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gesamt 12 - Evolutionsfehler.de

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somit eine feste Brücke zwischen Syntax und Semantik bil<strong>de</strong>n. Der Zoologe Richard Dawkins hat dafür in Analogie zum Gen <strong>de</strong>n Begriff "Mem"<br />

erfun<strong>de</strong>n (Das egoistische Gen, 1978). Die Sprache muss <strong>de</strong>m individuellen Bewusstsein in <strong>de</strong>r Evolution ein kleines Schrittchen vorauseilen,<br />

weil erst sie durch die Kommunikation Bewusstsein erzeugen kann ("hast du das gesehen?") und gemeinsames Bewusstsein wie<strong>de</strong>rum die<br />

Sprache erweitert. Sie ermöglicht es, Vorstellungen von Dingen und Situationen zu bil<strong>de</strong>n, bevor diese wahrgenommen und "erfahren" wer<strong>de</strong>n<br />

mit möglicherweise tödlichen Folgen. Damit schafft sie <strong>de</strong>m Homo sapiens sapiens einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Überlebensvorteil (z.B. Kin<strong>de</strong>r im<br />

Straßenverkehr). Die Entwicklung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s im Zeitraum vor Erlernen <strong>de</strong>r Sprache ist bisher wenig erforscht, da niemand sich daran erinnern<br />

kann. Dies legt <strong>de</strong>n Schluss nahe, dass bewusste Erinnerung - folglich auch Bewusstsein - mit <strong>de</strong>r Sprache zusammenhängt. Aus diesem<br />

Grund ist auch weitgehend unbekannt, wie sich Eindrücke und Erfahrungen dieser Zeit auf <strong>de</strong>n Menschen auswirken. Es ist zu vermuten, dass<br />

das Verhalten <strong>de</strong>r Mutter u.a. beim Stillen, Wickeln und Waschen in <strong>de</strong>n ersten Lebensmonaten für das spätere Verhalten <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s sehr viel<br />

prägen<strong>de</strong>r und be<strong>de</strong>utsamer ist als das genetische Erbe. Auch die Auswirkungen <strong>de</strong>r pränatalen Lebensbedingungen auf <strong>de</strong>n sich<br />

entwickeln<strong>de</strong>n Menschen sind bisher wenig erforscht.<br />

Bis zu seiner Geburt hat <strong>de</strong>r Mensch noch keinen Menschen gesehen und gehört - auch nicht sich selbst. Das be<strong>de</strong>utet, er hat bis dahin kein<br />

Selbstbildnis, keine Vorstellung vom Menschsein, außer seinen eigenen körperlichen Empfindungen. Es be<strong>de</strong>utet auch, dass <strong>de</strong>r Mensch sein<br />

menschliches Bewusstsein frühestens nach <strong>de</strong>r Geburt in <strong>de</strong>n ersten Lebensmonaten vollständig entwickeln kann - mit all <strong>de</strong>n sich daraus<br />

ergeben<strong>de</strong>n, auch ethischen Konsequenzen.<br />

Vorstellungen von <strong>de</strong>r Ethik und <strong>de</strong>r Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Menschen grün<strong>de</strong>n auf Weltbil<strong>de</strong>rn, die entwe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Theologie, bzw. einer Naturreligion,<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Anthropologie mit <strong>de</strong>r Evolutionstheorie entstammen. Ausgangspunkt, aber gleichzeitig auch Zielpunkt ist die Vorstellung von <strong>de</strong>r<br />

Gleichwertigkeit bei Anerkennung <strong>de</strong>r Ungleichheit aller Menschen. Es gibt keine erkennbaren und objektiven Unterschie<strong>de</strong> zwischen<br />

Menschen, die eine Höher- o<strong>de</strong>r eine Min<strong>de</strong>rwertigkeit begrün<strong>de</strong>n; wohl aber gibt es das subjektive Bedürfnis nach Höherwertigkeit, <strong>de</strong>ssen<br />

Konsequenz eine intraspezifische Selektion ist und <strong>de</strong>ssen Übertreibungen Ursprung einer Ethik sind. Der Unterschied zwischen Mensch und<br />

Nichtmensch dagegen ist groß genug, um ein<strong>de</strong>utig erkannt zu wer<strong>de</strong>n. Insofern hat es die Evolution <strong>de</strong>m heutigen Menschen leicht gemacht.<br />

Wie wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mensch sich aber verhalten, wenn die Nean<strong>de</strong>rtaler heute noch leben<strong>de</strong> Nachfahren hätten? Aus <strong>de</strong>r Kenntnis <strong>de</strong>r Historie kann<br />

man wohl ableiten, dass <strong>de</strong>r Mensch es selbst war, <strong>de</strong>r für diesen Abstand gesorgt hat und auf <strong>de</strong>m besten Weg ist, <strong>de</strong>n Abstand weiter zu<br />

vergrößern.<br />

Zur Frage <strong>de</strong>r Gleichwertigkeit <strong>de</strong>r Menschen und <strong>de</strong>r Kulturen hat <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch-amerikanische Anthropologe und Ethnologe Franz Boas (1858-<br />

1942) bereits En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19.Jhdts. Expeditionen zu <strong>de</strong>n Eskimos Kanadas unternommen und <strong>de</strong>ren Sprachen und Kulturen studiert. Seine<br />

Erkenntnisse, auch aus seinen Studien zur Immigration in <strong>de</strong>n USA, können je<strong>de</strong>m Anhänger eines Rassismus zur Lektüre empfohlen wer<strong>de</strong>n!<br />

Bezeichnen<strong>de</strong>rweise sind seine Werke von <strong>de</strong>n Nazis verboten und verteufelt und später ignoriert wor<strong>de</strong>n. Unter seinen Nachfolgern ist <strong>de</strong>r<br />

französische Anthropologe Clau<strong>de</strong> Lévi-Strauss (1908-1998) als Zeuge zu nennen.<br />

Ausgehend von <strong>de</strong>r "Natürlichkeit" <strong>de</strong>s Menschen gibt es keine Instanz, außer <strong>de</strong>r Menschheit selbst, auf die ethische Normen zurückgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n können. Und es gibt keine Werte, außer <strong>de</strong>nen, die <strong>de</strong>r Mensch sich selber setzt zur Richtschnur seines Verhaltens gegenüber sich<br />

selbst und seinen Mitmenschen. Die Beachtung <strong>de</strong>r Werte und <strong>de</strong>r daraus abgeleiteten Normen unterliegt daher <strong>de</strong>r Freiwilligkeit <strong>de</strong>s<br />

Einzelnen. Ihre Nichtbeachtung kann gesellschaftlich sanktioniert wer<strong>de</strong>n im Hinblick auf die Verhin<strong>de</strong>rung möglicher Schä<strong>de</strong>n und die<br />

Wie<strong>de</strong>rgutmachung entstan<strong>de</strong>ner Schä<strong>de</strong>n, sie darf aber nicht gewaltsam verhin<strong>de</strong>rt und nicht moralisch verurteilt wer<strong>de</strong>n. Kein Mensch hat<br />

das Recht, sich persönlich zum Richter über seine Mitmenschen zu erheben. Je<strong>de</strong>r ist für sein Tun, sowie <strong>de</strong>ssen Folgen grundsätzlich selbst<br />

verantwortlich. Staatliche Gesetze, Traditionen o<strong>de</strong>r psychischer Notstand können ihn möglicherweise von juristischer o<strong>de</strong>r moralischer<br />

"Schuld" befreien, sie können ihn aber nicht von seiner Verantwortung vor sich selbst entheben.<br />

Allzu häufig wird Moral dazu missbraucht, Menschen an<strong>de</strong>rer Konfession, Sitte, Tradition, Kultur o<strong>de</strong>r Lebensweise zu bevormun<strong>de</strong>n, zu<br />

drangsalieren, zu nötigen, zu diskriminieren und zu verurteilen. Ethos o<strong>de</strong>r Moral kann <strong>de</strong>n Menschen helfen, sich sozial konform zu verhalten,<br />

lebensgeeignete Entscheidungen zu treffen und das Leben im Konsens mit <strong>de</strong>n Mitmenschen zu gestalten. Dazu soll Moral die Richtschnur<br />

sein. Sie darf aber nicht zum Gängelband gemacht wer<strong>de</strong>n, das zur Unfreiheit führt; und sie darf nicht Alibi sein für Macht- und<br />

Herrschaftsausübung in Form einer "Präventivethik". Bezeichnend dafür ist, dass vor <strong>de</strong>m Hintergrund wachsen<strong>de</strong>n Misstrauens gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Mitmenschen ethisches Verhalten immer nur bei <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>ren eingefor<strong>de</strong>rt wird! Der Ruf nach Moral kommt aus <strong>de</strong>r Erkenntnis <strong>de</strong>r<br />

eigenen Unmoral. Ethische Grundsätze wie Wür<strong>de</strong>, Ehre, Treue, Liebe in Kombinationen mit Gott, Mensch, Volk, Vaterland und dgl. sind nicht<br />

selten nur abstrakte, substanzlose Phrasen, die zur binären und willkürlichen Einteilung <strong>de</strong>r Menschen in gut und böse verführen. Letzte<br />

Konsequenz daraus sind To<strong>de</strong>surteile, Terror und Kriege. Staatliche Gesetze sollen <strong>de</strong>r Orientierung <strong>de</strong>s Verhaltens dienen; sie können keine<br />

ethischen o<strong>de</strong>r moralischen Werte darstellen. Das Strafrecht ist Spiegelbild einer autoritären Gesellschaft, <strong>de</strong>r es weniger auf die Hilfe für die<br />

Opfer und auf die Sozialisierung <strong>de</strong>r Täter ankommt, als vielmehr auf die Ausübung von Macht über die Mitbürger und die Durchsetzung ihrer<br />

eigenen Moralvorstellungen und Lebensi<strong>de</strong>ale.<br />

Der Moralbegriff wird zu<strong>de</strong>m durch die Massenmedien entwertet, in<strong>de</strong>m er für an<strong>de</strong>re Zwecke missbraucht wird. Ein prägnantes Beispiel ist die<br />

Sport-, beson<strong>de</strong>rs die Fussballberichterstattung, wenn von <strong>de</strong>r Moral <strong>de</strong>r Mannschaft gesprochen wird, wo nur Motivation o<strong>de</strong>r<br />

Durchhaltevermögen gemeint ist. Häufig wird in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit Gesetzestreue als Moral bezeichnet, ohne dabei die Moral <strong>de</strong>r Gesetze zu<br />

beachten. Es sind Beispiele für die generelle Auflösung von Be<strong>de</strong>utungen in <strong>de</strong>r Sprache <strong>de</strong>r Medien. Diese Form von Evolution in <strong>de</strong>r Kultur<br />

hat teils noch unabsehbare, teils absehbare Folgen hin zu Aggressivität, Fanatismus o<strong>de</strong>r auch Fatalismus.<br />

Je<strong>de</strong>r Mensch hat die Freiheit, Handlungsmöglichkeiten aus rationalen o<strong>de</strong>r emotionalen Motiven, ohne Begründung, abzulehnen und auch zu<br />

verhin<strong>de</strong>rn (z.B. Abtreibung, Gentechnik). Dies mit moralischen Grün<strong>de</strong>n zu rechtfertigen ist aber unzulässig und selbst unmoralisch, weil<br />

niemand über das vollkommene Wissen verfügt. Moral darf nicht Ersatz sein für fehlen<strong>de</strong> rationale Argumente. Es darf auch nicht vergessen<br />

wer<strong>de</strong>n, dass Moral ausschließlich aus <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>s Einzelnen erwächst, also Entscheidungs- und Handlungsfreiheit voraussetzt.<br />

Regeln und Normen <strong>de</strong>r Ethik und Moral sind folglich ein Wi<strong>de</strong>rspruch in sich und <strong>de</strong>generieren leicht zu einem formalen Moralismus, an<br />

<strong>de</strong>ssen Prinzipien die Moralisten oft genug selbst scheitern. Moral ist nicht selten Tarnung und Rechtfertigung für eine intolerante, autoritäre<br />

Geisteshaltung, weshalb Handlungsweisen <strong>de</strong>r Mitmenschen gerne auf die ethisch-moralische Ebene gehievt wer<strong>de</strong>n, um sie anklagen und<br />

verurteilen zu können. Erzwungene, o<strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>m Deckmantel von I<strong>de</strong>ologien o<strong>de</strong>r Heilslehren erschlichene Moral (wie auch political<br />

correctness) ist so flüchtig wie Nebel und daher sinn- und wertlos. Gesellschaftliche Lebensformen erfor<strong>de</strong>rn vernünftige Konventionen,<br />

Regeln und auch Rituale - aber we<strong>de</strong>r Ethik noch Moral. Die Regeln sind in <strong>de</strong>mokratischen Prozessen auf <strong>de</strong>r Basis freien Willens, ohne<br />

Pseudolegitimierung, zu bestimmen. Ethik ist das Eingeständnis menschlicher Unvernunft, die, ebenso wie die Vernunft, <strong>de</strong>r Fähigkeit zu<br />

vorausschauen<strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>ln entspringt. Vernunft zeigt sich grundsätzlich aposteriori aus <strong>de</strong>m Ergebnis von Handlungen. Erst die<br />

Wie<strong>de</strong>rholbarkeit <strong>de</strong>r Handlungen ermöglicht die Anwendung von Vernunft als Erfahrung apriori zur Handlung. Der technologische Fortschritt<br />

und die kulturelle Evolution beruhen vornehmlich auf <strong>de</strong>r Treulosigkeit <strong>de</strong>r Menschheit gegenüber ihren ethischen Prinzipien. Auch die Natur<br />

und die Evolution scheren sich nicht um Moral und Ethos.<br />

Die klassische Ansicht <strong>de</strong>s Menschen über <strong>de</strong>n Menschen führt zur unbegrün<strong>de</strong>ten Selbstüberhöhung als "Krone <strong>de</strong>r Schöpfung" und zur<br />

Selbstüberschätzung - <strong>de</strong>m Lieblingsirrtum <strong>de</strong>r Menschheit. Die unmittelbare Folge davon ist i<strong>de</strong>ologischer o<strong>de</strong>r religiöser Fanatismus und die<br />

gewaltsame Durchsetzung von Dogmen, da man von einer "höheren Autorität" beseelt ist, die dazu berechtigt und sogar dazu verpflichtet, die<br />

Mitmenschen um ihrer selbst willen zu "retten" o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>stens zu "überzeugen" und Gegner zu töten: <strong>de</strong>r Ohnmächtige o<strong>de</strong>r Machtlose<br />

bastelt sich so aus <strong>de</strong>m Nichts ein wirksames Machtinstrument mitsamt <strong>de</strong>r moralischen Selbstrechtfertigung. Die Wertigkeit <strong>de</strong>s Menschen

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