Handreichung zum Wissenschaftlichen Arbeiten - BiwiWiki
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7. Den Schreibprozess bewältigen / Otto Kruse<br />
und das darin vorhandene Wissen aufgreifen bzw. weiter entwickeln.<br />
Es geht also nicht einfach darum, das darzustellen, was Sie denken<br />
oder was in Ihrer Wissenschaft als gültiges Wissen anzunehmen ist,<br />
sondern das Dargestellte mit dem in Verbindung zu setzen, was andere<br />
bereits zu dem Thema gesagt haben. Dies nennt man auch „Intertextualität“,<br />
also eine systematische Verknüpfung des eigenen Textes<br />
mit bereits existierenden Texten. Diese Intertextualität ist durch Zitierkonventionen<br />
genau geregelt. Es ist aber wichtig, hinter den Regeln<br />
den Sinn des Zitierens nicht zu vergessen. Auf andere Text<br />
nimmt man deshalb Bezug, weil Wissen immer ein kollektives Gut<br />
ist, nicht etwas, was nur in einem Kopf existiert. Wissenschaftlich<br />
Schreiben heißt deshalb, dieses kollektive Wissen einer fachlichen<br />
Gemeinschaft <strong>zum</strong> Ausdruck zu bringen und eigene Erkenntnisse in<br />
dieses Wissen zu integrieren. Aus diesem Grund vermeidet man in<br />
den Wissenschaften auch, sich selbst im Text in den Vordergrund zu<br />
stellen und zu häufig das „ich“ zu verwenden. Man gibt der Meinung<br />
der Fachgemeinschaft den Vorrang und bringt deren Meinungen,<br />
nicht die eigene Meinung bevorzugt zur Geltung.<br />
Wissenschaftliches Scheiben ist stark konventionalisiert: Wissenschaftssprache<br />
und wissenschaftliche Darstellungsformen sind stark<br />
reguliert. Sie folgen Konventionen, die nicht immer genau ausbuchstabiert<br />
sind, sondern oft nur als stille Erwartungen der Kommunikationspartner<br />
existieren. Jedes Fach hat etwas abweichende Konventionen<br />
und Normen entwickelt und es erfordert Sensibilität, diese für<br />
sich zu erschließen. Denken Sie daran, dass alle darum ringen, die<br />
Normen zu verstehen und auf den Punkt zu bringen. Fragen Sie also<br />
nach und reden Sie über die Normen, damit Sie herausfinden, was<br />
harte und weiche Normen sind, wo Spielraum besteht und wo nicht.<br />
2. Selbststeuerung im Schreiben<br />
Schreiben verlangt einen hohen Grad an Selbststeuerung. Man muss<br />
immer einen längeren Prozess steuern und eine ganze Reihe unterschiedlicher<br />
Dinge gleichzeitig berücksichtigen. Kann man eines davon<br />
nicht selbst bewältigen, wird das Schreiben mühsam und zäh,<br />
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