gesamt 12 - Evolutionsfehler.de
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Beteiligung unterschiedlicher präsynaptischer Neuronen und Neurotransmitter - exzitatorisch und inhibitorisch - sehr viel komplizierter ist als ein<br />
Multiplexer.<br />
Der Ausdruck "Speicherung von Information" ist einer <strong>de</strong>r populärsten Irrtümer unserer Zeit und eine <strong>de</strong>utliche Bestätigung <strong>de</strong>r Sapir-Whorf-<br />
Hypothese, wonach die Sprache das Denken prägt. In <strong>de</strong>r Tat wer<strong>de</strong>n auch im Computerspeicher nicht Informationen gespeichert, son<strong>de</strong>rn<br />
Signalwege durch Schalter bestimmt und dauerhaft festgelegt. Von dieser Erkenntnis ist es nur noch ein "kleiner Gedankensprung" zur<br />
Funktionsweise <strong>de</strong>s Gehirns bzw. <strong>de</strong>s Gedächtnisses.<br />
Technische Schalter führen immer dieselbe, festgelegte Funktion aus, wogegen "leben<strong>de</strong> Schalter" verän<strong>de</strong>rlich sind wie das Signal, das sie<br />
schalten. Das physische Verkehrsnetz <strong>de</strong>s Gehirns wird vom Verkehr im Verlauf <strong>de</strong>r Evolution selbst geformt und bietet sich dafür an, die<br />
Grundmuster <strong>de</strong>r Wahrnehmung zu repräsentieren. Das logische Verkehrsnetz, also die dynamische Struktur, kann die Erfahrungen, das<br />
Erlernte und somit das Bewusstsein repräsentieren. Auch die Regenerationsfähigkeit nach Hirnschädigungen kann vornehmlich nur auf das<br />
logische Netz zurückgeführt wer<strong>de</strong>n. Die Verkehrswege mün<strong>de</strong>n im Muskelapparat, im Sprachapparat, in Drüsen und Organen zur Produktion<br />
und Transformation von Hormonen, Sekreten u.v.a. Substanzen., wodurch Motorik, Sprache, Empfindungen und Emotionen erzeugt und<br />
verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Sinneswahrnehmungen, Gedanken und Gefühle reflektieren <strong>de</strong>n momentanen Zustand <strong>de</strong>r neuronalen Strukturen.<br />
Physikalisch ist nicht auszuschließen, dass Aktionspotentiale, also elektrische Ströme in <strong>de</strong>n Axonen, über die dadurch erzeugten<br />
magnetischen Fel<strong>de</strong>r auf Nachbarneuronen einwirken sowie elektromagnetische Emissionen bewirken.<br />
Theoretisch könnten solche elektromagnetischen Emissionen über das Gehirn hinaus abgestrahlt und nicht nur von externen Geräten (EEG),<br />
son<strong>de</strong>rn auch von an<strong>de</strong>ren Gehirnen mittels Induktion empfangen wer<strong>de</strong>n; möglicherweise sogar über Reflexionen an Sternen im Weltall, so<br />
dass Zeitverzögerungen von Jahrtausen<strong>de</strong>n und völlige Ortsunabhängigkeit die Folge wären. Die geringe Energie <strong>de</strong>r Emissionen spricht<br />
selbstverständlich gegen diese "science-fiction". Überdies bil<strong>de</strong>n die Aktionspotentiale nur Bruchstücke <strong>de</strong>r ohnehin interpretationsbedürftigen<br />
Information, so dass die empfangenen Signale nur ein Chaos bzw. Rauschen bewirken wür<strong>de</strong>n.<br />
Wür<strong>de</strong>n Informationen im Gehirn wie in einem Computer an statischen Stellen, m.a.W. an bestimmten Adressen, gespeichert, dann wür<strong>de</strong> das<br />
Gedächtnis mit unwichtigen Informationen überflutet und beim Lernen müssten alle Speicherstellen zuerst nach bereits vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Informationen abgesucht wer<strong>de</strong>n, um Wi<strong>de</strong>rsprüche erkennen zu können. Dies wäre sehr zeitraubend, eher unmöglich. An<strong>de</strong>rnfalls könnten<br />
unbewusst(!) wi<strong>de</strong>rsprüchliche Informationen gleichzeitig vorhan<strong>de</strong>n sein, was die Überlebenswahrscheinlichkeit stark reduzieren wür<strong>de</strong>.<br />
Darüber hinaus hat je<strong>de</strong>r Computer eine endliche Wortlänge, kann also nur endlich viele, fest <strong>de</strong>finierte Zustän<strong>de</strong> darstellen - für Organismen<br />
untragbar. Folglich sind nicht die Informationen bestimmend, son<strong>de</strong>rn die materiellen Prozesse und Strukturen bestimmen das, was <strong>de</strong>r<br />
Mensch als Information empfin<strong>de</strong>t. Das Gedächtnis entspricht <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r assoziativen, d.h. inhaltsadressierten Speicher in <strong>de</strong>r Informatik.<br />
Im Gegensatz zur Computertechnik hat <strong>de</strong>r neurophysiologische Apparat kein Problem, eine Vielzahl von Speicherstellen gleichzeitig bzw.<br />
parallel zu adressieren, wie es bei dieser Speicherform notwendig ist. Modifikationen <strong>de</strong>r neuronalen, dynamischen Strukturen führen zu<br />
Modifikationen <strong>de</strong>r Informationen, wobei die alte Struktur und dadurch zwingend die alte Information verloren geht, so dass unmöglich<br />
dieselben Informationen mehrfach im Gedächtnis vorhan<strong>de</strong>n sein können. Dies ist aus ersichtlichen Grün<strong>de</strong>n, nicht nur aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Konsistenz <strong>de</strong>r Information (z.B. Kapazitäts- und Leistungsproblem), eine lebenswichtige Eigenschaft <strong>de</strong>s Gedächtnisses.<br />
Die klassische Post verwen<strong>de</strong>t ein<strong>de</strong>utige Hausnummern als Adressen, um Botschaften zu überbringen. Der Postbote muss weniger<br />
Information speichern und übertragen, um <strong>de</strong>n richtigen Empfänger zu i<strong>de</strong>ntifizieren und ist unabhängig von <strong>de</strong>ssen aktuellem Aussehen. In<br />
technischen Systemen zur Zugangskontrolle o<strong>de</strong>r zur Täteri<strong>de</strong>ntifizierung wird als Adresse ein Fingerabdruck, ein Abbild <strong>de</strong>r Netzhaut und<br />
neuerdings das Genom verwen<strong>de</strong>t. Voraussetzung ist, dass eine zentrale Instanz zuvor je<strong>de</strong>m Empfänger eine Nummer bzw. ein Abbild zuteilt<br />
und dass bei <strong>de</strong>r Zustellung die Zuordnung von Empfänger und Hausnummer möglich ist (Kennzeichnung und Korrektheit <strong>de</strong>r Adresse). Bei<br />
<strong>de</strong>r Zeugnisverteilung in <strong>de</strong>r Schule an<strong>de</strong>rerseits wird <strong>de</strong>r Empfänger selbst i<strong>de</strong>ntifiziert. Das setzt offensichtlich voraus, dass dieser soweit<br />
bekannt ist, dass er durch Vergleich <strong>de</strong>s aktuellen mit <strong>de</strong>m bekannten Aussehen i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n kann (z.B. nicht vollständig maskiert und<br />
kein Zwillingsproblem!) und zweitens, dass er zur Übergabe physisch anwesend ist. Genau so wird bei inhaltsadressierten Speichern nicht eine<br />
Hausnummer als Adresse verwen<strong>de</strong>t, son<strong>de</strong>rn ein aktuelles Datum, das mit <strong>de</strong>m Inhalt aller Speicherstellen verglichen wird. Konsequenz ist<br />
die eventuell fehlen<strong>de</strong> Ein<strong>de</strong>utigkeit bei unvollständigen bzw. gleichartigen Daten (Maskierung/Zwilling), die Entscheidungsstrategien<br />
notwendig macht. Im Gedächtnis fehlt eine zentrale Instanz zur Nummernverteilung und die notwendige Zuordnung von Adresse zu<br />
Speicherinhalt wäre keine Lösung, son<strong>de</strong>rn nur eine Problemverlagerung (Kennzeichnung <strong>de</strong>r Adresse und Überprüfung <strong>de</strong>r Korrektheit). Die<br />
fehlen<strong>de</strong> Ein<strong>de</strong>utigkeit auf physiologischer Ebene muss durch Zufall gelöst wer<strong>de</strong>n, kann also nicht in das Bewusstsein vordringen.<br />
Ein Charakteristikum <strong>de</strong>r Natur ist, dass sie nicht aus mehreren Möglichkeiten die beste auswählt und alle an<strong>de</strong>ren ignoriert, son<strong>de</strong>rn dass sie<br />
alle verfügbaren Möglichkeiten nutzt, wenngleich in unterschiedlicher Intensität. Deshalb wer<strong>de</strong>n Informationen wohl auf verschie<strong>de</strong>ne Arten im<br />
Gedächtnis gespeichert. Es ist eine falsche Vorstellung, dass im Gedächtnis Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Realität gespeichert wer<strong>de</strong>n. Die unleugbar<br />
wirklichkeitsnahe Übereinstimmung von Realität und Wahrnehmung, die unvermeidlich zu dieser Vorstellung geführt hat, beruht auf <strong>de</strong>m<br />
rückkoppeln<strong>de</strong>n Zusammenwirken von Anfassen und Erfassen und <strong>de</strong>r Fixierung <strong>de</strong>r Erfahrungen im langen Zeitraum <strong>de</strong>r Evolution. Wenn es<br />
überlebensnotwendig ist, dass die Wahrnehmung ein adäquates Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Lebenswelt liefert, dann sind im Umkehrschluss alle Organismen<br />
fähig, ein adäquates Mo<strong>de</strong>ll ihrer Lebenswelt zu erzeugen. Wenn zusätzlich die Wirklichkeitstreue <strong>de</strong>r Abbildung ein Selektor <strong>de</strong>r Fitness ist,<br />
dann muss im Verlauf <strong>de</strong>r Evolution "adäquat" in Richtung "wirklichkeitsnah" konvergieren. Dieses Pauschalurteil setzt sich zusammen aus <strong>de</strong>r<br />
Quantität und <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Sinnesdaten, weit mehr aber aus <strong>de</strong>n Eigenheiten <strong>de</strong>r Transformation <strong>de</strong>r Sinnesdaten in Handlungen. Hieraus<br />
läßt sich ableiten, dass Bewusstsein nicht Ziel <strong>de</strong>r Evolution, son<strong>de</strong>rn "nur" ein Epiphänomen <strong>de</strong>r Transformation einer Überfülle von<br />
Sinnesdaten in Verhalten ist.<br />
Manche KI-Forscher (KI=Künstliche Intelligenz) und Informationstechnologen haben die Vorstellung, die Inhalte <strong>de</strong>s Gehirns auf einen<br />
Computerspeicher zu übertragen (upload) und so ihr Bewusstsein für die Ewigkeit zu konservieren, bzw. das Gehirn selbst technisch zu<br />
ersetzen. Diese Vorstellungen sind naiv, auch wenn heute schon viel bewun<strong>de</strong>rnswertes möglich ist und weitere Leistungssteigerungen durch<br />
höhere Informationsdichten subatomarer Schalter sicher noch kommen wer<strong>de</strong>n. Sie nehmen kopierbare, also lokalisierbare und objektivierbare<br />
Realitäten an, wo nur Begriffe für Phänomene sind. Abgesehen davon wären solche Kopien grundsätzlich unmöglich. Je<strong>de</strong>s Originalbild wird<br />
durch eine Abbildung bzw. Replikation selbst verän<strong>de</strong>rt, allein schon durch die dafür erfor<strong>de</strong>rliche Zeit. Dies mag in <strong>de</strong>r Praxis meist<br />
unerheblich o<strong>de</strong>r rekonstruierbar sein, <strong>de</strong>nnoch ist es immer und unleugbar wahr. Es be<strong>de</strong>utet nichts an<strong>de</strong>res, als dass es unmöglich ist, ein<br />
absolut getreues Abbild eines Originals zu erhalten, ohne in einen infiniten Regress zu geraten. Auch eine atomgetreue Abbildung wür<strong>de</strong> daran<br />
nichts än<strong>de</strong>rn. I<strong>de</strong>ntität ist zwar möglich, dann aber nicht mit Sicherheit erkennbar bzw. nachweisbar. Heraklit erkannte dies bereits vor 2500<br />
Jahren und Heisenberg hat es aus an<strong>de</strong>rer Perspektive formuliert.<br />
Der Mensch kann nur erkennen, was er früher schon einmal erkannt hatte. Ein bekanntes Gesicht beispielsweise kann nur i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n,<br />
wenn sein Muster bereits im Gedächtnis vorhan<strong>de</strong>n ist und wenn ihm seine Be<strong>de</strong>utung zugeordnet ist! Es entsteht also offenkundig das<br />
klassische Henne-Ei-Problem. Der Prozess <strong>de</strong>r Erkenntnisgewinnung geschieht grob in drei Schritten:<br />
1. Wahrnehmung und Etablierung eines Wahrnehmungsmusters,<br />
2. Etablierung von Be<strong>de</strong>utung durch Verknüpfung mit sprachlichen Symbolen und an<strong>de</strong>ren Wahrnehmungs- und Gedächtnisinhalten,<br />
3. I<strong>de</strong>ntifizierung von Wahrnehmungen durch Vergleich mit <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Mustern und Verstehen <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung bei Erfolg.