Handreichung zum Wissenschaftlichen Arbeiten - BiwiWiki
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13. Sport, Musik und andere Kompetenzen / Michael Huter<br />
Nicht nur die Ideen, auch die Formulierungen kommen beim Schreiben.<br />
Wenn sie nicht und nicht kommen wollen, ist das auch kein<br />
Problem. Schwebt Ihnen eine Wendung vor, die sich aber nicht<br />
„scharf stellen“ lässt, greifen Sie vorläufig zu einer schwächeren,<br />
sogar schlechten. Ein Gedanke, den Sie weder klar fassen geschweige<br />
ausdrücken können – notieren Sie ihn einfach irgendwie. Irgendwann,<br />
wahrscheinlich wenn Sie damit am wenigsten rechnen, wird er<br />
Ihnen in der idealen Form einfallen.<br />
Diesen Vorgang kann man auch künstlich herbeiführen („induzieren“),<br />
nämlich durch gleichmäßige mechanische Tätigkeit, am besten<br />
Hausarbeit. (Der Geschirrspüler hat mir weiß Gott schon eine Menge<br />
Zeit erspart, aber ganz sicher auch viele wertvolle Ideen gekostet.)<br />
Das klassische Beispiel für diese Methode ist der philosophische<br />
Spaziergang. Man steht vom Schreibtisch auf, geht im Zimmer auf<br />
und ab oder besser gleich ins Freie. Ruhige Zerstreuung und mechanische<br />
Bewegung wirken wahre Wunder: Mittelalterlichen Mönchen<br />
ist beim Abschreiben der Sinn der heiligen Schriften aufgegangen,<br />
Jean Jacques Rousseau hat bei Sprechen gestickt.<br />
Folgenden Tipp habe ich von einem Journalisten, der ihn wahrscheinlich<br />
wiederum von einem anderen bekommen hat: „Schreibe<br />
die Ideen so auf, wie sie Dir einfallen.“ Gemeint ist, dass man sie<br />
nicht umformulieren und womöglich kurz und abstrakt ausdrücken<br />
soll. Die Vorstellung, dass man die Idee später ohnehin wieder ausformulieren<br />
kann, täuscht. Es kann sein, dass sie ihnen die Formulierung<br />
nicht mehr einfällt, wenn sie die Idee in Worte kleiden wollen.<br />
Gedanken kommen brockenweise, also muss man sie aufsammeln,<br />
wie man sie findet, und schauen, was man damit machen kann.<br />
Lesen, was das Zeug hält<br />
So wie sich Schreiben von Hinschreiben unterscheidet, so unterscheidet<br />
sich das Durchlesen vom wissenschaftlichen Lesen. Nachdem<br />
es auch dazu professionelle Ratschläge gibt, kann ich mich mit<br />
simplen Hinweisen begnügen. Ich sage nur soviel: Lesen Sie nie ohne<br />
Bleistift in der Hand und unterstreichen Sie wichtige Stellen oder<br />
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