Der Setting-Ansatz in der Gesundheitsförderung ... - Bibliothek - WZB
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wichtigen Annahmen bewegen sich bislang immer noch nur auf Plausibilitätsniveau“<br />
(S. 4).<br />
An<strong>der</strong>e Autoren führen ebenfalls das soziopsychosomatische Erklärungsmodell<br />
als Handlungsh<strong>in</strong>tergrund für den <strong>Sett<strong>in</strong>g</strong>-<strong>Ansatz</strong> auf, stellen jedoch die salutogene<br />
Sichtweise <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund: „Das soziopsychosomatische Paradigma sieht den<br />
ganzen Menschen. (…) Die Frage nach den krank machenden E<strong>in</strong>flüssen bleibt<br />
wichtig und bedeutsam. Das Haupt<strong>in</strong>teresse richtet sich jedoch auf salutogene,<br />
m.a.W. gesundheitsför<strong>der</strong>liche Potenziale“ (Badura, Ritter und Scherf, 1999, S.<br />
23).<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus stehen – obgleich <strong>Sett<strong>in</strong>g</strong> als Sozialraum def<strong>in</strong>iert wird – auch<br />
physische, also bauliche o<strong>der</strong> Umweltfaktoren im Blickpunkt <strong>der</strong> strukturellen Maßnahmen<br />
im <strong>Sett<strong>in</strong>g</strong>. So werden unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Verhältnisprävention“ beispielsweise<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> betrieblichen Gesundheitsför<strong>der</strong>ung oft Maßnahmen zur Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Ergonomie am Arbeitsplatz durchgeführt.<br />
Aaron Antonovsky hat das Konzept des Kohärenzs<strong>in</strong>ns entwickelt und für die<br />
gesundheitswissenschaftliche Diskussion verfügbar gemacht. <strong>Der</strong> Kohärenzs<strong>in</strong>n<br />
wurde von ihm verstanden als<br />
e<strong>in</strong>e globale Orientierung, die das Ausmaß ausdrückt, <strong>in</strong> dem jemand e<strong>in</strong> durchdr<strong>in</strong>gendes,<br />
überdauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauens hat,<br />
daß erstens die Anfor<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren und äußeren Erfahrungswelt im<br />
Verlauf des Lebens strukturiert, vorhersagbar und erklärbar s<strong>in</strong>d und daß zweitens<br />
die Ressourcen verfügbar s<strong>in</strong>d, die nötig s<strong>in</strong>d, um den Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht zu<br />
werden. Und drittens, daß diese Anfor<strong>der</strong>ungen Herausfor<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d, die Investition<br />
und Engagement verdienen (Antonovsky, 1993, Übersetzung durch Franke<br />
und Broda, zit. n. Bengel, Strittmatter und Willmann, 2001, S. 30).<br />
Hier besteht gleichzeitig die Erwartung, dass <strong>der</strong> Kohärenzs<strong>in</strong>n über e<strong>in</strong>en bedeutsamen<br />
E<strong>in</strong>fluss auf die Gesundheit des Menschen ausmacht. Über se<strong>in</strong>e Entstehung<br />
und Bee<strong>in</strong>flussbarkeit sowie den Zusammenhang mit vor allem körperlicher<br />
Gesundheit besteht noch erheblicher Forschungsbedarf (Bauch & Bartsch,<br />
2003). In dieser Schnittstelle von Verhältnissen, Verhalten und Gesundheit s<strong>in</strong>d<br />
nach unserem Verständnis auch die Konzepte von Empowerment und Partizipation<br />
anzusiedeln, die auf die Stärkung <strong>der</strong> Selbstbestimmtheit und Befähigung e<strong>in</strong>er<br />
Person im Umgang mit ihrer Gesundheit zielen.<br />
Die folgende eigene Darstellung (Abbildung 1) bietet als visualisierte Zusammenfassung<br />
<strong>der</strong> aufgezeigten Erklärungsansätze e<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>fachtes Modell <strong>der</strong><br />
möglichen E<strong>in</strong>flüsse e<strong>in</strong>es <strong>Sett<strong>in</strong>g</strong>s auf die Gesundheit an. Es kann jedoch lediglich<br />
e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache und schematische Darstellung mit e<strong>in</strong>igen Lücken und unklaren Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ien<br />
se<strong>in</strong>, da viele Zusammenhänge zwischen den Elementen noch ungeklärt<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
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