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Eidg. Anstalt für Wasserversorgung reinigung und Gewässersch

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4 - 21<br />

Phosphatkonzentration in den Kontrollen <strong>und</strong> in den vergifteten Proben um 0, 800,<br />

1200, 1600 <strong>und</strong> 2000 4g/l erhöht. Zusätzlich wurde je eine Probe <strong>und</strong> eine Kontrolle<br />

mit 2000 µg PO4 -P/1, mit Glukose (200 mg C/l) <strong>und</strong> mit NH 4 cl (40 mg N/l) angereichert.<br />

Aus Abb. 4.14 ist ersichtlich, wieviel gelöstes Phosphat nach weiteren 48 St<strong>und</strong>en<br />

Expositionsdauer noch beobachtet wurde. Die vertikale Distanz der Messpunkte von der<br />

1:1 Linie zeigt, dass im Vergleich zu den vergifteten Proben in den Kontrollen 14<br />

bis 31 % mehr Phosphat partikularisiert wurde. In der mit Glukose angereicherten<br />

Kontrolle konnte nach 24 St<strong>und</strong>en kein PO 4 mehr nachgewiesen werden, obwohl in der<br />

entsprechenden vergifteten Probe 1160 µg PO 4 -P/1 in Lösung blieben. Die Differenzen<br />

zwischen den Kontrollen <strong>und</strong> den mit Formol behandelten Proben können als mikrobielle<br />

PO4 -Aufnahme in den nicht vergifteten Proben interpretiert werden.<br />

Aus folgendem Gr<strong>und</strong> kann angenommen werden, dass in diesem Experiment der mikrobielle<br />

Beitrag zur Phosphatfixierung eher unterschätzt als überschätzt wurde: Der<br />

innerhalb von 16 St<strong>und</strong>en beobachtete Farbwechsel von schwarz auf braun deutet darauf<br />

hin, dass das im Sediment reichlich vorhandene FeS sowohl in den Kontrollen als auch<br />

in den vergifteten Proben rasch oxidiert wurde. Dadurch wurden im Vergleich zum<br />

ursprünglichen Sediment neue abiotische Bindungsstellen <strong>für</strong> Phosphat geschaffen.<br />

Umgekehrt wurde durch die Verdünnung des Interstitialwassers mit Hypolimnionwasser<br />

<strong>und</strong> mit dest. Wasser die Qualität des Substrats <strong>für</strong> Bakterien mit grosser Wahrscheinlichkeit<br />

verschlechtert.<br />

Die Resultate dieses Experiments weisen somit darauf hin, dass in Seesedimenten<br />

neben abiotischen Reaktionen auch Mikroorganismen einen wesentlichen Beitrag zum<br />

Phosphorhaushalt von Seen leisten können.<br />

(J. S. Meyer, R. Gächter)<br />

Die Selbst<strong>reinigung</strong>sfähigkeit natürlicher Gewässer nach einem radioaktiven Ausfall:<br />

Beispiel der Cäsium Isotope in Schweizer Seen nach dem Tschernobyl-Unfall<br />

Cäsiumisotope gehören radiologisch gesehen zu den wichtigsten Produkten der Uranspaltung,<br />

die durch einen Kernkraftwerksunfall oder eine Zündung einer Atombombe,<br />

freigesetzt werden. Es gab aber bis vor kurzem (d.h. vor Tschernobyl) nur spärliche<br />

Messungen über das Verhalten von Cäsiumisotopen in natürlichen Gewässern nach einem<br />

radioaktiven Ausfall. Die wenigen Studien mit brauchbaren Messresultaten stammen<br />

noch aus den Jahren der oberirdischen Atombombentests. Zur quantitativen Analyse des<br />

Transportverhaltens sind sie aber oft zu wenig detailliert, da mit den Messungen<br />

meist erst 10 Jahre nach der Ausfallperiode (1952-1962) begonnen wurde. Ausserdem<br />

waren diese Messreihen meist nur örtlich <strong>und</strong> auch zeitlich beschränkt.<br />

Der Tschernobylausfall erfolgte hingegen als zeitlich eindeutig definierte Inputfunktion;<br />

er liess sich auch mit nicht allzu grossem Aufwand in den Schweizer Gewässern<br />

während der letzten 2 Jahre gut verfolgen. Die Resultate unserer Messungen von<br />

Cäsiumisotopen im Wasser von 6 Schweizer Seen (vertikale Profile im Zürichsee, Bodensee,<br />

Luganersee, Sempachersee, Soppensee, Urnersee) <strong>und</strong> in einigen Flüssen (Zeit-<br />

reihen im Oberrhein, Alpenrhein, Tresa, Inn) zeigten, dass innert 1-2 Monaten<br />

134 137 Cs-Konzentrationen in Flüssen <strong>und</strong> Oberflächenschichten von Seen um mindestens<br />

90 % reduziert wurden. Dieser Bef<strong>und</strong> wird durch Messungen in anderen europäischen<br />

Gewässern bestätigt (Abb. 4.15). Unsere Messungen aus dem Zürich-, Boden- <strong>und</strong>

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