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gesamt 12 - Evolutionsfehler.de

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München, 1998-10/2001<br />

von<br />

Anton Reutlinger<br />

Dipl.-Inform.<br />

reuanmuc@lycos.com<br />

Zusammenfassung: Die Evolution <strong>de</strong>s Lebens wird in <strong>de</strong>r öffentlichen Darstellung meist auf Mutation und Selektion reduziert. Das ist nicht nur<br />

sachlich falsch, weil die Evolution in ihren Ursachen und ihren Prozessen genauso kompliziert und vielfältig ist wie die Lebewesen selbst,<br />

son<strong>de</strong>rn bewirkt auch eine falsche Rezeption <strong>de</strong>r Evolutionstheorie Darwins und provoziert ihre Ablehnung bei Traditionalisten. Die Evolution<br />

ist vor allem an<strong>de</strong>ren die logische und zwingen<strong>de</strong> Konsequenz von Variationen im Verlauf <strong>de</strong>r Fortpflanzung. Deren Ursachen liegen in einer<br />

gegenüber <strong>de</strong>m zielgerichteten und zweckorientierten Denken <strong>de</strong>s Menschen inversen Kybernetik <strong>de</strong>r Lebensprozesse. Grundlage dafür sind<br />

allein die physikalisch-chemischen Gesetzmäßigkeiten und die gigantische Diversität <strong>de</strong>r organischen Stoffe, die komplexe materielle<br />

Strukturen und vernetzte Wirkungskreise mit emergenten, biologischen Eigenschaften ermöglichen. Die Selektion ist zwar be<strong>de</strong>utsam für das<br />

gegenwärtig sichtbare und zufällige Resultat, ein Schnappschuss <strong>de</strong>r Evolution, für die Evolution an sich hat sie aber nur zweitrangige und<br />

überschätzte Be<strong>de</strong>utung, weil sie nur restriktiv wirksam sein kann. Selbst manche Wissenschaftler sind sich sowohl dieser Tatsache als auch<br />

<strong>de</strong>r Folgen einer sprachlich nachlässigen Verwendung von Begriffen wie Anpassung anscheinend nicht bewusst. Die Evolutionstheorie<br />

Darwins hat seit ihrer Veröffentlichung 1859 viele Erweiterungen, Modifizierungen und Korrekturen erfahren, so dass <strong>de</strong>r Begriff Darwinismus<br />

kaum mehr zutreffend ist. Sie hat bis heute aber we<strong>de</strong>r eine vernünftige Alternative noch einen Abschluss zu gewärtigen. Es gibt eine Fülle von<br />

Beobachtungen und Argumenten für die Richtigkeit <strong>de</strong>r Thesen Darwins und seiner Nachfolger, so dass die Evolutionstheorie in ihren<br />

wesentlichen Aussagen als erwiesen betrachtet wer<strong>de</strong>n darf. Neben einigen bekannten wer<strong>de</strong>n hier einige bisher wenig beachtete Thesen<br />

erläutert, wie die Prinzipien <strong>de</strong>r Redundanz und <strong>de</strong>s Bootstrapping. In Verbindung mit <strong>de</strong>r Genetik und <strong>de</strong>n Kognitionswissenschaften wird die<br />

Evolutionstheorie erst in <strong>de</strong>n nächsten Jahrzehnten ihre volle Wirkung entfalten und das Selbstverständnis <strong>de</strong>s Menschen, sowie seine Kultur<br />

und seine Ethik umwälzen, in<strong>de</strong>m vielen pseudowissenschaftlichen, philosophischen, metaphysischen und religiösen Spekulationen <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n<br />

entzogen wird. Lebensfreu<strong>de</strong>, Vernunft, Moral und Humanität können dauerhaft nur auf Wahrheit, Wirklichkeit und Wissen aufbauen und die<br />

Wirklichkeit liegt unverän<strong>de</strong>rlich in <strong>de</strong>n materiellen Gegebenheiten und <strong>de</strong>n erkennbaren Gesetzmäßigkeiten <strong>de</strong>r Natur. Nicht ihre Verleugnung<br />

und Verdrängung, son<strong>de</strong>rn ihre Gestaltung ist Ausdruck und Zeugnis von Geist und Wür<strong>de</strong>. Die Erkenntnis <strong>de</strong>r Evolution markiert einen "turnaround"<br />

<strong>de</strong>r Weltgeschichte; sie führt zur Entheiligung und zur Entfrachtung <strong>de</strong>s Lebens von traditionellem Ballast und öffnet <strong>de</strong>n Weg zu<br />

Gelassenheit, Optimismus und Freiheit von Geist und Seele. Die ganze Faszination und <strong>de</strong>r Reichtum <strong>de</strong>s Lebens - seine eigentliche<br />

Wertschätzung - liegen gera<strong>de</strong> in seinem materiellen Ursprung und seiner Zweckfreiheit. Letztlich stehen Geist und Bewusstsein als<br />

Phänomene <strong>de</strong>r Inversion physikalischer Kybernetik selbst auf <strong>de</strong>m Prüfstand <strong>de</strong>r Wissenschaft und im Scheinwerferlicht <strong>de</strong>r Evolution.<br />

_____________<br />

Aus Berichten in öffentlichen Medien, aber auch aus Schriften namhafter Evolutionswissenschaftler ist <strong>de</strong>r Eindruck zu gewinnen, dass auch<br />

heute noch die Evolutionstheorie Charles Darwins (1809-1882; On the Origin of Species, 1859) in weiten Kreisen falsch interpretiert und<br />

missverstan<strong>de</strong>n wird. Die Schlagworte "Kampf ums Dasein", "Kampf ums Überleben", "survival of the fittest", "Recht <strong>de</strong>s Stärkeren", "Erfolg <strong>de</strong>r<br />

Tüchtigen" suggerieren einen Krieg <strong>de</strong>r Arten und sogar <strong>de</strong>r Individuen. Es scheint, dass die Kampfkultur <strong>de</strong>r Menschheit, entstan<strong>de</strong>n aus<br />

jahrhun<strong>de</strong>rtelanger historischer Erfahrung, schlicht als "Selektion <strong>de</strong>r Menschheit" legitimiert wird, in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r "struggle for life", d.h. das Ringen<br />

um das Leben, bewusst o<strong>de</strong>r unbewusst missinterpretiert und für eigennützige Zwecke missbraucht wird. Diese machtpolitische, gewollte<br />

Fehl<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Evolutionstheorie war im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt Ursache, Alibi und Rechtfertigung für zweifelhafte Mittel, für viele Verbrechen und<br />

sogar Kriege. Die Selektion in <strong>de</strong>r Natur dagegen ist i<strong>de</strong>ologiefrei und friedlich. Sie hinterlässt Wirkungen, aber sie bil<strong>de</strong>t keine Ursachen. Darin<br />

liegt <strong>de</strong>r große Irrtum.<br />

Mit Anbruch <strong>de</strong>s neuen Jahrhun<strong>de</strong>rts tritt mit <strong>de</strong>r Genforschung und <strong>de</strong>r Gentechnik eine an<strong>de</strong>re Facette <strong>de</strong>r Evolutionstheorie in <strong>de</strong>n<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund. Ihre philosophischen, psychologischen und kulturellen, bis heute kaum erkannten und analysierten Konsequenzen wer<strong>de</strong>n dabei<br />

mit aller Kraft und in voller Tragweite zur Geltung kommen. Sie wer<strong>de</strong>n das Selbstverständnis <strong>de</strong>s Menschen tief erschüttern, Kulturen und<br />

Gesellschaften umwälzen mit nicht vorhersagbaren Folgen. Die wenigsten Menschen haben bisher eine Vorstellung von <strong>de</strong>r universellen,<br />

zeitlosen Gültigkeit und <strong>de</strong>r enormen Aussagekraft <strong>de</strong>r Evolutionstheorie im Verbund mit <strong>de</strong>r Genetik und <strong>de</strong>n Informations-, Kommunikations-<br />

und Erkenntniswissenschaften. Sie wird eine große Gefahr für alle traditionellen Demagogen, Phantasten und Heilsverkün<strong>de</strong>r, weil sie<br />

zunehmend Quelle <strong>de</strong>s Zweifels und <strong>de</strong>r Unsicherheit für <strong>de</strong>ren Anhänger wird. Mit allmählich zunehmen<strong>de</strong>r Publizität kann es ausser zu<br />

einem verstärkten Kampf gegen die Evolutionstheorie selbst auch zu Polarisierungen und zu Konfrontationen gesellschaftlicher Gruppen und<br />

ganzer Gesellschaften kommen. Ebenso wer<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r neue, angepasste Heilsverkün<strong>de</strong>r und Seelenfänger auftauchen. Man kann die<br />

Evolutionstheorie aber nicht ablehnen, soweit sie sich als richtig erweist, weil die Natur sich nicht <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>ologien, Denkgewohnheiten,<br />

Vorurteilen und Wunschvorstellungen <strong>de</strong>r Menschheit verpflichtet fühlt. Die Schlussfolgerung vom Sollen <strong>de</strong>r Theologie, Metaphysik und<br />

Esoterik auf das Sein in <strong>de</strong>r Natur ist <strong>de</strong>r "traditionalistische Fehlschluss". Ohne eine auf <strong>de</strong>r Evolutionstheorie grün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Anthropologie<br />

sind die Geistes- und die Gesellschaftswissenschaften nur endlose Sprachspiele.<br />

Die verbreitete Skepsis gegenüber <strong>de</strong>r Evolutionstheorie geht einher mit einer allgemein wachsen<strong>de</strong>n Skepsis gegenüber <strong>de</strong>n Wissenschaften<br />

und einem Misstrauen gegenüber <strong>de</strong>n Wissenschaftlern. Sie beruht vornehmlich auf <strong>de</strong>r mangelhaften Unterscheidung zwischen Forschung,<br />

Wissenschaft und Technik und auf <strong>de</strong>n Mechanismen <strong>de</strong>r öffentlichen Massenmedien, die spekulative und meist spektakuläre<br />

Wissenschaftsanwendungen in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund rücken. Das für <strong>de</strong>ren Darstellung i<strong>de</strong>ale und unverzichtbare Medium Fernsehen neigt dazu,<br />

die Möglichkeiten <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>rkombination Fernsehen und Computergrafik zu übersteigerter Selbstdarstellung zu gebrauchen und Forschung so<br />

zum optischen Spektakel zu machen und als Handlanger <strong>de</strong>r Industrie darzustellen. Dagegen wird die affirmative und oftmals schwieriger zu<br />

verstehen<strong>de</strong>, geringere Quoten versprechen<strong>de</strong> wissenschaftliche Erkenntnis verdrängt. Ihre Be<strong>de</strong>utung an sich für Kultur und Gesellschaft, für<br />

Weltanschauung und Lebensgestaltung jenseits von Technologie, wird nicht öffentlich diskutiert und fast völlig vernachlässigt - obwohl gera<strong>de</strong><br />

sie es ist, die <strong>de</strong>n Mensch zum Menschen macht! So wird es <strong>de</strong>n Kritikern leicht gemacht, nicht nur die Glaubwürdigkeit <strong>de</strong>r Wissenschaft<br />

allgemein anzuzweifeln, son<strong>de</strong>rn sogar das Verbot bestimmter Forschungszweige zu verlangen zu Gunsten vorgefaßter Weltbil<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r<br />

beliebiger I<strong>de</strong>ologien, bis hin zum fanatischen und tödlichen Kampf. Wissenschaft ist das stetige Bemühen, die Natur so zu beschreiben, dass<br />

die Beschreibung mit <strong>de</strong>n Beobachtungen und Erfahrungen übereinstimmt. Sie ist einerseits nicht verantwortlich für die Beschaffenheit <strong>de</strong>r<br />

natürlichen Welt, dass die Welt so ist wie sie ist, und an<strong>de</strong>rerseits kann sie nicht wertneutral sein, wo die Wertsetzung selbst<br />

Wissenschaftlichkeit für sich beansprucht zu ihrer Rechtfertigung.

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