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Bericht - Eawag

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44 SiEDLUNGSWASSERWiRTSCHAFT<br />

Ihre Stärke zeigt<br />

die Methode, wenn<br />

die Erreger vor<br />

dem Nachweis aus<br />

einem Stoffgemisch<br />

gefischt werden<br />

müssen.<br />

Krankheitserreger schnell nachweisen<br />

Eine neue Nachweismethode, die auf der Durchflusszytometrie beruht, gibt schon innert<br />

zwei Stunden Auskunft über die Anwesenheit von Krankheitserregern im Trinkwasser<br />

und in anderen Proben. Bisher musste zwei Tage lang auf das Aufwachsen von Krankheitserregern<br />

zu sichtbaren Kolonien auf Nährmedien gewartet werden. Das Verfahren hat<br />

grosses Potenzial. Hans-Anton Keserue, Hans Peter Füchslin, Thomas Egli<br />

Gute Wasserqualität wurde über<br />

Jahrhunderte dadurch definiert, dass<br />

das Wasser klar, geruchlos und angenehm<br />

im Geschmack ist. Mitte des<br />

19. Jahrhunderts begannen Bakterio-<br />

logen,Mikroorganismen auf festen Nährmedien<br />

(Agarplatten)<br />

zu kultivieren. Sie zeigten,<br />

dass Bakterien<br />

Krankheiten erregen<br />

können und viele davon<br />

über das Wasser<br />

übertragen werden.<br />

Trotz grosser Fortschritte<br />

der Mikrobiologie besteht<br />

der offizielle Nachweis für die meisten<br />

krankheitserregenden Bakterien<br />

auch heute noch in deren Vermeh-<br />

Markierung mit<br />

Fluoreszenzfarbe<br />

(via DNA, antikörperbeschichtete<br />

Oberflächen usw.)<br />

Laser<br />

488 nm<br />

Probe<br />

Zellen<br />

Signal<br />

520 nm<br />

Schneller Nachweis von krankheitserregenden<br />

Keimen mit immunomagnetischer<br />

Separierung und Durchflusszytometrie.<br />

rung auf Agarplatten und dem Auszählen<br />

der gebildeten Kolonien. Doch<br />

diese Technik be nötigt viel Zeit und<br />

nicht alle Zellen lassen sich kultivieren.<br />

Methoden mit Mängeln<br />

Es gibt Ansätze zu schnelleren<br />

Nachweismethoden. Am häufigsten<br />

angewendet wird die Polymerase<br />

Kettenreaktion PCR, bei der Erbsubstanz<br />

vervielfacht wird. Die<br />

PCR kann jedoch von hemmenden<br />

Substanzen beeinträchtigt werden,<br />

und es ist nicht möglich, zwischen<br />

lebenden und toten Zellen zu unterscheiden.<br />

Eingesetzt werden auch<br />

Verfahren, bei denen Mikroben und<br />

Viren mit Farbstoffen markiert und<br />

unter einem Fluoreszenzmikroskop<br />

ausgezählt werden. Doch selbst<br />

mit zunehmender Automatisierung<br />

der Geräte und digitaler Bildanalyse<br />

ist dies immer noch sehr zeit- und<br />

arbeitsaufwändig.<br />

Alternative Möglichkeiten<br />

An der <strong>Eawag</strong> haben wir Methoden<br />

der Durchflusszytometrie (Flow Cytometry<br />

FCM) entwickelt, die für die<br />

Trinkwasserüberwachung eingesetzt<br />

werden – zum Beispiel zur Bestimmung<br />

der totalen Keimzahl oder des<br />

Verkeimungspotenzials im Verteilnetz.<br />

Unser neuer Schnellnachweis<br />

für Krankheitskeime beginnt mit<br />

einem Anreicherungsschritt, in dem<br />

die Zellen aus dem Wasser ausgefiltert<br />

und in Pufferlösung zurückgespült<br />

werden. Dann werden sie mit<br />

Hilfe mikroskopisch kleiner, antikörperbeschichteter<br />

Magnetkügelchen<br />

markiert und von anderen Zellen getrennt<br />

(immunomagnetische Separation),<br />

so dass sie schliesslich direkt<br />

im Durchflusszytometer erfasst und<br />

ausgezählt werden können.<br />

Die ersten Ergebnisse zeigen, dass<br />

man mit der Methode Krankheits-<br />

erreger wie Legionellen oder das<br />

Kolibakterium O157 innerhalb von<br />

zwei Stunden nachweisen kann, und<br />

zwar bis zu einer Nachweisgrenze<br />

von rund 500 Zellen pro Liter. Zum<br />

Vergleich: Laut Bundesamt für Gesundheit<br />

dürfen sich in einem Liter<br />

Trinkwasser maximal 1000 koloniebildende<br />

Einheiten von Legionella<br />

pneumophila befinden.<br />

Epidemien vorbeugen<br />

Auch Dauerformen einzelliger Parasiten<br />

wie Amöben oder Kryptosporiden<br />

können ausgezählt werden<br />

– bis zu einer Nachweisgrenze von<br />

rund 40 Zysten pro Liter. Das ist für<br />

Trinkwasser noch nicht ausreichend<br />

empfindlich, genügt jedoch für komplexer<br />

zusammengesetzte Flüssigkeiten<br />

wie Abwasser, Milch oder<br />

Stuhlproben, in denen die Konzentration<br />

der Krankheitserreger ungleich<br />

höher ist. Unsere Methode könnte<br />

daher nicht nur für die Trinkwasseranalytik<br />

interessant sein, sondern<br />

auch für Nahrungsmittelproduzenten,<br />

in der klinischen Mikrobiologie<br />

oder zur raschen Abschätzung des<br />

mikrobiologischen Risikos in Krisengebieten<br />

– überall, wo die gesuchten,<br />

krankheitserregenden Zellen aus<br />

einem komplexen Stoffgemisch herausgefischt<br />

werden müssen, bevor<br />

man sie verlässlich nachweisen kann.<br />

i i i<br />

Hammes F., Berney M., Wang Y., Vital<br />

M., Köster O., Egli T. (2008): Flowcytometric<br />

total bacterial cell counts<br />

as a descriptive microbiological parameter<br />

for drinking water treatment<br />

processes. Water Res. 42,269–77.<br />

Hammes F. A., Egli, T. (2005): New<br />

method for assimilable organic carbon<br />

determination using flow-cytometric<br />

enumeration and a natural<br />

microbial consortium as inoculum.<br />

Environ. Sci. Technol. 39, 3289–3294.

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