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Auslobung Bitterfeld-Wolfen - EUROPAN Deutschland

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BITTERFELD-WOLFEN<br />

Zweiten Welt krieges hatte im August 1945 der Sowjetunion<br />

deutlich gemacht, dass sie ihre Reparationserwartungen<br />

allein aus der eigenen Besatzungszone<br />

befriedigen müsse. Auch in <strong>Bitterfeld</strong>, <strong>Wolfen</strong> und<br />

Greppin wurden 50 Prozent der Betriebsstätten als<br />

Reparationsleistung demontiert und in die Sowjetunion<br />

verbracht. Alle nicht demontierten Schlüsselindustrien<br />

überführte die Besatzungsmacht in eigene, sowjetische<br />

Aktiengesellschaften. Be troffen von dieser bis 1953<br />

währenden Maßnahme waren die Elektrochemischen<br />

Werke sowie die Film- und Farbenwerke. Die Eingriffe<br />

der Besatzungsmächte wirkten sich besonders nachteilig<br />

für die <strong>Wolfen</strong>er Filmfabrik, die Innovationsschmiede<br />

der 1930er Jahre, aus. Schon vor der Demontage von<br />

Produktions anlagen hatten sich die Amerikaner aller<br />

wichtigen Dokumente und Patentschriften bemächtigt.<br />

Die Folge war ein langjähriger Rechtsstreit um den Markennamen<br />

Agfa, der erst 1964 durch Einführung des<br />

Namens „ORWO – Original <strong>Wolfen</strong>“ aufgelöst werden<br />

konnte. Viele hoch qualifizierte Mitarbeiter verließen bis<br />

1961 die Filmfabrik <strong>Wolfen</strong> in Richtung Westen, und die<br />

zunehmende Abgrenzung der ostdeutschen Wirtschaft<br />

vom Westen zeigte auch hier deutliche Auswirkungen.<br />

Doch schon bald bewegten sich Braunkohleförderung,<br />

Elektroenergieerzeugung und auch der Produktionsausstoß<br />

in der chemischen Industrie auf höchstem<br />

Niveau. Wenig Rücksicht wurde dabei auf Umwelt, Natur<br />

und die Gesundheit der Menschen genommen. Nach der<br />

sowjetischen Besatzungsmacht setzte auch die DDR-Wirtschaftspolitik<br />

alles daran, so viel wie möglich aus dem<br />

eingeführten Industriestandort herauszu pressen. Nicht<br />

von ungefähr war <strong>Bitterfeld</strong> auch einer der Schwerpunkte<br />

des Arbeiteraufstandes am 17. Juni 1953.<br />

1957 beschlossen Partei und Regierung der DDR das<br />

Kohle-Energieprogramm und 1958 das Chemieprogramm<br />

der DDR, das unter dem Motto „Chemie bringt<br />

Brot, Wohlstand und Schönheit“ stand. Das Ziel dieser<br />

Programme war, die Unabhängigkeit von Rohstoff-<br />

lieferungen und Importen aus dem nicht-sozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet zu erreichen. Beide Programme<br />

stärkten noch einmal die Bedeutung von <strong>Bitterfeld</strong> und<br />

<strong>Wolfen</strong>. Zugleich wurde der Industriestandort zu einem<br />

Symbolort der Aktivistenbewegung hochstilisiert, die<br />

Höchstleistungen in der Produktion erbringen sollte.<br />

Auf zwei kulturpolitischen Konferenzen im Kulturpalast<br />

<strong>Bitterfeld</strong> wurden 1959 und 1964 Leitlinien für die<br />

sozialistische Kulturpolitik verkündet, die als „<strong>Bitterfeld</strong>er<br />

Weg“ in die Geschichte eingingen.<br />

Hatte das Chemieprogramm am Anfang der 1960er Jahre<br />

noch einige Investitionen für neue Produktions anlagen<br />

ermöglicht, wurden schon kurze Zeit später technologische<br />

Erneuerungen und Maßnahmen zum Schutz der<br />

Umwelt immer wieder zurückgestellt.<br />

Teil 2<br />

made it clear to the Soviet Union in August 1945<br />

that it had to satisfy its reparation payments only from<br />

the zone occupied by it. As such, in <strong>Bitterfeld</strong>, <strong>Wolfen</strong><br />

and Greppin 50 percent of the industrial plants were<br />

dismantled as reparations and brought to the Soviet<br />

Union. The occupying power transformed all key<br />

industries which had not been dismantled into Soviet<br />

enterprises divided by shares. The electrochemical<br />

plants and all film and paint plants also fell under this<br />

measure which lasted until 1953.<br />

The occupying power’s intervention had a particularly<br />

negative effect on the <strong>Wolfen</strong> film factory, the innovation<br />

incubator of the 1930s. Already before its disassembly,<br />

the US-Americans had taken all important documents<br />

and patents which led to a long-lasting legal dispute<br />

regarding the agfa brand name. The dispute could<br />

not be settled until 1964 when the new brand name<br />

“ORWO – Original <strong>Wolfen</strong>” was introduced. Many<br />

highly qualified employees had left the <strong>Wolfen</strong> film<br />

factory by 1961 towards the West, and the growing<br />

division of the East German economy from the West<br />

also showed its effects.<br />

However, lignite mining, electricity generation and<br />

production volumes in the chemical industry were soon<br />

back at a top level. There was hardly any respect for the<br />

environment, nature and human health, however.<br />

Like the Soviet occupying powers before it, the GDR<br />

economic policies also did everything to squeeze out<br />

as much from this well-established industrial location<br />

as possible. It was not without reason that <strong>Bitterfeld</strong><br />

was one of the main focuses of the workers’ uprising on<br />

17 June 1953.<br />

In the year 1957, the Party and the GDR government<br />

adopted the Lignite Energy Programme of 1958 and<br />

the Chemical Programme of the GDR titled “Chemistry<br />

brings bread, welfare and beauty”. The programmes<br />

aimed to achieve independence from raw materials<br />

supplies and imports coming from the non-Socialist<br />

economic area. Both programmes again strengthened<br />

the importance of <strong>Bitterfeld</strong> and <strong>Wolfen</strong>.<br />

At the same time, the industrial location was hyped<br />

as a symbolic place where activists rendered top<br />

production performances. At two cultural political<br />

conferences in the <strong>Bitterfeld</strong> cultural palace in 1959<br />

and 1964, guidelines for Socialist cultural politics were<br />

announced which became historically known as the<br />

“<strong>Bitterfeld</strong> way”.<br />

Whilst the Chemical Programme from the beginning of<br />

1961 had still foreseen some new production plants,<br />

shortly afterwards all technological innovations and<br />

measures which could have protected the environment<br />

were postponed.<br />

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