1970er Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik kulm<strong>in</strong>ierende desolate psychiatrische<br />

und psychotherapeutische / psychosomatische Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung (Forster,<br />

1997). <strong>Der</strong> Bericht <strong>der</strong> Psychiatrie-Enquete (Deutscher Bundestag, 1975) zeigte<br />

nicht nur die Missstände <strong>der</strong> psychiatrischen Versorgung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

auf, son<strong>der</strong>n unterbreitete umfangreiche Lösungsvorschläge zur Reform <strong>der</strong> Psychiatrie.<br />

Die Primärprävention psychischer Störungen bildet hierbei e<strong>in</strong>en Schwerpunkt.<br />

Die Enquete zeigte am Beispiel <strong>der</strong> Primärprävention psychischer Störungen,<br />

dass sich e<strong>in</strong> für die Psychiatrie neues Interventionsverständnis durchzusetzen<br />

begann:<br />

Das Feld <strong>der</strong> Primärprävention psychischer Störungen ist überaus weit und komplex<br />

und reicht erheblich über den bisherigen Arbeitsbereich <strong>der</strong> Psychiatrie und<br />

Psychotherapie h<strong>in</strong>aus. Es lassen sich vier große Bereiche erkennen, <strong>in</strong> denen<br />

Dysfunktionen zu psychischen Störungen führen können und die deshalb <strong>Ansatz</strong>punkte<br />

<strong>der</strong> Primärprävention darstellen, nämlich <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ische, <strong>der</strong> psychosoziale,<br />

<strong>der</strong> soziokulturelle und <strong>der</strong> sozioökonomische Bereich. (Deutscher Bundestag,<br />

1975, S. 386)<br />

In Bezug auf den <strong>Sett<strong>in</strong>g</strong>-<strong>Ansatz</strong> s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> soziokulturelle und <strong>der</strong> soziökonomische<br />

Bereich von Bedeutung. Die Kommission zieht das Fazit, dass sich verän<strong>der</strong>te<br />

Sozialstrukturen und Wertvorstellungen auf die psychische Gesundheit auswirken.<br />

9 Darüber h<strong>in</strong>aus bee<strong>in</strong>flusse <strong>der</strong> sozioökonomische Bereich (Wandel <strong>der</strong> Arbeitsmärkte,<br />

Wohlfahrtsstaatswandel etc.) die Gesundheit von Individuen. Die Befunde<br />

stützen die These, dass Gesundheitsverhalten und Gesundheitszustände<br />

durch Umwelte<strong>in</strong>flüsse bee<strong>in</strong>flusst werden. Damit wird nicht nur <strong>der</strong> Behavior-<br />

<strong>Sett<strong>in</strong>g</strong>-<strong>Ansatz</strong> von Barker untermauert, son<strong>der</strong>n auch die Forschungsergebnisse<br />

<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>depsychologie (Rappaport, 1977; Sommer & Ernst, 1977). Umwelte<strong>in</strong>flüsse<br />

auf gesundheitsrelevante Verhaltensweisen werden nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychologischen<br />

und gesundheitswissenschaftlichen Literatur beschrieben. Auch die Sozialstaatsforschung<br />

weist auf die Struktur von Wirkungsfel<strong>der</strong>n (Umwelt, Lebenswelt,<br />

Verhältnisse) und ihren E<strong>in</strong>fluss auf Lebenslagen h<strong>in</strong>. Durch soziale Interventionen<br />

– so die Schlussfolgerung – kann die Struktur des Wirkungsfeldes und se<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>fluss auf Individuen verän<strong>der</strong>t werden (Kaufmann, 2005).<br />

8 Die Unterscheidung zwischen Basis- und Langzeit-Ressourcen ist nicht unbed<strong>in</strong>gt trennscharf.<br />

So können unterstützende E<strong>in</strong>flüsse, die von <strong>der</strong> Kultur und sozialen Struktur <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

ausgehen, auch als Langzeit-Ressource <strong>in</strong>terpretiert werden.<br />

9 Vgl. dazu ausführlich den Weltgesundheitsbericht zur psychischen Gesundheit (WHO, 2001).<br />

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