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gesamt 12 - Evolutionsfehler.de

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Wirklichkeit sind.<br />

4. Er <strong>de</strong>nkt in linearen Ursache-Wirkungs-Ketten. Während <strong>de</strong>r Mensch stets isolierte Zustandsän<strong>de</strong>rungen beobachtet und<br />

nach <strong>de</strong>ren Ursachen forscht, um seine eigene Existenz und seine Intentionen zu manifestieren, ist die Natur in<br />

permanenter Wechselwirkung und daher in permanentem Zustandswechsel begriffen. Die Wechselwirkungen <strong>de</strong>r Natur<br />

sind vielfältig rückgekoppelt, so dass die Unterscheidung von Ursachen und Wirkungen ihren Zweck verfehlt.<br />

5. Er <strong>de</strong>nkt digital und binär: in (kleinen) Zahlen, Alternativen, in schwarz-weiß-, entwe<strong>de</strong>r-o<strong>de</strong>r- bzw. alles-o<strong>de</strong>r-nichts-<br />

Schemata (Dichotomien). Der Mensch muss täglich rationale, lebenswichtige Entscheidungen treffen, er muss dazu die<br />

Komplexität, <strong>de</strong>n Entscheidungsstreß möglichst reduzieren. Die Natur dagegen besteht - bei ausreichend, aber nicht<br />

übermäßig genauem Hinsehen - aus unzählbaren Einzelteilen, sie ist analog, sie hat fließen<strong>de</strong> Übergänge und unscharfe<br />

Rän<strong>de</strong>r, sie hat Bandbreiten und Toleranzen.<br />

6. Er strebt nach Sicherheit, Ein<strong>de</strong>utigkeit, Determinismus, Absolutheit, Perfektion, Vollendung. Leben aber ist genau das<br />

Gegenteil dazu.<br />

So hat <strong>de</strong>r Mensch erhebliche Schwierigkeiten, die Funktionsweise wie auch <strong>de</strong>n "Sinn" <strong>de</strong>r Natur zu verstehen, weil seine "top-down"-<br />

Betrachtungsweise immer wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r "bottom-up"-Funktionsweise <strong>de</strong>r Welt kollidiert. Das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Paradigma ist die in <strong>de</strong>r<br />

Eigenschaft <strong>de</strong>s Bewusstseins begrün<strong>de</strong>te Output-Orientierung o<strong>de</strong>r inverse Kybernetik <strong>de</strong>s Menschen. Der Reaktion auf aktuelle<br />

Inkompatibilität in <strong>de</strong>r Natur steht die Proaktion (zumin<strong>de</strong>st die Intention) zur Herbeiführung einer imaginierten Kompatibilität - <strong>de</strong>n Zielen <strong>de</strong>s<br />

Han<strong>de</strong>lns und <strong>de</strong>s Lebens - beim Menschen gegenüber. Dazu gibt es drei Muster: Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s eigenen Verhaltens, Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Umwelt,<br />

unter Umstän<strong>de</strong>n durch Anwendung von Gewalt, und schließlich Ausweichverhalten bzw. Ersatzhandlungen, vermutlich das am häufigsten<br />

angewen<strong>de</strong>te Muster. Der "naturalistische Fehlschluss" besteht darin, auf Grund <strong>de</strong>s eigenen zielgerichteten und zweckmäßigen Han<strong>de</strong>lns<br />

auch in <strong>de</strong>n zu beobachten<strong>de</strong>n Zweckmäßigkeiten <strong>de</strong>r Natur eine Absicht, einen Plan o<strong>de</strong>r eine Intelligenz erkennen zu wollen. Die<br />

kausalistische Denkweise erschwert ihre Erforschung, ganz beson<strong>de</strong>rs die Erforschung <strong>de</strong>s Menschen selbst. Das Verstehen <strong>de</strong>s Menschen<br />

erfor<strong>de</strong>rt die Abkehr vom Denken <strong>de</strong>s Menschen.<br />

Aus <strong>de</strong>r Kenntnis <strong>de</strong>r Output-Orientierung <strong>de</strong>s Menschen lassen sich wichtige Konsequenzen für seine Beeinflussung, also für Pädagogik,<br />

Psychotherapie, Politik und Management ableiten: es kommt nicht so sehr darauf an, die Menschen selbst, bzw. ihr Verhalten durch<br />

Zielvorgaben und For<strong>de</strong>rungen unmittelbar zu steuern o<strong>de</strong>r zu än<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn es kommt darauf an, ihnen die Inputs, die Möglichkeiten und<br />

die Verlockungen zu geben, die sie zu <strong>de</strong>m erwünschten Output verleiten. Das erfor<strong>de</strong>rt aber mehr Intelligenz, mehr Geduld und <strong>de</strong>n Verzicht<br />

auf nackte Machtausübung. Es wird nicht immer möglich und verlässlich, aber oftmals erfolgversprechen<strong>de</strong>r und weniger frustrierend sein.<br />

Besser bekannt unter <strong>de</strong>m Begriff Motivation ist diese Form <strong>de</strong>r Menschenführung trotz<strong>de</strong>m wenig angewen<strong>de</strong>t.<br />

Die Evolution schert sich we<strong>de</strong>r um Erfolge noch um Misserfolge ihres Tuns. Zwecke, Ziele und Absichten sind Projektionen<br />

anthropozentrischer Weltsicht aus <strong>de</strong>n beobachteten Konsequenzen natürlicher Vorgänge. Der Beweis dafür ist gera<strong>de</strong>zu trivial: die Gravitation<br />

beispielsweise wirkt immer in <strong>de</strong>rselben Weise, konstruktiv o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>struktiv, unabhängig von irgendwelchen Zielen o<strong>de</strong>r Absichten. Der Mensch<br />

ist bei seiner konstruktiven Tätigkeit apriori stets zum Erfolg verdammt, weil die Kosten für Misserfolge untragbar hoch sein können, wogegen<br />

die Evolution aus einem schier unbegrenzten Budget schöpfen kann, um sich gegen eigene "Irrtümer" und gegen die Destruktionen <strong>de</strong>r<br />

Naturgewalten zu verteidigen. Die vielen misslungenen und abgebrochenen Experimente <strong>de</strong>r Evolution bleiben unsichtbar, während die<br />

rezenten Lebensformen per se <strong>de</strong>n Erfolg beeindruckend dokumentieren. Die Natur schreckt auch vor <strong>de</strong>n größten Risiken und <strong>de</strong>n größten<br />

Opfern nicht zurück und gibt selbst ihre wun<strong>de</strong>rbarsten Schöpfungen <strong>de</strong>m Zerfall und <strong>de</strong>r Zerstörung preis! Vom Menschen künstlich erzeugtes<br />

o<strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rtes Leben müßte sich in diesem Punkt gravierend von natürlichem Leben unterschei<strong>de</strong>n. Irren ist menschlich - ausschließlich<br />

menschlich.<br />

Manche Robotik-Forscher (Minsky, Moravec) haben die von Medien begierig verbreitete Vorstellung, Roboter mit Bewusstsein und Emotionen<br />

bauen zu können. Sogar von einer Verdrängung <strong>de</strong>s Menschen und einer postbiotischen Evolution ist die Re<strong>de</strong>. Zwar besteht kein Zweifel,<br />

dass, wie <strong>de</strong>r Mensch selbst, noch intelligentere Wesen aus Materie geschaffen wer<strong>de</strong>n könnten; dabei wird aber vergessen, dass das<br />

natürliche, schöpferlose Leben wegen seiner Diversität und Komplexität nicht reproduzierbar und nicht beherrschbar ist, überdies auch Lei<strong>de</strong>n,<br />

Schmerzen und <strong>de</strong>n Tod beinhaltet, wofür kein Schöpfer die Verantwortung zu tragen hat. Wür<strong>de</strong>n künstlich fühlen<strong>de</strong>, also notwendig auch<br />

lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Geschöpfe nicht ihren Schöpfer haftbar machen? Abgesehen davon können Geschöpfe aus Stahl und Silizium grundsätzlich niemals<br />

dieselben Gefühle empfin<strong>de</strong>n wie Geschöpfe aus "Fleisch und Blut". Die Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n sinnlosen Versuch <strong>de</strong>s Menschen, sich selbst<br />

technisch zu rekonstruieren, sind wohl in seinem irrationalen Narzissmus, <strong>de</strong>r Vision <strong>de</strong>s Übermenschen zu fin<strong>de</strong>n. Ein Indiz dafür sind die<br />

bisher phantasielos anthropomorphen Geschöpfe <strong>de</strong>r Robotiker, weil nicht <strong>de</strong>r Funktionszweck, son<strong>de</strong>rn die Funktionsweise <strong>de</strong>s Menschen<br />

imitiert wird.<br />

Es ist zu vermuten, dass auch die Evolution generativ wirkt. Aus <strong>de</strong>n Grundbausteinen (Nukleoti<strong>de</strong>, Aminosäuren, Pepti<strong>de</strong>, Lipi<strong>de</strong>, Sacchari<strong>de</strong><br />

u.a.) wer<strong>de</strong>n komplexere Bausteine erzeugt (Zellen, von <strong>de</strong>nen es im menschlichen Körper über 200 verschie<strong>de</strong>ne Typen gibt), aus diesen<br />

schließlich die bekannten Lebensformen. Mit <strong>de</strong>r Komplexität steigen die Variationsmöglichkeiten, wobei die Strukturen <strong>de</strong>r Grundbausteine<br />

unverän<strong>de</strong>rt bleiben können. Mutationen <strong>de</strong>r Grundbausteine jedoch, z.B. die Polysacchari<strong>de</strong> Zellulose und Stärke o<strong>de</strong>r die Polypepti<strong>de</strong>,<br />

bewirken grundlegen<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r "höheren" Bausteine, so dass die Varianten größere Unterschie<strong>de</strong> aufweisen, wie sie sich in<br />

unterschiedlichen Spezies zeigen. Wie aus einem Alphabet und einer Grammatik unendlich viele und unendlich lange Sätze erzeugt wer<strong>de</strong>n<br />

können, so können aus <strong>de</strong>n Atomen und Molekülen einerseits und <strong>de</strong>n physikalisch-chemischen Gesetzmäßigkeiten an<strong>de</strong>rerseits fast<br />

unendlich viele und unendlich große Moleküle erzeugt wer<strong>de</strong>n. Die Natur markiert Startpunkte - we<strong>de</strong>r Ziele noch Ergebnisse; diese sind<br />

zufällig.<br />

Die Industrie versucht, die Erfolge <strong>de</strong>r natürlichen Evolution durch Nachahmung zur Entwicklung von Produkten zu nutzen. Dabei ist<br />

festzustellen, dass als Ausgangspunkt ein bereits funktionsfähiges Produkt vorliegen muss. Durch geeignete Modifizierungs-, Bewertungs- und<br />

Entscheidungsstrategien, nichts an<strong>de</strong>res als Variations- und Selektionsstrategien, soll eine Verbesserung <strong>de</strong>s Produkts erreicht und eine<br />

Verschlechterung o<strong>de</strong>r gar Zerstörung ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n. Es müssen Schranken (Qualität, Zeit, Kosten) bestimmt wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>ren<br />

Erreichen die weitere Bearbeitung abgebrochen wird. Aus Kostengrün<strong>de</strong>n wird <strong>de</strong>r Ingenieur versuchen, möglichst effiziente Strategien zu<br />

fin<strong>de</strong>n, weswegen <strong>de</strong>r Möglichkeitsraum <strong>de</strong>r geplanten Variationen apriori eingeschränkt ist, im Gegensatz zu <strong>de</strong>n blin<strong>de</strong>n Variationen <strong>de</strong>r<br />

Natur. Bei mangeln<strong>de</strong>r Berechenbarkeit o<strong>de</strong>r ähnlichen Umstän<strong>de</strong>n kann die evolutive Metho<strong>de</strong> die einzige Alternative zur algorithmischen<br />

Lösung bieten.<br />

In dieser These liegt wie<strong>de</strong>rum ein Ansatzpunkt für die Entstehung komplexer Organismen. Die Natur konstruiert nicht wie <strong>de</strong>r Mensch<br />

rationelle Systeme, die nur die zweckmäßigen Funktionen ausführen, son<strong>de</strong>rn die Natur muss redundant konstruieren, um aposteriori(!)<br />

funktionsfähige Lebensformen hervorzubringen. Redundanz be<strong>de</strong>utet, dass gleichartige o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st ähnliche Funktionen - bzw. <strong>de</strong>ren<br />

Funktionsträger - mehrfach vorhan<strong>de</strong>n sind. Allein die Tatsache, dass das Genom mit etwa 3 Milliar<strong>de</strong>n Basenpaaren beim Menschen in etwa<br />

10 14 Zellen vollständig und sogar jeweils doppelt vorhan<strong>de</strong>n ist, be<strong>de</strong>utet eine gigantische Redundanz. So entstehen Organe und Funktionen,<br />

die nicht notwendig, o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st nicht rationell sind, die aber die Möglichkeit bieten, als Reserve bei Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Umwelt o<strong>de</strong>r zur<br />

Nutzung ökologischer Nischen eine geeignete Funktion zu übernehmen, während an<strong>de</strong>re Organe zwar weiterhin funktionieren, aber ihren<br />

Zweck verloren haben. Manche Organe sind sogar mehrfach vorhan<strong>de</strong>n. Die Menschen wun<strong>de</strong>rn sich bei <strong>de</strong>r Beobachtung von Pflanzen und<br />

Tieren nicht selten über <strong>de</strong>n nicht erkennbaren Zweck mancher Organe und Glie<strong>de</strong>r.

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