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gesamt 12 - Evolutionsfehler.de

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gefleckten und <strong>de</strong>r schwarzen Lämmer nur ein Ausdruck ist. Dieser Glaube bestand lange weiter. Auch Darwin hatte angenommen,<br />

dass <strong>de</strong>r Gebrauch o<strong>de</strong>r Nichtgebrauch eines Organs durch eine Generation sich in <strong>de</strong>r nächsten wi<strong>de</strong>rspiegeln wür<strong>de</strong>, und so<br />

dachten die meisten Evolutionisten, bis <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Biologe August Weismann am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts auf die Unmöglichkeit<br />

o<strong>de</strong>r doch wenigstens die Unwahrscheinlichkeit hinwies, dass erworbene Eigenschaften vererbt wer<strong>de</strong>n. Auch Lamarcks "Drang zur<br />

Perfektion" und das Auftreten häufiger Spontanschöpfungen stellten sich als unhaltbar heraus. Bestätigt wur<strong>de</strong> seine Annahme, dass<br />

Evolution vor allem das ist, was wir heute adaptiv nennen. Darüber hinaus hatte er erkannt, dass man die Verschie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r<br />

zahlreichen Lebewesen nur erklären konnte, wenn man ein hohes Alter <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> voraussetzte und die Evolution als langsamen<br />

Vorgang verstand.<br />

Lamarck beschäftigte sich vor allem mit <strong>de</strong>m zeitlichen Ablauf <strong>de</strong>r Evolution, mit ihrer vertikalen Komponente. Darwin hingegen war<br />

zunächst vom Problem <strong>de</strong>r Vielfalt <strong>de</strong>r Arten fasziniert, von einem Ursprung durch Differenzierung in <strong>de</strong>r geographischen<br />

Verbreitung, kurz von <strong>de</strong>r horizontalen Komponente <strong>de</strong>r Evolution. Sein Interesse an <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung und Spezialisierung von<br />

Pflanzen und Tieren wur<strong>de</strong> bekanntlich auf seiner fünfjährigen Weltreise als Naturforscher, zu <strong>de</strong>r er 1831 mit <strong>de</strong>r Beagle<br />

aufgebrochen war, geweckt. Auf <strong>de</strong>n Galapagosinseln sah er, dass je<strong>de</strong> Insel ihre eigenen Schildkröten, Spottdrosseln und Finken<br />

beherbergte. Die Formen waren eng miteinan<strong>de</strong>r verwandt und doch <strong>de</strong>utlich unterschie<strong>de</strong>n. Wie<strong>de</strong>r in England, grübelte er lange<br />

über seinen Beobachtungen und kam zu <strong>de</strong>m Schluss, dass je<strong>de</strong> einzelne Inselpopulation <strong>de</strong>n Beginn einer selbständigen Spezies<br />

darstellte. Das brachte ihn auf die Vorstellung <strong>de</strong>r "Umwandlung" (Transmutation) o<strong>de</strong>r Evolution <strong>de</strong>r Arten. 1838 fand er dafür die<br />

treiben<strong>de</strong> Kraft: die natürliche Auslese o<strong>de</strong>r Selektion. Erst nach zwanzig weiteren Jahren <strong>de</strong>s Beobachtens und Experimentierens,<br />

nach <strong>de</strong>r Lektüre aller wichtigen Literatur <strong>de</strong>r Geologie, Zoologie und verwandter Gebiete, trat er 1858 mit einem Bericht vor <strong>de</strong>r<br />

Londoner Linnean Society an die Öffentlichkeit. Unabhängig von Darwin hatte auch Alfred Russell Wallace, ein junger englischer<br />

Naturforscher in Indien, die Vorstellung von einer natürlichen Selektion entwickelt. Er hatte dazu ein Manuskript verfasst und an<br />

Darwin geschickt. Seine Arbeit wur<strong>de</strong> zusammen mit <strong>de</strong>r Darwins auf <strong>de</strong>r selben Veranstaltung vorgetragen.<br />

Ein Jahr später, am 24. November 1859, publizierte Darwin seine Überlegungen im Zusammenhang: On the Origin of Species<br />

(<strong>de</strong>utsche Übersetzung 1860: Über die Entstehung <strong>de</strong>r Arten). Die theoretischen Ausführungen waren sorgfältig begrün<strong>de</strong>t und mit<br />

einer Fülle von persönlichen Beobachtungen untermauert. In <strong>de</strong>r ausführlichen Begründung verwen<strong>de</strong>te Darwin eine Reihe von<br />

Postulaten, von <strong>de</strong>nen ich die vier, die ich für die wichtigsten halte, hier herausgreifen möchte. Zwei stimmten mit Lamarcks<br />

Vorstellungen überein. Erstens das Postulat, dass die Welt sich nicht statisch verhält, son<strong>de</strong>rn in ständiger Entwicklung begriffen ist.<br />

Die Arten verän<strong>de</strong>rn sich unaufhörlich, neue Arten entstehen, an<strong>de</strong>re sterben aus. Lebensbedingungen än<strong>de</strong>rn sich mit <strong>de</strong>r Zeit, wie<br />

von <strong>de</strong>n Fossilien belegt wird. Je älter sie sind, um so mehr scheinen sie sich von <strong>de</strong>n zeitgenössischen Lebewesen zu<br />

unterschei<strong>de</strong>n. Wohin man in <strong>de</strong>r leben<strong>de</strong>n Natur auch blickt, überall trifft man auf Erscheinungen, die keinen Sinn ergeben, wenn<br />

man sie nicht durch die Brille <strong>de</strong>r Evolution betrachtet. Zweitens übernahm Darwin das Lamarcksche Postulat vom langsamen und<br />

kontinuierlichen Ablauf <strong>de</strong>r Evolution, vom Fehlen zusammenhangloser Sprünge o<strong>de</strong>r plötzlicher Än<strong>de</strong>rungen.<br />

Die zwei an<strong>de</strong>ren Postulate Darwins enthielten neue Konzeptionen. Eines war das Postulat <strong>de</strong>s gemeinsamen Ursprungs. Für<br />

Lamarck besaß noch je<strong>de</strong>r Organismus o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong> Gruppe von Organismen eine eigenständige Entwicklungslinie, die mit einer<br />

spontanen Entstehung begonnen hatte und sich auf <strong>de</strong>m Weg zur Vollkommenheit befand. Dem setzte Darwin entgegen, dass<br />

einan<strong>de</strong>r ähnliche Organismen miteinan<strong>de</strong>r verwandt sind und von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen. Alle Säugetiere<br />

seien aus einer einzigen Urart hervorgegangen; alle Insekten besäßen einen gemeinsamen Vorfahr, und alle an<strong>de</strong>ren Gruppen von<br />

Lebewesen ebenfalls. Er hielt es für <strong>de</strong>nkbar, dass alles Lebendige auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgeführt wer<strong>de</strong>n könne.<br />

Darwin hatte auch <strong>de</strong>n Menschen von <strong>de</strong>r gemeinsamen Abstammung aller Säugetiere nicht ausgeschlossen und entfachte damit<br />

einen Sturm <strong>de</strong>r Entrüstung. Sein Gedanke wur<strong>de</strong> als unverzeihliche Beleidigung <strong>de</strong>r menschlichen Rasse betrachtet. Trotz<strong>de</strong>m<br />

besaß die Vorstellung von einer einheitlichen Abstammung eine <strong>de</strong>rartige Faszination, dass sie von <strong>de</strong>n meisten Biologen ohne<br />

Zögern aufgegriffen wur<strong>de</strong>. Sie lieferte nicht nur <strong>de</strong>n Schlüssel zur Linnéschen Hierarchie taxonomischer Begriffe, son<strong>de</strong>rn gab auch<br />

<strong>de</strong>n vergleichen<strong>de</strong>n Anatomen eine Erklärung für ihre Beobachtung, dass alle Lebewesen einer relativ begrenzten Zahl<br />

morphologischer Typen zuzuordnen sind.<br />

Darwins viertes Postulat gilt <strong>de</strong>r natürlichen Auslese, <strong>de</strong>r Selektion. Erst die Vorstellung von <strong>de</strong>r Selektion öffnet <strong>de</strong>n Zugang zu<br />

seinem verzweigten Gedankengebäu<strong>de</strong>. Verän<strong>de</strong>rungen, sagte Darwin, seien in <strong>de</strong>r Evolution nicht das Resultat eines mysteriösen<br />

Lamarckschen Dranges, und sie seien auch nicht Früchte <strong>de</strong>s Zufalls, son<strong>de</strong>rn das Produkt einer Selektion.<br />

Der Vorgang <strong>de</strong>r Selektion besitzt zwei Stufen. In <strong>de</strong>r ersten Stufe entsteht eine genetische Variation. Je<strong>de</strong> Generation erzeugt<br />

Variationen in riesiger Menge. Ihren Ursprung kannte Darwin noch nicht. Ihn zu fin<strong>de</strong>n, blieb <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Genetik<br />

vorbehalten. Darwin stand lediglich seine empirische Kenntnis zu Verfügung, dass es innerhalb je<strong>de</strong>r Art ein anscheinend<br />

unerschöpfliches Reservoir kleiner und großer Unterschie<strong>de</strong> gibt. Die zweite Stufe zur Selektion heißt Überleben im Existenzkampf.<br />

Bei <strong>de</strong>n meisten Pflanzen und Tieren produziert ein Elternpaar Tausen<strong>de</strong>, wenn nicht Millionen von Nachkommen. Darwin wusste<br />

schon aus <strong>de</strong>m Studium <strong>de</strong>r Schriften von Thomas Malthus (Essay on the principles of population, 1798), dass nur die wenigsten<br />

dieser Nachkommen überleben. Welche hätten dabei die beste Chance? Zweifellos diejenigen, <strong>de</strong>nen die geeignetste Kombination<br />

von Eigenschaften zugefallen ist, um mit <strong>de</strong>r Umwelt fertig zu wer<strong>de</strong>n. Unter Umwelt sind dabei Klima, Konkurrenten und Fein<strong>de</strong> zu<br />

verstehen. Wer überlebt, hätte die größte Chance, sich zu reproduzieren und leben<strong>de</strong> Nachkommen zu hinterlassen, <strong>de</strong>ren<br />

Eigenschaften wie<strong>de</strong>rum für <strong>de</strong>n nächsten Selektionszyklus bereitstün<strong>de</strong>n.<br />

Die Vorstellung einer verän<strong>de</strong>rlichen Welt im Gegensatz zu einer unverän<strong>de</strong>rlichen, statischen wur<strong>de</strong> von fast allen<br />

ernstzunehmen<strong>de</strong>n Wissenschaftlern rund um die Welt akzeptiert, lange vor Darwins Tod im Jahre 1882. Und wer sich zur Evolution<br />

bekannte, übernahm auch die These vom gemeinsamen Ursprung aller Lebewesen. Trotz<strong>de</strong>m gab es eine Gruppe von<br />

Wissenschaftlern, die darauf bestand, <strong>de</strong>n Menschen von <strong>de</strong>r gemeinsamen Entwicklung auszuschließen. Dagegen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Postulaten Darwins von vielen fähigen und gelehrten Köpfen erbitterter Wi<strong>de</strong>rstand entgegengesetzt, bis in die<br />

Vierziger Jahre unseres Jahrhun<strong>de</strong>rts.<br />

Eines <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Postulate han<strong>de</strong>lt von <strong>de</strong>r schrittweisen Verän<strong>de</strong>rung. Selbst ein so glühen<strong>de</strong>r Anhänger Darwins wie T. H. Huxley,<br />

wegen seines bedingungslosen Eintretens für die meisten Aspekte <strong>de</strong>r neuen Theorie "Darwins Bulldogge" genannt, wollte sich mit<br />

<strong>de</strong>r graduellen Entstehung höherer Lebewesen und neuer Arten nicht anfreun<strong>de</strong>n. Er stellte sich statt <strong>de</strong>ssen sprunghafte<br />

Verän<strong>de</strong>rungen vor. Auch ein Biologe wie Hugo De Vries, <strong>de</strong>r die Vererbungslehre Gregor Men<strong>de</strong>ls wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckt hatte, war ein<br />

Verfechter von Entwicklungssprüngen, Saltationen. 1901 trat er mit einer Theorie an die Öffentlichkeit, nach <strong>de</strong>r neue Arten durch<br />

Mutation entstehen. Bis 1940 verteidigte <strong>de</strong>r große Genetiker Richard B. G. Goldschmidt seine "System-Mutationen" als Ursprung<br />

neuer, höherentwickelter Typen.<br />

Es waren drei Entwicklungen, die schließlich zur Abkehr von <strong>de</strong>n Sprungtheorien führten. Langsam gewann eine neue Einstellung zur<br />

physischen Welt an Bo<strong>de</strong>n. Seit Plato war das herrschen<strong>de</strong> Weltbild von <strong>de</strong>m geprägt, was Karl Popper "Essentialismus" genannt<br />

hat: die Welt besteht aus einer begrenzten Anzahl invariabler Essentia (Platons eidoi) und die verän<strong>de</strong>rlichen Erscheinungen <strong>de</strong>r<br />

sichtbaren Welt seien lediglich unvollständige und ungenaue Spiegelbil<strong>de</strong>r davon. In einem solchen Weltbild konnte sich ein echter<br />

Wan<strong>de</strong>l nur durch Schöpfung o<strong>de</strong>r einen spontanen Sprung, eine Mutation, vollziehen. An<strong>de</strong>rs als in <strong>de</strong>r Biologie bestehen die<br />

Klassen physikalischer Objekte in <strong>de</strong>r Tat aus i<strong>de</strong>ntischen Einheiten, und unter i<strong>de</strong>alen Bedingungen sind alle physikalischen

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