Der Setting-Ansatz in der Gesundheitsförderung ... - Bibliothek - WZB
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Ausgestaltung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Interessengeme<strong>in</strong>schaften s<strong>in</strong>d sie aktiv e<strong>in</strong>bezogen.<br />
(Lehmann et al., 2006, S. 271f.)<br />
Empowerment wird <strong>in</strong> allen drei Projekten mit e<strong>in</strong>em ressourcenorientierten <strong>Ansatz</strong><br />
verbunden. Nicht <strong>der</strong> Ausgleich von Defiziten steht im Vor<strong>der</strong>grund, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Ressourcenaufbau wird angestrebt. Darüber h<strong>in</strong>aus sollen die Zielgruppen befähigt<br />
werden, Möglichkeiten zur Gestaltung ihrer Lebenswelt zu erkennen sowie<br />
diese selbstständig zu nutzen. Unterstützung durch professionelle Helfer ist e<strong>in</strong><br />
nachgeordnetes Pr<strong>in</strong>zip. Im Vor<strong>der</strong>grund steht zunächst die Selbstorganisation <strong>der</strong><br />
Zielgruppen.<br />
In <strong>der</strong> wissenschaftlichen Reflexion (Bräunl<strong>in</strong>g, 2007; Herriger, 1997; Lenz &<br />
Stark, 2002) wird <strong>der</strong> Empowerment-Begriff unterschiedlich diskutiert. Herriger<br />
(1997) unterscheidet vier verschiedene Zugänge zu e<strong>in</strong>er Def<strong>in</strong>ition von Empowerment.<br />
Demnach kann Empowerment über e<strong>in</strong>en politischen Zugang def<strong>in</strong>iert<br />
werden. <strong>Der</strong> Empowerment-Begriff zielt hier auf e<strong>in</strong>e Ungleichverteilung politischer<br />
Macht ab. Im Verlauf dieses als konfliktreich beschriebenen Prozesses eignen sich<br />
Menschen aus e<strong>in</strong>er Position relativer Machtunterlegenheit Macht, Verfügungskraft<br />
und Entscheidungsvermögen an. E<strong>in</strong> zweiter Zugang ist auf die Lebenswelt von<br />
Menschen gerichtet. Empowerment ist dort auf die Bewältigung des Lebensalltags<br />
h<strong>in</strong> ausgerichtet. E<strong>in</strong>e dritte reflexive Perspektive kennzeichnet Empowerment als<br />
die Selbst-Aneignung von Lebenskräften. Ziel ist es, e<strong>in</strong> weitgehend selbstbestimmtes<br />
Leben zu führen, das heißt Lebenssouveränität auf <strong>der</strong> Ebene von Alltagsbeziehungen<br />
und <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> politischen Teilhabe und Gestaltungskraft<br />
herzustellen. E<strong>in</strong> vierter – transitiver – Zugang zielt auf die Unterstützung und För<strong>der</strong>ung<br />
von Selbstbestimmung durch an<strong>der</strong>e Gruppen (zum Beispiel professionelle<br />
Helfer) ab.<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf den <strong>Sett<strong>in</strong>g</strong>-<strong>Ansatz</strong> und die Gestaltung von Lebenswelten wird<br />
deutlich, dass alle vier Perspektiven nicht getrennt vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> betrachtet werden<br />
können, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> greifen.<br />
Für Lenz erweitert die Empowerment-Perspektive den Blick auf Ressourcen<br />
und die Aufmerksamkeit auf den sozialen Kontext, die sozialstrukturellen Gegebenheiten<br />
sowie das Zusammenwirken von personalen, sozialen und kontextbezogenen<br />
Ressourcen (Lenz & Stark, 2002). Es wird betont, dass Empowerment-<br />
Prozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verknüpfung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen, kollektiven und strukturellen (Organisation<br />
/ Politik) Ebenen geschehen können. Ziel kann dabei die Eröffnung von<br />
Möglichkeitsräumen se<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>e selbstbestimmte Gestaltung <strong>der</strong> Lebenswelt ermöglichen.<br />
Strittig ist dabei allerd<strong>in</strong>gs, ob Empowerment e<strong>in</strong> normatives Modell<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> methodischer Weg ist und wie „Balance“ zwischen den drei beschriebenen<br />
Ebenen hergestellt werden kann. Offen ist darüber h<strong>in</strong>aus, ob Empowerment<br />
im Rahmen von systemischen Ansätzen, Netzwerkansätzen, o<strong>der</strong> eher <strong>in</strong> <strong>der</strong> praktischen<br />
Arbeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich Systeme leichter e<strong>in</strong>grenzen lassen (zum Beispiel <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Familie), entwickelt werden sollte. Darüber h<strong>in</strong>aus wird Partizipation als methodischer<br />
Weg beschrieben, um Empowerment zu för<strong>der</strong>n. Empowerment ist aber<br />
zugleich e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung für Partizipation und die selbstbestimmte Gestaltung<br />
von Lebensräumen. Je weniger <strong>in</strong>stitutionalisiert und strukturiert sich e<strong>in</strong><br />
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