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gesamt 12 - Evolutionsfehler.de

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erfun<strong>de</strong>nen Begriffe diskutieren anstatt die bezeichneten, vielfältigen Phänomene zu isolieren und zu spezifizieren - o<strong>de</strong>r anstatt die Begriffe zu<br />

rekonstruieren. Aus <strong>de</strong>r Existenz von Begriffen lässt sich keinesfalls die Existenz <strong>de</strong>r bezeichneten Dinge ableiten. In eklatanter Weise ist<br />

davon <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r Information betroffen auf Grund seiner rasanten Ausbreitung und seiner Universalverwendung. Eine Sprache zur<br />

Beschreibung von Phänomenen ist grundsätzlich nicht ausreichend, um auch ihre Ursachen auf einer "tieferen Ebene" zu beschreiben. Dazu<br />

bedarf es einer an<strong>de</strong>ren Sprache (o<strong>de</strong>r Zeichensystems), o<strong>de</strong>r, da wir keine an<strong>de</strong>re Sprache haben, einer Erweiterung <strong>de</strong>r Sprache. Dabei ist<br />

die interessante Frage zu stellen, ob es <strong>de</strong>m Menschen grundsätzlich möglich ist, mit seinem Bewusstsein sein Bewusstsein vollständig zu<br />

beschreiben - was stark zu bezweifeln ist, weil dies eine Erweiterung <strong>de</strong>sselben zur Folge haben müsste und damit unausweichlich in einen<br />

infiniten Regress führen wür<strong>de</strong>.<br />

Bewusstsein ist nicht Realität, son<strong>de</strong>rn wie eine Fata Morgana. Das ist die erste philosophische Erkenntnis dazu. Die zweite Erkenntnis liegt in<br />

<strong>de</strong>r Frage, wie sie zustan<strong>de</strong> kommt und die dritte Erkenntnis liegt in <strong>de</strong>r Frage, was sie darstellt. Das große Problem <strong>de</strong>r klassischen<br />

Philosophie ist, dass die erste Erkenntnis ignoriert wird und die bei<strong>de</strong>n Fragestellungen permanent vertauscht wer<strong>de</strong>n. Das führt dazu, dass die<br />

Diskussionen sich seit Urzeiten um die sinnlose Frage drehen, was Bewusstsein ist. Die Frage ist vielmehr, was wir mit Bewusstsein meinen.<br />

Begriffe für abstrakte Dinge o<strong>de</strong>r unerklärliche Phänomene unterliegen einer eigentümlichen Evolution, einer "Be<strong>de</strong>utungswucherung". Zum<br />

besseren Verständnis, aber auch zur Darstellung von Kompetenz wer<strong>de</strong>n sie mit Metaphern verbun<strong>de</strong>n, mit Bil<strong>de</strong>rn illustriert und personalisiert<br />

an die Mitmenschen weitergegeben. Dieser Prozess wie<strong>de</strong>rholt sich von Generation zu Generation und führt schließlich zu einem Eigenleben<br />

<strong>de</strong>r Begriffe, unabhängig von ihrer ursprünglichen Be<strong>de</strong>utung. Verstärkt wird <strong>de</strong>r Prozess durch die Lückenhaftigkeit <strong>de</strong>s sprachlichen<br />

Repertoires, die zur "assoziativen Auffüllung" zwingt. Auf diese Weise könnte sich im Altertum <strong>de</strong>r Gottesbegriff entwickelt haben. Auch in <strong>de</strong>r<br />

heutigen Zeit sind solche Entwicklungen zu beobachten, wie an <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>s Gens. Der Glaube an das "egoistische Gen" ist sicher noch<br />

nicht das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Missverständnisse und Fehlinterpretationen.<br />

Das Bewusstsein <strong>de</strong>s Menschen, genauer sein Selbstbewusstsein und seine Zielstrebigkeit, führen zu <strong>de</strong>m irrigen Glauben, dass Bewusstsein<br />

eine wesenhafte, selbstwertliche Eigenschaft <strong>de</strong>s Menschen sei. Wie<strong>de</strong>rum wer<strong>de</strong>n Ursachen und Wirkungen nicht nur unterschie<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />

auch verwechselt. Nicht die Außenwelt bestimmt die Innenwelt, son<strong>de</strong>rn die Innenwelt, das ist die Struktur <strong>de</strong>s Nervensystems, bestimmt, wie<br />

die Außenwelt wahrgenommen wird. Die Wahrnehmungsorgane sind nicht Sensoren, son<strong>de</strong>rn Filter, die <strong>de</strong>n Stoffwechsel <strong>de</strong>s Nervensystems<br />

modulieren. Die Innenwelt funktioniert, pausenlos von <strong>de</strong>r Geburt (und davor) bis zum Tod, auch ohne diese Filter; das Gesamtsystem Mensch<br />

jedoch wäre dann in seiner Umwelt zwar lebensfähig, nicht aber überlebensfähig. Es ist naheliegend, dass das für je<strong>de</strong>s System<br />

charakteristische Reiz-Reaktions-Schema einen Speicher impliziert, <strong>de</strong>r die Reize auf die Reaktionen transformiert. Für elementare<br />

Lebensaufgaben, wie spontane, reaktionsschnelle Bewegungen, ist eine direkte Transformation in Echtzeit notwendig (sensorisches<br />

Gedächtnis, Kurzzeitgedächtnis). Das Gedächtnis ist die zentrale, noch weitgehend unerforschte Funktion <strong>de</strong>s Gehirns, die Bewusstsein als<br />

Nebenprodukt (Epiphänomen) erst möglich macht. Das Gehirn ist kein informationsverarbeiten<strong>de</strong>s System, son<strong>de</strong>rn ein elektrochemisch<br />

funktionieren<strong>de</strong>s, aber äußerst komplexes Organ, in <strong>de</strong>m die Prozesse ablaufen, die das vom Menschen beobachtete und so ge<strong>de</strong>utete und<br />

bezeichnete, mit einem Symbolgedächtnis (Langzeitgedächtnis) verknüpfte Bewusstsein bewirken. Information ist ebenso wie Bewusstsein<br />

o<strong>de</strong>r Geist lediglich ein Begriff, um <strong>de</strong>m Unsichtbaren, Unbegreifbaren eine Gestalt zu geben. Die Speicherung von Information ist nicht die<br />

ursprüngliche Funktion <strong>de</strong>s Gedächtnisses, son<strong>de</strong>rn eine Folge <strong>de</strong>r Evolution, wobei <strong>de</strong>r Begriff Gedächtnis erst <strong>de</strong>ren gegenwärtiges, vom<br />

Menschen selbst empfun<strong>de</strong>nes Ergebnis symbolisiert. Darauf läßt die Tatsache schließen, dass manche Substanzen, die als Neurotransmitter<br />

bekannt sind, noch an<strong>de</strong>re Funktionen im Organismus erfüllen. Auch Gedächtnis ist wie<strong>de</strong>rum ein vom Menschen erfun<strong>de</strong>ner Begriff, <strong>de</strong>r ein<br />

Phänomen bezeichnet, von <strong>de</strong>m das Gehirn selbst nichts weiß.<br />

Eine fundamentale Bedingung <strong>de</strong>s Bewusstseins ist die Differenziertheit <strong>de</strong>r Wahrnehmung, die es ermöglicht, unsere Artgenossen als<br />

Individuen zu erkennen und zu i<strong>de</strong>ntifizieren, so dass wir in <strong>de</strong>r Folge davon auch das Ich als von <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>ren verschie<strong>de</strong>nes Individuum<br />

erkennen. Durch Redundanz <strong>de</strong>r Wahrnehmung und durch Kommunikation mit Artgenossen erst lernt <strong>de</strong>r Mensch, die Außenwelt und sich<br />

selbst als Element <strong>de</strong>r Außenwelt zu <strong>de</strong>uten und dadurch zu seinem Selbstbewusstsein zu gelangen.<br />

Was gemeinhin als Selbstbewusstsein betrachtet und bezeichnet wird, ist eher Selbstvorstellung, die obendrein zu einem beträchtlichen Teil<br />

nur Wunschvorstellung ist. Das Bild, das die Menschen von sich machen, entstammt <strong>de</strong>r Wahrnehmung <strong>de</strong>r eigenen Körperlichkeit und<br />

Vergleichen mit Eigenschaften und Verhaltensweisen <strong>de</strong>r Mitmenschen. Die Quellen <strong>de</strong>s Selbstbewusstseins sind in Wirklichkeit hauptsächlich<br />

außen, nicht innen zu suchen. Als Konsequenz <strong>de</strong>s Selbstbewusstseins ist die <strong>de</strong>m Menschen eigene Tötung von Artgenossen, auch und<br />

beson<strong>de</strong>rs die Selbsttötung, anzusehen. Während Kannibalismus, sexuelle Konkurrenz und Rangkämpfe noch als "biologisch-natürliche"<br />

Motive <strong>de</strong>r Tötung von Artgenossen möglich wären, sind die Tötungsmotive <strong>de</strong>r Menschen meist im kognitiven Bereich, z.B. in Eifersucht,<br />

Macht, Habgier, zu suchen. Bei Tieren sind diese Motive offensichtlich nicht vorhan<strong>de</strong>n! Ebenso verhält es sich mit <strong>de</strong>r für die menschliche<br />

Spezies typischen Homosexualität. Wenn Sexualität ausschließlich <strong>de</strong>r Fortpflanzung dient, dann ist Homosexualität nutzlos und <strong>de</strong>mgemäß<br />

praktisch nicht vorhan<strong>de</strong>n. Wenn sie aber als Folge von Bewusstsein und Selbstbewusstsein eine Lustbefriedigung mit sich bringt, dann ist sie<br />

statistisch unausweichlich und bedarf keiner beson<strong>de</strong>ren Ursachen. Mit an<strong>de</strong>rn Worten: Homosexualität ist we<strong>de</strong>r krankhaft noch abnorm,<br />

son<strong>de</strong>rn eine natürliche Erscheinungsform von Sexualität in Verbindung mit Bewusstsein. Bestimmte Lebensbedingungen in <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>r<br />

Persönlichkeitsentwicklung verän<strong>de</strong>rn nur die Wahrscheinlichkeit und Häufigkeit ihres Auftretens.<br />

An dieser Stelle sei eine kühne Behauptung angebracht: das sogenannte Leib-Seele- bzw. mind-body-Problem ist längst gelöst, o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs<br />

ausgedrückt, es ist nur ein Scheinproblem. Wenn jemand mit einem Freund o<strong>de</strong>r Freundin telefoniert, dann wird er/sie nicht nur die Stimme,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die Stimmung <strong>de</strong>s Gesprächspartners erkennen. Man wird in aller Regel fragen, "warum hast du gute/schlechte Laune?" Obwohl<br />

je<strong>de</strong>rmann weiß, dass die Stimme von einem modulierten, elektrischen Strom übertragen wird, kommt niemand auf die I<strong>de</strong>e zu fragen, "warum<br />

hast du guten/schlechten Strom?" Das Gehirn funktioniert ähnlich wie das Telefon durch teils elektrische, teils chemische Übertragungen. Geist<br />

und Seele, wie auch die sogenannten Qualia, sind Interpretationen <strong>de</strong>r physikalisch-chemischen Zustän<strong>de</strong> und Prozesse <strong>de</strong>r neuronalen<br />

Strukturen. Selbst das Verstehen <strong>de</strong>r Physik und Chemie ist schon nichts an<strong>de</strong>res als Interpretation. Durch vergleichen<strong>de</strong> Kommunikation mit<br />

Artgenossen wer<strong>de</strong>n die Interpretationen gefestigt, auf ihre Eignung für die Lebensbewältigung überprüft und bewusst gemacht. Das<br />

wissenschaftliche Problem liegt in <strong>de</strong>m historisch bedingten "linguistic gap" zwischen <strong>de</strong>m psychischen Phänomen und <strong>de</strong>n auslösen<strong>de</strong>n<br />

physischen Prozessen. Die Erkenntnisse <strong>de</strong>r Computer- und Informationswissenschaft sind dabei, mit ihrem Begriffsrepertoire zunehmend auf<br />

die life sciences auszustrahlen und damit das linguistic gap allmählich aufzufüllen. An<strong>de</strong>rerseits entstehen neue, irreführen<strong>de</strong> Metaphern wie<br />

Geist-Computer. Die Scheidung <strong>de</strong>r Welt in Hardware und Software ist die mo<strong>de</strong>rne Form <strong>de</strong>s cartesischen Dualismus. Geist, Gefühle und<br />

Seele, also "Software", sind letztlich zurückzuführen auf die gegenseitige Anziehung und Abstoßung elektrisch gela<strong>de</strong>ner Teilchen, die infolge<br />

ihrer Symmetrie, Transitivität und Multidimensionalität die ungeheuer komplexen materiellen Strukturen ermöglichen und bewirken, auf <strong>de</strong>nen<br />

wie<strong>de</strong>rum die Erscheinung <strong>de</strong>r Information beruht. Die zentrale und schwierige Frage ist die Form <strong>de</strong>r Beziehungen und <strong>de</strong>r Wechselwirkungen<br />

eben <strong>de</strong>r Strukturen untereinan<strong>de</strong>r; mit <strong>de</strong>n daraus folgen<strong>de</strong>n emergenten Eigenschaften. Psychische und mentale Phänomene sind<br />

Auswirkungen physiologischer Prozesse - und von nichts an<strong>de</strong>rem und nicht umgekehrt. Es gibt keine Produzenten o<strong>de</strong>r<br />

Funktionsträger für Geist und Psyche - <strong>de</strong>shalb sind sie auch nicht zu fin<strong>de</strong>n, auch wenn bekannt ist, wo sie lokalisiert sein müssen. So wenig<br />

wie die Astronomen <strong>de</strong>n Himmel fin<strong>de</strong>n, so wenig wer<strong>de</strong>n die Physiologen <strong>de</strong>n Geist fin<strong>de</strong>n. Mit an<strong>de</strong>rn Worten: Geist wie Gefühle an sich gibt<br />

es nicht; es sind nur Worte für eine noch unverstan<strong>de</strong>ne Verhaltensweise <strong>de</strong>r Materie, für die es <strong>de</strong>shalb auch noch keine adäquate Sprache<br />

gibt. Es be<strong>de</strong>utet insbeson<strong>de</strong>re auch, dass Gedanken und I<strong>de</strong>en nicht komplexer und umfassen<strong>de</strong>r sein können als die ihnen als Substrat zu<br />

Grun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> materielle Struktur! Den Phantasien von Weltgeist usw. sind dadurch enge Grenzen gesetzt.<br />

Auch das Wetter hat anerkanntermaßen sowohl eine physikalische als auch eine emotionale Dimension. Luftdruck und Temperatur wer<strong>de</strong>n auf<br />

<strong>de</strong>r Grundlage physikalischer Gesetze gemessen, obwohl bei<strong>de</strong> Größen nur statistisch aggregierte, also gar nicht wirklich physikalische

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