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Bericht - Eawag

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Schwermetalle kg/Tag<br />

Zink 10 000<br />

Chrom 6300<br />

Arsenic 4600<br />

Blei 3000<br />

Antimon 900<br />

Selen 340<br />

Cadmium 75<br />

Thallium 54<br />

Quecksilber 20<br />

nalen Überflutungen des flachen Landes werden damit<br />

verhindert und im Mittel- und Unterlauf grosse Flächen<br />

für die Landwirtschaft trockengelegt. Vielerorts ist der<br />

Austausch mit dem Grundwasser und dessen Erneuerung<br />

dadurch beeinträchtigt, was sich negativ auf die<br />

Trinkwasserqualität auswirkt.<br />

1500 Tonnen Stickstoff pro Tag<br />

Trotz der niedrigen Konzentrationen belasten die Stofffrachten<br />

des Jangtse das Ostchinesische Meer massiv:<br />

Die mehr als 1500 Tonnen Stickstoff, vor allem von<br />

Mineraldüngern und ungeklärten Haushaltabwässern,<br />

die täglich ins Ostchinesische Meer fliessen, sind mitverantwortlich<br />

für Blaualgenblüten und für die immer<br />

häufiger auftretenden «Red Tides». Darunter versteht<br />

man eine explosionsartige Vermehrung von Dinoflagellaten<br />

(vor allem der Alge Karenia brevis), die toxisch sein<br />

können für alles marine Leben bis hin zu Buckelwalen<br />

und Delfinen. Am Meeresgrund verursachen die abgestorbenen<br />

Algen zudem eine hohe Sauerstoffzehrung.<br />

Benthische Organismen, die Nahrungsgrundlage vieler<br />

Fische, verlieren ihren Lebensraum.<br />

Schwermetallgehalte, deren Konzentrationen zwar meist<br />

sowohl schweizerischen als auch europäischen Richtwerten<br />

genügen würden, ergeben, multipliziert mit der<br />

Wassermenge, riesige Frachten, welche der Jangtse täglich<br />

ins Meer trägt: 4600 kg Arsen, 3000 kg Blei, 900 kg<br />

Antimon (siehe Tabelle). Diese Schwermetalle gelangen<br />

zusammen mit schwer abbaubaren organischen Herbizi-<br />

− [t N/d]<br />

NO 3<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

1600<br />

1200<br />

Kleine Konzentrationen – hohe<br />

Frachten: Die hohe Abflussmenge<br />

im Jangtse hat zwei Seiten:<br />

Zum einen sorgt sie dafür, dass<br />

belastende Stoffe so stark verdünnt<br />

werden, dass ihre Konzentrationen<br />

kaum akut toxische<br />

Wirkungen zeigen. Zum anderen<br />

verwischen die relativ kleinen<br />

Konzentrationen aber die Tatsache,<br />

dass die insgesamt ins<br />

Ostchinesische Meer getragenen<br />

Frachten riesig sind.<br />

800<br />

km ab Mündung<br />

400<br />

Zunahme der Stickstofffracht vom Dreischluchtendamm bis zur<br />

Mündung.<br />

0<br />

den und Pestiziden in die Nahrungskette und werden in<br />

Fischen und Schalentieren wieder gefunden.<br />

Nur ein Faktor unter mehreren<br />

Auch wenn wir mit unserer Studie synergistische Wirkungen<br />

von verschiedenen Chemikalien, Langzeiteffekte<br />

oder Wirkungen von endokrinen Substanzen nicht ausschliessen<br />

können, scheint die Verschlechterung der<br />

Wasserqualität des Jangtse für das Aussterben des<br />

Weis sen Flussdelfins sowie für das Verschwinden des<br />

chinesischen Störs und eines endemischen Kleinwals nur<br />

ein zusätzlicher negativer Faktor gewesen zu sein. Wesentlich<br />

dazu beigetragen haben sicherlich die Zerstörung<br />

der Lebensräume, die starke Kanalisierung des Flusses,<br />

das Abschneiden von Seitengewässern und die Trockenlegung<br />

von Flachseen – den Kinderstuben vieler Fische –,<br />

die Überfischung mit unspezifischen Fangmethoden sowie<br />

der immense Frachtverkehr auf dem Jangtse.<br />

Da die Wasserführung und somit auch die chemische<br />

Qualität des Jangtse im Jahresverlauf stark variieren,<br />

zeigen unsere Daten nur eine Momentaufnahme. Vergleiche<br />

mit früheren Messungen belegen aber für die<br />

Konzentrationen von Stickstoff, Metallen und organischen<br />

Chemikalien eine zunehmende Tendenz. Das bedeutet<br />

einen zunehmenden Druck auf das Flussökosystem, die<br />

Küstengewässer des Ostchinesischen Meeres und damit<br />

auf die Lebensqualität von gut 350 Millionen Menschen.<br />

Der Ausbau eines zuverlässigen Überwachungsnetzes mit<br />

Monitoring-Stationen und die Umsetzung gezielter Massnahmen<br />

müssen nun von China provinzenübergreifend<br />

geleistet werden. Als Vergleich könnten die Programme<br />

und Massnahmen dienen, welche die Rheinanliegerstaaten<br />

im Rahmen der internationalen Kommission zum<br />

Schutz des Rheins iKSR ergriffen haben. i i i<br />

AQUATiSCHE ÖKOSYSTEME 27<br />

Der immense Schiffsverkehr auf dem Jangtse dürfte mit zum Verschwinden des Baiji beigetragen<br />

haben.<br />

[1] Buck Pearl S.: Die gute Erde (1931); Söhne (1933); Das geteilte Haus (1935).<br />

[2] Pilleri G. (1980): Forschungsreise nach China zum Studium der Delphine des Chang<br />

Jiang (Yang Tze Kiang). Verlag des Hirnanatomischen institutes, Waldau-Bern.<br />

[3] Turvey S.T., Pitman R.L., Wang D. et al. (2007): First human-caused extinction of a<br />

cetacean species? Biol. Lett; doi: 10.1098/rsbl.2007.0292.<br />

[4] Müller B., Berg M., Yao Z.P., Zhang X.F., Wang D., Pfluger A.: How Polluted is the<br />

Yangtze River? Eingereicht Sci. Tot. Environ.<br />

www.iksr.org, www.baiji.org

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