Auslobung Bitterfeld-Wolfen - EUROPAN Deutschland

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BITTERFELD-WOLFEN Das sogenannte Bitterfeld-Syndrom 7 ist als Begriff in die Wissenschaft eingegangen. Die hier vorgefundene anthropogen bedingte Bodendegradation wurde durch lokale Kontamination, Abfallakkumulation und Altlasten hervorgerufen und hier erstmals in den 1990er Jahren diagnostiziert. Im Rahmen des Ökologischen Großprojektes (ÖGP) Bitterfeld-Wolfen wurden und werden noch um fang reiche Grundwassermessungen im Rahmen eines Grundwassermonitorings durchgeführt. Im gesamten Stadtgebiet von Bitterfeld-Wolfen bestehen Grundwassermessstellen, die für das Monitoring erhalten werden müssen. Das bestehende Grundwassermessstellennetz wird zukünftig auch noch durch weitere Messstellen ergänzt. Unter anderem das Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle arbeitet vor Ort zur Behandlung komplex kontaminierter Grundwässer. Die Anlage ist ein Beispiel dafür, dass die Beseitigung aller gesund heit lichen Gefährdungen, die 100 Jahre Chemieindustrie im Boden hinterlassen haben, noch lange Zeit brauchen wird. Teil 2 The so-called Bitterfeld syndrome 7 has become a scientific term. The anthropogenic soil degradation was caused by local contamination, waste accumulation and old hazardous sites and was diagnosed for the first time in the 1990s. As part of the large scale Bitterfeld-Wolfen ecological project (ÖGP), comprehensive groundwater measurements were and still are being carried out as part of groundwater monitoring measures. There are groundwater measurement points located in the entire Bitterfeld-Wolfen town area which must be maintained for monitoring purposes. The existing groundwater measurement network will be supplemented by further measurement points in future. Among others, the Leipzig-Halle Environmental Research Centre works on site treating severely contaminated groundwater. However, this project shows clearly that it will take a long time to eliminate all health risks the chemical industry left in the soil during the past 100 years. Abbildung 4 – Luftbild Tagebau Goitzsche, etwa Mitte der 1990er Jahre Aerial photo of Goitzsche opencast mine, around the middle of the 1990s Quelle: KAZ Bildmess GmbH, Leipzig Source: KAZ Bildmess GmbH, Leipzig 1.4 Transformation/ Wirtschaftliche Entwicklung seit 1990 Von der Maueröffnung bis zur Wiedervereinigung füllten Bilder aus Bitterfeld-Wolfen die Medien. Die mas senmediale Stigmatisierung als Katastrophenregion brachte 1.4 Transformation/ economic development since 1990 In the period after the Wall came down until Reunification, pictures from Bitterfeld-Wolfen were all over the media. Its stigmatization in the mass media as a 22
GARTENSTADT–STADTHAFEN zum einen eine traumatische Erfahrung bei den Einheimischen mit sich, die 20 Jahre später jedes auswärtige Fernsehteam noch immer zu spüren bekommt; zum anderen lenkte sie die besondere Aufmerksamkeit der Regierenden auf Bitterfeld und Wolfen. 1991 veranlasste die Bundesregierung ein Sonderprogramm für den Landkreis Bitterfeld, das den völligen Zusammenbruch der Industrie verhindern und die Restrukturierung des Chemiestandortes ermöglichen sollte. Eine erste umfassende Erfassung der Umweltschäden und Vorschläge für Sanierungsstrategien lie ferte das im selben Jahr vom TÜV Rheinland vorgelegte „Ökologische Sanierungs- und Entwicklungskonzept“, dem unzählige Studien und Untersuchungen folgten. Sie machten den Landkreis Bitterfeld zu einer der am besten untersuchten Regionen Deutschlands. Bereits 1990 waren Betriebe des Chemiekombinates in die Chemie AG und der Stammbetrieb des Fotochemischen Kombinates in Wolfen in eine Filmfabrik AG der bundeseigenen Treuhandanstalt überführt worden. Die Treuhandanstalt hatte auch hier die Aufgabe, ehemals volkseigene Betriebe nach den Grundsätzen der Marktwirtschaft zu privatisieren und dafür deren Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit herzustellen. War dies nicht möglich, sollten die Betriebe stillgelegt und demontiert werden. Dieses Schicksal ereilte 1994 die Filmfabrik Wolfen, deren Privatisierung bis auf wenige Betriebsteile scheiterte. 1991 hatte die Treuhand von den Unternehmensberatern McKinsey und Arthur D. Little eine Expertise über die Zukunft der Industrie in Bitterfeld-Wolfen schreiben lassen. Beide kamen zu der Auffassung, dass der überwiegende Teil der chemischen Industrie eigentlich sofort stillzulegen wäre. Nur weil Arbeitslose schließlich auch Geld kosteten, bekamen viele Betriebe noch eine Gnadenfrist, aus der für einige Betriebsteile sogar eine Zukunft erwuchs. Kurzarbeit, Arbeitsbeschaffungs-, Umschulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen, Altersübergangsgeld und Vorruhestandsregelungen der damaligen Bundesanstalt für Arbeit hielten die Arbeitslosenrate noch 1992 unter 10 Prozent. In den Folgejahren stieg sie dann auf über 20 Prozent und liegt heute bei durchschnittlich 11 Prozent. 8 Das Jahr 1991 markiert das Ende der Kohleförderung im Tagebau Goitzsche. Die bundeseigene Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV) übernahm die Sanierung der fast 60 Quadratkilometer großen Bergbaufolge- landschaft, bei der 41 Millionen Kubikmeter Abraum bewegt, 104 Kilometer Gleisanlagen zurückgebaut und zahlreiche Tagebaugroßgeräte verschrottet wurden. Heute lädt die Kulturlandschaft Goitzsche vor den Toren Bitterfelds zum Verweilen und Entdecken ein. Der ehemalige Braunkohlentagebau wurde anlässlich der EXPO 2000 (die Region Bitterfeld war Korrespondenzstandort von Hannover), in den vergangenen Jahren zum weltweit größten Landschaftskunstobjekt umgestaltet. Teil 2 catastrophic region was a traumatic experience for local people, something that is still apparent to any foreign TVs team coming to the region 20 years on. On the other hand, the government’s attention was drawn to Bitterfeld and Wolfen. In 1991, the federal government launched a special programme for the Bitterfeld administrative district to prevent the complete collapse of local industries and to allow for the restructuring of the chemical site. The “ecological restructuring and redevelopment concept” submitted by the TÜV Rheinland in the same year provided a first comprehensive compilation of environmental damage and proposals for restructuring strategies. It was followed by numerous studies and surveys, which have made the Bitterfeld administrative district one of the best investigated regions in Germany. As early as 1990, enterprises from the chemical combine had been transferred into the so-called Chemie AG, and the parent company of the photo-chemical combine in Wolfen became Filmfabrik AG owned by the Federal Trust Agency. In this case as well, the Federal Trust Agency had the task of privatising the former publicly-owned companies in line with the principles of the market economy to make them efficient and competitive. If this was not possible, the enterprises were to be shut down and dismantled. Filmfabrik Wolfen suffered this fate in 1994, because privatisation failed except for a few business divisions. In 1991, the Federal Trust Agency had commissioned the management consultants Mc Kinsey and Arthur D. Little to write an expert report on the future of the Bitterfeld-Wolfen industries. Both consultants came to the conclusion that major parts of the chemical industries should, in fact, be shut down immediately. Only because unemployed people also cost money, were many enterprises given a period of grace, which actually opened up a future for some business divisions. State-subsidised reduced working hours, job creation schemes, retraining and qualification measures as well as benefits in case of early retirement provided for by the Federal Employment Agency kept the unemployment rate under 10 percent until 1992. In the following years, it rose to over 20 percent, and is currently at an average of 11 percent. 8 The year 1991 was marked by the end of mining activities in the Goitzsche opencast mine. The state-owned Mining Administration Company (LMBV) took on responsibility for the redevelopment of the almost 60 square kilometre large post-mining landscape, which involved moving 41 million cubic meters of excavated soil, dismantling 104 kilometres of tracks and scrapping numerous largescale mining installations. Today, the Goitzsche cultivated landscape just outside Bitterfeld is an area for recreation and exploration. As part of the EXPO 2000 (the Bitterfeld region was an associated site of Hanover), the former lignite opencast mine was reshaped over the past years to now become the largest landscape art project worldwide. 23
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