Der Setting-Ansatz in der Gesundheitsförderung ... - Bibliothek - WZB
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sem H<strong>in</strong>tergrund als Versuch <strong>der</strong> Produktion neuer sozialer Strukturen verstanden<br />
werden. <strong>Der</strong> Versuch <strong>der</strong> Bee<strong>in</strong>flussung des politischen Systems bedeutet somit<br />
e<strong>in</strong>e Integration neuer lebensweltlicher Handlungskonzepte.<br />
Im Diskurs um e<strong>in</strong>e Gesundheitstheorie kommt <strong>der</strong> Theorie des kommunikativen<br />
Handelns laut Trojan und Legewie (2001) e<strong>in</strong>e dreifache Bedeutung zu. Das<br />
von Habermas entworfene Konzept verknüpfe sowohl unterschiedliche Theoriestränge<br />
als auch entwicklungspsychologische und gesellschaftstheoretische Aspekte<br />
zu e<strong>in</strong>em Gesamtkonzept. Zudem lenke die Theorie die Aufmerksamkeit auf<br />
die strukturellen Ressourcen – Kultur (z. B. Ressource „S<strong>in</strong>n“), Gesellschaft (z. B.<br />
Ressource „gesellschaftliche Solidarität“), Persönlichkeit (z. B. Ressource „Ich-<br />
Stärke“) – <strong>der</strong> Lebenswelt, die als Grundlage von E<strong>in</strong>zelaspekten des gesellschaftlich-technischen<br />
Wandels verstanden werden. Schließlich liefere die Theorie e<strong>in</strong>en<br />
Rahmen zur Integration unterschiedlicher methodischer Zugänge zu den Gesundheitswissenschaften,<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e objektiver Methoden zur Analyse <strong>der</strong> Systemaspekte<br />
aus <strong>der</strong> Beobachterperspektive und verstehen<strong>der</strong> Methoden aus <strong>der</strong> Teilnehmerperspektive<br />
(Trojan & Legewie, 2001).<br />
3.5 <strong>Sett<strong>in</strong>g</strong>-Begriff <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychologie<br />
3.5.1 Behavior-<strong>Sett<strong>in</strong>g</strong>-Konzept<br />
Individuen <strong>in</strong> ihren jeweiligen Lebenszusammenhängen zu erreichen, bedeutet<br />
auch, sich mit ihren Beziehungen zu ihrer natürlichen und alltäglichen Umwelt zu<br />
befassen. Hier setzt die Forschungsrichtung <strong>der</strong> ökologischen Psychologie an. Roger<br />
Barker g<strong>in</strong>g mit se<strong>in</strong>er „Ecological Psychology“ (1968) <strong>der</strong> Fragestellung nach,<br />
wie natürliches Verhalten im alltäglichen Leben identifiziert und beschrieben werden<br />
kann. In Anlehnung an die Ökologie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Biologie beobachtete und beschrieb<br />
Barker die natürlichen Lebensbed<strong>in</strong>gungen von Individuen. Dazu entwickelte er<br />
das Behavior-<strong>Sett<strong>in</strong>g</strong>-Konzept.<br />
Barker postulierte so genannte konstante Verhaltensmuster, das heißt Verhaltensepisoden<br />
(Gleichförmigkeit e<strong>in</strong>er Handlung von Beg<strong>in</strong>n bis zu ihrem Ende), die<br />
bei unterschiedlichen Personen wie<strong>der</strong>holt auftreten würden. Er unterstellte weiter,<br />
dass Verhaltensmuster an bestimmte Orte, Gegenstände und Zeiten gebunden<br />
seien und diese Kodierungen zumeist stabil seien. Die Konstellation (Ort, Zeit), <strong>in</strong><br />
die e<strong>in</strong> Verhaltensmuster e<strong>in</strong>gebettet ist, nennt Barker Milieu (1968, S. 18ff.). Die<br />
Synthese aus <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividuellen-konstanten Verhaltensmustern und dem dazu passenden<br />
Milieu wird als Behavior-Milieu-Synomorph bezeichnet. E<strong>in</strong> Behavior-<br />
<strong>Sett<strong>in</strong>g</strong> kann laut Barker aus e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen o<strong>der</strong> aus mehreren Synomorphen bestehen.<br />
Behavior-<strong>Sett<strong>in</strong>g</strong>s seien wie<strong>der</strong>um Bestandteile des Habitats, <strong>der</strong> geordneten<br />
und <strong>in</strong> größere Funktionse<strong>in</strong>heiten strukturierten Lebenswelt. E<strong>in</strong> Habitat, also<br />
e<strong>in</strong>e räumliche E<strong>in</strong>heit, kann <strong>in</strong> diesem Verständnis e<strong>in</strong> Stadtteil, e<strong>in</strong> Krankenhaus<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Schule se<strong>in</strong>.<br />
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