Bericht - Eawag
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42 SiEDLUNGSWASSERWiRTSCHAFT<br />
Belüftungsrohr<br />
Fäkalschlamm:<br />
Gesundheitsrisiko oder Ressource?<br />
In bepflanzten Trockenbeeten können Fäkalschlämme entwässert und bakteriell<br />
zersetzt, mineralisiert, werden. Das ermöglicht ein hygienisches Recycling der Nährstoffe<br />
und eine Verwendung des vererdeten Schlamms. Anlagen müssen aber lokal<br />
angepasst und mit einheimischen Pflanzen betrieben werden. ives M. Kengne, Doulaye Koné<br />
Über 1,1 Mrd. städtische Bewohner<br />
in Entwicklungsländern bzw. 40 %<br />
der Weltbevölkerung sind nicht an<br />
einer Schwemmkanalisation angeschlossen.<br />
Urin, Fäkalien und Abwasser<br />
werden in Faulkammern geleitet.<br />
Meistens wird der von diesen Orten<br />
eingesammelte Fäkalschlamm später<br />
unbehandelt auf Felder ausgebracht,<br />
mit dem Hausmüll deponiert oder<br />
einfach in Flüsse und Seen geleitet.<br />
Fest von flüssig trennen<br />
Für einen nachhaltigen Umgang mit<br />
Fäkalschlamm ist es entscheidend,<br />
effiziente und kostengünstige Methoden<br />
zur Trennung der festen und<br />
flüssigen Phase zu entwickeln. Nur<br />
so ist es möglich, hygienische Prob-<br />
Entwässerung<br />
Tank für das<br />
Schlammwasser<br />
Aufbau eines bepflanzten Vererdungsbeetes mit Sand- und Kiesfilterschichten.<br />
Das abfliessende Schlammwasser wird in diesem Beispiel<br />
in eine Kläranlage geleitet.<br />
Klärblumen und Schlammdiebe<br />
Wie rasch ein System, das wirklich funktioniert, bei der Bevölkerung<br />
auf Akzeptanz stossen kann, beweisen zwei Beispiele mit<br />
bepflanzten Vererdungsbeeten: in Kho phi phi (Thailand) wurden<br />
nebst Schilf und Rohrkolben auf einem Klärbeet auch Zierblumen<br />
gepflanzt. Das sieht nicht nur schön aus, die Betreiber der Anlage<br />
können die Blumen jetzt auch mit Gewinn an Hotels in der Region<br />
verkaufen. Und in Dakar (Senegal) haben sich Bauern schon<br />
mehrmals nachts am gelagerten Klärschlamm bedient, statt noch<br />
länger auf dessen Überprüfung auf Parasiten zu warten. Die positive<br />
Wirkung als Humusbildner und Dünger hat sich offensichtlich<br />
herumgesprochen.<br />
Aufbau eines bepflanzten Vererdungsbeetes mit Sand- und Kiesfilterschichten.<br />
Das abfliessende Schlammwasser wird in diesem Beispiel in eine Kläranlage geleitet.<br />
leme zu vermeiden und Ressourcen<br />
oder Energie zurückzugewinnen.<br />
in Zusammenarbeit mit dem Asian institute<br />
of Technology (AiT, Bangkok)<br />
hat die <strong>Eawag</strong> vor allem in Thailand<br />
bereits früher gezeigt, dass Vererdungsbeete<br />
in Entwicklungsländern<br />
ein geeigneter Weg zur Behandlung<br />
von Fäkalschlamm darstellen. Die<br />
Eigenschaften des Schlamms variieren<br />
allerdings von Ort zu Ort sehr<br />
stark, und für eine erfolgreich funktionierende<br />
Anlage müssen einheimische<br />
Pflanzen gefunden werden.<br />
Antilopengras und Papyrus<br />
in Versuchen in Kamerun haben sich<br />
Antilopengras (Echinochloa pyramidalis)<br />
und Papyrus (Cyperus papyrus)<br />
als geeignet erwiesen. Antilopengras,<br />
das weltweit als Futterpflanze<br />
verwendet wird, verdreifachte seine<br />
Biomasse gegenüber dem Wachstum<br />
an natürlichen Standorten auf<br />
100 –150 Tonnen Trockenmaterial pro<br />
Hektare. Wir prüfen nun, ob die Qualität<br />
des Grases einen Verkauf als<br />
Tierfutter erlauben würde.<br />
Der auf der Beetoberfläche angesammelte<br />
«vererdete» Schlamm<br />
eignet sich gut als Humusbildner<br />
(organischer Anteil 40 %) und Dünger<br />
(N 2 %, P 2O 5 2,3 %). Allerdings enthält<br />
er auch nach 6 Monaten Betrieb<br />
der Anlage noch zu viele Parasiten,<br />
vor allem Eier von Darmwürmern<br />
(79 Eier pro Gramm Trockensubstanz).<br />
Daher ist eine gemeinsame<br />
thermophile Kompostierung des<br />
entwässerten Schlammes – z. B.<br />
mit organischen Abfällen – oder eine<br />
längere Zwischenlagerung nötig,<br />
bevor er auf Felder ausgebracht werden<br />
kann. Verschiedene Schlamm-<br />
Beschickungsraten – von 100 bis<br />
300 kg Trockensubstanz pro m 2 und<br />
Jahr – führten zu keinen signifikanten<br />
Unterschieden.<br />
Die in diesem Projekt gesammelten<br />
Resultate werden nun in einem grösseren<br />
Massstab in Dakar (Senegal)<br />
überprüft (siehe Artikel nebenan).<br />
i i i<br />
Kegne i.M. (2008): Design optimization<br />
of dryings beds vegetated with Echinochloa<br />
pyramidalis (Lam.) Hitch &<br />
Chase and Cyperus papyrus L. for<br />
faecal sludge treatment in Sub-Saharan<br />
countries. PhD thesis, University<br />
of Yaounde, Cameroon.<br />
Kone D., Cofie O., Zurbrugg C., Gallizzi<br />
K., Moser D., Drescher S., Strauss<br />
M. (2007): Helminth eggs inactivation<br />
efficiency by faecal sludge dewatering<br />
and co-composting in tropical<br />
climates. Water Research 41 (19),<br />
4397–4402.